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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Frau Potiphar

daß ihre Wache, betrunken und eingeschlafen und ohne einen Laut zu geben, ge¬
knebelt werden konnte. In der Hütte brannte sogar Licht. Der kommandierende
Zolljäger schlich sich hin und sah durch einen Spalt über ein Dutzend Pascher, in
ihrer Mitte aber zu seinem Erstaunen einen Mann in sächsischer Forstuniform, der
aus einem Rncksnck Spitzen verteilte. Ein Pfiff, eine Gewehrsalve von allen vier
Kolonnen a tvmxo, die Schmuggler vom Schreck gelähmt, in der nächsten Minute
sämtlich widerstandslos gefangen! In der sächsischen Forstnniform aber erkannte
man -- Hering! Die Nachricht von dem Fang verbreitete sich wie ein Lauffeuer
durch das ganze Grenzgebiet, noch vor dem' Frühstück erfuhr auch der Rothenthaler
Forstmeister, was sich mit seinem Gehilfen begeben habe. Er ging sofort nach
dessen Zimmer, um es mit Beschlag zu belegen. Wurf möglich? Hering lag im
Bett und schlief wie ein Gerechter. Auch das schärfste Examen ergab nur, daß
Hering mit der Schmugglerbande nichts zu thun hatte, und dasselbe Ergebnis hatte
sich mittlerweile auch in Görkau, wo man die Pascher einlieferte, herausgestellt.
Der vermeintliche Hering, der mit gefangen worden war, war nicht echt. Es war
der ehemalige Waldwärter Uhlig, dem Hering für allerhand kleine Dienste seine
abgetragnen Uniformen geschenkt hatte. In der schweren Zeit war dieser Mann auf
unrechte Wege geraten und allmählich die Hauptstütze der Schmuggelei geworden.
Einen Forstbeamten, hatte er sich gesagt, bringt überhaupt niemand so leicht mit
dem Schmuggel in Verbindung; damit war es beschlossen, die alten Heringschen
Uniformen auf den Paschergängen zu tragen. Das war auch eine Zeit lang ganz
gut gegangen. In der Sntznnger Gegend wurden die Spitzen geholt, bei Reitzen-
hain ins Böhmische gebracht. Aber eines Tages hatte sich die Ulmbacher Finanz¬
wache doch aufgemacht, den Jäger genauer zu besehen, der so häufig bei Nacht die
Grenze wechselte. Uhlig entkam zwar, hielt es aber für geraten, die Uniform wieder
außer Dienst zu stellen. Da hörte mich er, was über Frau Leuner und Hering
erzählt wurde, und sofort machte er sich dieses Gerede zu Nutzen. Wissen die Leute
schon so viel vou den beiden, werden sie ihnen auch noch mehr zutrauen, rechnete
er, und diese Rechnung war richtig. Hatte er früher nur im allgemeinen einen
Jäger gespielt, so übernahm er nun die besondre Rolle Herings. In der Figur
glich er ihm, das leise Hinken des Originals war leicht nachgemacht. Uhlig nahm
also den Spitzenschmuggel von neuem auf und blieb diesesmal ungestört. Die Loch¬
mühle kannte er aus seiner Waldwärterzeit her sehr genau, wußte also auch, daß da
die Hinterthür nachts für die Müllergesellen, die sich ablösten oder nach dem Mühl¬
bach sehen mußten, und für die Fuhrleute, die unes Kommotau gingen oder von da
kamen, offen blieb. So war es auch für ihn leicht, ans und einzugehn. Hätte ihn
Frau Leuner einmal dabei getroffen, wäre es fatal geworden. Die pflegte aber
um Mitternacht fest zu schlafen. Dagegen vom Dieustvolk bemerkt zu werden, das
wars, was er wollte; daß die der Sache nicht ans den Grund gingen, dessen konnte
er sicher sein. Nicht einmal ihm nachzulaufen trauten sie sich, sonst würden sie be¬
merkt haben, daß Uhlig von der Hinterthür ans nicht nach den Zimmern der
Herrschaft, sondern links hinein in den Kornboden ging, wo er sich hinter den Säcken
""gesehen ausruhte. Im Verhör stellte sich denn auch heraus, daß Uhlig der erste
gewesen war, der das Gerücht von den nächtlichen Zusammenkünften Herings mit
der Müllersfrau im Umlauf gesetzt hatte.

Nach dieser Aufklärung des Sachverhalts nahm der Prozeß natürlich ein
schnelles Ende. Noch ehe das Gericht für Leuners entschieden hatte, kam Steller
um seine Entlassung ein und erhielt sie, obgleich sich die Naschlitzer durch ein halbes
Dutzend Gnadengesuche für ihn verwandten. In der Lochmühle war schon bis zur
nächsten Kirmes alles wieder im alten Gang. Mittlerweile sind die Müllersleute
und ihre Tochter wie alle an der Geschichte Beteiligten gestorben. Daß auch Steller


Frau Potiphar

daß ihre Wache, betrunken und eingeschlafen und ohne einen Laut zu geben, ge¬
knebelt werden konnte. In der Hütte brannte sogar Licht. Der kommandierende
Zolljäger schlich sich hin und sah durch einen Spalt über ein Dutzend Pascher, in
ihrer Mitte aber zu seinem Erstaunen einen Mann in sächsischer Forstuniform, der
aus einem Rncksnck Spitzen verteilte. Ein Pfiff, eine Gewehrsalve von allen vier
Kolonnen a tvmxo, die Schmuggler vom Schreck gelähmt, in der nächsten Minute
sämtlich widerstandslos gefangen! In der sächsischen Forstnniform aber erkannte
man — Hering! Die Nachricht von dem Fang verbreitete sich wie ein Lauffeuer
durch das ganze Grenzgebiet, noch vor dem' Frühstück erfuhr auch der Rothenthaler
Forstmeister, was sich mit seinem Gehilfen begeben habe. Er ging sofort nach
dessen Zimmer, um es mit Beschlag zu belegen. Wurf möglich? Hering lag im
Bett und schlief wie ein Gerechter. Auch das schärfste Examen ergab nur, daß
Hering mit der Schmugglerbande nichts zu thun hatte, und dasselbe Ergebnis hatte
sich mittlerweile auch in Görkau, wo man die Pascher einlieferte, herausgestellt.
Der vermeintliche Hering, der mit gefangen worden war, war nicht echt. Es war
der ehemalige Waldwärter Uhlig, dem Hering für allerhand kleine Dienste seine
abgetragnen Uniformen geschenkt hatte. In der schweren Zeit war dieser Mann auf
unrechte Wege geraten und allmählich die Hauptstütze der Schmuggelei geworden.
Einen Forstbeamten, hatte er sich gesagt, bringt überhaupt niemand so leicht mit
dem Schmuggel in Verbindung; damit war es beschlossen, die alten Heringschen
Uniformen auf den Paschergängen zu tragen. Das war auch eine Zeit lang ganz
gut gegangen. In der Sntznnger Gegend wurden die Spitzen geholt, bei Reitzen-
hain ins Böhmische gebracht. Aber eines Tages hatte sich die Ulmbacher Finanz¬
wache doch aufgemacht, den Jäger genauer zu besehen, der so häufig bei Nacht die
Grenze wechselte. Uhlig entkam zwar, hielt es aber für geraten, die Uniform wieder
außer Dienst zu stellen. Da hörte mich er, was über Frau Leuner und Hering
erzählt wurde, und sofort machte er sich dieses Gerede zu Nutzen. Wissen die Leute
schon so viel vou den beiden, werden sie ihnen auch noch mehr zutrauen, rechnete
er, und diese Rechnung war richtig. Hatte er früher nur im allgemeinen einen
Jäger gespielt, so übernahm er nun die besondre Rolle Herings. In der Figur
glich er ihm, das leise Hinken des Originals war leicht nachgemacht. Uhlig nahm
also den Spitzenschmuggel von neuem auf und blieb diesesmal ungestört. Die Loch¬
mühle kannte er aus seiner Waldwärterzeit her sehr genau, wußte also auch, daß da
die Hinterthür nachts für die Müllergesellen, die sich ablösten oder nach dem Mühl¬
bach sehen mußten, und für die Fuhrleute, die unes Kommotau gingen oder von da
kamen, offen blieb. So war es auch für ihn leicht, ans und einzugehn. Hätte ihn
Frau Leuner einmal dabei getroffen, wäre es fatal geworden. Die pflegte aber
um Mitternacht fest zu schlafen. Dagegen vom Dieustvolk bemerkt zu werden, das
wars, was er wollte; daß die der Sache nicht ans den Grund gingen, dessen konnte
er sicher sein. Nicht einmal ihm nachzulaufen trauten sie sich, sonst würden sie be¬
merkt haben, daß Uhlig von der Hinterthür ans nicht nach den Zimmern der
Herrschaft, sondern links hinein in den Kornboden ging, wo er sich hinter den Säcken
«»gesehen ausruhte. Im Verhör stellte sich denn auch heraus, daß Uhlig der erste
gewesen war, der das Gerücht von den nächtlichen Zusammenkünften Herings mit
der Müllersfrau im Umlauf gesetzt hatte.

Nach dieser Aufklärung des Sachverhalts nahm der Prozeß natürlich ein
schnelles Ende. Noch ehe das Gericht für Leuners entschieden hatte, kam Steller
um seine Entlassung ein und erhielt sie, obgleich sich die Naschlitzer durch ein halbes
Dutzend Gnadengesuche für ihn verwandten. In der Lochmühle war schon bis zur
nächsten Kirmes alles wieder im alten Gang. Mittlerweile sind die Müllersleute
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[0265] Frau Potiphar daß ihre Wache, betrunken und eingeschlafen und ohne einen Laut zu geben, ge¬ knebelt werden konnte. In der Hütte brannte sogar Licht. Der kommandierende Zolljäger schlich sich hin und sah durch einen Spalt über ein Dutzend Pascher, in ihrer Mitte aber zu seinem Erstaunen einen Mann in sächsischer Forstuniform, der aus einem Rncksnck Spitzen verteilte. Ein Pfiff, eine Gewehrsalve von allen vier Kolonnen a tvmxo, die Schmuggler vom Schreck gelähmt, in der nächsten Minute sämtlich widerstandslos gefangen! In der sächsischen Forstnniform aber erkannte man — Hering! Die Nachricht von dem Fang verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch das ganze Grenzgebiet, noch vor dem' Frühstück erfuhr auch der Rothenthaler Forstmeister, was sich mit seinem Gehilfen begeben habe. Er ging sofort nach dessen Zimmer, um es mit Beschlag zu belegen. Wurf möglich? Hering lag im Bett und schlief wie ein Gerechter. Auch das schärfste Examen ergab nur, daß Hering mit der Schmugglerbande nichts zu thun hatte, und dasselbe Ergebnis hatte sich mittlerweile auch in Görkau, wo man die Pascher einlieferte, herausgestellt. Der vermeintliche Hering, der mit gefangen worden war, war nicht echt. Es war der ehemalige Waldwärter Uhlig, dem Hering für allerhand kleine Dienste seine abgetragnen Uniformen geschenkt hatte. In der schweren Zeit war dieser Mann auf unrechte Wege geraten und allmählich die Hauptstütze der Schmuggelei geworden. Einen Forstbeamten, hatte er sich gesagt, bringt überhaupt niemand so leicht mit dem Schmuggel in Verbindung; damit war es beschlossen, die alten Heringschen Uniformen auf den Paschergängen zu tragen. Das war auch eine Zeit lang ganz gut gegangen. In der Sntznnger Gegend wurden die Spitzen geholt, bei Reitzen- hain ins Böhmische gebracht. Aber eines Tages hatte sich die Ulmbacher Finanz¬ wache doch aufgemacht, den Jäger genauer zu besehen, der so häufig bei Nacht die Grenze wechselte. Uhlig entkam zwar, hielt es aber für geraten, die Uniform wieder außer Dienst zu stellen. Da hörte mich er, was über Frau Leuner und Hering erzählt wurde, und sofort machte er sich dieses Gerede zu Nutzen. Wissen die Leute schon so viel vou den beiden, werden sie ihnen auch noch mehr zutrauen, rechnete er, und diese Rechnung war richtig. Hatte er früher nur im allgemeinen einen Jäger gespielt, so übernahm er nun die besondre Rolle Herings. In der Figur glich er ihm, das leise Hinken des Originals war leicht nachgemacht. Uhlig nahm also den Spitzenschmuggel von neuem auf und blieb diesesmal ungestört. Die Loch¬ mühle kannte er aus seiner Waldwärterzeit her sehr genau, wußte also auch, daß da die Hinterthür nachts für die Müllergesellen, die sich ablösten oder nach dem Mühl¬ bach sehen mußten, und für die Fuhrleute, die unes Kommotau gingen oder von da kamen, offen blieb. So war es auch für ihn leicht, ans und einzugehn. Hätte ihn Frau Leuner einmal dabei getroffen, wäre es fatal geworden. Die pflegte aber um Mitternacht fest zu schlafen. Dagegen vom Dieustvolk bemerkt zu werden, das wars, was er wollte; daß die der Sache nicht ans den Grund gingen, dessen konnte er sicher sein. Nicht einmal ihm nachzulaufen trauten sie sich, sonst würden sie be¬ merkt haben, daß Uhlig von der Hinterthür ans nicht nach den Zimmern der Herrschaft, sondern links hinein in den Kornboden ging, wo er sich hinter den Säcken «»gesehen ausruhte. Im Verhör stellte sich denn auch heraus, daß Uhlig der erste gewesen war, der das Gerücht von den nächtlichen Zusammenkünften Herings mit der Müllersfrau im Umlauf gesetzt hatte. Nach dieser Aufklärung des Sachverhalts nahm der Prozeß natürlich ein schnelles Ende. Noch ehe das Gericht für Leuners entschieden hatte, kam Steller um seine Entlassung ein und erhielt sie, obgleich sich die Naschlitzer durch ein halbes Dutzend Gnadengesuche für ihn verwandten. In der Lochmühle war schon bis zur nächsten Kirmes alles wieder im alten Gang. Mittlerweile sind die Müllersleute und ihre Tochter wie alle an der Geschichte Beteiligten gestorben. Daß auch Steller

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/265>, abgerufen am 28.06.2024.