Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Militärische Randglossen zum Bumikriegc

Butters link"! Fliigel sollte den feindliche" rechten Flügel umfassen und
dann die Stellung der Buren nach Ladysmith zu aufrollen. Aber diese hatten
hinlänglich Zeit gehabt, sich neu einzurichten, und so traf Warrens Angriff
wieder die Front des Gegners. All das Triumphgeschrei daheim, daß endlich
ein englischer General mit genialer, von dem geistlosen bei den Hörnern fassen
abweichender Angriffsdisposition vorgehe, war vergeblich gewesen. Die Kämpfe
um die Abstufungen und Kuppen des Spioukops, der an einer ganz andern
Stelle liegt, als der auf der vom lutölligsnes OöM'tMöirt des englischen
Kriegsministeriums herausgegclmen Karte verzeichneten, kosteten viel, ungeheuer
viel englisches Blut -- 301 Tote, 1584 Verwundete und 130 Vermißte --
und zeigten die Gefechtskraft und Tapferkeit der Buren im hellsten Lichte.
Obgleich sie über keinerlei blanke Waffen verfügten, brachen sie ein paarmal
stürmend in die Schützengräben der englischen Infanterie ein: man ermesse,
welch hoher Mut dazu gehört. Dabei gaben die Buren ihren Verlust auf
nur etwa 200 Mann an. Das Eude vom Liede war bekanntlich der Rückzug
der Engländer auf das südliche Tugelaufer in den Nächten vom 25. zum 26.
und vom 26. zum 27. Januar. Vullers stolzer Tagesbefehl vom 17. beim
Überschreiten des Flusses war jämmerlich zu Schanden geworden. Er schloß:
"Ein "Zurück" giebt es nicht, britische Offiziere kennen nur den Befehl: Avan¬
cieren!" Wir sind ans diese wohlbekannten Vorgänge aus besondrer Absicht
ein wenig genauer eingegangen. In unsrer den Erfolg blind anbetenden Zeit
scheint man über Cronjes Wafsenstrecknng und Ladysmiths endlicher Befreiung
M manchen Stellen die Heldenthaten der Buren am Tngela schon vergesse"
M haben! Deshalb die nachdrückliche Erinnerung an diese glänzende Abwehr
des zweiten Bullerschen Entsatzversuchs, der bald eine nicht minder ruhmreiche
dritte folgen sollte.

Butter hat mit seinen Armeebefehlen und Truppenansprachen entschiednes
Unglück. Als er seine Truppen wieder auf dem rechten Tugelaufer hatte
ein Jammer, daß die siegreichen Buren die englische Niederlage nicht durch
ein rücksichtsloses Nachstoßen zur völligen Vernichtung machten! --, sagte er
ihnen, daß sie in acht Tagen in Ladysmith sein würden. Selbstverständlich
löste er sein bei uns und den übrigen Völkern des Festlands viel belächeltes
Wort nicht ein, aber es zeugt doch von einer anerkennenswerten Willens¬
energie des Führers und Festigkeit seiner Truppen, daß an dem Tage, wo
Ladysmith entsetzt sein sollte (5. Februar), zu einem dritten Befreiungsversuch
""gesetzt wurde/ Er führte etwas weiter östlich über den Tngela und wählte
den kürzesten Weg uach Ladysmith. Insoweit, wie anch dadurch, daß ein
Delikateßwagen für die Eingeschlossene" der Vorhut zugeteilt wurde, war der
Versuch besser angelegt als sein Vorgänger. Großes Hallo in England; und noch
bevor die Nachricht von dem unglücklichen Ausgang bekannt geworden war,
druckte der Lr. ^. (vom 10. Februar): "Die Sonne des Erfolgs beginnt zu
scheinen . . . glücklicherweise ist England uun imstande, den südafrikanischen
Krieg rasch zu Ende zu führen, wie auch jedem andern Gegner entgegen-


Militärische Randglossen zum Bumikriegc

Butters link«! Fliigel sollte den feindliche» rechten Flügel umfassen und
dann die Stellung der Buren nach Ladysmith zu aufrollen. Aber diese hatten
hinlänglich Zeit gehabt, sich neu einzurichten, und so traf Warrens Angriff
wieder die Front des Gegners. All das Triumphgeschrei daheim, daß endlich
ein englischer General mit genialer, von dem geistlosen bei den Hörnern fassen
abweichender Angriffsdisposition vorgehe, war vergeblich gewesen. Die Kämpfe
um die Abstufungen und Kuppen des Spioukops, der an einer ganz andern
Stelle liegt, als der auf der vom lutölligsnes OöM'tMöirt des englischen
Kriegsministeriums herausgegclmen Karte verzeichneten, kosteten viel, ungeheuer
viel englisches Blut — 301 Tote, 1584 Verwundete und 130 Vermißte —
und zeigten die Gefechtskraft und Tapferkeit der Buren im hellsten Lichte.
Obgleich sie über keinerlei blanke Waffen verfügten, brachen sie ein paarmal
stürmend in die Schützengräben der englischen Infanterie ein: man ermesse,
welch hoher Mut dazu gehört. Dabei gaben die Buren ihren Verlust auf
nur etwa 200 Mann an. Das Eude vom Liede war bekanntlich der Rückzug
der Engländer auf das südliche Tugelaufer in den Nächten vom 25. zum 26.
und vom 26. zum 27. Januar. Vullers stolzer Tagesbefehl vom 17. beim
Überschreiten des Flusses war jämmerlich zu Schanden geworden. Er schloß:
„Ein »Zurück« giebt es nicht, britische Offiziere kennen nur den Befehl: Avan¬
cieren!" Wir sind ans diese wohlbekannten Vorgänge aus besondrer Absicht
ein wenig genauer eingegangen. In unsrer den Erfolg blind anbetenden Zeit
scheint man über Cronjes Wafsenstrecknng und Ladysmiths endlicher Befreiung
M manchen Stellen die Heldenthaten der Buren am Tngela schon vergesse»
M haben! Deshalb die nachdrückliche Erinnerung an diese glänzende Abwehr
des zweiten Bullerschen Entsatzversuchs, der bald eine nicht minder ruhmreiche
dritte folgen sollte.

Butter hat mit seinen Armeebefehlen und Truppenansprachen entschiednes
Unglück. Als er seine Truppen wieder auf dem rechten Tugelaufer hatte
ein Jammer, daß die siegreichen Buren die englische Niederlage nicht durch
ein rücksichtsloses Nachstoßen zur völligen Vernichtung machten! —, sagte er
ihnen, daß sie in acht Tagen in Ladysmith sein würden. Selbstverständlich
löste er sein bei uns und den übrigen Völkern des Festlands viel belächeltes
Wort nicht ein, aber es zeugt doch von einer anerkennenswerten Willens¬
energie des Führers und Festigkeit seiner Truppen, daß an dem Tage, wo
Ladysmith entsetzt sein sollte (5. Februar), zu einem dritten Befreiungsversuch
""gesetzt wurde/ Er führte etwas weiter östlich über den Tngela und wählte
den kürzesten Weg uach Ladysmith. Insoweit, wie anch dadurch, daß ein
Delikateßwagen für die Eingeschlossene» der Vorhut zugeteilt wurde, war der
Versuch besser angelegt als sein Vorgänger. Großes Hallo in England; und noch
bevor die Nachricht von dem unglücklichen Ausgang bekannt geworden war,
druckte der Lr. ^. (vom 10. Februar): „Die Sonne des Erfolgs beginnt zu
scheinen . . . glücklicherweise ist England uun imstande, den südafrikanischen
Krieg rasch zu Ende zu führen, wie auch jedem andern Gegner entgegen-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0391" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/290802"/>
          <fw type="header" place="top"> Militärische Randglossen zum Bumikriegc</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_1389"> Butters link«! Fliigel sollte den feindliche» rechten Flügel umfassen und<lb/>
dann die Stellung der Buren nach Ladysmith zu aufrollen. Aber diese hatten<lb/>
hinlänglich Zeit gehabt, sich neu einzurichten, und so traf Warrens Angriff<lb/>
wieder die Front des Gegners. All das Triumphgeschrei daheim, daß endlich<lb/>
ein englischer General mit genialer, von dem geistlosen bei den Hörnern fassen<lb/>
abweichender Angriffsdisposition vorgehe, war vergeblich gewesen. Die Kämpfe<lb/>
um die Abstufungen und Kuppen des Spioukops, der an einer ganz andern<lb/>
Stelle liegt, als der auf der vom lutölligsnes OöM'tMöirt des englischen<lb/>
Kriegsministeriums herausgegclmen Karte verzeichneten, kosteten viel, ungeheuer<lb/>
viel englisches Blut &#x2014; 301 Tote, 1584 Verwundete und 130 Vermißte &#x2014;<lb/>
und zeigten die Gefechtskraft und Tapferkeit der Buren im hellsten Lichte.<lb/>
Obgleich sie über keinerlei blanke Waffen verfügten, brachen sie ein paarmal<lb/>
stürmend in die Schützengräben der englischen Infanterie ein: man ermesse,<lb/>
welch hoher Mut dazu gehört. Dabei gaben die Buren ihren Verlust auf<lb/>
nur etwa 200 Mann an. Das Eude vom Liede war bekanntlich der Rückzug<lb/>
der Engländer auf das südliche Tugelaufer in den Nächten vom 25. zum 26.<lb/>
und vom 26. zum 27. Januar. Vullers stolzer Tagesbefehl vom 17. beim<lb/>
Überschreiten des Flusses war jämmerlich zu Schanden geworden. Er schloß:<lb/>
&#x201E;Ein »Zurück« giebt es nicht, britische Offiziere kennen nur den Befehl: Avan¬<lb/>
cieren!" Wir sind ans diese wohlbekannten Vorgänge aus besondrer Absicht<lb/>
ein wenig genauer eingegangen. In unsrer den Erfolg blind anbetenden Zeit<lb/>
scheint man über Cronjes Wafsenstrecknng und Ladysmiths endlicher Befreiung<lb/>
M manchen Stellen die Heldenthaten der Buren am Tngela schon vergesse»<lb/>
M haben! Deshalb die nachdrückliche Erinnerung an diese glänzende Abwehr<lb/>
des zweiten Bullerschen Entsatzversuchs, der bald eine nicht minder ruhmreiche<lb/>
dritte folgen sollte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1390" next="#ID_1391"> Butter hat mit seinen Armeebefehlen und Truppenansprachen entschiednes<lb/>
Unglück. Als er seine Truppen wieder auf dem rechten Tugelaufer hatte<lb/>
ein Jammer, daß die siegreichen Buren die englische Niederlage nicht durch<lb/>
ein rücksichtsloses Nachstoßen zur völligen Vernichtung machten! &#x2014;, sagte er<lb/>
ihnen, daß sie in acht Tagen in Ladysmith sein würden. Selbstverständlich<lb/>
löste er sein bei uns und den übrigen Völkern des Festlands viel belächeltes<lb/>
Wort nicht ein, aber es zeugt doch von einer anerkennenswerten Willens¬<lb/>
energie des Führers und Festigkeit seiner Truppen, daß an dem Tage, wo<lb/>
Ladysmith entsetzt sein sollte (5. Februar), zu einem dritten Befreiungsversuch<lb/>
""gesetzt wurde/ Er führte etwas weiter östlich über den Tngela und wählte<lb/>
den kürzesten Weg uach Ladysmith. Insoweit, wie anch dadurch, daß ein<lb/>
Delikateßwagen für die Eingeschlossene» der Vorhut zugeteilt wurde, war der<lb/>
Versuch besser angelegt als sein Vorgänger. Großes Hallo in England; und noch<lb/>
bevor die Nachricht von dem unglücklichen Ausgang bekannt geworden war,<lb/>
druckte der Lr. ^. (vom 10. Februar): &#x201E;Die Sonne des Erfolgs beginnt zu<lb/>
scheinen . . . glücklicherweise ist England uun imstande, den südafrikanischen<lb/>
Krieg rasch zu Ende zu führen, wie auch jedem andern Gegner entgegen-</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0391] Militärische Randglossen zum Bumikriegc Butters link«! Fliigel sollte den feindliche» rechten Flügel umfassen und dann die Stellung der Buren nach Ladysmith zu aufrollen. Aber diese hatten hinlänglich Zeit gehabt, sich neu einzurichten, und so traf Warrens Angriff wieder die Front des Gegners. All das Triumphgeschrei daheim, daß endlich ein englischer General mit genialer, von dem geistlosen bei den Hörnern fassen abweichender Angriffsdisposition vorgehe, war vergeblich gewesen. Die Kämpfe um die Abstufungen und Kuppen des Spioukops, der an einer ganz andern Stelle liegt, als der auf der vom lutölligsnes OöM'tMöirt des englischen Kriegsministeriums herausgegclmen Karte verzeichneten, kosteten viel, ungeheuer viel englisches Blut — 301 Tote, 1584 Verwundete und 130 Vermißte — und zeigten die Gefechtskraft und Tapferkeit der Buren im hellsten Lichte. Obgleich sie über keinerlei blanke Waffen verfügten, brachen sie ein paarmal stürmend in die Schützengräben der englischen Infanterie ein: man ermesse, welch hoher Mut dazu gehört. Dabei gaben die Buren ihren Verlust auf nur etwa 200 Mann an. Das Eude vom Liede war bekanntlich der Rückzug der Engländer auf das südliche Tugelaufer in den Nächten vom 25. zum 26. und vom 26. zum 27. Januar. Vullers stolzer Tagesbefehl vom 17. beim Überschreiten des Flusses war jämmerlich zu Schanden geworden. Er schloß: „Ein »Zurück« giebt es nicht, britische Offiziere kennen nur den Befehl: Avan¬ cieren!" Wir sind ans diese wohlbekannten Vorgänge aus besondrer Absicht ein wenig genauer eingegangen. In unsrer den Erfolg blind anbetenden Zeit scheint man über Cronjes Wafsenstrecknng und Ladysmiths endlicher Befreiung M manchen Stellen die Heldenthaten der Buren am Tngela schon vergesse» M haben! Deshalb die nachdrückliche Erinnerung an diese glänzende Abwehr des zweiten Bullerschen Entsatzversuchs, der bald eine nicht minder ruhmreiche dritte folgen sollte. Butter hat mit seinen Armeebefehlen und Truppenansprachen entschiednes Unglück. Als er seine Truppen wieder auf dem rechten Tugelaufer hatte ein Jammer, daß die siegreichen Buren die englische Niederlage nicht durch ein rücksichtsloses Nachstoßen zur völligen Vernichtung machten! —, sagte er ihnen, daß sie in acht Tagen in Ladysmith sein würden. Selbstverständlich löste er sein bei uns und den übrigen Völkern des Festlands viel belächeltes Wort nicht ein, aber es zeugt doch von einer anerkennenswerten Willens¬ energie des Führers und Festigkeit seiner Truppen, daß an dem Tage, wo Ladysmith entsetzt sein sollte (5. Februar), zu einem dritten Befreiungsversuch ""gesetzt wurde/ Er führte etwas weiter östlich über den Tngela und wählte den kürzesten Weg uach Ladysmith. Insoweit, wie anch dadurch, daß ein Delikateßwagen für die Eingeschlossene» der Vorhut zugeteilt wurde, war der Versuch besser angelegt als sein Vorgänger. Großes Hallo in England; und noch bevor die Nachricht von dem unglücklichen Ausgang bekannt geworden war, druckte der Lr. ^. (vom 10. Februar): „Die Sonne des Erfolgs beginnt zu scheinen . . . glücklicherweise ist England uun imstande, den südafrikanischen Krieg rasch zu Ende zu führen, wie auch jedem andern Gegner entgegen-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/391
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/391>, abgerufen am 01.07.2024.