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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

keiner mehr "Vorteile genießt, um derenwillen andre desto mehr entbehren müssen."
Von den Utopien eines Morus und andrer urteilt er, eine solche Staatsverfnssnng
sei freilich uur el" süßer Trnum, aber sich seiner Verwirklichung zu nähern sei
nicht allein denkbar, sondern, soweit es sich mit den moralischen Gesetzen vertrage,
sogar Pflicht -- "des Staatsoberhaupts." Im zweiten Teile seiner Schrift zeigt
Vorländer, wie einerseits die Neukantianer, namentlich der längst verstorbne Friedrich
Albert Lange, dann Cohen, Stammler, Natvrp, Lipps dem Sozialismus zuneigen,
während in neuster Zeit einzelne Svzialistein Innres, Schmidt, Bernstein u. a., sich
von der Tyrannei der verbohrten Marxisten befreiend, mich in der Philosophie
Anschluß an die bürgerlichen Kreise und namentlich an die der Neukantianer zu
gewinnen suchen. -- Die christlich-soziale Bewegung in England hat namentlich
Schulze-Gnevernitz bei uns bekannt gemacht, und unter ihren Führern ist Kingsley
schon durch seine belletristischen Leistungen berühmt, dann aber auch durch Mono¬
graphie" eingeführt wordeu. Weniger Beachtung hat bis jetzt Frederick Denison
Maurice gefunden, den Kiugsley als seinen Meister verehrte. Seine Persönlich¬
keit und sein Wirken schildert nun Helene von Dungern in einer (bei Vauden-
hoeck und Ruprecht in Göttingen 1900 erschienenen) Broschüre. Maurice war der
unter allen Teilnehmern der Bewegung, der das "Christlich" im Pnrteinamen um
stärksten betonte und daher den schlimmsten Stand hatte. Daß er von den Staats¬
kirchlichen verketzert wurde und seine Professur am Kings College verlor, war ebenso
selbstverständlich, als daß die meisten Arbeiter in ihm nur einen listigen Pfaffen
sahen, aber auch mit den Freunden hatte er viele MißHelligkeiten, sodaß sein Leben
ein beständiges Martyrium war. Und während es mit den sozialen Bestrebungen
ganz erfreulich vorwärts ging, erzielten seine Bemühungen, die Arbeiter zu Gott
zu führen, nur sehr bescheidne Erfolge. Seine Vorlesungen an dem im Jahre 1854
eröffneten 'WorliMFinons LolIoA<z, dessen Leitung er übernahm, Pflegte er mit Gebet
zu eröffnen. Über den Passiver Widerstand, der dieser Einrichtung begegnete, klagt
er in einem Briefe an den christlich-sozialen Juristen Ludlow: -"Was Sie über
unsre Gebete im College und über den im ganzen so vergeblichen Versuch, Leben
hineinzubringen, bemerken, ist eine schmerzliche Wahrheit. Ich lese die Gebete
jedesmal mit wirklichem Schmerz. Ein oder zwei Leute hören zu, wahrscheinlich
uur mit Widerstreben. Die Lehrer und Schüler halten sich unterdessen im Garten
ans, oder plaudern in der Bibliothek. Und doch halte ich es für besser, die Sache
nicht aufzugeben." -- Der unermüdlich für den sozialen Frieden thätige Heinrich
Freese empfiehlt die Arbeiterausschüsse in der bei W. Wilckens in Eisenach 1900
herausgegebnen Schrift: Das konstitutionelle System im Fabrikbetriebe.
Als Mitglied des Staatsrath hat er die obligatorischen Arbeitsordnungen und
Arbeiterausschüsse vorgeschlagen. Die von ihm für die ersten geforderten Bestim¬
mungen sind, wenn anch nicht vollständig, durch deu Z 134b der Gewerbeordnung
Gesetz geworden; dagegen bleibt die Errichtung von Arbeiterausschüssen vorläufig
noch in den freien Willen der Unternehmer gestellt. Freese berichtet über die guten
Erfahrungen, die er seit sechzehn Jahren damit in seinen Fabriken gemacht hat,
widerlegt die Einwürfe dagegen, erteilt Ratschläge für die Gründung und Behand¬
lung dieser Körperschaften und druckt im Anhange ab einen Auszug aus der Arbeits¬
ordnung seiner Fabriken, die Geschäftsordnung seiner Arbeitervertretung und eine
Anzahl andrer bei ihm geltender Regulative, darunter eins über das von ihm ge¬
stiftete Fabrikkreuz. Jeder Beamte und Arbeiter erhält "am Tage der zehnjährigen
Fabrikinitgliedschaft" ein an der Uhrkette zu tragendes silbernes Kreuz; für solche,
die der Fabrik fünfundzwanzig Jahre angehört haben, wird das Kreuz in Gold
hergestellt. Stirbt der Dekorierte, so werden der Familie ans ihren Antrag gegen
Rückgabe des Kreuzes für das silberne hundert Mark, für das goldne dreihundert


Maßgebliches und Unmaßgebliches

keiner mehr „Vorteile genießt, um derenwillen andre desto mehr entbehren müssen."
Von den Utopien eines Morus und andrer urteilt er, eine solche Staatsverfnssnng
sei freilich uur el» süßer Trnum, aber sich seiner Verwirklichung zu nähern sei
nicht allein denkbar, sondern, soweit es sich mit den moralischen Gesetzen vertrage,
sogar Pflicht — „des Staatsoberhaupts." Im zweiten Teile seiner Schrift zeigt
Vorländer, wie einerseits die Neukantianer, namentlich der längst verstorbne Friedrich
Albert Lange, dann Cohen, Stammler, Natvrp, Lipps dem Sozialismus zuneigen,
während in neuster Zeit einzelne Svzialistein Innres, Schmidt, Bernstein u. a., sich
von der Tyrannei der verbohrten Marxisten befreiend, mich in der Philosophie
Anschluß an die bürgerlichen Kreise und namentlich an die der Neukantianer zu
gewinnen suchen. — Die christlich-soziale Bewegung in England hat namentlich
Schulze-Gnevernitz bei uns bekannt gemacht, und unter ihren Führern ist Kingsley
schon durch seine belletristischen Leistungen berühmt, dann aber auch durch Mono¬
graphie» eingeführt wordeu. Weniger Beachtung hat bis jetzt Frederick Denison
Maurice gefunden, den Kiugsley als seinen Meister verehrte. Seine Persönlich¬
keit und sein Wirken schildert nun Helene von Dungern in einer (bei Vauden-
hoeck und Ruprecht in Göttingen 1900 erschienenen) Broschüre. Maurice war der
unter allen Teilnehmern der Bewegung, der das „Christlich" im Pnrteinamen um
stärksten betonte und daher den schlimmsten Stand hatte. Daß er von den Staats¬
kirchlichen verketzert wurde und seine Professur am Kings College verlor, war ebenso
selbstverständlich, als daß die meisten Arbeiter in ihm nur einen listigen Pfaffen
sahen, aber auch mit den Freunden hatte er viele MißHelligkeiten, sodaß sein Leben
ein beständiges Martyrium war. Und während es mit den sozialen Bestrebungen
ganz erfreulich vorwärts ging, erzielten seine Bemühungen, die Arbeiter zu Gott
zu führen, nur sehr bescheidne Erfolge. Seine Vorlesungen an dem im Jahre 1854
eröffneten 'WorliMFinons LolIoA<z, dessen Leitung er übernahm, Pflegte er mit Gebet
zu eröffnen. Über den Passiver Widerstand, der dieser Einrichtung begegnete, klagt
er in einem Briefe an den christlich-sozialen Juristen Ludlow: -„Was Sie über
unsre Gebete im College und über den im ganzen so vergeblichen Versuch, Leben
hineinzubringen, bemerken, ist eine schmerzliche Wahrheit. Ich lese die Gebete
jedesmal mit wirklichem Schmerz. Ein oder zwei Leute hören zu, wahrscheinlich
uur mit Widerstreben. Die Lehrer und Schüler halten sich unterdessen im Garten
ans, oder plaudern in der Bibliothek. Und doch halte ich es für besser, die Sache
nicht aufzugeben." — Der unermüdlich für den sozialen Frieden thätige Heinrich
Freese empfiehlt die Arbeiterausschüsse in der bei W. Wilckens in Eisenach 1900
herausgegebnen Schrift: Das konstitutionelle System im Fabrikbetriebe.
Als Mitglied des Staatsrath hat er die obligatorischen Arbeitsordnungen und
Arbeiterausschüsse vorgeschlagen. Die von ihm für die ersten geforderten Bestim¬
mungen sind, wenn anch nicht vollständig, durch deu Z 134b der Gewerbeordnung
Gesetz geworden; dagegen bleibt die Errichtung von Arbeiterausschüssen vorläufig
noch in den freien Willen der Unternehmer gestellt. Freese berichtet über die guten
Erfahrungen, die er seit sechzehn Jahren damit in seinen Fabriken gemacht hat,
widerlegt die Einwürfe dagegen, erteilt Ratschläge für die Gründung und Behand¬
lung dieser Körperschaften und druckt im Anhange ab einen Auszug aus der Arbeits¬
ordnung seiner Fabriken, die Geschäftsordnung seiner Arbeitervertretung und eine
Anzahl andrer bei ihm geltender Regulative, darunter eins über das von ihm ge¬
stiftete Fabrikkreuz. Jeder Beamte und Arbeiter erhält „am Tage der zehnjährigen
Fabrikinitgliedschaft" ein an der Uhrkette zu tragendes silbernes Kreuz; für solche,
die der Fabrik fünfundzwanzig Jahre angehört haben, wird das Kreuz in Gold
hergestellt. Stirbt der Dekorierte, so werden der Familie ans ihren Antrag gegen
Rückgabe des Kreuzes für das silberne hundert Mark, für das goldne dreihundert


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[0116] Maßgebliches und Unmaßgebliches keiner mehr „Vorteile genießt, um derenwillen andre desto mehr entbehren müssen." Von den Utopien eines Morus und andrer urteilt er, eine solche Staatsverfnssnng sei freilich uur el» süßer Trnum, aber sich seiner Verwirklichung zu nähern sei nicht allein denkbar, sondern, soweit es sich mit den moralischen Gesetzen vertrage, sogar Pflicht — „des Staatsoberhaupts." Im zweiten Teile seiner Schrift zeigt Vorländer, wie einerseits die Neukantianer, namentlich der längst verstorbne Friedrich Albert Lange, dann Cohen, Stammler, Natvrp, Lipps dem Sozialismus zuneigen, während in neuster Zeit einzelne Svzialistein Innres, Schmidt, Bernstein u. a., sich von der Tyrannei der verbohrten Marxisten befreiend, mich in der Philosophie Anschluß an die bürgerlichen Kreise und namentlich an die der Neukantianer zu gewinnen suchen. — Die christlich-soziale Bewegung in England hat namentlich Schulze-Gnevernitz bei uns bekannt gemacht, und unter ihren Führern ist Kingsley schon durch seine belletristischen Leistungen berühmt, dann aber auch durch Mono¬ graphie» eingeführt wordeu. Weniger Beachtung hat bis jetzt Frederick Denison Maurice gefunden, den Kiugsley als seinen Meister verehrte. Seine Persönlich¬ keit und sein Wirken schildert nun Helene von Dungern in einer (bei Vauden- hoeck und Ruprecht in Göttingen 1900 erschienenen) Broschüre. Maurice war der unter allen Teilnehmern der Bewegung, der das „Christlich" im Pnrteinamen um stärksten betonte und daher den schlimmsten Stand hatte. Daß er von den Staats¬ kirchlichen verketzert wurde und seine Professur am Kings College verlor, war ebenso selbstverständlich, als daß die meisten Arbeiter in ihm nur einen listigen Pfaffen sahen, aber auch mit den Freunden hatte er viele MißHelligkeiten, sodaß sein Leben ein beständiges Martyrium war. Und während es mit den sozialen Bestrebungen ganz erfreulich vorwärts ging, erzielten seine Bemühungen, die Arbeiter zu Gott zu führen, nur sehr bescheidne Erfolge. Seine Vorlesungen an dem im Jahre 1854 eröffneten 'WorliMFinons LolIoA<z, dessen Leitung er übernahm, Pflegte er mit Gebet zu eröffnen. Über den Passiver Widerstand, der dieser Einrichtung begegnete, klagt er in einem Briefe an den christlich-sozialen Juristen Ludlow: -„Was Sie über unsre Gebete im College und über den im ganzen so vergeblichen Versuch, Leben hineinzubringen, bemerken, ist eine schmerzliche Wahrheit. Ich lese die Gebete jedesmal mit wirklichem Schmerz. Ein oder zwei Leute hören zu, wahrscheinlich uur mit Widerstreben. Die Lehrer und Schüler halten sich unterdessen im Garten ans, oder plaudern in der Bibliothek. Und doch halte ich es für besser, die Sache nicht aufzugeben." — Der unermüdlich für den sozialen Frieden thätige Heinrich Freese empfiehlt die Arbeiterausschüsse in der bei W. Wilckens in Eisenach 1900 herausgegebnen Schrift: Das konstitutionelle System im Fabrikbetriebe. Als Mitglied des Staatsrath hat er die obligatorischen Arbeitsordnungen und Arbeiterausschüsse vorgeschlagen. Die von ihm für die ersten geforderten Bestim¬ mungen sind, wenn anch nicht vollständig, durch deu Z 134b der Gewerbeordnung Gesetz geworden; dagegen bleibt die Errichtung von Arbeiterausschüssen vorläufig noch in den freien Willen der Unternehmer gestellt. Freese berichtet über die guten Erfahrungen, die er seit sechzehn Jahren damit in seinen Fabriken gemacht hat, widerlegt die Einwürfe dagegen, erteilt Ratschläge für die Gründung und Behand¬ lung dieser Körperschaften und druckt im Anhange ab einen Auszug aus der Arbeits¬ ordnung seiner Fabriken, die Geschäftsordnung seiner Arbeitervertretung und eine Anzahl andrer bei ihm geltender Regulative, darunter eins über das von ihm ge¬ stiftete Fabrikkreuz. Jeder Beamte und Arbeiter erhält „am Tage der zehnjährigen Fabrikinitgliedschaft" ein an der Uhrkette zu tragendes silbernes Kreuz; für solche, die der Fabrik fünfundzwanzig Jahre angehört haben, wird das Kreuz in Gold hergestellt. Stirbt der Dekorierte, so werden der Familie ans ihren Antrag gegen Rückgabe des Kreuzes für das silberne hundert Mark, für das goldne dreihundert

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/116>, abgerufen am 26.06.2024.