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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr.

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Die Autotypitis, eine moderne Illustrationskrankheit

Wurm, Es ist offenbar viel billiger, einen Photographen nach Südafrika oder
Ägypten zu schicken, als einen künstlerisch gebildeten Spezialzeichncr. Nicht etwa
weil der Photograph weniger Honorar bezöge als der Zeichner -- ich weiß gar
nicht, ob das immer der Fall ist --. sondern weil er im Laufe eines Tages
vielleicht hundertmal so oft knipsen oder auf den ominösen Gummiball drücken kann,
wie ein Zeichner das Leben mit dem Stift festzuhalten imstande ist. Außerdem ist
die Übertragung einer Photographie in Zinkätzung bedeutend billiger als die einer
Zeichnung auf den Holzstock, Sie beläuft sich etwa auf den dritten Teil. Schon
dadurch müssen sich die Kosten einer Illustration in der neuen Technik in ganz über¬
raschender Weise vermindern.

Dazu kommt dann aber als das eigentlich Ausschlaggebende der feine Geschmack
des großen Publikums, das mit der ihm eignen ästhetischen Sicherheit die Auto¬
typie vorzieht, weil es bei ihrer Betrachtung das befriedigte Gefühl haben kaun,
daß sich die Dinge wirklich und wahrhaftig ganz genau so begeben haben, wie sie
es da schwarz und weiß auf dem Blatte stehn sieht.

Das Resultat ist deun auch überwältigend. In kurzer Zeit ist die Abonnenten-
zahl einer solchen Wochenschrift in die Hunderttausende gestiegen. Der Erfolg macht
den Verleger trunken. Er überschüttet sein Publikum geradezu mit Autotypie".
Eine wahre Seuche der Autotypie hat um sich gegriffen.

Soweit wäre nnn alles gut. Ein solcher Verleger ist ohne Zweifel ein vor¬
trefflicher Geschäftsmann, vor dem man nur den Hut abziehn kann, und der einem
auch, wenn man ihm Vorwürfe machen würde, daß er so viele tüchtige Arbeiter
mit einem Schlage brotlos macht, lächelnd das role Gold Hinhalten und dazu die Worte
Vespasians sprechen würde: Nein viol. Er könnte auch sagen: Nunäns vull äseipi.
Das Publikum will es ja nicht anders. Es bekommt ans diese Weise zwar lauter
Schund zu sehen, sein künstlerischer Geschmack wird gründlich und für alle Zeiten
verdorben, aber es will die Dinge nun einmal billig und schlecht. Warum soll
man ihm den Gefallen nicht thun und ihm dafür das Geld ans der Tasche ziehn?

Die frühern Verleger dachten freilich anders. Auch sie waren gute Geschäfts¬
leute. Aber sie wollten daneben auch Mäceue, Verbreiter des wahren Kunst¬
verständnisses fein. Und glücklicherweise giebt es deren auch jetzt noch genng. Sie
haben mit ihren Zeitungen, soweit es sich um die künstlerische Ausstattung handelt,
von jeher die Absicht verfolgt, zwischen der lebendigen Kunst und dem Publikum zu
vermitteln. Sie haben ihren Ehrgeiz darein gesetzt, gute künstlerische Reproduktionen
uach berühmten Gemälden, Statuen usw. unter das Volk zu bringen. Durch gut aus¬
geführte Holzschnitte wollten sie den Leser ästhetisch anregen. Gewiß haben sie
dabei manchen Mißgriff begangen, indem sie dem verdorbnen süßlichen Geschmack des
Publikums in der Auswahl der Illustrationen zu sehr entgegenkamen oder ihren
eignen Geschmack zu sehr von Moderichtungen beeinflussen ließen. Aber es sind
doch in diesen illustrierten Zeitungen neben vielem Geringen in den achtziger und
neunziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts in Leipzig sowohl wie in Stuttgart
und Berlin eine Menge wirklicher "Meisterwerke der Holzschneidekunst" entstanden,
die sich getrost mit den besten Holzschnitten aller Zeiten messen können.

Diese gute Tradition droht jetzt vollständig abzureißen. Es ist deshalb Zeit,
einmal darauf hinzuweisen, daß die mit ungeheurer Reklame und ungeheuerm
Erfolge in die Welt gesetzte moderne Jllustrationsweise alles andre eher ist als
Kunst. Denn die Autotypie, das heißt die Netz- oder Kornätzung, die durch
mechanische Übertragung einer Photographie auf die lichtempfindlich gemachte Zmk-
Platte hergestellt wird, ist gar kein Kunstwerk, sondern lediglich ein Abklatsch der
Natur. Sie dient auch thatsächlich gar nicht einer Befriedigung des ästhetischen
Bedürfnisses, sondern der Neugier.


Die Autotypitis, eine moderne Illustrationskrankheit

Wurm, Es ist offenbar viel billiger, einen Photographen nach Südafrika oder
Ägypten zu schicken, als einen künstlerisch gebildeten Spezialzeichncr. Nicht etwa
weil der Photograph weniger Honorar bezöge als der Zeichner — ich weiß gar
nicht, ob das immer der Fall ist —. sondern weil er im Laufe eines Tages
vielleicht hundertmal so oft knipsen oder auf den ominösen Gummiball drücken kann,
wie ein Zeichner das Leben mit dem Stift festzuhalten imstande ist. Außerdem ist
die Übertragung einer Photographie in Zinkätzung bedeutend billiger als die einer
Zeichnung auf den Holzstock, Sie beläuft sich etwa auf den dritten Teil. Schon
dadurch müssen sich die Kosten einer Illustration in der neuen Technik in ganz über¬
raschender Weise vermindern.

Dazu kommt dann aber als das eigentlich Ausschlaggebende der feine Geschmack
des großen Publikums, das mit der ihm eignen ästhetischen Sicherheit die Auto¬
typie vorzieht, weil es bei ihrer Betrachtung das befriedigte Gefühl haben kaun,
daß sich die Dinge wirklich und wahrhaftig ganz genau so begeben haben, wie sie
es da schwarz und weiß auf dem Blatte stehn sieht.

Das Resultat ist deun auch überwältigend. In kurzer Zeit ist die Abonnenten-
zahl einer solchen Wochenschrift in die Hunderttausende gestiegen. Der Erfolg macht
den Verleger trunken. Er überschüttet sein Publikum geradezu mit Autotypie».
Eine wahre Seuche der Autotypie hat um sich gegriffen.

Soweit wäre nnn alles gut. Ein solcher Verleger ist ohne Zweifel ein vor¬
trefflicher Geschäftsmann, vor dem man nur den Hut abziehn kann, und der einem
auch, wenn man ihm Vorwürfe machen würde, daß er so viele tüchtige Arbeiter
mit einem Schlage brotlos macht, lächelnd das role Gold Hinhalten und dazu die Worte
Vespasians sprechen würde: Nein viol. Er könnte auch sagen: Nunäns vull äseipi.
Das Publikum will es ja nicht anders. Es bekommt ans diese Weise zwar lauter
Schund zu sehen, sein künstlerischer Geschmack wird gründlich und für alle Zeiten
verdorben, aber es will die Dinge nun einmal billig und schlecht. Warum soll
man ihm den Gefallen nicht thun und ihm dafür das Geld ans der Tasche ziehn?

Die frühern Verleger dachten freilich anders. Auch sie waren gute Geschäfts¬
leute. Aber sie wollten daneben auch Mäceue, Verbreiter des wahren Kunst¬
verständnisses fein. Und glücklicherweise giebt es deren auch jetzt noch genng. Sie
haben mit ihren Zeitungen, soweit es sich um die künstlerische Ausstattung handelt,
von jeher die Absicht verfolgt, zwischen der lebendigen Kunst und dem Publikum zu
vermitteln. Sie haben ihren Ehrgeiz darein gesetzt, gute künstlerische Reproduktionen
uach berühmten Gemälden, Statuen usw. unter das Volk zu bringen. Durch gut aus¬
geführte Holzschnitte wollten sie den Leser ästhetisch anregen. Gewiß haben sie
dabei manchen Mißgriff begangen, indem sie dem verdorbnen süßlichen Geschmack des
Publikums in der Auswahl der Illustrationen zu sehr entgegenkamen oder ihren
eignen Geschmack zu sehr von Moderichtungen beeinflussen ließen. Aber es sind
doch in diesen illustrierten Zeitungen neben vielem Geringen in den achtziger und
neunziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts in Leipzig sowohl wie in Stuttgart
und Berlin eine Menge wirklicher „Meisterwerke der Holzschneidekunst" entstanden,
die sich getrost mit den besten Holzschnitten aller Zeiten messen können.

Diese gute Tradition droht jetzt vollständig abzureißen. Es ist deshalb Zeit,
einmal darauf hinzuweisen, daß die mit ungeheurer Reklame und ungeheuerm
Erfolge in die Welt gesetzte moderne Jllustrationsweise alles andre eher ist als
Kunst. Denn die Autotypie, das heißt die Netz- oder Kornätzung, die durch
mechanische Übertragung einer Photographie auf die lichtempfindlich gemachte Zmk-
Platte hergestellt wird, ist gar kein Kunstwerk, sondern lediglich ein Abklatsch der
Natur. Sie dient auch thatsächlich gar nicht einer Befriedigung des ästhetischen
Bedürfnisses, sondern der Neugier.


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[0207] Die Autotypitis, eine moderne Illustrationskrankheit Wurm, Es ist offenbar viel billiger, einen Photographen nach Südafrika oder Ägypten zu schicken, als einen künstlerisch gebildeten Spezialzeichncr. Nicht etwa weil der Photograph weniger Honorar bezöge als der Zeichner — ich weiß gar nicht, ob das immer der Fall ist —. sondern weil er im Laufe eines Tages vielleicht hundertmal so oft knipsen oder auf den ominösen Gummiball drücken kann, wie ein Zeichner das Leben mit dem Stift festzuhalten imstande ist. Außerdem ist die Übertragung einer Photographie in Zinkätzung bedeutend billiger als die einer Zeichnung auf den Holzstock, Sie beläuft sich etwa auf den dritten Teil. Schon dadurch müssen sich die Kosten einer Illustration in der neuen Technik in ganz über¬ raschender Weise vermindern. Dazu kommt dann aber als das eigentlich Ausschlaggebende der feine Geschmack des großen Publikums, das mit der ihm eignen ästhetischen Sicherheit die Auto¬ typie vorzieht, weil es bei ihrer Betrachtung das befriedigte Gefühl haben kaun, daß sich die Dinge wirklich und wahrhaftig ganz genau so begeben haben, wie sie es da schwarz und weiß auf dem Blatte stehn sieht. Das Resultat ist deun auch überwältigend. In kurzer Zeit ist die Abonnenten- zahl einer solchen Wochenschrift in die Hunderttausende gestiegen. Der Erfolg macht den Verleger trunken. Er überschüttet sein Publikum geradezu mit Autotypie». Eine wahre Seuche der Autotypie hat um sich gegriffen. Soweit wäre nnn alles gut. Ein solcher Verleger ist ohne Zweifel ein vor¬ trefflicher Geschäftsmann, vor dem man nur den Hut abziehn kann, und der einem auch, wenn man ihm Vorwürfe machen würde, daß er so viele tüchtige Arbeiter mit einem Schlage brotlos macht, lächelnd das role Gold Hinhalten und dazu die Worte Vespasians sprechen würde: Nein viol. Er könnte auch sagen: Nunäns vull äseipi. Das Publikum will es ja nicht anders. Es bekommt ans diese Weise zwar lauter Schund zu sehen, sein künstlerischer Geschmack wird gründlich und für alle Zeiten verdorben, aber es will die Dinge nun einmal billig und schlecht. Warum soll man ihm den Gefallen nicht thun und ihm dafür das Geld ans der Tasche ziehn? Die frühern Verleger dachten freilich anders. Auch sie waren gute Geschäfts¬ leute. Aber sie wollten daneben auch Mäceue, Verbreiter des wahren Kunst¬ verständnisses fein. Und glücklicherweise giebt es deren auch jetzt noch genng. Sie haben mit ihren Zeitungen, soweit es sich um die künstlerische Ausstattung handelt, von jeher die Absicht verfolgt, zwischen der lebendigen Kunst und dem Publikum zu vermitteln. Sie haben ihren Ehrgeiz darein gesetzt, gute künstlerische Reproduktionen uach berühmten Gemälden, Statuen usw. unter das Volk zu bringen. Durch gut aus¬ geführte Holzschnitte wollten sie den Leser ästhetisch anregen. Gewiß haben sie dabei manchen Mißgriff begangen, indem sie dem verdorbnen süßlichen Geschmack des Publikums in der Auswahl der Illustrationen zu sehr entgegenkamen oder ihren eignen Geschmack zu sehr von Moderichtungen beeinflussen ließen. Aber es sind doch in diesen illustrierten Zeitungen neben vielem Geringen in den achtziger und neunziger Jahren des verflossenen Jahrhunderts in Leipzig sowohl wie in Stuttgart und Berlin eine Menge wirklicher „Meisterwerke der Holzschneidekunst" entstanden, die sich getrost mit den besten Holzschnitten aller Zeiten messen können. Diese gute Tradition droht jetzt vollständig abzureißen. Es ist deshalb Zeit, einmal darauf hinzuweisen, daß die mit ungeheurer Reklame und ungeheuerm Erfolge in die Welt gesetzte moderne Jllustrationsweise alles andre eher ist als Kunst. Denn die Autotypie, das heißt die Netz- oder Kornätzung, die durch mechanische Übertragung einer Photographie auf die lichtempfindlich gemachte Zmk- Platte hergestellt wird, ist gar kein Kunstwerk, sondern lediglich ein Abklatsch der Natur. Sie dient auch thatsächlich gar nicht einer Befriedigung des ästhetischen Bedürfnisses, sondern der Neugier.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_290410/207>, abgerufen am 01.07.2024.