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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Art sozialer Entwicklung ist bei starker Volksvermehrung und starker Zunahme der
Erwerbthätigkeit naturnotwendig, und kann daraus nicht ohne weiteres eme
fortschreitende Proletarisierung der Gesellschaft abgeleitet werden."

Dagegen ist neuerdings in Brauns Archin (5. und 6. Heft 1899, S. 613) der
österreichische Statistiker. Professor Rauchberg. scharf zu Felde gezogen Er operler
dabei aber so, als wenn die Bemerkung nicht zu den Verschiebungen in Landwirtschaft
"Ub Gewerbe zusammen, sondern allein zu den in der Industrie gemacht Ware.

In der Industrie allein sind nämlich gezählt worden:

18!)!"absolutgegen "882
in Prozent
2061764-- 139382- 6,2Selbständige . . .
268 745-- 164669166,2Angestellte ....
5 955 711-- 185946845,4Arbeiter.....
6 219456-- 2054187-j- 48,5Abhängige zusammen
8281220-- 1884755^ 29.5überhaupt ....

Die Abhängigen haben hier also nicht mir den ganzen Zuwachs für sich in An¬
spruch genommen, sondern much noch einen Teil der Arbeitgeber von 1882 auf¬
gezehrt.

Das Resultat ist, daß vou je hundert in der Industrie überhaupt wäre":

Verschiebung
des Anteils1895
34,4 -- 9,5Selbständige. , . . 24,9
1,6 -s-1,6
Angestellte .... 3,2
64,0 -s- 7,9Arbeiter..... 71,9
65,6 --9,5Abhängige zusammen 75,1
100.0 - 0,0SUMMN .... 100.0

Das ist ein ganz andres Bild als das in Landwirtschaft und Gewerbe zu¬
sammen. Der Kritikus kämpft also thatsächlich gegen einen fingierten Feind.

Dabei führt er zwei an sich unbestreitbare Thatsachen ins Feld. Erstens die
absolute Abnahme der selbständigen, die sich in der Industrie -- aber auch nur
Ul ihr -- gezeigt hat. Darin könne, meint er, doch keine "notwendige Begleit¬
erscheinung aufstrebender Entwicklung" gefunden werden. Zweitens sei zwar richtig,
aß der Nachwuchs nicht gleich in die obern sozialen Stellungen gelangen könne,
sondern sich von unten hinaufarbeite, auch sei die gesamte industrielle Bevölkerung
!>>nger geworden. Aber die Verschärfung des Übergewichts der Arbeiter beschränke
l>es nicht auf die jugendlichen Altersstufen. Sie trete nicht weniger entschieden in
en mittlern und höher" zu Tage. Sie könne also keineswegs ausschließlich oder
"und nur hauptsächlich auf die "Nachwuchsverhältnisse" zurückgeführt werden.

Das, worauf es dabei ankommt, ist aus folgenden absoluten Zahlen leicht er-
fuhtltch. Pou den Angestellten kann mau nbsehn. Auch das Verhältnis der Arbeiter
^er verschiednen Altersklassen zu den gleichaltrigen selbständigen, mit der Rauch-
"/rg manövriert, hat hier keine Bedeutung, sondern verwirrt nur. Es sind in der
^hat industrielle Arbeiter gezählt wordeu:

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Art sozialer Entwicklung ist bei starker Volksvermehrung und starker Zunahme der
Erwerbthätigkeit naturnotwendig, und kann daraus nicht ohne weiteres eme
fortschreitende Proletarisierung der Gesellschaft abgeleitet werden."

Dagegen ist neuerdings in Brauns Archin (5. und 6. Heft 1899, S. 613) der
österreichische Statistiker. Professor Rauchberg. scharf zu Felde gezogen Er operler
dabei aber so, als wenn die Bemerkung nicht zu den Verschiebungen in Landwirtschaft
"Ub Gewerbe zusammen, sondern allein zu den in der Industrie gemacht Ware.

In der Industrie allein sind nämlich gezählt worden:

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Die Abhängigen haben hier also nicht mir den ganzen Zuwachs für sich in An¬
spruch genommen, sondern much noch einen Teil der Arbeitgeber von 1882 auf¬
gezehrt.

Das Resultat ist, daß vou je hundert in der Industrie überhaupt wäre«:

Verschiebung
des Anteils1895
34,4 — 9,5Selbständige. , . . 24,9
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Angestellte .... 3,2
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65,6 --9,5Abhängige zusammen 75,1
100.0 - 0,0SUMMN .... 100.0

Das ist ein ganz andres Bild als das in Landwirtschaft und Gewerbe zu¬
sammen. Der Kritikus kämpft also thatsächlich gegen einen fingierten Feind.

Dabei führt er zwei an sich unbestreitbare Thatsachen ins Feld. Erstens die
absolute Abnahme der selbständigen, die sich in der Industrie — aber auch nur
Ul ihr — gezeigt hat. Darin könne, meint er, doch keine „notwendige Begleit¬
erscheinung aufstrebender Entwicklung" gefunden werden. Zweitens sei zwar richtig,
aß der Nachwuchs nicht gleich in die obern sozialen Stellungen gelangen könne,
sondern sich von unten hinaufarbeite, auch sei die gesamte industrielle Bevölkerung
!>>nger geworden. Aber die Verschärfung des Übergewichts der Arbeiter beschränke
l>es nicht auf die jugendlichen Altersstufen. Sie trete nicht weniger entschieden in
en mittlern und höher« zu Tage. Sie könne also keineswegs ausschließlich oder
"und nur hauptsächlich auf die „Nachwuchsverhältnisse" zurückgeführt werden.

Das, worauf es dabei ankommt, ist aus folgenden absoluten Zahlen leicht er-
fuhtltch. Pou den Angestellten kann mau nbsehn. Auch das Verhältnis der Arbeiter
^er verschiednen Altersklassen zu den gleichaltrigen selbständigen, mit der Rauch-
"/rg manövriert, hat hier keine Bedeutung, sondern verwirrt nur. Es sind in der
^hat industrielle Arbeiter gezählt wordeu:

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[0209] Art sozialer Entwicklung ist bei starker Volksvermehrung und starker Zunahme der Erwerbthätigkeit naturnotwendig, und kann daraus nicht ohne weiteres eme fortschreitende Proletarisierung der Gesellschaft abgeleitet werden." Dagegen ist neuerdings in Brauns Archin (5. und 6. Heft 1899, S. 613) der österreichische Statistiker. Professor Rauchberg. scharf zu Felde gezogen Er operler dabei aber so, als wenn die Bemerkung nicht zu den Verschiebungen in Landwirtschaft "Ub Gewerbe zusammen, sondern allein zu den in der Industrie gemacht Ware. In der Industrie allein sind nämlich gezählt worden: 18!)!»absolutgegen «882 in Prozent 2061764— 139382- 6,2Selbständige . . . 268 745— 164669166,2Angestellte .... 5 955 711— 185946845,4Arbeiter..... 6 219456— 2054187-j- 48,5Abhängige zusammen 8281220— 1884755^ 29.5überhaupt .... Die Abhängigen haben hier also nicht mir den ganzen Zuwachs für sich in An¬ spruch genommen, sondern much noch einen Teil der Arbeitgeber von 1882 auf¬ gezehrt. Das Resultat ist, daß vou je hundert in der Industrie überhaupt wäre«: Verschiebung des Anteils1895 34,4 — 9,5Selbständige. , . . 24,9 1,6 -s-1,6 Angestellte .... 3,2 64,0 -s- 7,9Arbeiter..... 71,9 65,6 --9,5Abhängige zusammen 75,1 100.0 - 0,0SUMMN .... 100.0 Das ist ein ganz andres Bild als das in Landwirtschaft und Gewerbe zu¬ sammen. Der Kritikus kämpft also thatsächlich gegen einen fingierten Feind. Dabei führt er zwei an sich unbestreitbare Thatsachen ins Feld. Erstens die absolute Abnahme der selbständigen, die sich in der Industrie — aber auch nur Ul ihr — gezeigt hat. Darin könne, meint er, doch keine „notwendige Begleit¬ erscheinung aufstrebender Entwicklung" gefunden werden. Zweitens sei zwar richtig, aß der Nachwuchs nicht gleich in die obern sozialen Stellungen gelangen könne, sondern sich von unten hinaufarbeite, auch sei die gesamte industrielle Bevölkerung !>>nger geworden. Aber die Verschärfung des Übergewichts der Arbeiter beschränke l>es nicht auf die jugendlichen Altersstufen. Sie trete nicht weniger entschieden in en mittlern und höher« zu Tage. Sie könne also keineswegs ausschließlich oder "und nur hauptsächlich auf die „Nachwuchsverhältnisse" zurückgeführt werden. Das, worauf es dabei ankommt, ist aus folgenden absoluten Zahlen leicht er- fuhtltch. Pou den Angestellten kann mau nbsehn. Auch das Verhältnis der Arbeiter ^er verschiednen Altersklassen zu den gleichaltrigen selbständigen, mit der Rauch- "/rg manövriert, hat hier keine Bedeutung, sondern verwirrt nur. Es sind in der ^hat industrielle Arbeiter gezählt wordeu: im Alter18951882abso tut unter 20 Jahren1715 0371163 778 -j- 551259 20—3018764601328097- 548363 30—401180571779157- 351414 40—50679329466515- 212814 50—60379 613236435- 143178 60—70142872102413- 40459 70 u. mehr „318291984811981 zusammen59557114090243-18S»4«i8 Grenzbuteu 1 190026

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/209>, abgerufen am 30.06.2024.