Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.Konstantinipel Nachdem sie zweimal an uns vorbeigekommen waren, beschlossen wir zu ?Das war der wahre Orient, düster sinnlich, grausam. sanat.,es. aber enzbotenI 190V
Konstantinipel Nachdem sie zweimal an uns vorbeigekommen waren, beschlossen wir zu ?Das war der wahre Orient, düster sinnlich, grausam. sanat.,es. aber enzbotenI 190V
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0649" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/233201"/> <fw type="header" place="top"> Konstantinipel</fw><lb/> <p xml:id="ID_2066"> Nachdem sie zweimal an uns vorbeigekommen waren, beschlossen wir zu<lb/> gehen, zumal da es einem von uns bis zum Brechen schlecht wurde. Die<lb/> meisten Europäer, zur.al die Da.nen gingen oder wurden weggetragen, Wir<lb/> drängten -,um Ausgang, kamen unter dem Thorweg durch in d.e engen, menschen-<lb/> gefüllten Gassen und begegneten hier nochmals einem Zuge. vor dem wir uns<lb/> in. die Wand drücken mußte.,. Ich weiß nicht, ob es dieselben Kinder und<lb/> dieselben Männer waren wie zuerst, Ihre blutigen Mäntel streiften uns. und<lb/> das Blut des einen spritzte mir beim Hieb ins Gesicht. Der Gedanke vert.eij<lb/> uns nicht, diese fanatischen Männer könnten doch auch einmal aus dem Schädel<lb/> eines fremden statt ans ihren, eignen .hr Schwert probieren wolle... W.r wurden<lb/> das für viel begreiflicher gehaltn, habe... als dieses Selbstzersteische... W.r bildeten<lb/> ""s anch el.,.' es könnte den anarchistischen Elementen der Stadt e.renat. statt<lb/> «o.über zu werfen, einfallen, durch ein bischen .Hin- und Herfch.eßen d.ehe<lb/> fremdartig gemischte Menge gegen einander zu Hetzen. Oder wenn anch nur<lb/> >" den, engen. n.enfchenüberfüllteu Hof aus der Illumination e.ne kleine Feuers-<lb/> brunst entstünden wäre, welche Panik würde es gegeben habe.,! Kurzum wir<lb/> brachten unser wertvolles Leben nach Pera in Sicherheit und stärkte., unste<lb/> Nerven mit einen, Glase Spatcubräu.</p><lb/> <p xml:id="ID_2067" next="#ID_2068"> ?Das war der wahre Orient, düster sinnlich, grausam. sanat.,es. aber<lb/> religiös bis ins Mark. 5abe., nicht alle Religionen ihre Heimat .... Or.ent.^<lb/> Ein Orientale ohne Religion, so etwas giebt es doch nicht. Wir aber wäre»<lb/> der Occident; kalt, spöttisch. vernünftelnd, benutzte» wir die Religionsübung<lb/> andrer Mensche., zu unserm Zeitvertreib. Ich will nicht verschweigen, daß d.ehe<lb/> Aufführung für die Spieler auch eine Geldaugelegeuheit ist. Arme Kerle werden<lb/> von reichen Persern dazu gekauft. Das widerspricht aber nicht den, Ernst und<lb/> der Andacht, womit diese Leute ihren blutigen Gottesdienst tre.ben. Uns<lb/> Deutschen zumal bleibt es unverständlich, wie es der Masse gelingt, sich '»solchen<lb/> Affekt zu bringen ohne Alkohol. Was die Gefährlichkeit dieser Waffenübuug<lb/> Wrifft. so braucht sie uns nicht zu imponieren. Eine deutsche Schlägermcnsnr<lb/> hat mehr zu bedeuten. Wo anders kommen Orient und Occident einander so<lb/> "abe als hier in der türkische,, Hauptstadt? Aber dieser Titel bezeichnet d,e<lb/> Stadt nicht ganz. Sie ist nicht bloß türkisch. Sie ist das alte Byzanz und<lb/> schlimmer als dieses, ein Gemenge von sieben Völkern, eine Stadt. d,e nicht<lb/> einmal eine gemeinsame Sprache hat. Der Pöbel ist das. was er schon vor<lb/> tausend Jahren war. eine greuliche Hexensnppe ans dem Blute aller Böller<lb/> Vorderasiens und des Mittelmeers, in Mohammedaner, Griechen. Armenier.<lb/> Anden „ut Lateiner geteilt, wie einst das Volk von Byzanz u, Biene und<lb/> Weiße gespalten war: eine Partei blutdürstig auf die andre, und nur auf e,ne<lb/> Art. nämlich mit dem Säbel zu regieren. Die Vornehmen setzen sich zusamma.,<lb/> aus den eigentlichen Türken, die die Bcamtenposten innehaben, die aber<lb/> uufähiß sind, dieses große Gemeinwesen zu regieren und zu Wohlstand und<lb/> Blüte zu bringen, und wenn es einmal nötig sein sollte, anch zu verteidigen,d'e selber überzeugt sind, daß sie nicht ewig hier werde» geduldet werde», d.e<lb/> Gr</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> enzbotenI 190V</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0649]
Konstantinipel
Nachdem sie zweimal an uns vorbeigekommen waren, beschlossen wir zu
gehen, zumal da es einem von uns bis zum Brechen schlecht wurde. Die
meisten Europäer, zur.al die Da.nen gingen oder wurden weggetragen, Wir
drängten -,um Ausgang, kamen unter dem Thorweg durch in d.e engen, menschen-
gefüllten Gassen und begegneten hier nochmals einem Zuge. vor dem wir uns
in. die Wand drücken mußte.,. Ich weiß nicht, ob es dieselben Kinder und
dieselben Männer waren wie zuerst, Ihre blutigen Mäntel streiften uns. und
das Blut des einen spritzte mir beim Hieb ins Gesicht. Der Gedanke vert.eij
uns nicht, diese fanatischen Männer könnten doch auch einmal aus dem Schädel
eines fremden statt ans ihren, eignen .hr Schwert probieren wolle... W.r wurden
das für viel begreiflicher gehaltn, habe... als dieses Selbstzersteische... W.r bildeten
""s anch el.,.' es könnte den anarchistischen Elementen der Stadt e.renat. statt
«o.über zu werfen, einfallen, durch ein bischen .Hin- und Herfch.eßen d.ehe
fremdartig gemischte Menge gegen einander zu Hetzen. Oder wenn anch nur
>" den, engen. n.enfchenüberfüllteu Hof aus der Illumination e.ne kleine Feuers-
brunst entstünden wäre, welche Panik würde es gegeben habe.,! Kurzum wir
brachten unser wertvolles Leben nach Pera in Sicherheit und stärkte., unste
Nerven mit einen, Glase Spatcubräu.
?Das war der wahre Orient, düster sinnlich, grausam. sanat.,es. aber
religiös bis ins Mark. 5abe., nicht alle Religionen ihre Heimat .... Or.ent.^
Ein Orientale ohne Religion, so etwas giebt es doch nicht. Wir aber wäre»
der Occident; kalt, spöttisch. vernünftelnd, benutzte» wir die Religionsübung
andrer Mensche., zu unserm Zeitvertreib. Ich will nicht verschweigen, daß d.ehe
Aufführung für die Spieler auch eine Geldaugelegeuheit ist. Arme Kerle werden
von reichen Persern dazu gekauft. Das widerspricht aber nicht den, Ernst und
der Andacht, womit diese Leute ihren blutigen Gottesdienst tre.ben. Uns
Deutschen zumal bleibt es unverständlich, wie es der Masse gelingt, sich '»solchen
Affekt zu bringen ohne Alkohol. Was die Gefährlichkeit dieser Waffenübuug
Wrifft. so braucht sie uns nicht zu imponieren. Eine deutsche Schlägermcnsnr
hat mehr zu bedeuten. Wo anders kommen Orient und Occident einander so
"abe als hier in der türkische,, Hauptstadt? Aber dieser Titel bezeichnet d,e
Stadt nicht ganz. Sie ist nicht bloß türkisch. Sie ist das alte Byzanz und
schlimmer als dieses, ein Gemenge von sieben Völkern, eine Stadt. d,e nicht
einmal eine gemeinsame Sprache hat. Der Pöbel ist das. was er schon vor
tausend Jahren war. eine greuliche Hexensnppe ans dem Blute aller Böller
Vorderasiens und des Mittelmeers, in Mohammedaner, Griechen. Armenier.
Anden „ut Lateiner geteilt, wie einst das Volk von Byzanz u, Biene und
Weiße gespalten war: eine Partei blutdürstig auf die andre, und nur auf e,ne
Art. nämlich mit dem Säbel zu regieren. Die Vornehmen setzen sich zusamma.,
aus den eigentlichen Türken, die die Bcamtenposten innehaben, die aber
uufähiß sind, dieses große Gemeinwesen zu regieren und zu Wohlstand und
Blüte zu bringen, und wenn es einmal nötig sein sollte, anch zu verteidigen,d'e selber überzeugt sind, daß sie nicht ewig hier werde» geduldet werde», d.e
Gr
enzbotenI 190V
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