Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.Skizzen ans unserm heutigen Volksleben °le andern zwei machten. Als ihn nun der Unteroffizier nnschnanzte, antwortete Auch in der Pension gestalteten sich die Dinge nicht so erfreulich, als nach Was denn? siebt ^"uerwetter, sagte der Primaner, der Frosch ist nicht so dumm, wie er auf¬ kam , x,^et>ach es. Als das berüchtigte Ragout bald darauf wieder auf den Tisch Hausarb '/"^ ^ freudlosen Leben, das sich zwischen Schule. D Skizzen ans unserm heutigen Volksleben °le andern zwei machten. Als ihn nun der Unteroffizier nnschnanzte, antwortete Auch in der Pension gestalteten sich die Dinge nicht so erfreulich, als nach Was denn? siebt ^"uerwetter, sagte der Primaner, der Frosch ist nicht so dumm, wie er auf¬ kam , x,^et>ach es. Als das berüchtigte Ragout bald darauf wieder auf den Tisch Hausarb '/"^ ^ freudlosen Leben, das sich zwischen Schule. D <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0511" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/233063"/> <fw type="header" place="top"> Skizzen ans unserm heutigen Volksleben</fw><lb/> <p xml:id="ID_1663" prev="#ID_1662"> °le andern zwei machten. Als ihn nun der Unteroffizier nnschnanzte, antwortete<lb/> ^ mit wissenschaftlicher Ruhe: Der Modus meiner Bewegung ist zwar verschieden<lb/> "°u dem Modus der Bewegung der übrigen, allein das Endresultat ist dasselbe. —<lb/> Ä>us? — Der Modus meiner Bewegung — Herr, sind Sie verrückt? — selbigen<lb/> ^ags noch saß er im Kasten. So kam auch Pfarrsch-Mnx mit seinem Zweidritteltakte<lb/> acht durch. Wer nicht in der Reihe blieb, kam hinter die Reihe und konnte sehen,<lb/> er nachkam. Wenn er auf eine Frage aushob wie eine Uhr mit einem langsamen<lb/> Schlagwerke, so hatte es schon längst geheißen: Folgender! Folgender! Folgender!<lb/> und Pfarrsch-Max konnte seine Wissenschaft nicht mehr anbringen. Und noch schlimmer<lb/> ar es im Extemporale, wo er nie mit einem Satze fertig war, wenn schon der<lb/> neue Satz begonnen hatte, und das Endresultat waren Übereilung und Fehler.<lb/> ^ Zensur fiel denn auch sehr unbefriedigend aus.</p><lb/> <p xml:id="ID_1664"> Auch in der Pension gestalteten sich die Dinge nicht so erfreulich, als nach<lb/> ^" zweistimmigen Lobgesange von Frau Katasterkontrollenr und Fräulein Tochter<lb/> parlee werden mußte. Von Seelengüte war weniger zu bemerken als von dem<lb/> b s^^"' der Pension möglichst viel zu verdienen. Die Schüler merkten das<lb/> " und übten, wenn sie unter sich waren, scharfe Kritik. Sie nannten die alte<lb/> urdigx Dame „Schinderhanncheu" und Fräulein Rosalie, offenbar in Beziehung<lb/> ^l ihre Dürre und Beweglichkeit, den „Quirl." Besonders übel nahmen es die<lb/> «chuler, daß sie mit dem Essen nicht ihr Recht erhielten. Nicht als ob sie hätte»<lb/> ^wgern müssen, aber Schinderhannchen gebrauchte den Kunstgriff, den Appetit ihrer<lb/> Mer uicht zu reize», und kochte darum etwas weniger schmackhaft. Butter und<lb/> Tiss ^ ^ billigsten Sorte, und das Brot kam steinhart auf den<lb/> ders s Gericht, dem die Schüler ein zu lebhaftes Wohlgefallen entgegenbrachten,<lb/> WM Nimmerwiedersehen vom Tische. Besonders verhaßt war ein ge-<lb/> hcift 6""i, in dem zweifelhafte Reste durch eine saure Brühe relativ schmack-<lb/> Wcir ^"^^ werden sollten. Als dieses Gericht immer wieder vorgesetzt worden<lb/> sei ' ^ es nach Tisch im Schulzimmer eine erregte Versammlung; man sprach<lb/> Iss Revolution und Sezessiou. Pfarrsch-Max lachte in sich hinein und sagte:<lb/> 1 wußte schon, was zu machen wäre.</p><lb/> <p xml:id="ID_1665"> Was denn?<lb/> wie fahren über das Ragout her und putzen es auf, als wenn es Wunder<lb/> gut schmeckte, dann kommt es nicht wieder,</p><lb/> <p xml:id="ID_1666"> siebt ^"uerwetter, sagte der Primaner, der Frosch ist nicht so dumm, wie er auf¬<lb/> baut >. gemacht. Und wer das Maul verzieht und uicht ordentlich ein-<lb/> ' der kriegt hinterher Ohrfeigen,</p><lb/> <p xml:id="ID_1667"> kam , x,^et>ach es. Als das berüchtigte Ragout bald darauf wieder auf den Tisch<lb/> ">-f 'dj ^"""d es im Handumdrehn, und Frau Katasterkontrolleur sah mit Entsetzen<lb/> schienet ^ Schüssel und die starren Augen der Schüler, die mehr zu verlangen<lb/> >- Und das Ragout erschien nie wieder.</p><lb/> <p xml:id="ID_1668"> Hausarb '/"^ ^ freudlosen Leben, das sich zwischen Schule.<lb/> "ud hat„ . ""d langweiligen Freistunden abspann. Wie oft stand Max am Fenster<lb/> P"PPelw ""^ ^ Stückchen Himmel und dem Stückchen Baum, der thu an die<lb/> ^vgen auf seiner Wiese erinnerte, und sah den Krähen nach, die vorüber<lb/> Jammer" ^ brennende Sehnsucht uach Hause. Es Wäre ein trostloser<lb/> Feriw » ^^hin, ^x„„ „jeht ^n Wort mit immer größerer Deutlichkeit aus der<lb/> "^couche wäre: Ferien!</p><lb/> <p xml:id="ID_1669" next="#ID_1670"> D<lb/> "icht dur s ^^"^""g. kam, aber wie ein verdorbner Tag, an dem die Sonne<lb/> ^ Freud^ dringen kann. Das schlechte Zeugnis in der Tasche verdarb<lb/> Zeugnis ^ ^ auch kein schöner Augenblick, als er seinem Vater das<lb/> zögernd überreichte, und als des Vaters Gesicht, während er es las, immer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0511]
Skizzen ans unserm heutigen Volksleben
°le andern zwei machten. Als ihn nun der Unteroffizier nnschnanzte, antwortete
^ mit wissenschaftlicher Ruhe: Der Modus meiner Bewegung ist zwar verschieden
"°u dem Modus der Bewegung der übrigen, allein das Endresultat ist dasselbe. —
Ä>us? — Der Modus meiner Bewegung — Herr, sind Sie verrückt? — selbigen
^ags noch saß er im Kasten. So kam auch Pfarrsch-Mnx mit seinem Zweidritteltakte
acht durch. Wer nicht in der Reihe blieb, kam hinter die Reihe und konnte sehen,
er nachkam. Wenn er auf eine Frage aushob wie eine Uhr mit einem langsamen
Schlagwerke, so hatte es schon längst geheißen: Folgender! Folgender! Folgender!
und Pfarrsch-Max konnte seine Wissenschaft nicht mehr anbringen. Und noch schlimmer
ar es im Extemporale, wo er nie mit einem Satze fertig war, wenn schon der
neue Satz begonnen hatte, und das Endresultat waren Übereilung und Fehler.
^ Zensur fiel denn auch sehr unbefriedigend aus.
Auch in der Pension gestalteten sich die Dinge nicht so erfreulich, als nach
^" zweistimmigen Lobgesange von Frau Katasterkontrollenr und Fräulein Tochter
parlee werden mußte. Von Seelengüte war weniger zu bemerken als von dem
b s^^"' der Pension möglichst viel zu verdienen. Die Schüler merkten das
" und übten, wenn sie unter sich waren, scharfe Kritik. Sie nannten die alte
urdigx Dame „Schinderhanncheu" und Fräulein Rosalie, offenbar in Beziehung
^l ihre Dürre und Beweglichkeit, den „Quirl." Besonders übel nahmen es die
«chuler, daß sie mit dem Essen nicht ihr Recht erhielten. Nicht als ob sie hätte»
^wgern müssen, aber Schinderhannchen gebrauchte den Kunstgriff, den Appetit ihrer
Mer uicht zu reize», und kochte darum etwas weniger schmackhaft. Butter und
Tiss ^ ^ billigsten Sorte, und das Brot kam steinhart auf den
ders s Gericht, dem die Schüler ein zu lebhaftes Wohlgefallen entgegenbrachten,
WM Nimmerwiedersehen vom Tische. Besonders verhaßt war ein ge-
hcift 6""i, in dem zweifelhafte Reste durch eine saure Brühe relativ schmack-
Wcir ^"^^ werden sollten. Als dieses Gericht immer wieder vorgesetzt worden
sei ' ^ es nach Tisch im Schulzimmer eine erregte Versammlung; man sprach
Iss Revolution und Sezessiou. Pfarrsch-Max lachte in sich hinein und sagte:
1 wußte schon, was zu machen wäre.
Was denn?
wie fahren über das Ragout her und putzen es auf, als wenn es Wunder
gut schmeckte, dann kommt es nicht wieder,
siebt ^"uerwetter, sagte der Primaner, der Frosch ist nicht so dumm, wie er auf¬
baut >. gemacht. Und wer das Maul verzieht und uicht ordentlich ein-
' der kriegt hinterher Ohrfeigen,
kam , x,^et>ach es. Als das berüchtigte Ragout bald darauf wieder auf den Tisch
">-f 'dj ^"""d es im Handumdrehn, und Frau Katasterkontrolleur sah mit Entsetzen
schienet ^ Schüssel und die starren Augen der Schüler, die mehr zu verlangen
>- Und das Ragout erschien nie wieder.
Hausarb '/"^ ^ freudlosen Leben, das sich zwischen Schule.
"ud hat„ . ""d langweiligen Freistunden abspann. Wie oft stand Max am Fenster
P"PPelw ""^ ^ Stückchen Himmel und dem Stückchen Baum, der thu an die
^vgen auf seiner Wiese erinnerte, und sah den Krähen nach, die vorüber
Jammer" ^ brennende Sehnsucht uach Hause. Es Wäre ein trostloser
Feriw » ^^hin, ^x„„ „jeht ^n Wort mit immer größerer Deutlichkeit aus der
"^couche wäre: Ferien!
D
"icht dur s ^^"^""g. kam, aber wie ein verdorbner Tag, an dem die Sonne
^ Freud^ dringen kann. Das schlechte Zeugnis in der Tasche verdarb
Zeugnis ^ ^ auch kein schöner Augenblick, als er seinem Vater das
zögernd überreichte, und als des Vaters Gesicht, während er es las, immer
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