Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Die Aufteilung Afrikas reichen Lande, das man die Kornkammer Südafrikas nennt. Vor allem haben Dieser unglückliche Basutvfeldzug, der der Kapkolonie achtzig Millionen Aber Transvaal konnte sich ans seiner traurigen innern wie äußern Lage Die Aufteilung Afrikas reichen Lande, das man die Kornkammer Südafrikas nennt. Vor allem haben Dieser unglückliche Basutvfeldzug, der der Kapkolonie achtzig Millionen Aber Transvaal konnte sich ans seiner traurigen innern wie äußern Lage <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0069" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231239"/> <fw type="header" place="top"> Die Aufteilung Afrikas</fw><lb/> <p xml:id="ID_183" prev="#ID_182"> reichen Lande, das man die Kornkammer Südafrikas nennt. Vor allem haben<lb/> die Basuto die Ausbeutung der Mineralschätze ihres Landes verboten.</p><lb/> <p xml:id="ID_184"> Dieser unglückliche Basutvfeldzug, der der Kapkolonie achtzig Millionen<lb/> Mark kostete, war für England noch in andrer Hinsicht sehr peinlich, er ver¬<lb/> eitelte die Anschläge auf Transvaal. Diese Bureurepublik hatte seit ihrer<lb/> Gründung traurige Zeiten verlebt: sie war zu keinem geordneten Staatswesen<lb/> gediehen, einerseits, weil den Buren Verwaltungsfähigkeiten fehlen, dann aber,<lb/> weil ihre Kräfte und Mittel unter den ständigen Kämpfen mit den Zulus all¬<lb/> mählich dahinschwanden. Ende der siebziger Jahre war die Republik in einer<lb/> Verfassung, die ihre Auflösung befürchten ließ. Damit wären dann auch die<lb/> britischen Kolonien ernstlich bedroht gewesen. England handelte daher in wohl¬<lb/> berechtigten eignen Interesse, als es im Januar 1877 Sir Theophilus Shepstone<lb/> als Spezialkommisfar nach Pretoria sandte, um von der dortigen Regierung<lb/> Garantien für die Ruhe Südafrikas zu verlangen. Diese Garantie gab die<lb/> Regierung zwar, es hals ihr aber nichts mehr, britische Truppen besetzten einige<lb/> Monate darauf das Laud. Anfangs wurde diese Annexion von vielen Buren<lb/> selbst als Wohlthat empfunden, weil sofort Ruhe innen und außen eintrat.<lb/> Dann aber regte sich der alte Freiheitssinn. Die englischen Mißerfolge im<lb/> Vasntolande ließen die Lage günstig erscheinen, und so wurde denn in den<lb/> Versammlungen im Pardekraal vom 8. bis 13. Dezember 1880 der Krieg be¬<lb/> schlossen. Bronkers Spruit, Laings nel, Donkenberg, Majubaberg — das<lb/> sind die Namen der Siege, die die Buren erfochten. England schloß am<lb/> 3. August 1881 Frieden. Die sogenannte „Pretoria-Konvention" gewährte<lb/> Transvaal vollständige Selbstregierung, jedoch nnter der Souveränität der<lb/> Königin.</p><lb/> <p xml:id="ID_185"> Aber Transvaal konnte sich ans seiner traurigen innern wie äußern Lage<lb/> nicht emporarbeiten. Es stand vor dem Bankrott und mußte schou 1884 die<lb/> Hilfe Englands anrufen. Am 27. Februar wurde auf Ansuchen des Präsidenten<lb/> Krüger die vielerörterte Londoner Konvention vereinbart. Die Konvention<lb/> von Pretoria wurde nicht aufgehoben, sondern nur ergänzt. Hauptsächlich ver¬<lb/> pflichtete sich die Republik, streng auf die festgesetzten Grenzen zu halten und<lb/> Übergriffe zu ahnden. Am wichtigsten war aber § 4, worin sich die Republik<lb/> verpflichtet, weder Vertrag noch Übereinkunft mit irgend einem Staate außer<lb/> dem Oranjefreistaat, noch mit einem eingebornen Stamm östlich oder westlich<lb/> der Republik ohne Genehmigung Englands abzuschließen. Eine solche Ge¬<lb/> nehmigung soll aber als erteilt angesehen werden, wenn England nicht inner¬<lb/> halb von sechs Monaten nach Empfang des abschriftlichcn Vertrags seine An¬<lb/> sicht darüber kundgegeben habe, daß dieser Vertrag den Interessen Englands<lb/> oder seinen Besitzungen in Südafrika zuwiderlaufe. Durch diesen Vetopara¬<lb/> graphen ist die Republik thatsächlich isoliert.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0069]
Die Aufteilung Afrikas
reichen Lande, das man die Kornkammer Südafrikas nennt. Vor allem haben
die Basuto die Ausbeutung der Mineralschätze ihres Landes verboten.
Dieser unglückliche Basutvfeldzug, der der Kapkolonie achtzig Millionen
Mark kostete, war für England noch in andrer Hinsicht sehr peinlich, er ver¬
eitelte die Anschläge auf Transvaal. Diese Bureurepublik hatte seit ihrer
Gründung traurige Zeiten verlebt: sie war zu keinem geordneten Staatswesen
gediehen, einerseits, weil den Buren Verwaltungsfähigkeiten fehlen, dann aber,
weil ihre Kräfte und Mittel unter den ständigen Kämpfen mit den Zulus all¬
mählich dahinschwanden. Ende der siebziger Jahre war die Republik in einer
Verfassung, die ihre Auflösung befürchten ließ. Damit wären dann auch die
britischen Kolonien ernstlich bedroht gewesen. England handelte daher in wohl¬
berechtigten eignen Interesse, als es im Januar 1877 Sir Theophilus Shepstone
als Spezialkommisfar nach Pretoria sandte, um von der dortigen Regierung
Garantien für die Ruhe Südafrikas zu verlangen. Diese Garantie gab die
Regierung zwar, es hals ihr aber nichts mehr, britische Truppen besetzten einige
Monate darauf das Laud. Anfangs wurde diese Annexion von vielen Buren
selbst als Wohlthat empfunden, weil sofort Ruhe innen und außen eintrat.
Dann aber regte sich der alte Freiheitssinn. Die englischen Mißerfolge im
Vasntolande ließen die Lage günstig erscheinen, und so wurde denn in den
Versammlungen im Pardekraal vom 8. bis 13. Dezember 1880 der Krieg be¬
schlossen. Bronkers Spruit, Laings nel, Donkenberg, Majubaberg — das
sind die Namen der Siege, die die Buren erfochten. England schloß am
3. August 1881 Frieden. Die sogenannte „Pretoria-Konvention" gewährte
Transvaal vollständige Selbstregierung, jedoch nnter der Souveränität der
Königin.
Aber Transvaal konnte sich ans seiner traurigen innern wie äußern Lage
nicht emporarbeiten. Es stand vor dem Bankrott und mußte schou 1884 die
Hilfe Englands anrufen. Am 27. Februar wurde auf Ansuchen des Präsidenten
Krüger die vielerörterte Londoner Konvention vereinbart. Die Konvention
von Pretoria wurde nicht aufgehoben, sondern nur ergänzt. Hauptsächlich ver¬
pflichtete sich die Republik, streng auf die festgesetzten Grenzen zu halten und
Übergriffe zu ahnden. Am wichtigsten war aber § 4, worin sich die Republik
verpflichtet, weder Vertrag noch Übereinkunft mit irgend einem Staate außer
dem Oranjefreistaat, noch mit einem eingebornen Stamm östlich oder westlich
der Republik ohne Genehmigung Englands abzuschließen. Eine solche Ge¬
nehmigung soll aber als erteilt angesehen werden, wenn England nicht inner¬
halb von sechs Monaten nach Empfang des abschriftlichcn Vertrags seine An¬
sicht darüber kundgegeben habe, daß dieser Vertrag den Interessen Englands
oder seinen Besitzungen in Südafrika zuwiderlaufe. Durch diesen Vetopara¬
graphen ist die Republik thatsächlich isoliert.
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