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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

fleißig Pädagogik treiben, womöglich ein Lehrerseminar besuchen! Sonst sinkt ihr
zur Bedeutungslosigkeit herab. Nun wird es keinem Verständigen einfalle" zu
leugnen, daß auch der Professor eine gewisse pädagogische Anlage braucht, und daß
es Dozenten giebt, die durch den Mangel einer solchen Anlage ihre Stelle nicht
genügend ausfüllen; aber das ist in der Schule gerade so und schlimmer, denn für
Jungen von zehn Jahren braucht mau mehr pädagogisches Geschick als für Stu¬
denten von zwanzig, und wer nicht das Zeug dazu hat, einer Klasse Disziplin und
Interesse beizubringen, der wird es niemals ganz lernen. Also eine pädagogische
Vorbildung wird man vom Dozenten nicht verlangen können, sondern die Persön¬
lichkeit muß als solche wirken, und sie wird schließlich auch in der Schule den Alls¬
schlag geben. Aber auch in der Auswahl des Stoffes, den der Dozent seinen
Hörern bietet, darf er auf die Praxis keine zu weit gehende Rücksicht nehmen. Er
wird natürlich immer daran denken, daß er sie für den praktischen Beruf vorbilden
soll und ihnen also eine Übersicht über ihre Wissenschaft zu verschaffen suchen, statt
sie womöglich schon in jungen Semestern auf spezielle Gebiete zu weisen, die ihnen
den Ausblick nehmen; aber kein Universitätslehrer, der seinen Beruf und seine
Wissenschaft hoch hält, wird sich dazu hergeben, sie seinen Studenten einznpaukeu
oder so bequem zu Häcksel zu zerschneiden, daß sie sie direkt in die Schule mit¬
nehmen können. Er wird es vielmehr als seine Hauptaufgabe betrachten, ihnen
eine für das Leben ausreichende Anregung mitzugeben, die sie nachher in selbstän¬
diger Arbeit verwerten können. Er wird ferner auch nicht vergessen, daß er zuerst
für seine Studenten da ist, und daß er sich um andre Dinge erst kümmern darf,
wenn er seine Pflichten gegen sie erfüllt hat. Ferienkurse und Volkshochschulen
sind gewiß löbliche Einrichtungen, und es ist sehr erfreulich, wenn der Dozent Zeit
behält, für die Popularisierung der Wissenschaft etwas zu thun; aber man soll ihm
und unsern Universitäten keinen Vorwurf daraus machen, wenn er sie nicht behält
"ut sich auf seine eigentliche Aufgabe beschränkt.

Daß diese, wie mir scheint, sehr einfachen Thatsachen von pädagogischen
Wnnderrednern in dem guten Glauben an ihre Sache verkannt werden, ist schlie߬
lich nicht so sehr zu verwundern; schlimmer ist, daß das auch bei manchen Univer¬
sitätslehrern geschieht. Aus einer solchen Verkennung ist eine Einrichtung hervor¬
gingen, auf die sich pädagogische Kreise vielfach als etwas Vorbildliches berufen,
und die auch Wernicke anzuführen nicht unterläßt, die Vereinigung aller Lehrenden
in Greifswald. "Diese Vereinigung, die in Greifswald die Lehrer aller Grade
und Gattungen zu gemeinsamer Arbeit zusammenschließt, wird auch die gemeinsame
Aufgabe der gesamten Lehrerwelt wieder zu deutlicher Anschauung bringen, Er¬
zieherin zu sein, und zwar Erzieherin des heranwachsenden Geschlechts zu der Lust
ein selbstloser Arbeit im Dienste einer Idee, d. h. zum Idealismus." Man wird
vor der idealen Gesinnung der Männer, die diese Einrichtung ins Leben gerufen
haben, die höchste Achtung haben können, ohne sich doch wirklichen Nutzen von ihr
zu versprechen. Zwischen den Lehrern mit wissenschaftlicher und denen mit semina¬
ristischer Bildung ist eine zu tiefe Kluft, als daß bei ihrem Zusammensein etwas
herauskommen könnte; und so läuft die Sache schließlich darauf hinaus, daß sich
zwar die Volksschullehrer stark an dieser Vereinigung beteiligen, weil ste sich durch
die Gesellschaft der höhern und der Universitätslehrer geschmeichelt fühlen, daß diese
aber nur in geringer Anzahl bei den Sitzungen erscheinen und viel lieber unter
sich wären. Es werden natürlich oft Gegenstände von allgemeinem Interesse ver¬
handelt, aber ein praktischer Nutzen wird nicht erzielt, und eine persönliche Fühlung
zwischen den verschiednen Gattungen von Lehrern nicht gewonnen. Die Herren
von der Universität möchten sich gewiß gern mit denen vom Gymnaftnm aussprechen:
"ber da sitzen die Elementarlehrer, denen zuliebe man über viele der beide Teile
gemeinsam interessierenden Gegenstände (z. B. die gesamte Reform des höhern


Maßgebliches und Unmaßgebliches

fleißig Pädagogik treiben, womöglich ein Lehrerseminar besuchen! Sonst sinkt ihr
zur Bedeutungslosigkeit herab. Nun wird es keinem Verständigen einfalle» zu
leugnen, daß auch der Professor eine gewisse pädagogische Anlage braucht, und daß
es Dozenten giebt, die durch den Mangel einer solchen Anlage ihre Stelle nicht
genügend ausfüllen; aber das ist in der Schule gerade so und schlimmer, denn für
Jungen von zehn Jahren braucht mau mehr pädagogisches Geschick als für Stu¬
denten von zwanzig, und wer nicht das Zeug dazu hat, einer Klasse Disziplin und
Interesse beizubringen, der wird es niemals ganz lernen. Also eine pädagogische
Vorbildung wird man vom Dozenten nicht verlangen können, sondern die Persön¬
lichkeit muß als solche wirken, und sie wird schließlich auch in der Schule den Alls¬
schlag geben. Aber auch in der Auswahl des Stoffes, den der Dozent seinen
Hörern bietet, darf er auf die Praxis keine zu weit gehende Rücksicht nehmen. Er
wird natürlich immer daran denken, daß er sie für den praktischen Beruf vorbilden
soll und ihnen also eine Übersicht über ihre Wissenschaft zu verschaffen suchen, statt
sie womöglich schon in jungen Semestern auf spezielle Gebiete zu weisen, die ihnen
den Ausblick nehmen; aber kein Universitätslehrer, der seinen Beruf und seine
Wissenschaft hoch hält, wird sich dazu hergeben, sie seinen Studenten einznpaukeu
oder so bequem zu Häcksel zu zerschneiden, daß sie sie direkt in die Schule mit¬
nehmen können. Er wird es vielmehr als seine Hauptaufgabe betrachten, ihnen
eine für das Leben ausreichende Anregung mitzugeben, die sie nachher in selbstän¬
diger Arbeit verwerten können. Er wird ferner auch nicht vergessen, daß er zuerst
für seine Studenten da ist, und daß er sich um andre Dinge erst kümmern darf,
wenn er seine Pflichten gegen sie erfüllt hat. Ferienkurse und Volkshochschulen
sind gewiß löbliche Einrichtungen, und es ist sehr erfreulich, wenn der Dozent Zeit
behält, für die Popularisierung der Wissenschaft etwas zu thun; aber man soll ihm
und unsern Universitäten keinen Vorwurf daraus machen, wenn er sie nicht behält
"ut sich auf seine eigentliche Aufgabe beschränkt.

Daß diese, wie mir scheint, sehr einfachen Thatsachen von pädagogischen
Wnnderrednern in dem guten Glauben an ihre Sache verkannt werden, ist schlie߬
lich nicht so sehr zu verwundern; schlimmer ist, daß das auch bei manchen Univer¬
sitätslehrern geschieht. Aus einer solchen Verkennung ist eine Einrichtung hervor¬
gingen, auf die sich pädagogische Kreise vielfach als etwas Vorbildliches berufen,
und die auch Wernicke anzuführen nicht unterläßt, die Vereinigung aller Lehrenden
in Greifswald. „Diese Vereinigung, die in Greifswald die Lehrer aller Grade
und Gattungen zu gemeinsamer Arbeit zusammenschließt, wird auch die gemeinsame
Aufgabe der gesamten Lehrerwelt wieder zu deutlicher Anschauung bringen, Er¬
zieherin zu sein, und zwar Erzieherin des heranwachsenden Geschlechts zu der Lust
ein selbstloser Arbeit im Dienste einer Idee, d. h. zum Idealismus." Man wird
vor der idealen Gesinnung der Männer, die diese Einrichtung ins Leben gerufen
haben, die höchste Achtung haben können, ohne sich doch wirklichen Nutzen von ihr
zu versprechen. Zwischen den Lehrern mit wissenschaftlicher und denen mit semina¬
ristischer Bildung ist eine zu tiefe Kluft, als daß bei ihrem Zusammensein etwas
herauskommen könnte; und so läuft die Sache schließlich darauf hinaus, daß sich
zwar die Volksschullehrer stark an dieser Vereinigung beteiligen, weil ste sich durch
die Gesellschaft der höhern und der Universitätslehrer geschmeichelt fühlen, daß diese
aber nur in geringer Anzahl bei den Sitzungen erscheinen und viel lieber unter
sich wären. Es werden natürlich oft Gegenstände von allgemeinem Interesse ver¬
handelt, aber ein praktischer Nutzen wird nicht erzielt, und eine persönliche Fühlung
zwischen den verschiednen Gattungen von Lehrern nicht gewonnen. Die Herren
von der Universität möchten sich gewiß gern mit denen vom Gymnaftnm aussprechen:
"ber da sitzen die Elementarlehrer, denen zuliebe man über viele der beide Teile
gemeinsam interessierenden Gegenstände (z. B. die gesamte Reform des höhern


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[0271] Maßgebliches und Unmaßgebliches fleißig Pädagogik treiben, womöglich ein Lehrerseminar besuchen! Sonst sinkt ihr zur Bedeutungslosigkeit herab. Nun wird es keinem Verständigen einfalle» zu leugnen, daß auch der Professor eine gewisse pädagogische Anlage braucht, und daß es Dozenten giebt, die durch den Mangel einer solchen Anlage ihre Stelle nicht genügend ausfüllen; aber das ist in der Schule gerade so und schlimmer, denn für Jungen von zehn Jahren braucht mau mehr pädagogisches Geschick als für Stu¬ denten von zwanzig, und wer nicht das Zeug dazu hat, einer Klasse Disziplin und Interesse beizubringen, der wird es niemals ganz lernen. Also eine pädagogische Vorbildung wird man vom Dozenten nicht verlangen können, sondern die Persön¬ lichkeit muß als solche wirken, und sie wird schließlich auch in der Schule den Alls¬ schlag geben. Aber auch in der Auswahl des Stoffes, den der Dozent seinen Hörern bietet, darf er auf die Praxis keine zu weit gehende Rücksicht nehmen. Er wird natürlich immer daran denken, daß er sie für den praktischen Beruf vorbilden soll und ihnen also eine Übersicht über ihre Wissenschaft zu verschaffen suchen, statt sie womöglich schon in jungen Semestern auf spezielle Gebiete zu weisen, die ihnen den Ausblick nehmen; aber kein Universitätslehrer, der seinen Beruf und seine Wissenschaft hoch hält, wird sich dazu hergeben, sie seinen Studenten einznpaukeu oder so bequem zu Häcksel zu zerschneiden, daß sie sie direkt in die Schule mit¬ nehmen können. Er wird es vielmehr als seine Hauptaufgabe betrachten, ihnen eine für das Leben ausreichende Anregung mitzugeben, die sie nachher in selbstän¬ diger Arbeit verwerten können. Er wird ferner auch nicht vergessen, daß er zuerst für seine Studenten da ist, und daß er sich um andre Dinge erst kümmern darf, wenn er seine Pflichten gegen sie erfüllt hat. Ferienkurse und Volkshochschulen sind gewiß löbliche Einrichtungen, und es ist sehr erfreulich, wenn der Dozent Zeit behält, für die Popularisierung der Wissenschaft etwas zu thun; aber man soll ihm und unsern Universitäten keinen Vorwurf daraus machen, wenn er sie nicht behält "ut sich auf seine eigentliche Aufgabe beschränkt. Daß diese, wie mir scheint, sehr einfachen Thatsachen von pädagogischen Wnnderrednern in dem guten Glauben an ihre Sache verkannt werden, ist schlie߬ lich nicht so sehr zu verwundern; schlimmer ist, daß das auch bei manchen Univer¬ sitätslehrern geschieht. Aus einer solchen Verkennung ist eine Einrichtung hervor¬ gingen, auf die sich pädagogische Kreise vielfach als etwas Vorbildliches berufen, und die auch Wernicke anzuführen nicht unterläßt, die Vereinigung aller Lehrenden in Greifswald. „Diese Vereinigung, die in Greifswald die Lehrer aller Grade und Gattungen zu gemeinsamer Arbeit zusammenschließt, wird auch die gemeinsame Aufgabe der gesamten Lehrerwelt wieder zu deutlicher Anschauung bringen, Er¬ zieherin zu sein, und zwar Erzieherin des heranwachsenden Geschlechts zu der Lust ein selbstloser Arbeit im Dienste einer Idee, d. h. zum Idealismus." Man wird vor der idealen Gesinnung der Männer, die diese Einrichtung ins Leben gerufen haben, die höchste Achtung haben können, ohne sich doch wirklichen Nutzen von ihr zu versprechen. Zwischen den Lehrern mit wissenschaftlicher und denen mit semina¬ ristischer Bildung ist eine zu tiefe Kluft, als daß bei ihrem Zusammensein etwas herauskommen könnte; und so läuft die Sache schließlich darauf hinaus, daß sich zwar die Volksschullehrer stark an dieser Vereinigung beteiligen, weil ste sich durch die Gesellschaft der höhern und der Universitätslehrer geschmeichelt fühlen, daß diese aber nur in geringer Anzahl bei den Sitzungen erscheinen und viel lieber unter sich wären. Es werden natürlich oft Gegenstände von allgemeinem Interesse ver¬ handelt, aber ein praktischer Nutzen wird nicht erzielt, und eine persönliche Fühlung zwischen den verschiednen Gattungen von Lehrern nicht gewonnen. Die Herren von der Universität möchten sich gewiß gern mit denen vom Gymnaftnm aussprechen: "ber da sitzen die Elementarlehrer, denen zuliebe man über viele der beide Teile gemeinsam interessierenden Gegenstände (z. B. die gesamte Reform des höhern

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/271>, abgerufen am 01.07.2024.