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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Frau Oemis

lasse". Der Wunsch, zu erfahren, wie sie die Reise überstanden habe, trieb mich
am ersten Tage zu ihr. Ich fand sie in lebhafter Unterhaltung mit andern Be¬
suchern. Madame Anrelia sagte, daß mein Aussehen schlecht sei, und bedauerte,
daß sie nichts von meiner Krankheit gewußt habe. Die Baronesse schien sich, wie
ich ans dem Gespräch entnahm, vortrefflich befunden zu haben nud in heiterster
Laune zu sein, behandelte mich aber mit äußerster Kälte wie einen ganz Fremden
und vermied jede Gelegenheit, die mir erlaubt hätte, ein Wort an sie zu richten.
Der Zustand körperlicher Schwäche, worin ich mich befand, machte, daß ich dieses
Benehmen stärker empfand und härter beurteilte, als es sonst der Fall gewesen
wäre, da ich doch ihre Art kannte, und ich nahm niir vor, sie nicht wieder zu
sehen. Als ich aufbrach, bat mich Madame Anrelia, den russischen Weihnachtsabend,
der nach einigen Tagen gefeiert werden sollte, bei thuen zuzubringen; es sei, sagte
sie, der besondre Wunsch ihrer Schwester Magna, die schon allerlei Überraschungen
für mich ersonnen habe. Das Gefühl der Kränkung, das mir ihr Benehmen zu¬
gefügt hatte, war aber in diesem Augenblick noch so stark, daß ich unter einem
Vorwande die Einladung ablehnte.

Nachdem ich mich den ganzen Monat fern gehalten hatte, erhielt ich ein Billet
von Madame Anrelia, durch das sie niir deu Wunsch ausdrückte, mich zu sprechen.
Sie empfing mich mit Vorwürfen wegen meines Ausbleibens und sagte mir, daß
ihre Schwester Magna den Wunsch habe, von mir gemalt zu werden. Dieser
Antrag überraschte mich sehr; ich konnte nicht umhin, mein Erstaunen darüber aus¬
zudrücken, daß die Baronesse mir nicht selbst ihren Wunsch mitgeteilt habe. Ich
glaube, sie fürchtet sich vor Ihnen, erwiderte Madame Aurelia, nud hat mich des¬
halb beauftragt, sie diplomatisch zu vertreten. Ich hoffe, daß Sie meine Geschick-
lichkeit nicht auf eine zu harte Probe stellen werden.

Obgleich die Aufgabe, das Porträt der Baronesse zu malen, mich künstlerisch
ansprach und zur Aunahme des Vorschlags reizte, so konnte ich doch die Furcht vor
neuen Aufregungen und Bennruhigungen meines Gemüts uicht überwinden, die ich
als unvermeidlich mit dem durch die Sitzungen nötigen häufigen Beisammensein mit
der Baronesse verknüpft voraussah, und die mich zu ruhigem Schaffen unfähig ge¬
macht hätte". Unsre Naturen waren zu verschieden, als daß wir ruhig hätten neben
einander hergehn können; sie mußten sich abstoßen oder anziehn -- und beides
fürchtete ich. Deshalb wandte ich Mangel an Zeit und die Notwendigkeit einer
Reise zur Entschuldigung ein und lehnte den Antrag ab. Jedoch ließ er mich
lange nicht zur Ruhe kommeu, und ich stand mehrmals im Begriff, meinen Ent¬
schluß zu ändern. Der Gedanke an die Baronesse verursachte mir ein inneres
Unbehagen, dem ich zuletzt durch deu Entschluß, auf einige Zeit unes Rom zu gehn,
abzuhelfen suchte. Ich blieb vier Monate aus, und als ich im Juni nach Florenz
zurückkam, traf ich keine Bekannten mehr dort: alle waren der Stadt entflohn. Auch
ich ging bald darauf uach meiner Gewohnheit in die Bilder von Lucca.

Als ich nach meiner Ankunft im Hotel du Para in Villa, wo ich zu wohnen
Pflegte, in den Garten hinaustrat, war das erste, was meine Augen erblickten, die
Baronesse, die mit einige" Jünglingen Krvquet spielte. Als sie mich sah, unterbrach
sie sofort das Spiel, kam auf mich zu, begrüßte mich sehr herzlich und versicherte
mir, daß sie über mein Kommen sehr froh sei, denn sie langweile sich schauder¬
haft. Sogleich knüpfte sie daran eine scherzhafte Beschreibung aller Mitbewohner
des Hauses. Ich erfuhr vou ihr, daß sie und ihre Schwester dort im Hause
wohnten, und ich ging, Madame Anrelia zu begrüßen. Die Baronesse ersuchte
mich, bei Tisch den Platz neben ihr einzunehmen, und so war ich in der nächsten
Zeit in beständigem und nahem Verkehr mit den beiden Schwestern. Wir machten
häufig Spaziergänge zusammen und pflegten den Abend gemeinschaftlich zu ver-


Frau Oemis

lasse». Der Wunsch, zu erfahren, wie sie die Reise überstanden habe, trieb mich
am ersten Tage zu ihr. Ich fand sie in lebhafter Unterhaltung mit andern Be¬
suchern. Madame Anrelia sagte, daß mein Aussehen schlecht sei, und bedauerte,
daß sie nichts von meiner Krankheit gewußt habe. Die Baronesse schien sich, wie
ich ans dem Gespräch entnahm, vortrefflich befunden zu haben nud in heiterster
Laune zu sein, behandelte mich aber mit äußerster Kälte wie einen ganz Fremden
und vermied jede Gelegenheit, die mir erlaubt hätte, ein Wort an sie zu richten.
Der Zustand körperlicher Schwäche, worin ich mich befand, machte, daß ich dieses
Benehmen stärker empfand und härter beurteilte, als es sonst der Fall gewesen
wäre, da ich doch ihre Art kannte, und ich nahm niir vor, sie nicht wieder zu
sehen. Als ich aufbrach, bat mich Madame Anrelia, den russischen Weihnachtsabend,
der nach einigen Tagen gefeiert werden sollte, bei thuen zuzubringen; es sei, sagte
sie, der besondre Wunsch ihrer Schwester Magna, die schon allerlei Überraschungen
für mich ersonnen habe. Das Gefühl der Kränkung, das mir ihr Benehmen zu¬
gefügt hatte, war aber in diesem Augenblick noch so stark, daß ich unter einem
Vorwande die Einladung ablehnte.

Nachdem ich mich den ganzen Monat fern gehalten hatte, erhielt ich ein Billet
von Madame Anrelia, durch das sie niir deu Wunsch ausdrückte, mich zu sprechen.
Sie empfing mich mit Vorwürfen wegen meines Ausbleibens und sagte mir, daß
ihre Schwester Magna den Wunsch habe, von mir gemalt zu werden. Dieser
Antrag überraschte mich sehr; ich konnte nicht umhin, mein Erstaunen darüber aus¬
zudrücken, daß die Baronesse mir nicht selbst ihren Wunsch mitgeteilt habe. Ich
glaube, sie fürchtet sich vor Ihnen, erwiderte Madame Aurelia, nud hat mich des¬
halb beauftragt, sie diplomatisch zu vertreten. Ich hoffe, daß Sie meine Geschick-
lichkeit nicht auf eine zu harte Probe stellen werden.

Obgleich die Aufgabe, das Porträt der Baronesse zu malen, mich künstlerisch
ansprach und zur Aunahme des Vorschlags reizte, so konnte ich doch die Furcht vor
neuen Aufregungen und Bennruhigungen meines Gemüts uicht überwinden, die ich
als unvermeidlich mit dem durch die Sitzungen nötigen häufigen Beisammensein mit
der Baronesse verknüpft voraussah, und die mich zu ruhigem Schaffen unfähig ge¬
macht hätte». Unsre Naturen waren zu verschieden, als daß wir ruhig hätten neben
einander hergehn können; sie mußten sich abstoßen oder anziehn — und beides
fürchtete ich. Deshalb wandte ich Mangel an Zeit und die Notwendigkeit einer
Reise zur Entschuldigung ein und lehnte den Antrag ab. Jedoch ließ er mich
lange nicht zur Ruhe kommeu, und ich stand mehrmals im Begriff, meinen Ent¬
schluß zu ändern. Der Gedanke an die Baronesse verursachte mir ein inneres
Unbehagen, dem ich zuletzt durch deu Entschluß, auf einige Zeit unes Rom zu gehn,
abzuhelfen suchte. Ich blieb vier Monate aus, und als ich im Juni nach Florenz
zurückkam, traf ich keine Bekannten mehr dort: alle waren der Stadt entflohn. Auch
ich ging bald darauf uach meiner Gewohnheit in die Bilder von Lucca.

Als ich nach meiner Ankunft im Hotel du Para in Villa, wo ich zu wohnen
Pflegte, in den Garten hinaustrat, war das erste, was meine Augen erblickten, die
Baronesse, die mit einige« Jünglingen Krvquet spielte. Als sie mich sah, unterbrach
sie sofort das Spiel, kam auf mich zu, begrüßte mich sehr herzlich und versicherte
mir, daß sie über mein Kommen sehr froh sei, denn sie langweile sich schauder¬
haft. Sogleich knüpfte sie daran eine scherzhafte Beschreibung aller Mitbewohner
des Hauses. Ich erfuhr vou ihr, daß sie und ihre Schwester dort im Hause
wohnten, und ich ging, Madame Anrelia zu begrüßen. Die Baronesse ersuchte
mich, bei Tisch den Platz neben ihr einzunehmen, und so war ich in der nächsten
Zeit in beständigem und nahem Verkehr mit den beiden Schwestern. Wir machten
häufig Spaziergänge zusammen und pflegten den Abend gemeinschaftlich zu ver-


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[0101] Frau Oemis lasse». Der Wunsch, zu erfahren, wie sie die Reise überstanden habe, trieb mich am ersten Tage zu ihr. Ich fand sie in lebhafter Unterhaltung mit andern Be¬ suchern. Madame Anrelia sagte, daß mein Aussehen schlecht sei, und bedauerte, daß sie nichts von meiner Krankheit gewußt habe. Die Baronesse schien sich, wie ich ans dem Gespräch entnahm, vortrefflich befunden zu haben nud in heiterster Laune zu sein, behandelte mich aber mit äußerster Kälte wie einen ganz Fremden und vermied jede Gelegenheit, die mir erlaubt hätte, ein Wort an sie zu richten. Der Zustand körperlicher Schwäche, worin ich mich befand, machte, daß ich dieses Benehmen stärker empfand und härter beurteilte, als es sonst der Fall gewesen wäre, da ich doch ihre Art kannte, und ich nahm niir vor, sie nicht wieder zu sehen. Als ich aufbrach, bat mich Madame Anrelia, den russischen Weihnachtsabend, der nach einigen Tagen gefeiert werden sollte, bei thuen zuzubringen; es sei, sagte sie, der besondre Wunsch ihrer Schwester Magna, die schon allerlei Überraschungen für mich ersonnen habe. Das Gefühl der Kränkung, das mir ihr Benehmen zu¬ gefügt hatte, war aber in diesem Augenblick noch so stark, daß ich unter einem Vorwande die Einladung ablehnte. Nachdem ich mich den ganzen Monat fern gehalten hatte, erhielt ich ein Billet von Madame Anrelia, durch das sie niir deu Wunsch ausdrückte, mich zu sprechen. Sie empfing mich mit Vorwürfen wegen meines Ausbleibens und sagte mir, daß ihre Schwester Magna den Wunsch habe, von mir gemalt zu werden. Dieser Antrag überraschte mich sehr; ich konnte nicht umhin, mein Erstaunen darüber aus¬ zudrücken, daß die Baronesse mir nicht selbst ihren Wunsch mitgeteilt habe. Ich glaube, sie fürchtet sich vor Ihnen, erwiderte Madame Aurelia, nud hat mich des¬ halb beauftragt, sie diplomatisch zu vertreten. Ich hoffe, daß Sie meine Geschick- lichkeit nicht auf eine zu harte Probe stellen werden. Obgleich die Aufgabe, das Porträt der Baronesse zu malen, mich künstlerisch ansprach und zur Aunahme des Vorschlags reizte, so konnte ich doch die Furcht vor neuen Aufregungen und Bennruhigungen meines Gemüts uicht überwinden, die ich als unvermeidlich mit dem durch die Sitzungen nötigen häufigen Beisammensein mit der Baronesse verknüpft voraussah, und die mich zu ruhigem Schaffen unfähig ge¬ macht hätte». Unsre Naturen waren zu verschieden, als daß wir ruhig hätten neben einander hergehn können; sie mußten sich abstoßen oder anziehn — und beides fürchtete ich. Deshalb wandte ich Mangel an Zeit und die Notwendigkeit einer Reise zur Entschuldigung ein und lehnte den Antrag ab. Jedoch ließ er mich lange nicht zur Ruhe kommeu, und ich stand mehrmals im Begriff, meinen Ent¬ schluß zu ändern. Der Gedanke an die Baronesse verursachte mir ein inneres Unbehagen, dem ich zuletzt durch deu Entschluß, auf einige Zeit unes Rom zu gehn, abzuhelfen suchte. Ich blieb vier Monate aus, und als ich im Juni nach Florenz zurückkam, traf ich keine Bekannten mehr dort: alle waren der Stadt entflohn. Auch ich ging bald darauf uach meiner Gewohnheit in die Bilder von Lucca. Als ich nach meiner Ankunft im Hotel du Para in Villa, wo ich zu wohnen Pflegte, in den Garten hinaustrat, war das erste, was meine Augen erblickten, die Baronesse, die mit einige« Jünglingen Krvquet spielte. Als sie mich sah, unterbrach sie sofort das Spiel, kam auf mich zu, begrüßte mich sehr herzlich und versicherte mir, daß sie über mein Kommen sehr froh sei, denn sie langweile sich schauder¬ haft. Sogleich knüpfte sie daran eine scherzhafte Beschreibung aller Mitbewohner des Hauses. Ich erfuhr vou ihr, daß sie und ihre Schwester dort im Hause wohnten, und ich ging, Madame Anrelia zu begrüßen. Die Baronesse ersuchte mich, bei Tisch den Platz neben ihr einzunehmen, und so war ich in der nächsten Zeit in beständigem und nahem Verkehr mit den beiden Schwestern. Wir machten häufig Spaziergänge zusammen und pflegten den Abend gemeinschaftlich zu ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/101>, abgerufen am 01.07.2024.