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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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greuliche Aussicht! Leider steht dieser Handelsgegenstand auf dein Markte
augenblicklich sehr tief. Da es England aber schon mehr als einmal gelungen
ist, durch die ausdauernde Wiederholung derselben Dichtung die Menschen von
deren Wahrheit zu überzeugen.') so sei auf die bevorstehende Gefahr hingewiesen.
Hüten wir uns, unsre öffentliche Meinung mit denselben Mitteln vergiftet zu
sehen, wie dies in England gelungen ist, und jener Ausschuß es auch für das
Festland von Europa" plant. Englische Machenschaften pflegen reichlich mit
Gold gespeist zu werden, und wenn wir den "Umschwung" einzelner festländischer
Blätter in dem Sinne des obigen Swuaarä-Briefs bemerken, so werden wir
gut thun, an die Aufgabe des Ausschusses zu denken und englische Wahrheit
für das zu nehmen -- was sie wert ist.

Ein Beispiel, wie die Thätigkeit dieser Gesellschaft zu denken ist liegt
nahe zur Hand. Ein Telegramm der Nach (23. Februar 1900) weist mit
liebevoller Sorgfalt auf einen Brief der Magdeburgischen Zeitung hin, worin sich
ein in England lebender Deutscher feierlichst dagegen verwahrt, daß um. das
englische .Heer heruntermache und die Zall^t soMers als bezahlte Soldtruppeu
anspreche/Wir brauchen eine solche Belehrung nicht, um wenigsten vou einem
Deutschen, der in England lebt; denn leider wissen wir zu wohl, was in der
Regel von derartigen'..Deutschen" zu halten ist. Dieser Brief nun ist offenbar
der Anlaß zu der von der riruss daran geknüpften Betrachtung, daß die Magde¬
burgische Zeitung selbst eine arge Sünderin gegen das edle England sei. und
daß sie also einen auch von der Berliner Post angezognen hochverdienten
Aufsatz des Frankfurter Generalanzeigers aufs innigste beherzigen solle. Auf
diesem Aufsatz ruht das Auge des englischen Berichterstatters mit großem Ent¬
zücken und einer schier verdächtigen Liebe: er erweist ihm eine Ehre, wie erste
seit Jahren nur noch für die Vossische Zeitung, den Börsen-Kurier und die licht¬
vollen Reden Bebels als die wahren Vertreter der politischen Weisheit der
Deutschen übrig hatte. Denn der Aufsatz führt angeblich den Nachweis, daß
eine Londoner Telegramm- und Nachrichteufabrik die deutschen Zeitungen uiid
°en ungeheuerlichsten Nachrichten versieht, in Sonderdcpeschen an die Münchner
Neusten Nachrichten und die Magdeburgische Zeitung "ganze Divisionen d'n^ur.^co
er"glischen Heeres vernichtet." und die Hamburger Nachrichten den Hannov rsch
Kurier und ..fünfzig andre deutsche Zeitungen" mit ähnliche" "ugm v ^us -
'of die diese hineinfallen, um deu Engländers ^ Leser ^Deshalb sei auch unsre aus solchen Quellen geschöpfte mMarisclie BeuUuUmg
s° jammervoll. Als weitere Quelle deutscher Berichte komme noch em
erstatter "aus der Umgebung" des Dr. Leyds. der nie weniger al. 3^00 Eng¬
länder "tot" und 17 Geschütze "genommen" anführe, und was dergleichen
unglaubliches Zeug mehr ist. das Lord Salisbury wohl mit dem etwas denk-



^^erinnertsich nicht an die sogenannten Verdienste Hollands ^ropa "at
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Befreiungskriege? ..Das englische Märchen ward mit solcher 7^"°"^^verböte, daß man im Großen Hauptquartier schließlich daran glaubte ""d ^e Phra v n
Hollands Verdiensten um Europa" in das Wörterbuch der Diplomatie ausnahm, Tr^tschk..Deutsche Geschichte I. S28.

greuliche Aussicht! Leider steht dieser Handelsgegenstand auf dein Markte
augenblicklich sehr tief. Da es England aber schon mehr als einmal gelungen
ist, durch die ausdauernde Wiederholung derselben Dichtung die Menschen von
deren Wahrheit zu überzeugen.') so sei auf die bevorstehende Gefahr hingewiesen.
Hüten wir uns, unsre öffentliche Meinung mit denselben Mitteln vergiftet zu
sehen, wie dies in England gelungen ist, und jener Ausschuß es auch für das
Festland von Europa" plant. Englische Machenschaften pflegen reichlich mit
Gold gespeist zu werden, und wenn wir den „Umschwung" einzelner festländischer
Blätter in dem Sinne des obigen Swuaarä-Briefs bemerken, so werden wir
gut thun, an die Aufgabe des Ausschusses zu denken und englische Wahrheit
für das zu nehmen — was sie wert ist.

Ein Beispiel, wie die Thätigkeit dieser Gesellschaft zu denken ist liegt
nahe zur Hand. Ein Telegramm der Nach (23. Februar 1900) weist mit
liebevoller Sorgfalt auf einen Brief der Magdeburgischen Zeitung hin, worin sich
ein in England lebender Deutscher feierlichst dagegen verwahrt, daß um. das
englische .Heer heruntermache und die Zall^t soMers als bezahlte Soldtruppeu
anspreche/Wir brauchen eine solche Belehrung nicht, um wenigsten vou einem
Deutschen, der in England lebt; denn leider wissen wir zu wohl, was in der
Regel von derartigen'..Deutschen" zu halten ist. Dieser Brief nun ist offenbar
der Anlaß zu der von der riruss daran geknüpften Betrachtung, daß die Magde¬
burgische Zeitung selbst eine arge Sünderin gegen das edle England sei. und
daß sie also einen auch von der Berliner Post angezognen hochverdienten
Aufsatz des Frankfurter Generalanzeigers aufs innigste beherzigen solle. Auf
diesem Aufsatz ruht das Auge des englischen Berichterstatters mit großem Ent¬
zücken und einer schier verdächtigen Liebe: er erweist ihm eine Ehre, wie erste
seit Jahren nur noch für die Vossische Zeitung, den Börsen-Kurier und die licht¬
vollen Reden Bebels als die wahren Vertreter der politischen Weisheit der
Deutschen übrig hatte. Denn der Aufsatz führt angeblich den Nachweis, daß
eine Londoner Telegramm- und Nachrichteufabrik die deutschen Zeitungen uiid
°en ungeheuerlichsten Nachrichten versieht, in Sonderdcpeschen an die Münchner
Neusten Nachrichten und die Magdeburgische Zeitung „ganze Divisionen d'n^ur.^co
er"glischen Heeres vernichtet." und die Hamburger Nachrichten den Hannov rsch
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s° jammervoll. Als weitere Quelle deutscher Berichte komme noch em
erstatter „aus der Umgebung" des Dr. Leyds. der nie weniger al. 3^00 Eng¬
länder „tot" und 17 Geschütze „genommen" anführe, und was dergleichen
unglaubliches Zeug mehr ist. das Lord Salisbury wohl mit dem etwas denk-



^^erinnertsich nicht an die sogenannten Verdienste Hollands ^ropa «at
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Befreiungskriege? ..Das englische Märchen ward mit solcher 7^»°"^^verböte, daß man im Großen Hauptquartier schließlich daran glaubte "»d ^e Phra v n
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[0631] greuliche Aussicht! Leider steht dieser Handelsgegenstand auf dein Markte augenblicklich sehr tief. Da es England aber schon mehr als einmal gelungen ist, durch die ausdauernde Wiederholung derselben Dichtung die Menschen von deren Wahrheit zu überzeugen.') so sei auf die bevorstehende Gefahr hingewiesen. Hüten wir uns, unsre öffentliche Meinung mit denselben Mitteln vergiftet zu sehen, wie dies in England gelungen ist, und jener Ausschuß es auch für das Festland von Europa" plant. Englische Machenschaften pflegen reichlich mit Gold gespeist zu werden, und wenn wir den „Umschwung" einzelner festländischer Blätter in dem Sinne des obigen Swuaarä-Briefs bemerken, so werden wir gut thun, an die Aufgabe des Ausschusses zu denken und englische Wahrheit für das zu nehmen — was sie wert ist. Ein Beispiel, wie die Thätigkeit dieser Gesellschaft zu denken ist liegt nahe zur Hand. Ein Telegramm der Nach (23. Februar 1900) weist mit liebevoller Sorgfalt auf einen Brief der Magdeburgischen Zeitung hin, worin sich ein in England lebender Deutscher feierlichst dagegen verwahrt, daß um. das englische .Heer heruntermache und die Zall^t soMers als bezahlte Soldtruppeu anspreche/Wir brauchen eine solche Belehrung nicht, um wenigsten vou einem Deutschen, der in England lebt; denn leider wissen wir zu wohl, was in der Regel von derartigen'..Deutschen" zu halten ist. Dieser Brief nun ist offenbar der Anlaß zu der von der riruss daran geknüpften Betrachtung, daß die Magde¬ burgische Zeitung selbst eine arge Sünderin gegen das edle England sei. und daß sie also einen auch von der Berliner Post angezognen hochverdienten Aufsatz des Frankfurter Generalanzeigers aufs innigste beherzigen solle. Auf diesem Aufsatz ruht das Auge des englischen Berichterstatters mit großem Ent¬ zücken und einer schier verdächtigen Liebe: er erweist ihm eine Ehre, wie erste seit Jahren nur noch für die Vossische Zeitung, den Börsen-Kurier und die licht¬ vollen Reden Bebels als die wahren Vertreter der politischen Weisheit der Deutschen übrig hatte. Denn der Aufsatz führt angeblich den Nachweis, daß eine Londoner Telegramm- und Nachrichteufabrik die deutschen Zeitungen uiid °en ungeheuerlichsten Nachrichten versieht, in Sonderdcpeschen an die Münchner Neusten Nachrichten und die Magdeburgische Zeitung „ganze Divisionen d'n^ur.^co er"glischen Heeres vernichtet." und die Hamburger Nachrichten den Hannov rsch Kurier und ..fünfzig andre deutsche Zeitungen" mit ähnliche» «ugm v ^us - 'of die diese hineinfallen, um deu Engländers ^ Leser ^Deshalb sei auch unsre aus solchen Quellen geschöpfte mMarisclie BeuUuUmg s° jammervoll. Als weitere Quelle deutscher Berichte komme noch em erstatter „aus der Umgebung" des Dr. Leyds. der nie weniger al. 3^00 Eng¬ länder „tot" und 17 Geschütze „genommen" anführe, und was dergleichen unglaubliches Zeug mehr ist. das Lord Salisbury wohl mit dem etwas denk- ^^erinnertsich nicht an die sogenannten Verdienste Hollands ^ropa «at ^d Befreiungskriege? ..Das englische Märchen ward mit solcher 7^»°"^^verböte, daß man im Großen Hauptquartier schließlich daran glaubte "»d ^e Phra v n Hollands Verdiensten um Europa« in das Wörterbuch der Diplomatie ausnahm, Tr^tschk..Deutsche Geschichte I. S28.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/631>, abgerufen am 04.07.2024.