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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.

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Die Aufteilung Afrikas
Hans Wagner vonin
2. Die Aufteilung von Zentral- und Ostafrika

er gewaltige Plan Cecil Rhodes, eine Laxo-Iovn to (Äiro Routs
zu erbauen, hat bei uns unter dem Namen der afrikanischen
Meridionalbahn in diesem Jahre die lebhaftesten politischen Er¬
örterungen gezeitigt. Dadurch wurde wohl erst die geographische
Thatsache auch weitern Kreisen zur Kenntnis gebracht, daß der
Osten Afrikas ein einheitliches geographisches Gebilde ist, und daß sich die
Zukunft Afrikas im Osten des Kontinents abspielen wird. Während das
westliche Afrika politisch sowohl wie wirtschaftlich und physisch in einige wenige
Einzelgebiete zerfällt, die unter einander wenig Berührungspunkte haben, ist
Ostafrika von Kairo bis zum Kap ein gewaltiges einheitliches Gebiet, das sich
physisch und wirtschaftlich dem sogenannten "Rückgrat des Kontinents" an¬
schließt und politisch als Vorburg Englands für Indien zu betrachten ist.

Tektonische Kräfte haben dieses "Rückgrat" geschaffen, sie haben das ein¬
förmige Tafelland Afrikas durch tiefe Bruchlinien in der Richtung von Norden
nach Süden oder Nordnordwest nach Südsüdost zerrissen. Diese Bruchlinien
durchzieh" in einer Ausdehnung von vierzig Breitegraden Ostafrika zwischen
dem 30. bis 40. Grad ö. L. v. Gr. von Suez bis Kapland und setzen sich in
Asien fort (Todes Meer). Die vulkanischen Vorgänge haben aber dem Osten
Afrikas nicht nnr seine topographische Gestalt gegeben, sondern auch seine
Kulturverhältnisse eigentümlich gestaltet. Aus den Spalten herausgeworfne
vulkanische Eruptionsmassen häufen sich an den Rändern des spätes zu ge¬
waltigen Gebirgsmassen: Abessinien. Samburu, Leileipia, Kenia, Kilimandjaro,
Usambara, Usagara, Korbe usw. bis zu dem lapländischen Randgebirge am


Grenzboten III 1899 37


Die Aufteilung Afrikas
Hans Wagner vonin
2. Die Aufteilung von Zentral- und Ostafrika

er gewaltige Plan Cecil Rhodes, eine Laxo-Iovn to (Äiro Routs
zu erbauen, hat bei uns unter dem Namen der afrikanischen
Meridionalbahn in diesem Jahre die lebhaftesten politischen Er¬
örterungen gezeitigt. Dadurch wurde wohl erst die geographische
Thatsache auch weitern Kreisen zur Kenntnis gebracht, daß der
Osten Afrikas ein einheitliches geographisches Gebilde ist, und daß sich die
Zukunft Afrikas im Osten des Kontinents abspielen wird. Während das
westliche Afrika politisch sowohl wie wirtschaftlich und physisch in einige wenige
Einzelgebiete zerfällt, die unter einander wenig Berührungspunkte haben, ist
Ostafrika von Kairo bis zum Kap ein gewaltiges einheitliches Gebiet, das sich
physisch und wirtschaftlich dem sogenannten „Rückgrat des Kontinents" an¬
schließt und politisch als Vorburg Englands für Indien zu betrachten ist.

Tektonische Kräfte haben dieses „Rückgrat" geschaffen, sie haben das ein¬
förmige Tafelland Afrikas durch tiefe Bruchlinien in der Richtung von Norden
nach Süden oder Nordnordwest nach Südsüdost zerrissen. Diese Bruchlinien
durchzieh« in einer Ausdehnung von vierzig Breitegraden Ostafrika zwischen
dem 30. bis 40. Grad ö. L. v. Gr. von Suez bis Kapland und setzen sich in
Asien fort (Todes Meer). Die vulkanischen Vorgänge haben aber dem Osten
Afrikas nicht nnr seine topographische Gestalt gegeben, sondern auch seine
Kulturverhältnisse eigentümlich gestaltet. Aus den Spalten herausgeworfne
vulkanische Eruptionsmassen häufen sich an den Rändern des spätes zu ge¬
waltigen Gebirgsmassen: Abessinien. Samburu, Leileipia, Kenia, Kilimandjaro,
Usambara, Usagara, Korbe usw. bis zu dem lapländischen Randgebirge am


Grenzboten III 1899 37
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[0297] [Abbildung] Die Aufteilung Afrikas Hans Wagner vonin 2. Die Aufteilung von Zentral- und Ostafrika er gewaltige Plan Cecil Rhodes, eine Laxo-Iovn to (Äiro Routs zu erbauen, hat bei uns unter dem Namen der afrikanischen Meridionalbahn in diesem Jahre die lebhaftesten politischen Er¬ örterungen gezeitigt. Dadurch wurde wohl erst die geographische Thatsache auch weitern Kreisen zur Kenntnis gebracht, daß der Osten Afrikas ein einheitliches geographisches Gebilde ist, und daß sich die Zukunft Afrikas im Osten des Kontinents abspielen wird. Während das westliche Afrika politisch sowohl wie wirtschaftlich und physisch in einige wenige Einzelgebiete zerfällt, die unter einander wenig Berührungspunkte haben, ist Ostafrika von Kairo bis zum Kap ein gewaltiges einheitliches Gebiet, das sich physisch und wirtschaftlich dem sogenannten „Rückgrat des Kontinents" an¬ schließt und politisch als Vorburg Englands für Indien zu betrachten ist. Tektonische Kräfte haben dieses „Rückgrat" geschaffen, sie haben das ein¬ förmige Tafelland Afrikas durch tiefe Bruchlinien in der Richtung von Norden nach Süden oder Nordnordwest nach Südsüdost zerrissen. Diese Bruchlinien durchzieh« in einer Ausdehnung von vierzig Breitegraden Ostafrika zwischen dem 30. bis 40. Grad ö. L. v. Gr. von Suez bis Kapland und setzen sich in Asien fort (Todes Meer). Die vulkanischen Vorgänge haben aber dem Osten Afrikas nicht nnr seine topographische Gestalt gegeben, sondern auch seine Kulturverhältnisse eigentümlich gestaltet. Aus den Spalten herausgeworfne vulkanische Eruptionsmassen häufen sich an den Rändern des spätes zu ge¬ waltigen Gebirgsmassen: Abessinien. Samburu, Leileipia, Kenia, Kilimandjaro, Usambara, Usagara, Korbe usw. bis zu dem lapländischen Randgebirge am Grenzboten III 1899 37

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231169/297>, abgerufen am 15.01.2025.