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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Erlebnisse eines achtjährigen Jungen

unternehmen, die entweder Katastrophen herbeiführen mußten oder wenigstens -- ich
habe hierbei namentlich die gemachten Bekanntschaften im Auge -- den Wünschen
meiner Eltern schnurstracks entgegenliefen.

Wie das Leben des Apostel Paulus, dem ich sonst leider nicht ähnelte, war
auch das meine damals eine Reihenfolge von Fährlichkeiten zu Wasser und zu Lande.
Kaum war ich aus dem Floßgrabeu gezogen worden, lag ich im Schwaueuteich.
Eine Kopfwunde, die ich mir durch einen Treppensturz zugezogen hatte, war noch
nicht geheilt, und schon war das linke Bein durch den Fall von einer Leiter ver¬
staucht. Wenn ich mich nicht bei Gelegenheit eines unerlaubten Kücheubesuchs ver¬
brüht oder in der Speisekammer durch das zu hastige, weil fraudulöse Verschlingen
einer snftgeschwollnen Essigpflaume dem Erstickungstode nahegebracht hatte, war es
im Hof der große Schleifstein, der mir zu einer thalergroßen Schürfung verhalf.
Heugabeln, Siigeu, Hammer, Zangen und Bohrer schienen nur da zu sein, mich zu
verwunden; Quetschungen zwischen Thür und Angel mit obligater Blutblase wechselten
mit blauen, allmählich ins Grüne und Gelbe übergehenden Augen und allerhand
Deformationen und Anschwellungen des Nasensattels ab; Brauschen wurden längst
nicht mehr mit dem Messer plattgedrückt, sie waren gäng und gäbe wie das täg¬
liche Brot.

Es hätte erstaunlich scheinen können, daß kein Plättbrett umstürzen und kein
Bügeleisen vom Sims fallen konnte, ohne mich zu treffen, wenn ich nicht in jedem
einzelnen Falle die Katastrophe durch die überraschendsten Manöver herbeizuführen
verstanden gehabt hätte. Was andre Kinder paarweis führen, Fausthandschuhe,
Müffchen, Guminigaloschen, kannte ich nur in der Einzahl, dagegen mußten mir
zwei Schnupftücher mitgegeben werden, damit ich mit einem wieder nach Hause kam.

Täglich wurde ich vermißt und an den unwahrscheinlichsten Orten wieder¬
gefunden: in der Garküche, beim Obersten, dem Kinder ein Greuel waren, in Auktious-
lokaleu, auf der Hauptwache, im Seminar, in Kirchen und Schulen, wahrend des
Jahrmarkts in einer Waffelkuchenbude, deren Besuch den Unteroffizieren und Mann¬
schaften durch Regimentsbefehl bei Strafe untersagt war; während des Vogelschießens
im Schießstand; immer unter der Obhut des einen oder des andern, der mich bei
sich behalten hatte, wie es die Soldaten so gern mit zugelaufnen Hunden thun,
und der mich mit dem ehrenvollen Zeugnisse wieder auslieferte, daß ich ganz artig
gewesen sei.

Um die Leute herum zu sein und ihnen zuzusehen, war alles, was ich begehrte;
zu reden brauchten sie wenig, wenn sie mich nur dabehielten. Wir hatten befreundete
Familien in der Stadt, wo es Kinder gab: bei denen erschien ich mit der Meldung,
ich könne bis um fünf dableiben, und wenn mir dann gesagt wurde, nun sei es
fünf Uhr, lief ich in einem Trabe auf dem nächsten Wege zurück nach Hanse.

Wäre ich wild und eine richtige Range gewesen, würde mau auf seiner Hut
gewesen sein. Da ich nicht bis drei zählen konnte und um den Finger zu wickeln
war, ließ man sich immer wieder einschläfern, und -- weg war ich. Mein Freund
Shnatschke hatte die Sache sehr richtig bezeichnet. Zum Floh versieht man sich
des Sprungs, hatte er gesagt, nicht zur Wanze. Das hatte ich ihm sehr übel ge¬
nommen, und nur der Vorschlag, sich gleich auf dem Flecke anspannen zu lassen
und "wildes Pferd" zu sein, hatte mich versöhnen können. Wildes Pferd machte
ihm so leicht keiner nach. Kutscher zu sein, wenn er wildes Pferd war, war der
Himmel auf Erden. Er schunubte, wieherte, zäumte sich bei, schlug aus, drängte,
scheute, kurbettierte, setzte in wilder Jagd über alle Bauhölzer und ging schließlich
als vom Kutscher gebändigtes und dressiertes Kuuftpferd spanischen Tritt.

Wenn sich die andern auch nicht so drastisch ausdrückten, so war man doch,
glaube ich, ganz allgemein der Ansicht, daß es wegen der vielen Zeitversänmnis,


Erlebnisse eines achtjährigen Jungen

unternehmen, die entweder Katastrophen herbeiführen mußten oder wenigstens — ich
habe hierbei namentlich die gemachten Bekanntschaften im Auge — den Wünschen
meiner Eltern schnurstracks entgegenliefen.

Wie das Leben des Apostel Paulus, dem ich sonst leider nicht ähnelte, war
auch das meine damals eine Reihenfolge von Fährlichkeiten zu Wasser und zu Lande.
Kaum war ich aus dem Floßgrabeu gezogen worden, lag ich im Schwaueuteich.
Eine Kopfwunde, die ich mir durch einen Treppensturz zugezogen hatte, war noch
nicht geheilt, und schon war das linke Bein durch den Fall von einer Leiter ver¬
staucht. Wenn ich mich nicht bei Gelegenheit eines unerlaubten Kücheubesuchs ver¬
brüht oder in der Speisekammer durch das zu hastige, weil fraudulöse Verschlingen
einer snftgeschwollnen Essigpflaume dem Erstickungstode nahegebracht hatte, war es
im Hof der große Schleifstein, der mir zu einer thalergroßen Schürfung verhalf.
Heugabeln, Siigeu, Hammer, Zangen und Bohrer schienen nur da zu sein, mich zu
verwunden; Quetschungen zwischen Thür und Angel mit obligater Blutblase wechselten
mit blauen, allmählich ins Grüne und Gelbe übergehenden Augen und allerhand
Deformationen und Anschwellungen des Nasensattels ab; Brauschen wurden längst
nicht mehr mit dem Messer plattgedrückt, sie waren gäng und gäbe wie das täg¬
liche Brot.

Es hätte erstaunlich scheinen können, daß kein Plättbrett umstürzen und kein
Bügeleisen vom Sims fallen konnte, ohne mich zu treffen, wenn ich nicht in jedem
einzelnen Falle die Katastrophe durch die überraschendsten Manöver herbeizuführen
verstanden gehabt hätte. Was andre Kinder paarweis führen, Fausthandschuhe,
Müffchen, Guminigaloschen, kannte ich nur in der Einzahl, dagegen mußten mir
zwei Schnupftücher mitgegeben werden, damit ich mit einem wieder nach Hause kam.

Täglich wurde ich vermißt und an den unwahrscheinlichsten Orten wieder¬
gefunden: in der Garküche, beim Obersten, dem Kinder ein Greuel waren, in Auktious-
lokaleu, auf der Hauptwache, im Seminar, in Kirchen und Schulen, wahrend des
Jahrmarkts in einer Waffelkuchenbude, deren Besuch den Unteroffizieren und Mann¬
schaften durch Regimentsbefehl bei Strafe untersagt war; während des Vogelschießens
im Schießstand; immer unter der Obhut des einen oder des andern, der mich bei
sich behalten hatte, wie es die Soldaten so gern mit zugelaufnen Hunden thun,
und der mich mit dem ehrenvollen Zeugnisse wieder auslieferte, daß ich ganz artig
gewesen sei.

Um die Leute herum zu sein und ihnen zuzusehen, war alles, was ich begehrte;
zu reden brauchten sie wenig, wenn sie mich nur dabehielten. Wir hatten befreundete
Familien in der Stadt, wo es Kinder gab: bei denen erschien ich mit der Meldung,
ich könne bis um fünf dableiben, und wenn mir dann gesagt wurde, nun sei es
fünf Uhr, lief ich in einem Trabe auf dem nächsten Wege zurück nach Hanse.

Wäre ich wild und eine richtige Range gewesen, würde mau auf seiner Hut
gewesen sein. Da ich nicht bis drei zählen konnte und um den Finger zu wickeln
war, ließ man sich immer wieder einschläfern, und — weg war ich. Mein Freund
Shnatschke hatte die Sache sehr richtig bezeichnet. Zum Floh versieht man sich
des Sprungs, hatte er gesagt, nicht zur Wanze. Das hatte ich ihm sehr übel ge¬
nommen, und nur der Vorschlag, sich gleich auf dem Flecke anspannen zu lassen
und „wildes Pferd" zu sein, hatte mich versöhnen können. Wildes Pferd machte
ihm so leicht keiner nach. Kutscher zu sein, wenn er wildes Pferd war, war der
Himmel auf Erden. Er schunubte, wieherte, zäumte sich bei, schlug aus, drängte,
scheute, kurbettierte, setzte in wilder Jagd über alle Bauhölzer und ging schließlich
als vom Kutscher gebändigtes und dressiertes Kuuftpferd spanischen Tritt.

Wenn sich die andern auch nicht so drastisch ausdrückten, so war man doch,
glaube ich, ganz allgemein der Ansicht, daß es wegen der vielen Zeitversänmnis,


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[0244] Erlebnisse eines achtjährigen Jungen unternehmen, die entweder Katastrophen herbeiführen mußten oder wenigstens — ich habe hierbei namentlich die gemachten Bekanntschaften im Auge — den Wünschen meiner Eltern schnurstracks entgegenliefen. Wie das Leben des Apostel Paulus, dem ich sonst leider nicht ähnelte, war auch das meine damals eine Reihenfolge von Fährlichkeiten zu Wasser und zu Lande. Kaum war ich aus dem Floßgrabeu gezogen worden, lag ich im Schwaueuteich. Eine Kopfwunde, die ich mir durch einen Treppensturz zugezogen hatte, war noch nicht geheilt, und schon war das linke Bein durch den Fall von einer Leiter ver¬ staucht. Wenn ich mich nicht bei Gelegenheit eines unerlaubten Kücheubesuchs ver¬ brüht oder in der Speisekammer durch das zu hastige, weil fraudulöse Verschlingen einer snftgeschwollnen Essigpflaume dem Erstickungstode nahegebracht hatte, war es im Hof der große Schleifstein, der mir zu einer thalergroßen Schürfung verhalf. Heugabeln, Siigeu, Hammer, Zangen und Bohrer schienen nur da zu sein, mich zu verwunden; Quetschungen zwischen Thür und Angel mit obligater Blutblase wechselten mit blauen, allmählich ins Grüne und Gelbe übergehenden Augen und allerhand Deformationen und Anschwellungen des Nasensattels ab; Brauschen wurden längst nicht mehr mit dem Messer plattgedrückt, sie waren gäng und gäbe wie das täg¬ liche Brot. Es hätte erstaunlich scheinen können, daß kein Plättbrett umstürzen und kein Bügeleisen vom Sims fallen konnte, ohne mich zu treffen, wenn ich nicht in jedem einzelnen Falle die Katastrophe durch die überraschendsten Manöver herbeizuführen verstanden gehabt hätte. Was andre Kinder paarweis führen, Fausthandschuhe, Müffchen, Guminigaloschen, kannte ich nur in der Einzahl, dagegen mußten mir zwei Schnupftücher mitgegeben werden, damit ich mit einem wieder nach Hause kam. Täglich wurde ich vermißt und an den unwahrscheinlichsten Orten wieder¬ gefunden: in der Garküche, beim Obersten, dem Kinder ein Greuel waren, in Auktious- lokaleu, auf der Hauptwache, im Seminar, in Kirchen und Schulen, wahrend des Jahrmarkts in einer Waffelkuchenbude, deren Besuch den Unteroffizieren und Mann¬ schaften durch Regimentsbefehl bei Strafe untersagt war; während des Vogelschießens im Schießstand; immer unter der Obhut des einen oder des andern, der mich bei sich behalten hatte, wie es die Soldaten so gern mit zugelaufnen Hunden thun, und der mich mit dem ehrenvollen Zeugnisse wieder auslieferte, daß ich ganz artig gewesen sei. Um die Leute herum zu sein und ihnen zuzusehen, war alles, was ich begehrte; zu reden brauchten sie wenig, wenn sie mich nur dabehielten. Wir hatten befreundete Familien in der Stadt, wo es Kinder gab: bei denen erschien ich mit der Meldung, ich könne bis um fünf dableiben, und wenn mir dann gesagt wurde, nun sei es fünf Uhr, lief ich in einem Trabe auf dem nächsten Wege zurück nach Hanse. Wäre ich wild und eine richtige Range gewesen, würde mau auf seiner Hut gewesen sein. Da ich nicht bis drei zählen konnte und um den Finger zu wickeln war, ließ man sich immer wieder einschläfern, und — weg war ich. Mein Freund Shnatschke hatte die Sache sehr richtig bezeichnet. Zum Floh versieht man sich des Sprungs, hatte er gesagt, nicht zur Wanze. Das hatte ich ihm sehr übel ge¬ nommen, und nur der Vorschlag, sich gleich auf dem Flecke anspannen zu lassen und „wildes Pferd" zu sein, hatte mich versöhnen können. Wildes Pferd machte ihm so leicht keiner nach. Kutscher zu sein, wenn er wildes Pferd war, war der Himmel auf Erden. Er schunubte, wieherte, zäumte sich bei, schlug aus, drängte, scheute, kurbettierte, setzte in wilder Jagd über alle Bauhölzer und ging schließlich als vom Kutscher gebändigtes und dressiertes Kuuftpferd spanischen Tritt. Wenn sich die andern auch nicht so drastisch ausdrückten, so war man doch, glaube ich, ganz allgemein der Ansicht, daß es wegen der vielen Zeitversänmnis,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/244>, abgerufen am 03.07.2024.