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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

noch Vor dem Vortrug bestimmt worden war, daß er in deutscher Sprache gehalten
werden sollte, mußte sich einem die Frage aufdrängen, warum der Vortragende zu
diesem Ausfall gegen seine Vortragssprache komme: Hatte er einen besondern Zwang
zu einer so auffälligen Erklärung? Hatte man von ihm ein Glnnbeusbekenntnis
über sein Verhältnis zur deutschen Sprache verlangt?

Gewiß nicht. Man hat nur, wie er selbst versichert, den Wunsch ausgesprochen,
er möchte seinen deutschen Vortrag französisch einleiten. Dies erschien ihm jedoch
ungereimt, und deshalb fing er gleich an deutsch zu sprechen. Aber er fand so¬
fort das Wort, sich zu seinen Zuhörern in einen gewissen Kontakt zu setzen. Er
liebte zwar die deutsche Sprache nicht, er sprach sie nur. Seine Zuhörer liebten
sie ebenfalls nicht, aber sie verstanden ihn und sie. Sie fanden sich nicht nur in
der Vermittlungssprache, sondern auch in ihrem beiderseitigen Widerwillen gegen
dieselbe Sprache. Das gab zu denken, und der Anlaß zu Protesten war vorhanden.
Man warf dem Kopenhagner Gelehrten vor, daß er zunächst seine Undankbarkeit
gegen die Sprache geäußert hätte, die es ihm allein ermöglichte, sein Licht in der
ungarischen Hauptstadt leuchten zu lassen. Man tadelte, daß er seine feine Witte¬
rung für die in ihrem Deutscheuhaß befangne Presse von Pest so scharfsinnig habe
wirken lassen, um sich vor allem seinen Erfolg zu sichern. Man erzählte von ihm
als glaubwürdige Äußerung, er habe sich über die starke Pflege^!) des Deutschen
in der ungarischen Metropole gewundert und empfohlen, die ungarische Gesellschaft
möge sich lieber an die Franzosen und ihre Kultur anschließen. Man protestierte
endlich von deutscher Seite Ungarns entschieden dagegen, daß ein landfremder Mensch
gegen eine in diesem Lande von vielen Menschen gesprochne Sprache Hetze, und
am allerwenigsten dürfe ein Mann, der gerade dieser Sprache einen großen Teil
seines "Ruhmes" verdanke, das Gewicht seiner Persönlichkeit dazu hergeben, die in
diesem Teile von Europa gegen das Deutschtum herrschende Stimmung mit einer
so leichtfertigen Erklärung zu stärken und zu vertiefe".

Solches ist gegen den berühmten Mann vorgebracht worden. Flugs eilt aber
der Angegriffne mit einer Erklärung auf den Plan. Er meint, der Bericht über
seine Einlettungsworte sei unrichtig. Er habe nnr die Erklärung seinem Vortrage
vorausgeschickt, daß die deutsche Sprache, die weder er noch seine Zuhörer liebte",
doch die Vermittlungssprache sein müsse. Nach dieser schönen Berichtigung, das
heißt Bestätigung, fügt er dann in aller Unschuld hinzu, daß diese Worte als
Grundlage für heftige Angriffe etwas schwach seien. Etwas Kränkendes für die
deutsche Sprache liege nicht in ihnen. Und wehmütig greift er in alte Erinnerungen
zurück, wie er gewissermaßen als angehender Märtyrer für eine Verständigung der
Deutschen mit seinen' dänischen Landsleuten einzutreten bereit war, bis er durch die
böse Politik Preußens belehrt worden wäre, daß die ihm licbgewordue deutsche
Sprache plötzlich die seiner Feinde geworden war.

Wozu die vielen Worte? Kann Brandes voraussetzen, daß seine nachträgliche
Erklärung den bösen Eindruck, den seine Pester Worte gemacht haben, nur einiger¬
maßen wegwischen werde? .Kann er glauben, den sichern Nachweis erbracht zu
haben, daß er unter einer besonders dringenden Nötigung seine Worte sprechen
mußte? Kann er behaupten, daß die unbedachten Worte, die er in Pest -- und
dort ist ein heißer, auch für hochgestellte Redner eigentümlicher Boden -- geredet
hat, auch jetzt noch seinen eignen ungelenke" Beifall fänden? Oder sollte er sich
einigermaßen der kuriosen, um nicht zu sagen lächerlichen Situation bewußt werden,
in der er war, als er in einer leicht beeinflußten Versammlung seine Antipathie
gegen das deutsche Wort entdeckte und doch dagegen lebte? Es war genau das¬
selbe Schauspiel, das ein österreichischer Slawenkongreß der erstaunten Menschheit
geboten haben soll. Da waren nämlich die heißen Söhne Libussas zusammen-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

noch Vor dem Vortrug bestimmt worden war, daß er in deutscher Sprache gehalten
werden sollte, mußte sich einem die Frage aufdrängen, warum der Vortragende zu
diesem Ausfall gegen seine Vortragssprache komme: Hatte er einen besondern Zwang
zu einer so auffälligen Erklärung? Hatte man von ihm ein Glnnbeusbekenntnis
über sein Verhältnis zur deutschen Sprache verlangt?

Gewiß nicht. Man hat nur, wie er selbst versichert, den Wunsch ausgesprochen,
er möchte seinen deutschen Vortrag französisch einleiten. Dies erschien ihm jedoch
ungereimt, und deshalb fing er gleich an deutsch zu sprechen. Aber er fand so¬
fort das Wort, sich zu seinen Zuhörern in einen gewissen Kontakt zu setzen. Er
liebte zwar die deutsche Sprache nicht, er sprach sie nur. Seine Zuhörer liebten
sie ebenfalls nicht, aber sie verstanden ihn und sie. Sie fanden sich nicht nur in
der Vermittlungssprache, sondern auch in ihrem beiderseitigen Widerwillen gegen
dieselbe Sprache. Das gab zu denken, und der Anlaß zu Protesten war vorhanden.
Man warf dem Kopenhagner Gelehrten vor, daß er zunächst seine Undankbarkeit
gegen die Sprache geäußert hätte, die es ihm allein ermöglichte, sein Licht in der
ungarischen Hauptstadt leuchten zu lassen. Man tadelte, daß er seine feine Witte¬
rung für die in ihrem Deutscheuhaß befangne Presse von Pest so scharfsinnig habe
wirken lassen, um sich vor allem seinen Erfolg zu sichern. Man erzählte von ihm
als glaubwürdige Äußerung, er habe sich über die starke Pflege^!) des Deutschen
in der ungarischen Metropole gewundert und empfohlen, die ungarische Gesellschaft
möge sich lieber an die Franzosen und ihre Kultur anschließen. Man protestierte
endlich von deutscher Seite Ungarns entschieden dagegen, daß ein landfremder Mensch
gegen eine in diesem Lande von vielen Menschen gesprochne Sprache Hetze, und
am allerwenigsten dürfe ein Mann, der gerade dieser Sprache einen großen Teil
seines „Ruhmes" verdanke, das Gewicht seiner Persönlichkeit dazu hergeben, die in
diesem Teile von Europa gegen das Deutschtum herrschende Stimmung mit einer
so leichtfertigen Erklärung zu stärken und zu vertiefe».

Solches ist gegen den berühmten Mann vorgebracht worden. Flugs eilt aber
der Angegriffne mit einer Erklärung auf den Plan. Er meint, der Bericht über
seine Einlettungsworte sei unrichtig. Er habe nnr die Erklärung seinem Vortrage
vorausgeschickt, daß die deutsche Sprache, die weder er noch seine Zuhörer liebte»,
doch die Vermittlungssprache sein müsse. Nach dieser schönen Berichtigung, das
heißt Bestätigung, fügt er dann in aller Unschuld hinzu, daß diese Worte als
Grundlage für heftige Angriffe etwas schwach seien. Etwas Kränkendes für die
deutsche Sprache liege nicht in ihnen. Und wehmütig greift er in alte Erinnerungen
zurück, wie er gewissermaßen als angehender Märtyrer für eine Verständigung der
Deutschen mit seinen' dänischen Landsleuten einzutreten bereit war, bis er durch die
böse Politik Preußens belehrt worden wäre, daß die ihm licbgewordue deutsche
Sprache plötzlich die seiner Feinde geworden war.

Wozu die vielen Worte? Kann Brandes voraussetzen, daß seine nachträgliche
Erklärung den bösen Eindruck, den seine Pester Worte gemacht haben, nur einiger¬
maßen wegwischen werde? .Kann er glauben, den sichern Nachweis erbracht zu
haben, daß er unter einer besonders dringenden Nötigung seine Worte sprechen
mußte? Kann er behaupten, daß die unbedachten Worte, die er in Pest — und
dort ist ein heißer, auch für hochgestellte Redner eigentümlicher Boden — geredet
hat, auch jetzt noch seinen eignen ungelenke» Beifall fänden? Oder sollte er sich
einigermaßen der kuriosen, um nicht zu sagen lächerlichen Situation bewußt werden,
in der er war, als er in einer leicht beeinflußten Versammlung seine Antipathie
gegen das deutsche Wort entdeckte und doch dagegen lebte? Es war genau das¬
selbe Schauspiel, das ein österreichischer Slawenkongreß der erstaunten Menschheit
geboten haben soll. Da waren nämlich die heißen Söhne Libussas zusammen-


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[0556] Maßgebliches und Unmaßgebliches noch Vor dem Vortrug bestimmt worden war, daß er in deutscher Sprache gehalten werden sollte, mußte sich einem die Frage aufdrängen, warum der Vortragende zu diesem Ausfall gegen seine Vortragssprache komme: Hatte er einen besondern Zwang zu einer so auffälligen Erklärung? Hatte man von ihm ein Glnnbeusbekenntnis über sein Verhältnis zur deutschen Sprache verlangt? Gewiß nicht. Man hat nur, wie er selbst versichert, den Wunsch ausgesprochen, er möchte seinen deutschen Vortrag französisch einleiten. Dies erschien ihm jedoch ungereimt, und deshalb fing er gleich an deutsch zu sprechen. Aber er fand so¬ fort das Wort, sich zu seinen Zuhörern in einen gewissen Kontakt zu setzen. Er liebte zwar die deutsche Sprache nicht, er sprach sie nur. Seine Zuhörer liebten sie ebenfalls nicht, aber sie verstanden ihn und sie. Sie fanden sich nicht nur in der Vermittlungssprache, sondern auch in ihrem beiderseitigen Widerwillen gegen dieselbe Sprache. Das gab zu denken, und der Anlaß zu Protesten war vorhanden. Man warf dem Kopenhagner Gelehrten vor, daß er zunächst seine Undankbarkeit gegen die Sprache geäußert hätte, die es ihm allein ermöglichte, sein Licht in der ungarischen Hauptstadt leuchten zu lassen. Man tadelte, daß er seine feine Witte¬ rung für die in ihrem Deutscheuhaß befangne Presse von Pest so scharfsinnig habe wirken lassen, um sich vor allem seinen Erfolg zu sichern. Man erzählte von ihm als glaubwürdige Äußerung, er habe sich über die starke Pflege^!) des Deutschen in der ungarischen Metropole gewundert und empfohlen, die ungarische Gesellschaft möge sich lieber an die Franzosen und ihre Kultur anschließen. Man protestierte endlich von deutscher Seite Ungarns entschieden dagegen, daß ein landfremder Mensch gegen eine in diesem Lande von vielen Menschen gesprochne Sprache Hetze, und am allerwenigsten dürfe ein Mann, der gerade dieser Sprache einen großen Teil seines „Ruhmes" verdanke, das Gewicht seiner Persönlichkeit dazu hergeben, die in diesem Teile von Europa gegen das Deutschtum herrschende Stimmung mit einer so leichtfertigen Erklärung zu stärken und zu vertiefe». Solches ist gegen den berühmten Mann vorgebracht worden. Flugs eilt aber der Angegriffne mit einer Erklärung auf den Plan. Er meint, der Bericht über seine Einlettungsworte sei unrichtig. Er habe nnr die Erklärung seinem Vortrage vorausgeschickt, daß die deutsche Sprache, die weder er noch seine Zuhörer liebte», doch die Vermittlungssprache sein müsse. Nach dieser schönen Berichtigung, das heißt Bestätigung, fügt er dann in aller Unschuld hinzu, daß diese Worte als Grundlage für heftige Angriffe etwas schwach seien. Etwas Kränkendes für die deutsche Sprache liege nicht in ihnen. Und wehmütig greift er in alte Erinnerungen zurück, wie er gewissermaßen als angehender Märtyrer für eine Verständigung der Deutschen mit seinen' dänischen Landsleuten einzutreten bereit war, bis er durch die böse Politik Preußens belehrt worden wäre, daß die ihm licbgewordue deutsche Sprache plötzlich die seiner Feinde geworden war. Wozu die vielen Worte? Kann Brandes voraussetzen, daß seine nachträgliche Erklärung den bösen Eindruck, den seine Pester Worte gemacht haben, nur einiger¬ maßen wegwischen werde? .Kann er glauben, den sichern Nachweis erbracht zu haben, daß er unter einer besonders dringenden Nötigung seine Worte sprechen mußte? Kann er behaupten, daß die unbedachten Worte, die er in Pest — und dort ist ein heißer, auch für hochgestellte Redner eigentümlicher Boden — geredet hat, auch jetzt noch seinen eignen ungelenke» Beifall fänden? Oder sollte er sich einigermaßen der kuriosen, um nicht zu sagen lächerlichen Situation bewußt werden, in der er war, als er in einer leicht beeinflußten Versammlung seine Antipathie gegen das deutsche Wort entdeckte und doch dagegen lebte? Es war genau das¬ selbe Schauspiel, das ein österreichischer Slawenkongreß der erstaunten Menschheit geboten haben soll. Da waren nämlich die heißen Söhne Libussas zusammen-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/556>, abgerufen am 01.07.2024.