Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Litteratur Verfasser später eine Änderung selbst als wünschenswert erkennen, da ja dem Das Buch wurzelt vollkommen in der Agitation für das Flvttengesetz von Von der Erwähnung statistischer Schnitzer sehen wir hier ganz ab. Die wird Wenn der akute agitatorische Inhalt in der Folge beschränkt wird, wird für Litteratur Verfasser später eine Änderung selbst als wünschenswert erkennen, da ja dem Das Buch wurzelt vollkommen in der Agitation für das Flvttengesetz von Von der Erwähnung statistischer Schnitzer sehen wir hier ganz ab. Die wird Wenn der akute agitatorische Inhalt in der Folge beschränkt wird, wird für <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0342" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231512"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_1105" prev="#ID_1104"> Verfasser später eine Änderung selbst als wünschenswert erkennen, da ja dem<lb/> Zweck des Nachschlagebuchs für Einzelfragen durch den „Index" am Ende hin¬<lb/> reichend entsprochen wird. Unangenehm berührt das Durcheinander thatsächlicher<lb/> Berichte und Auskünfte sowie statistischer Nachweise einerseits und allgemeiner,<lb/> theoretischer Betrachtungen und — man kann nicht anders sagen — agitatorischer<lb/> Raisonnements andrerseits. Aber auch hier entschuldigt der Anfang, der gemacht<lb/> werdeu mußte, manches.</p><lb/> <p xml:id="ID_1106"> Das Buch wurzelt vollkommen in der Agitation für das Flvttengesetz von<lb/> 1898. Ein großer Teil, namentlich der allgemeinen, nationalökonomischen und<lb/> politischen Artikel ist dem wesentlichen Inhalt nach den amtlichen und nichtamtlichen<lb/> Agitationsschrifteu der Flottcnknmpagne 1397/93 entnommen. Wenn nun auch die<lb/> Agitation für die Flotte und die Seeinteressen immer noch fortgesetzt werdeu muß<lb/> in dem Sinne, den wir oben als Zweck des Jahrbuchs anerkannt haben, so hat<lb/> sich doch eine solche dauernde Agitation nach, Inhalt und Form wesentlich von der<lb/> akuten Agitation im Parteikampf um eine bestimmte Gesetzesvorlage zu unterscheiden.<lb/> Wir können dem Nautieus nur raten, das in Zukunft zu beherzigen. Ein Jahr¬<lb/> buch der Seeinteressen, wie wirs brauchen, darf nicht aus einer Anzahl von „Flug¬<lb/> blättern" bestehn, mit hageldicht von A bis Z sich wiederholenden Superlativen,<lb/> Knalleffekten und Sensationen. Trotz Sperr- und Fettdrucks stumpft sich der Ein¬<lb/> druck dieser Kanonenschläge ub. Wenn man neben einem Dampfhammer wohnt,<lb/> wacht man nicht mehr davon auf. Das Getose ermüdet. Das empfanden wir<lb/> schon beim Durchlesen dieses ersten Jahrbuchs der Seeinteressen. Folgen weitere<lb/> Jahrgänge, so wird es erst recht zutreffen. Die fernere Agitation muß durchaus<lb/> den Charakter der ruhige«, ernsten und vor allem auch wissenschaftlich auf der<lb/> Höhe stehenden Belehrung bewahren.</p><lb/> <p xml:id="ID_1107"> Von der Erwähnung statistischer Schnitzer sehen wir hier ganz ab. Die wird<lb/> der Nautieus wohl selbst bald berichtigen. Aber was wir im Interesse der Sache<lb/> erwähnen möchten, das ist eine gewisse Einseitigkeit des volkslvirtschaftlichen Stand¬<lb/> punkts in allgemeinen Fragen. Es spukt da doch schon ein wenig die imperia¬<lb/> listische Vorstellung der „allerneusten" unsrer staatswissenschaftlicher Zunft, die ja<lb/> auch der Nautieus vorwiegend zitiert. Vielleicht schreibt er für den nächsten Jahr¬<lb/> gang einen Artikel über „Handels- und Schiffahrtsverträgc," die doch auch mit<lb/> Deutschlands Seeinteressen etwas zu thun haben. Daß er das Wort „Freihandel"<lb/> bei der Besprechung des Weltverkehrs nicht zu kennen scheint, geschweige denn zu<lb/> nennen wagt, ist uns verständlich. Wie wir die Agitation für die Flotte vom imperia¬<lb/> listischen Modestandpuukt aus beurteilen, ist in Ur. 30 der Grenzboten zu ersehen.<lb/> Es wäre schade, wenn der Nauticus in dieses falsche Fahrwasser geriete.</p><lb/> <p xml:id="ID_1108" next="#ID_1109"> Wenn der akute agitatorische Inhalt in der Folge beschränkt wird, wird für<lb/> Mitteilung und Belehrung über Thatsachen, die unsre Seeinteressen angehn, mehr<lb/> Raum bleiben. Wir möchten da namentlich den Nautieus bitten, der internationalen<lb/> Schiffahrtsstatistik seine Aufmerksamkeit, freilich eine sehr kritische, zuzuwenden. Der<lb/> Anteil der verschiednen Flaggen an dem Seehandel der verschiednen Länder wäre<lb/> ein überaus dankbares Gebiet der Forschung und Belehrung für ihn. Er würde<lb/> dann den Deutschen freilich auch vielfach zeigen müssen, daß sie da und dort noch<lb/> arg zurückstehn, viel mehr als sie sollten, auch im Vergleich zu Nationen, die so gut<lb/> wie keine Kriegsflotte haben und auch kein Geld zu Dampfersnbventionen. Aber<lb/> mit dem einseitigen fettgedruckten Aufzählen von Errungenschaften — Zunahme-<lb/> Prozenten von Seemeilentvuuen bis zu 1048 Prozent in einem Jahre und dergleichen<lb/> Renvmmierstatistik —, die unsre Kauffahrer doch schließlich vor der für so dringend<lb/> notwendig erklärten Flottenvermehrung vor sich gebracht haben, ist es nicht genug</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0342]
Litteratur
Verfasser später eine Änderung selbst als wünschenswert erkennen, da ja dem
Zweck des Nachschlagebuchs für Einzelfragen durch den „Index" am Ende hin¬
reichend entsprochen wird. Unangenehm berührt das Durcheinander thatsächlicher
Berichte und Auskünfte sowie statistischer Nachweise einerseits und allgemeiner,
theoretischer Betrachtungen und — man kann nicht anders sagen — agitatorischer
Raisonnements andrerseits. Aber auch hier entschuldigt der Anfang, der gemacht
werdeu mußte, manches.
Das Buch wurzelt vollkommen in der Agitation für das Flvttengesetz von
1898. Ein großer Teil, namentlich der allgemeinen, nationalökonomischen und
politischen Artikel ist dem wesentlichen Inhalt nach den amtlichen und nichtamtlichen
Agitationsschrifteu der Flottcnknmpagne 1397/93 entnommen. Wenn nun auch die
Agitation für die Flotte und die Seeinteressen immer noch fortgesetzt werdeu muß
in dem Sinne, den wir oben als Zweck des Jahrbuchs anerkannt haben, so hat
sich doch eine solche dauernde Agitation nach, Inhalt und Form wesentlich von der
akuten Agitation im Parteikampf um eine bestimmte Gesetzesvorlage zu unterscheiden.
Wir können dem Nautieus nur raten, das in Zukunft zu beherzigen. Ein Jahr¬
buch der Seeinteressen, wie wirs brauchen, darf nicht aus einer Anzahl von „Flug¬
blättern" bestehn, mit hageldicht von A bis Z sich wiederholenden Superlativen,
Knalleffekten und Sensationen. Trotz Sperr- und Fettdrucks stumpft sich der Ein¬
druck dieser Kanonenschläge ub. Wenn man neben einem Dampfhammer wohnt,
wacht man nicht mehr davon auf. Das Getose ermüdet. Das empfanden wir
schon beim Durchlesen dieses ersten Jahrbuchs der Seeinteressen. Folgen weitere
Jahrgänge, so wird es erst recht zutreffen. Die fernere Agitation muß durchaus
den Charakter der ruhige«, ernsten und vor allem auch wissenschaftlich auf der
Höhe stehenden Belehrung bewahren.
Von der Erwähnung statistischer Schnitzer sehen wir hier ganz ab. Die wird
der Nautieus wohl selbst bald berichtigen. Aber was wir im Interesse der Sache
erwähnen möchten, das ist eine gewisse Einseitigkeit des volkslvirtschaftlichen Stand¬
punkts in allgemeinen Fragen. Es spukt da doch schon ein wenig die imperia¬
listische Vorstellung der „allerneusten" unsrer staatswissenschaftlicher Zunft, die ja
auch der Nautieus vorwiegend zitiert. Vielleicht schreibt er für den nächsten Jahr¬
gang einen Artikel über „Handels- und Schiffahrtsverträgc," die doch auch mit
Deutschlands Seeinteressen etwas zu thun haben. Daß er das Wort „Freihandel"
bei der Besprechung des Weltverkehrs nicht zu kennen scheint, geschweige denn zu
nennen wagt, ist uns verständlich. Wie wir die Agitation für die Flotte vom imperia¬
listischen Modestandpuukt aus beurteilen, ist in Ur. 30 der Grenzboten zu ersehen.
Es wäre schade, wenn der Nauticus in dieses falsche Fahrwasser geriete.
Wenn der akute agitatorische Inhalt in der Folge beschränkt wird, wird für
Mitteilung und Belehrung über Thatsachen, die unsre Seeinteressen angehn, mehr
Raum bleiben. Wir möchten da namentlich den Nautieus bitten, der internationalen
Schiffahrtsstatistik seine Aufmerksamkeit, freilich eine sehr kritische, zuzuwenden. Der
Anteil der verschiednen Flaggen an dem Seehandel der verschiednen Länder wäre
ein überaus dankbares Gebiet der Forschung und Belehrung für ihn. Er würde
dann den Deutschen freilich auch vielfach zeigen müssen, daß sie da und dort noch
arg zurückstehn, viel mehr als sie sollten, auch im Vergleich zu Nationen, die so gut
wie keine Kriegsflotte haben und auch kein Geld zu Dampfersnbventionen. Aber
mit dem einseitigen fettgedruckten Aufzählen von Errungenschaften — Zunahme-
Prozenten von Seemeilentvuuen bis zu 1048 Prozent in einem Jahre und dergleichen
Renvmmierstatistik —, die unsre Kauffahrer doch schließlich vor der für so dringend
notwendig erklärten Flottenvermehrung vor sich gebracht haben, ist es nicht genug
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |