Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Skizzen aus unserm heutige" Volksleben Und Was Hanse van Düßem angehe, so sei es gar kein Klosterhof, sondern ein Nachdem nun Herr Doktor Felix Mnndelstein noch den Huywald aufgesucht Er hatte noch schwierige Aufgaben zu lösen. Denn was er gefunden hatte, Skizzen aus unserm heutige» Volksleben Und Was Hanse van Düßem angehe, so sei es gar kein Klosterhof, sondern ein Nachdem nun Herr Doktor Felix Mnndelstein noch den Huywald aufgesucht Er hatte noch schwierige Aufgaben zu lösen. Denn was er gefunden hatte, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0238" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231408"/> <fw type="header" place="top"> Skizzen aus unserm heutige» Volksleben</fw><lb/> <p xml:id="ID_757" prev="#ID_756"> Und Was Hanse van Düßem angehe, so sei es gar kein Klosterhof, sondern ein<lb/> Stück öffentlicher Straße gewesen, wo er gefaßt worden sei. Dieser Protest wird<lb/> den befreundeten Städten mitgeteilt. Von hier aus bedarf es nur noch eines<lb/> Schrittes, um zu dem Achtbriefe König Wenzels zu kommen, worin steht, daß die<lb/> Städte sich auch einem königlichen Gerichte nicht gefügt hätten. Die Domherren<lb/> hatten sich also vermutlich an den König gewandt, nachdem auch das Interdikt<lb/> nicht gefruchtet hatte. Dieser hatte die Städte vor Gericht gefordert, man hatte<lb/> diese Ladung mißachtet, und so war die Acht ausgesprochen worden.</p><lb/> <p xml:id="ID_758"> Nachdem nun Herr Doktor Felix Mnndelstein noch den Huywald aufgesucht<lb/> und sinnend, den Bleistift ans Kinn gedrückt, in das dunkle Loch geschaut hatte,<lb/> das dort im Felsen zu finden ist und den Namen Dannchlshöhle trägt, kehrte er<lb/> nach Schmalzlebcu zurück, um unter der Wirkung der frischen Eindrücke und an<lb/> Ort und Stelle das Drama zu entwerfen.</p><lb/> <p xml:id="ID_759"> Er hatte noch schwierige Aufgaben zu lösen. Denn was er gefunden hatte,<lb/> war doch Halberstädter, nicht Schmalzleber Geschichte, und es kam nun darauf<lb/> an, die Verbindungslinien zwischen beiden zu zieh». Aber es ist anch wunderbar,<lb/> wie uuter den Händen eines „gottbegnadeter" Dichters das Widerstrebende willig,<lb/> das Unklare klar und das Widersinnige folgerichtig wird. Unser Dichter formte<lb/> seinen Stoff, seine Personen und Thatsachen, wie wenn sie von Wachs gewesen<lb/> wären. So entstand ein Drama folgenden Inhalts: Erster Akt. Der Rat von<lb/> Schmnlzleben hält Sitzung. Klage über die Unsicherheit der Wege, besonders über<lb/> Dnnnehl und Haus vou Düßem, die einen Schmalzlebcr Kaufmann niedergeworfen<lb/> und beraubt hatten. Man konnte der Räuber nicht habhaft werden, da sie sich in<lb/> geistlichen Schuh zu flüchten pflegten. Ein Bote vou Halberstadt erscheint, ver¬<lb/> kündet den Streit der Halberstädter mit ihrem Bischhof und fordert zu einem<lb/> Bündnis der befreundeten Städte zur Wahrung städtischer Rechte und städtischer<lb/> Gerichtsbarkeit ans. Sogleich entbrennt ein Streit der Schmalzleber Ratsherren<lb/> uuter einander, von denen die einen ans die städtische, die andern auf die bischöf¬<lb/> liche Seite treten. Besonders stehn sich gegenüber Dietrich van Neuen, der Bürger¬<lb/> meister und Hinze von Hnrsleve, ein Verwandter des Abtes von Twhbeck. Es<lb/> giebt einen heftigen Zusammenstoß und tödliche Verfeindung. Natürlich ist<lb/> Dietrich van Neuen der Vater seiner Tochter Brigitte, und Hans von Harslcbcn<lb/> der Vater seines Sohns Rolf, und ebenso natürlich stehn beide jungen Leute in<lb/> einem zärtliche» Verhältnis; es ist also Gelegenheit gegeben, die jungen Leute in<lb/> die Tinte zu bringen. Dies geschieht im zweiten Akte in gründlicher Weise. Hinze<lb/> von Hnrsleve sagt sich von seinem Sohne, der zur Bürgerpartei hält, los und<lb/> schließt sich der Gesandtschaft an, die beim Kaiser klagbar wird, und Dietrich<lb/> van Neuen erlebt den Schmerz, daß seine Tochter von Dannele gefangen und in<lb/> das Kloster zu Twybeckc gebracht wird. Dritter Akt. Sigost von Lentenbcrg<lb/> rückt mit einem Heere vor Schmalzleben, um deu Achtbefehl des Kaisers auszuführen.<lb/> Die Bürger rüste» sich zur Gegenwehr; die bischöfliche Partei spinnt Verrat, und<lb/> Rolf kommt durch die Bosheit eines Nebenbuhlers in den Verdacht, dabei beteiligt<lb/> zu sein. Rolf verzichtet auf Glück und Liebe und beschließt, im Kampfe für Bürger¬<lb/> recht und Bürgertreue zu sterben. Die Feinde stürmen das Stadtthor, die Kata¬<lb/> strophe naht — da stirbt der Bischof von Halberstadt; sein Nachfolger Ernst sendet<lb/> Friedensboten, die Wogen ebnen sich, man versöhnt sich, die Liebenden kriegen sich,<lb/> und zur Sühne und gottwohlgefälligem Opfer schenkt Dietrich van Neuen alae<lb/> bleolc aebwr Harmsen IZmmsrn syn s^ynstÄl den Predigermönchen zu Ivvsbocica to<lb/> o^npr äselitiiiWe. ......</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0238]
Skizzen aus unserm heutige» Volksleben
Und Was Hanse van Düßem angehe, so sei es gar kein Klosterhof, sondern ein
Stück öffentlicher Straße gewesen, wo er gefaßt worden sei. Dieser Protest wird
den befreundeten Städten mitgeteilt. Von hier aus bedarf es nur noch eines
Schrittes, um zu dem Achtbriefe König Wenzels zu kommen, worin steht, daß die
Städte sich auch einem königlichen Gerichte nicht gefügt hätten. Die Domherren
hatten sich also vermutlich an den König gewandt, nachdem auch das Interdikt
nicht gefruchtet hatte. Dieser hatte die Städte vor Gericht gefordert, man hatte
diese Ladung mißachtet, und so war die Acht ausgesprochen worden.
Nachdem nun Herr Doktor Felix Mnndelstein noch den Huywald aufgesucht
und sinnend, den Bleistift ans Kinn gedrückt, in das dunkle Loch geschaut hatte,
das dort im Felsen zu finden ist und den Namen Dannchlshöhle trägt, kehrte er
nach Schmalzlebcu zurück, um unter der Wirkung der frischen Eindrücke und an
Ort und Stelle das Drama zu entwerfen.
Er hatte noch schwierige Aufgaben zu lösen. Denn was er gefunden hatte,
war doch Halberstädter, nicht Schmalzleber Geschichte, und es kam nun darauf
an, die Verbindungslinien zwischen beiden zu zieh». Aber es ist anch wunderbar,
wie uuter den Händen eines „gottbegnadeter" Dichters das Widerstrebende willig,
das Unklare klar und das Widersinnige folgerichtig wird. Unser Dichter formte
seinen Stoff, seine Personen und Thatsachen, wie wenn sie von Wachs gewesen
wären. So entstand ein Drama folgenden Inhalts: Erster Akt. Der Rat von
Schmnlzleben hält Sitzung. Klage über die Unsicherheit der Wege, besonders über
Dnnnehl und Haus vou Düßem, die einen Schmalzlebcr Kaufmann niedergeworfen
und beraubt hatten. Man konnte der Räuber nicht habhaft werden, da sie sich in
geistlichen Schuh zu flüchten pflegten. Ein Bote vou Halberstadt erscheint, ver¬
kündet den Streit der Halberstädter mit ihrem Bischhof und fordert zu einem
Bündnis der befreundeten Städte zur Wahrung städtischer Rechte und städtischer
Gerichtsbarkeit ans. Sogleich entbrennt ein Streit der Schmalzleber Ratsherren
uuter einander, von denen die einen ans die städtische, die andern auf die bischöf¬
liche Seite treten. Besonders stehn sich gegenüber Dietrich van Neuen, der Bürger¬
meister und Hinze von Hnrsleve, ein Verwandter des Abtes von Twhbeck. Es
giebt einen heftigen Zusammenstoß und tödliche Verfeindung. Natürlich ist
Dietrich van Neuen der Vater seiner Tochter Brigitte, und Hans von Harslcbcn
der Vater seines Sohns Rolf, und ebenso natürlich stehn beide jungen Leute in
einem zärtliche» Verhältnis; es ist also Gelegenheit gegeben, die jungen Leute in
die Tinte zu bringen. Dies geschieht im zweiten Akte in gründlicher Weise. Hinze
von Hnrsleve sagt sich von seinem Sohne, der zur Bürgerpartei hält, los und
schließt sich der Gesandtschaft an, die beim Kaiser klagbar wird, und Dietrich
van Neuen erlebt den Schmerz, daß seine Tochter von Dannele gefangen und in
das Kloster zu Twybeckc gebracht wird. Dritter Akt. Sigost von Lentenbcrg
rückt mit einem Heere vor Schmalzleben, um deu Achtbefehl des Kaisers auszuführen.
Die Bürger rüste» sich zur Gegenwehr; die bischöfliche Partei spinnt Verrat, und
Rolf kommt durch die Bosheit eines Nebenbuhlers in den Verdacht, dabei beteiligt
zu sein. Rolf verzichtet auf Glück und Liebe und beschließt, im Kampfe für Bürger¬
recht und Bürgertreue zu sterben. Die Feinde stürmen das Stadtthor, die Kata¬
strophe naht — da stirbt der Bischof von Halberstadt; sein Nachfolger Ernst sendet
Friedensboten, die Wogen ebnen sich, man versöhnt sich, die Liebenden kriegen sich,
und zur Sühne und gottwohlgefälligem Opfer schenkt Dietrich van Neuen alae
bleolc aebwr Harmsen IZmmsrn syn s^ynstÄl den Predigermönchen zu Ivvsbocica to
o^npr äselitiiiWe. ......
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