Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Die großen Berliner Uunstausstellungen Das sollte Lenau auch fühlen, als seine schwäbischen Getreuen ihn blutenden (Schluß folgt) Die großen Berliner Kunstausstellungen Adolf Rosenberg von2 M4W>LW<> S Auch ans diesen Sammelausstellungen von Werken lebender Künstler ist Die großen Berliner Uunstausstellungen Das sollte Lenau auch fühlen, als seine schwäbischen Getreuen ihn blutenden (Schluß folgt) Die großen Berliner Kunstausstellungen Adolf Rosenberg von2 M4W>LW<> S Auch ans diesen Sammelausstellungen von Werken lebender Künstler ist <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0471" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231641"/> <fw type="header" place="top"> Die großen Berliner Uunstausstellungen</fw><lb/> <p xml:id="ID_1560" prev="#ID_1559"> Das sollte Lenau auch fühlen, als seine schwäbischen Getreuen ihn blutenden<lb/> Herzens in jenen stürmischen Oktobertagen des „vierschrötiger" Jahres 1844<lb/> von sich weg nach der Irrenanstalt Wiunenthcil brachten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1561"> (Schluß folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die großen Berliner Kunstausstellungen<lb/><note type="byline"> Adolf Rosenberg</note> von2</head><lb/> <p xml:id="ID_1562"> M4W>LW<> S<lb/> >5Mel dem Maugel an Bildern großen Stils oder großen Umfangs,<lb/> die den Besuchern erwünschten Anlaß zu längerm Verweilen und<lb/> nachdenklicher Betrachtung gegeben hätten, war es ein kluger<lb/> Schachzug der Leitung der großen Kunstausstellung, daß sie<lb/> wieder zu dem schon mehrfach bewährten Mittel griff, Sammel¬<lb/> ausstellungen von Werken einzelner Künstler zu veranstalten.<lb/> Was bei der Ausartung unsers modernen Ausstellnngswesens, soweit es durch<lb/> deu Kunsthandel mit seiner durchaus unkünstlerischen Spekulation vertreten<lb/> wird, schnell zu einem gewöhnlichen und billigen Reklamemittel herabgesunken<lb/> ist, kaun unter Umständen, bei richtiger Abwägung der künstlerischen Werte, zu<lb/> einem wichtigen Bildungsmittel werden. Es ist nicht selten vorgekommen, daß<lb/> Künstler, die in Not und Elend oder in unrühmlicher Verborgenheit gelebt<lb/> haben, erst nach ihrem Tode durch eine von pietätvollen Händen veranstaltete<lb/> Sammelausstellung ihrer Werke die Stellung in der Kunstgeschichte erlangt<lb/> haben, die ihnen nach ihrem Verdienste gebührt, und diese nachträglichen<lb/> ..Rettungen" toter Künstler haben die Lebenden ans den Gedanken gebracht,<lb/> beizeiten dafür zu sorgen, daß ihr Ruhm nicht verkümmert werde oder dem<lb/> Zufall einer Wiedererweckung nach ihrem Tode überlassen bleibe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1563" next="#ID_1564"> Auch ans diesen Sammelausstellungen von Werken lebender Künstler ist<lb/> vielfacher Nutzen erwachsen: nicht bloß für die Leute, die sich ein gründliches<lb/> Studium der zeitgenössischen Kunst zur Aufgabe gemacht haben, sondern auch<lb/> für das große Publikum, dem ein leichter, müheloser Genuß von guten Knust-<lb/> Werken die Hauptsache ist. Wenn diese Ausstellunge» schnell zu Mißbräuchen<lb/> geführt haben, so ist, das einerseits durch die Gewinnsucht der Kunsthändler,<lb/> andrerseits durch die Übertreibungen einiger Fanatiker verursacht worden. Die<lb/> Ausstellungen der Kunsthändler bringen der Allgemeinheit keinen Schaden.<lb/> Sie richten nur Verwirrung in jungen Köpfen an, und es geschieht nicht<lb/> selten, daß ein mäßiges Talent durch die Lockungen der Kunsthändler zu<lb/> maßloser Überhebung gedrängt wird, und wenn es nicht mehr leisten kann,<lb/> was es versprochen zu haben schien, allmählich zu Grunde geht. Nachteiliger<lb/> auf das allgemeine Urteil wirken dagegen die Sammelansstellungen, die von<lb/> fanatischen Verehrern eines Künstlers zu seiner Verherrlichung veranstaltet</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0471]
Die großen Berliner Uunstausstellungen
Das sollte Lenau auch fühlen, als seine schwäbischen Getreuen ihn blutenden
Herzens in jenen stürmischen Oktobertagen des „vierschrötiger" Jahres 1844
von sich weg nach der Irrenanstalt Wiunenthcil brachten.
(Schluß folgt)
Die großen Berliner Kunstausstellungen
Adolf Rosenberg von2
M4W>LW<> S
>5Mel dem Maugel an Bildern großen Stils oder großen Umfangs,
die den Besuchern erwünschten Anlaß zu längerm Verweilen und
nachdenklicher Betrachtung gegeben hätten, war es ein kluger
Schachzug der Leitung der großen Kunstausstellung, daß sie
wieder zu dem schon mehrfach bewährten Mittel griff, Sammel¬
ausstellungen von Werken einzelner Künstler zu veranstalten.
Was bei der Ausartung unsers modernen Ausstellnngswesens, soweit es durch
deu Kunsthandel mit seiner durchaus unkünstlerischen Spekulation vertreten
wird, schnell zu einem gewöhnlichen und billigen Reklamemittel herabgesunken
ist, kaun unter Umständen, bei richtiger Abwägung der künstlerischen Werte, zu
einem wichtigen Bildungsmittel werden. Es ist nicht selten vorgekommen, daß
Künstler, die in Not und Elend oder in unrühmlicher Verborgenheit gelebt
haben, erst nach ihrem Tode durch eine von pietätvollen Händen veranstaltete
Sammelausstellung ihrer Werke die Stellung in der Kunstgeschichte erlangt
haben, die ihnen nach ihrem Verdienste gebührt, und diese nachträglichen
..Rettungen" toter Künstler haben die Lebenden ans den Gedanken gebracht,
beizeiten dafür zu sorgen, daß ihr Ruhm nicht verkümmert werde oder dem
Zufall einer Wiedererweckung nach ihrem Tode überlassen bleibe.
Auch ans diesen Sammelausstellungen von Werken lebender Künstler ist
vielfacher Nutzen erwachsen: nicht bloß für die Leute, die sich ein gründliches
Studium der zeitgenössischen Kunst zur Aufgabe gemacht haben, sondern auch
für das große Publikum, dem ein leichter, müheloser Genuß von guten Knust-
Werken die Hauptsache ist. Wenn diese Ausstellunge» schnell zu Mißbräuchen
geführt haben, so ist, das einerseits durch die Gewinnsucht der Kunsthändler,
andrerseits durch die Übertreibungen einiger Fanatiker verursacht worden. Die
Ausstellungen der Kunsthändler bringen der Allgemeinheit keinen Schaden.
Sie richten nur Verwirrung in jungen Köpfen an, und es geschieht nicht
selten, daß ein mäßiges Talent durch die Lockungen der Kunsthändler zu
maßloser Überhebung gedrängt wird, und wenn es nicht mehr leisten kann,
was es versprochen zu haben schien, allmählich zu Grunde geht. Nachteiliger
auf das allgemeine Urteil wirken dagegen die Sammelansstellungen, die von
fanatischen Verehrern eines Künstlers zu seiner Verherrlichung veranstaltet
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