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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

jedem Leser zumuten kam, sich die Generalstabskarten der betreffenden Gegenden
anzuschaffen, so thut ein Historiker nur recht, wenn er sich die vortrefflichen Pläne
Friedjungs zum Muster nimmt.

Daß die Erzählung der Begebenheiten nicht durch Hinweis auf die Quellen
unterbrochen wird, ist ja gewiß zu billigen. Nur müßte man aber doch imstande
sein, sich über diese Quellen zu orientieren. Und manchmal scheint uns der Ver¬
fasser dem Interesse an der abgerundeten, lesbaren Darstellung doch selbst etwas
von der einfachen Anschaulichkeit der Darstellung geopfert zu habe". So heißt es
Seite 33 von König Friedrich in betreff der Schlacht bei Lobositz: "Er bezeugte
den Truppen: "seit ich die Ehre habe, sie zu befehligen, habe ich nie gleiche Wunder
der Tapferkeit geschaut." Die Geguer schienen ihm viel überlegter und anschlägiger
als vordem: uicht mehr die alten Österreicher." Wäre es nicht viel einfacher ge¬
wesen, zu sagen, daß diese beiden Stellen einem am Tage nach der Schlacht um
den Feldmarschall Grafen Schwerin gerichteten Briefe entnommen sind, worüber
man bei dem braven alten Preuß sogleich Auskunft erhält?

Seite 70 lesen wir über Schwerin: "König Friedrich hat an seinem Beispiel
den pommerschen Edelleuten einleuchtend gemacht, wie weit sie es durch eigue
Tüchtigkeit bringen könnten, denn der junge Schwerin sei von seinem Vater in die
Fremde geschickt worden mit einem Thaler in der Tasche, einer Ohrfeige und dem
Rate, sich das in Zukunft von niemand mehr gefallen zu lassen." Das hat der
König allerdings gesagt, aber erst im Jahre 1780, also dreiundzwanzig Jahre
nach dem Tode des Feldmarschalls, von dem er es selbst gehört haben wollte.
Daß er sich dabei irrte, ist aber unleugbar, denn Schwerins Vater starb schon 1697,
als der Sohn erst dreizehn Jahre alt war. Nach dem Tode des Vaters sorgte
dessen Binder, General Detlof von Schwerin, dafür, daß der Neffe die Universitäten
Leiden, Greifswald und Rostock besuchte. Erst im Alter von siebzehn Jahren
nahm er dann Kriegsdienste im Regiments des Oheims.

Nicht recht verstehn wir, warum der Marquis vou Valori regelmäßig Valory
geschrieben wird. Valori selbst schreibt seinen Namen mit einem i, ebenso der Valori,
der seine Memoiren herausgegeben hat, ebenso die darin mitgeteilten Familien¬
dokumente - - und wie sollte sich die Familie mit dem den Italienern unbekannten h
schreiben, wenn sie von der Florentiner Familie Valori abstammte?

Hyperkritisch ist unsrer Ansicht nach der Verfasser, wenn er Seite 140 von
der berühmten Rede des Königs vor der Schlacht bei Leuthen sagt: "Jedem ist
diese Stunde unvergeßlich geblieben, den Wortlaut der Rede hätte niemand
festzustellen vermocht," und demnach auf ihre Wiedergabe verzichtet. Nun haben
wir über diese Rede zwei verschiedne Überlieferungen, die im großen und ganzen über¬
einstimmen; man kann also behaupten, daß sie so gut überliefert ist, wie eine nicht
diktierte, sondern mir überlieferungsmäßig fcstgehaltne Rede überhaupt sein kann.

Seite 280 kommt der Verfasser auf die in Paris und Amsterdam im Jahre
1760 erschienenen Nachdrucke der Osuvw" an pbilosopbo alö LanWoaei zu sprechen,
erwähnt, daß Choiseul durch Voltaire Friedrichs des Großen Ode an den Prinzen
Ferdinand von Braunschweig erhalte" hatte, und sagt schließlich, es sei nicht wahr¬
scheinlich, daß Voltaire auch bei der Drucklegung jeuer beiden Nachdrucke der Oouvrcs
die Judasrolle des Verräters gespielt habe.

Wir glauben das Gegenteil, und zwar erstens, weil sich Voltnire selbst gegen
den Verdacht, den Nachdruck veranstaltet zu haben, nur mit den Worten verteidigt
hat, es könne auf ihn kein Argwohn fallen, denn Salomon (d. h. Friedrich) habe
ihm seine Werke in Frankfurt abnehme" lassen. Nun ist Voltaire am 26. März
1753 aus Berlin abgereist und am 31. Mai 1753 in Frankfurt angekommen.
Rechnet man zwei Wochen auf die Reise, so behielt er zweiundfünfzig Tage dazu
übrig, die Osuvrss zu copieren, die, da der Nachdruck nicht nach der ersten Ausgabe


Maßgebliches und Unmaßgebliches

jedem Leser zumuten kam, sich die Generalstabskarten der betreffenden Gegenden
anzuschaffen, so thut ein Historiker nur recht, wenn er sich die vortrefflichen Pläne
Friedjungs zum Muster nimmt.

Daß die Erzählung der Begebenheiten nicht durch Hinweis auf die Quellen
unterbrochen wird, ist ja gewiß zu billigen. Nur müßte man aber doch imstande
sein, sich über diese Quellen zu orientieren. Und manchmal scheint uns der Ver¬
fasser dem Interesse an der abgerundeten, lesbaren Darstellung doch selbst etwas
von der einfachen Anschaulichkeit der Darstellung geopfert zu habe». So heißt es
Seite 33 von König Friedrich in betreff der Schlacht bei Lobositz: „Er bezeugte
den Truppen: »seit ich die Ehre habe, sie zu befehligen, habe ich nie gleiche Wunder
der Tapferkeit geschaut.« Die Geguer schienen ihm viel überlegter und anschlägiger
als vordem: uicht mehr die alten Österreicher." Wäre es nicht viel einfacher ge¬
wesen, zu sagen, daß diese beiden Stellen einem am Tage nach der Schlacht um
den Feldmarschall Grafen Schwerin gerichteten Briefe entnommen sind, worüber
man bei dem braven alten Preuß sogleich Auskunft erhält?

Seite 70 lesen wir über Schwerin: „König Friedrich hat an seinem Beispiel
den pommerschen Edelleuten einleuchtend gemacht, wie weit sie es durch eigue
Tüchtigkeit bringen könnten, denn der junge Schwerin sei von seinem Vater in die
Fremde geschickt worden mit einem Thaler in der Tasche, einer Ohrfeige und dem
Rate, sich das in Zukunft von niemand mehr gefallen zu lassen." Das hat der
König allerdings gesagt, aber erst im Jahre 1780, also dreiundzwanzig Jahre
nach dem Tode des Feldmarschalls, von dem er es selbst gehört haben wollte.
Daß er sich dabei irrte, ist aber unleugbar, denn Schwerins Vater starb schon 1697,
als der Sohn erst dreizehn Jahre alt war. Nach dem Tode des Vaters sorgte
dessen Binder, General Detlof von Schwerin, dafür, daß der Neffe die Universitäten
Leiden, Greifswald und Rostock besuchte. Erst im Alter von siebzehn Jahren
nahm er dann Kriegsdienste im Regiments des Oheims.

Nicht recht verstehn wir, warum der Marquis vou Valori regelmäßig Valory
geschrieben wird. Valori selbst schreibt seinen Namen mit einem i, ebenso der Valori,
der seine Memoiren herausgegeben hat, ebenso die darin mitgeteilten Familien¬
dokumente - - und wie sollte sich die Familie mit dem den Italienern unbekannten h
schreiben, wenn sie von der Florentiner Familie Valori abstammte?

Hyperkritisch ist unsrer Ansicht nach der Verfasser, wenn er Seite 140 von
der berühmten Rede des Königs vor der Schlacht bei Leuthen sagt: „Jedem ist
diese Stunde unvergeßlich geblieben, den Wortlaut der Rede hätte niemand
festzustellen vermocht," und demnach auf ihre Wiedergabe verzichtet. Nun haben
wir über diese Rede zwei verschiedne Überlieferungen, die im großen und ganzen über¬
einstimmen; man kann also behaupten, daß sie so gut überliefert ist, wie eine nicht
diktierte, sondern mir überlieferungsmäßig fcstgehaltne Rede überhaupt sein kann.

Seite 280 kommt der Verfasser auf die in Paris und Amsterdam im Jahre
1760 erschienenen Nachdrucke der Osuvw« an pbilosopbo alö LanWoaei zu sprechen,
erwähnt, daß Choiseul durch Voltaire Friedrichs des Großen Ode an den Prinzen
Ferdinand von Braunschweig erhalte» hatte, und sagt schließlich, es sei nicht wahr¬
scheinlich, daß Voltaire auch bei der Drucklegung jeuer beiden Nachdrucke der Oouvrcs
die Judasrolle des Verräters gespielt habe.

Wir glauben das Gegenteil, und zwar erstens, weil sich Voltnire selbst gegen
den Verdacht, den Nachdruck veranstaltet zu haben, nur mit den Worten verteidigt
hat, es könne auf ihn kein Argwohn fallen, denn Salomon (d. h. Friedrich) habe
ihm seine Werke in Frankfurt abnehme« lassen. Nun ist Voltaire am 26. März
1753 aus Berlin abgereist und am 31. Mai 1753 in Frankfurt angekommen.
Rechnet man zwei Wochen auf die Reise, so behielt er zweiundfünfzig Tage dazu
übrig, die Osuvrss zu copieren, die, da der Nachdruck nicht nach der ersten Ausgabe


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[0212] Maßgebliches und Unmaßgebliches jedem Leser zumuten kam, sich die Generalstabskarten der betreffenden Gegenden anzuschaffen, so thut ein Historiker nur recht, wenn er sich die vortrefflichen Pläne Friedjungs zum Muster nimmt. Daß die Erzählung der Begebenheiten nicht durch Hinweis auf die Quellen unterbrochen wird, ist ja gewiß zu billigen. Nur müßte man aber doch imstande sein, sich über diese Quellen zu orientieren. Und manchmal scheint uns der Ver¬ fasser dem Interesse an der abgerundeten, lesbaren Darstellung doch selbst etwas von der einfachen Anschaulichkeit der Darstellung geopfert zu habe». So heißt es Seite 33 von König Friedrich in betreff der Schlacht bei Lobositz: „Er bezeugte den Truppen: »seit ich die Ehre habe, sie zu befehligen, habe ich nie gleiche Wunder der Tapferkeit geschaut.« Die Geguer schienen ihm viel überlegter und anschlägiger als vordem: uicht mehr die alten Österreicher." Wäre es nicht viel einfacher ge¬ wesen, zu sagen, daß diese beiden Stellen einem am Tage nach der Schlacht um den Feldmarschall Grafen Schwerin gerichteten Briefe entnommen sind, worüber man bei dem braven alten Preuß sogleich Auskunft erhält? Seite 70 lesen wir über Schwerin: „König Friedrich hat an seinem Beispiel den pommerschen Edelleuten einleuchtend gemacht, wie weit sie es durch eigue Tüchtigkeit bringen könnten, denn der junge Schwerin sei von seinem Vater in die Fremde geschickt worden mit einem Thaler in der Tasche, einer Ohrfeige und dem Rate, sich das in Zukunft von niemand mehr gefallen zu lassen." Das hat der König allerdings gesagt, aber erst im Jahre 1780, also dreiundzwanzig Jahre nach dem Tode des Feldmarschalls, von dem er es selbst gehört haben wollte. Daß er sich dabei irrte, ist aber unleugbar, denn Schwerins Vater starb schon 1697, als der Sohn erst dreizehn Jahre alt war. Nach dem Tode des Vaters sorgte dessen Binder, General Detlof von Schwerin, dafür, daß der Neffe die Universitäten Leiden, Greifswald und Rostock besuchte. Erst im Alter von siebzehn Jahren nahm er dann Kriegsdienste im Regiments des Oheims. Nicht recht verstehn wir, warum der Marquis vou Valori regelmäßig Valory geschrieben wird. Valori selbst schreibt seinen Namen mit einem i, ebenso der Valori, der seine Memoiren herausgegeben hat, ebenso die darin mitgeteilten Familien¬ dokumente - - und wie sollte sich die Familie mit dem den Italienern unbekannten h schreiben, wenn sie von der Florentiner Familie Valori abstammte? Hyperkritisch ist unsrer Ansicht nach der Verfasser, wenn er Seite 140 von der berühmten Rede des Königs vor der Schlacht bei Leuthen sagt: „Jedem ist diese Stunde unvergeßlich geblieben, den Wortlaut der Rede hätte niemand festzustellen vermocht," und demnach auf ihre Wiedergabe verzichtet. Nun haben wir über diese Rede zwei verschiedne Überlieferungen, die im großen und ganzen über¬ einstimmen; man kann also behaupten, daß sie so gut überliefert ist, wie eine nicht diktierte, sondern mir überlieferungsmäßig fcstgehaltne Rede überhaupt sein kann. Seite 280 kommt der Verfasser auf die in Paris und Amsterdam im Jahre 1760 erschienenen Nachdrucke der Osuvw« an pbilosopbo alö LanWoaei zu sprechen, erwähnt, daß Choiseul durch Voltaire Friedrichs des Großen Ode an den Prinzen Ferdinand von Braunschweig erhalte» hatte, und sagt schließlich, es sei nicht wahr¬ scheinlich, daß Voltaire auch bei der Drucklegung jeuer beiden Nachdrucke der Oouvrcs die Judasrolle des Verräters gespielt habe. Wir glauben das Gegenteil, und zwar erstens, weil sich Voltnire selbst gegen den Verdacht, den Nachdruck veranstaltet zu haben, nur mit den Worten verteidigt hat, es könne auf ihn kein Argwohn fallen, denn Salomon (d. h. Friedrich) habe ihm seine Werke in Frankfurt abnehme« lassen. Nun ist Voltaire am 26. März 1753 aus Berlin abgereist und am 31. Mai 1753 in Frankfurt angekommen. Rechnet man zwei Wochen auf die Reise, so behielt er zweiundfünfzig Tage dazu übrig, die Osuvrss zu copieren, die, da der Nachdruck nicht nach der ersten Ausgabe

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/212>, abgerufen am 02.07.2024.