Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.Litteratur der (iowss L^riae im Rat erschienen sei, um über eine wichtige Angelegenheit zu Einem solchen Volke war eben nicht mehr zu helfen, auch nicht durch das Christen- Litteratur Reden und Vortrage von Ulrich von Wilanow^ Berlin. Weid¬ Wer noch nicht weiß, aber wissen will, was die noter..e Mlolog^ ti. Litteratur der (iowss L^riae im Rat erschienen sei, um über eine wichtige Angelegenheit zu Einem solchen Volke war eben nicht mehr zu helfen, auch nicht durch das Christen- Litteratur Reden und Vortrage von Ulrich von Wilanow^ Berlin. Weid¬ Wer noch nicht weiß, aber wissen will, was die noter..e Mlolog^ ti. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0493" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/234373"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1610" prev="#ID_1609"> der (iowss L^riae im Rat erschienen sei, um über eine wichtige Angelegenheit zu<lb/> sprechen, hätten sie alle stumm dagesessen, ja viele hätten sich hinter den Rücken<lb/> ihrer Vordermänner verkrochen, weil sie sich schon fürchteten, von dem Gewaltigen<lb/> gesehen zu werden. So seien sie zu Sklaven herabgesunken. Es sei ja ganz schön,<lb/> daß sie der Stadt dienten, indem sie die Bäder heizten, Pferde zum Wettrennen<lb/> und Bären zu den Tierhetzen lieferten, aber die wichtigste Liturgie bleibe doch das<lb/> verständige Nachdenken über das, was dem Wohle der Stadt diene, und das offne<lb/> Aussprechen dessen, was man gefunden habe. Dazu gehöre nun freilich auch die<lb/> Gewöhnung an ernste Beschäftigung, aber dieses verweichlichte und vergnügungs¬<lb/> süchtige Geschlecht rühre eher Giftschlangen an als Bücher.</p><lb/> <p xml:id="ID_1611"> Einem solchen Volke war eben nicht mehr zu helfen, auch nicht durch das Christen-<lb/> Unn, dessen Vertreter seit Konstantins Zeit in weit höherm Grade als die Rhetoren<lb/> Parlament und Presse ersetzten; die Synoden waren sogar schon Parlamente, und<lb/> ein neuerer Historiker entrüstet sich über die „staatsgefährliche Frechheit," mit der<lb/> Johannes Chrhsvstomus als Patriarch von Konstantinopel in seinen Predigten an<lb/> der Regierung Kritik übte. Von dieser Thätigkeit der christlichen Bischöfe hat<lb/> Libauins wohlweislich geschwiegen, aber die Eifersucht auf sie mag nicht wenig dazu<lb/> beigetragen haben, seinen eignen Eifer für die Verbesserung der öffentlichen Zu¬<lb/> stände zu spornen, wie andrerseits auch das Vorbild des Meisters ohne Zweifel<lb/> von heilsamem Einfluß auf Chrysostomus gewesen ist.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Litteratur</head><lb/> <p xml:id="ID_1612"> Reden und Vortrage von Ulrich von Wilanow^ Berlin. Weid¬<lb/> manns Buchhandlung, 1901. VIII und 278 Seiten</p><lb/> <p xml:id="ID_1613" next="#ID_1614"> Wer noch nicht weiß, aber wissen will, was die noter..e Mlolog^ ti.<lb/> Wissenschaft vom klassischen Altertum wirklich ist. "ut w^e e.n g"sovil" ^von ti s r Wisienscha aus heute die Welt ansieht, der erfährt das am besten aus diesen<lb/> Reden 2d t? die in den Jahren 1877 bis ^«0 entstanden und b.s an<lb/> die letzten vier einzelnen interessanten Fragen gewidmeten Vertrage (Der Jens lon<lb/> Olympia. Die Locke der Verenike, Ans ägyptischen Gräbern. An den Quellen d s<lb/> Clitmnnus) alle schon gedruckt, aber einen, größern Leserkreis unziiganglich geblieben<lb/> sind. Die klassische Philologie hat die Aufgabe, das Leben der ^den a^Völker, vor allem das der Griechen, die griechische Kultur die nut der ant n o<lb/> Hauch zusammenfällt und von den Römern nur dem «im.de ver^die die Grundlage unsrer Kultur bildet, und mit der diese deshalb in bestaw.gen<lb/> Zusammenhang erhalten werden muß. in allen ihren Außer.engen « s ^SU erforschen und darznstelle.i. »ut sie hat dieses Ziel für i.)r ^eher erkannt und verfügt, bevor die modernste Richtung der Geschichtschreibung s<lb/> " s etwas ganz neues verkündete. Mit seiner ph"°l°g'schen<lb/> bindet WilamoWitz einen weiten und freien Blick für "?e S^h<lb/> überhaupt, und so hoch er die Kultur der Griechen einschätzt, so tie durchdrungen<lb/> er ist von ihrer grundlegenden und unvergleichlichen Bedeutung, so begeis^re er<lb/> sie darum schildert, klassisch, vorbildlich in dem alten Sinne unsrer klassischen Dichter<lb/> und des Neuhumanismus ist sie ihm keineswegs, er faßt sie durchaus historisch aus.<lb/> wie jede andre Erscheinung der Weltgeschichte. Darin liegt der Unterschied zwischen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0493]
Litteratur
der (iowss L^riae im Rat erschienen sei, um über eine wichtige Angelegenheit zu
sprechen, hätten sie alle stumm dagesessen, ja viele hätten sich hinter den Rücken
ihrer Vordermänner verkrochen, weil sie sich schon fürchteten, von dem Gewaltigen
gesehen zu werden. So seien sie zu Sklaven herabgesunken. Es sei ja ganz schön,
daß sie der Stadt dienten, indem sie die Bäder heizten, Pferde zum Wettrennen
und Bären zu den Tierhetzen lieferten, aber die wichtigste Liturgie bleibe doch das
verständige Nachdenken über das, was dem Wohle der Stadt diene, und das offne
Aussprechen dessen, was man gefunden habe. Dazu gehöre nun freilich auch die
Gewöhnung an ernste Beschäftigung, aber dieses verweichlichte und vergnügungs¬
süchtige Geschlecht rühre eher Giftschlangen an als Bücher.
Einem solchen Volke war eben nicht mehr zu helfen, auch nicht durch das Christen-
Unn, dessen Vertreter seit Konstantins Zeit in weit höherm Grade als die Rhetoren
Parlament und Presse ersetzten; die Synoden waren sogar schon Parlamente, und
ein neuerer Historiker entrüstet sich über die „staatsgefährliche Frechheit," mit der
Johannes Chrhsvstomus als Patriarch von Konstantinopel in seinen Predigten an
der Regierung Kritik übte. Von dieser Thätigkeit der christlichen Bischöfe hat
Libauins wohlweislich geschwiegen, aber die Eifersucht auf sie mag nicht wenig dazu
beigetragen haben, seinen eignen Eifer für die Verbesserung der öffentlichen Zu¬
stände zu spornen, wie andrerseits auch das Vorbild des Meisters ohne Zweifel
von heilsamem Einfluß auf Chrysostomus gewesen ist.
Litteratur
Reden und Vortrage von Ulrich von Wilanow^ Berlin. Weid¬
manns Buchhandlung, 1901. VIII und 278 Seiten
Wer noch nicht weiß, aber wissen will, was die noter..e Mlolog^ ti.
Wissenschaft vom klassischen Altertum wirklich ist. "ut w^e e.n g"sovil" ^von ti s r Wisienscha aus heute die Welt ansieht, der erfährt das am besten aus diesen
Reden 2d t? die in den Jahren 1877 bis ^«0 entstanden und b.s an
die letzten vier einzelnen interessanten Fragen gewidmeten Vertrage (Der Jens lon
Olympia. Die Locke der Verenike, Ans ägyptischen Gräbern. An den Quellen d s
Clitmnnus) alle schon gedruckt, aber einen, größern Leserkreis unziiganglich geblieben
sind. Die klassische Philologie hat die Aufgabe, das Leben der ^den a^Völker, vor allem das der Griechen, die griechische Kultur die nut der ant n o
Hauch zusammenfällt und von den Römern nur dem «im.de ver^die die Grundlage unsrer Kultur bildet, und mit der diese deshalb in bestaw.gen
Zusammenhang erhalten werden muß. in allen ihren Außer.engen « s ^SU erforschen und darznstelle.i. »ut sie hat dieses Ziel für i.)r ^eher erkannt und verfügt, bevor die modernste Richtung der Geschichtschreibung s
" s etwas ganz neues verkündete. Mit seiner ph"°l°g'schen
bindet WilamoWitz einen weiten und freien Blick für "?e S^h
überhaupt, und so hoch er die Kultur der Griechen einschätzt, so tie durchdrungen
er ist von ihrer grundlegenden und unvergleichlichen Bedeutung, so begeis^re er
sie darum schildert, klassisch, vorbildlich in dem alten Sinne unsrer klassischen Dichter
und des Neuhumanismus ist sie ihm keineswegs, er faßt sie durchaus historisch aus.
wie jede andre Erscheinung der Weltgeschichte. Darin liegt der Unterschied zwischen
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