Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Drittes Vierteljahr.Die kulturgeschichtliche Stellung der heutigen Griechen bei den Griechen rein griechisch Wauer, Kalk, tünchen, Fenster, Turm). Nur So kommt man überall, wo man den römischen Einfluß im Griechischen Um so geringer waren dagegen die römischen Entlehnungen auf maritimen Erst in der spätern byzantinischen Zeit wurde das anders. Unter den ") Ebenfalls wohl durch römische Legionäre, und in derselben Bedeutung ist das Wort
"ach Gallien gekommen, in der Form Iivsxiwlo, woraus sich lautgcsetzlich das ncnfrauzösische Kütol entwickelte. Neugriechisch s?r/-r- und französisch usent gehen also auf ein Stammivort Zurück, Ebenso ist auch lat, xalatlum ins Neugriechische und i"S Französische übergegangen. Die kulturgeschichtliche Stellung der heutigen Griechen bei den Griechen rein griechisch Wauer, Kalk, tünchen, Fenster, Turm). Nur So kommt man überall, wo man den römischen Einfluß im Griechischen Um so geringer waren dagegen die römischen Entlehnungen auf maritimen Erst in der spätern byzantinischen Zeit wurde das anders. Unter den ") Ebenfalls wohl durch römische Legionäre, und in derselben Bedeutung ist das Wort
»ach Gallien gekommen, in der Form Iivsxiwlo, woraus sich lautgcsetzlich das ncnfrauzösische Kütol entwickelte. Neugriechisch s?r/-r- und französisch usent gehen also auf ein Stammivort Zurück, Ebenso ist auch lat, xalatlum ins Neugriechische und i»S Französische übergegangen. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0167" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231337"/> <fw type="header" place="top"> Die kulturgeschichtliche Stellung der heutigen Griechen</fw><lb/> <p xml:id="ID_513" prev="#ID_512"> bei den Griechen rein griechisch Wauer, Kalk, tünchen, Fenster, Turm). Nur<lb/> in einem Punkte zeigt sich ein auffallender Gegensatz zwischen dem Griechischen<lb/> und dem Deutschen: während das griechische Haus in der Bezeichnung seiner<lb/> Hauptteile durchaus griechisch geblieben ist, das germanische dagegen unter<lb/> römischem Einfluß überhaupt erst entstand, ist die allgemeine Benennung<lb/> des Hauses selbst im Deutschen rein germanisch geblieben, im neugriechischen<lb/> dagegen lateinisch geworden (<7?r/^t — llosxitwiQ). Die Sache erklärt sich aber<lb/> offenbar wieder durch den Einfluß der römischen Soldatcusprache: QWxitiuni<lb/> bezeichnet schon im Lateinischen das „Quartier," die „Herberge," z. B. bei<lb/> Livius, Tacitus, Virgil u. a. In dieser Bedeutung muß das Wort zu den<lb/> Byzantinern gekommen sein,*) wo es dann bei der großen Rolle, die hier das<lb/> Militärwesen spielte, von jedem beliebigen Hause überhaupt gebraucht wurde.<lb/> Aus dem Einfluß der römischen Soldaten, die sich mit Weib und Kind in<lb/> Vyzcmz niederließen, erklärt sich auch die frühe Ersetzung des griechischen<lb/> Wortes für Familie durch das lateinische kg-initia. Sonst wäre dieser Vor¬<lb/> gang bei dem stark ausgebildeten Familiensinn der Griechen kaum zu ver¬<lb/> stehen. Übrigens sand ja dasselbe auch im Germanischen statt.</p><lb/> <p xml:id="ID_514"> So kommt man überall, wo man den römischen Einfluß im Griechischen<lb/> verfolgt, auf das Militärwesen zurück, selbst im häuslichen Leben.</p><lb/> <p xml:id="ID_515"> Um so geringer waren dagegen die römischen Entlehnungen auf maritimen<lb/> Gebiete; hier behaupteten eben die Griechen auch noch in byzantinischer Zeit<lb/> die Hegemonie. Zwar haben sich lateinische Wörter sür Boot, Kiel, Ballast,<lb/> Kanal bis in das Neugriechische erhalten, wie stark aber selbst noch in der<lb/> frühbyzantinischen Zeit die Überlegenheit der Griechen zur See gewesen ist,<lb/> und wie sehr sie für die jungen Völker des Westens hierin vorbildlich waren,<lb/> zeigt die maritime Terminologie der Franzosen und Italiener, in der sich bis<lb/> hente noch mehrere griechische Kunstausdrücke erhalten haben, z. B. französisch<lb/> sstoirs aus <ir«^»L, l'sseliar aus ig, 8g,rvia> aus ^«^>r,.«, sowie für<lb/> bestimmte Schiffsarteu wie olmllmä aus xgmxbM; ferner italienisch<lb/> Mlsa, LÄi'W, oalÄmiw, sowie 8'vllo und kaviilo.</p><lb/> <p xml:id="ID_516" next="#ID_517"> Erst in der spätern byzantinischen Zeit wurde das anders. Unter den<lb/> vielen Bedrängnissen, in die das Reich durch den Ansturm der Nachbarvölker<lb/> geriet, wurde auch die Schiffahrt vernachlässigt, und die Gründe für das ge¬<lb/> ringe geographische Verständnis dieser Zeit beruhen nach Krumbacher u.a.<lb/> „in dem Verfalle des Seewesens, in dem die Byzantiner durch die Venetianer<lb/> und Genueser schon zur Zeit der ersten Kreuzzüge überflügelt wurden." In<lb/> dieser Zeit wurzeln die vielen italienischen Wörter des neugriechischen, be-</p><lb/> <note xml:id="FID_36" place="foot"> ") Ebenfalls wohl durch römische Legionäre, und in derselben Bedeutung ist das Wort<lb/> »ach Gallien gekommen, in der Form Iivsxiwlo, woraus sich lautgcsetzlich das ncnfrauzösische<lb/> Kütol entwickelte. Neugriechisch s?r/-r- und französisch usent gehen also auf ein Stammivort<lb/> Zurück, Ebenso ist auch lat, xalatlum ins Neugriechische und i»S Französische übergegangen.</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0167]
Die kulturgeschichtliche Stellung der heutigen Griechen
bei den Griechen rein griechisch Wauer, Kalk, tünchen, Fenster, Turm). Nur
in einem Punkte zeigt sich ein auffallender Gegensatz zwischen dem Griechischen
und dem Deutschen: während das griechische Haus in der Bezeichnung seiner
Hauptteile durchaus griechisch geblieben ist, das germanische dagegen unter
römischem Einfluß überhaupt erst entstand, ist die allgemeine Benennung
des Hauses selbst im Deutschen rein germanisch geblieben, im neugriechischen
dagegen lateinisch geworden (<7?r/^t — llosxitwiQ). Die Sache erklärt sich aber
offenbar wieder durch den Einfluß der römischen Soldatcusprache: QWxitiuni
bezeichnet schon im Lateinischen das „Quartier," die „Herberge," z. B. bei
Livius, Tacitus, Virgil u. a. In dieser Bedeutung muß das Wort zu den
Byzantinern gekommen sein,*) wo es dann bei der großen Rolle, die hier das
Militärwesen spielte, von jedem beliebigen Hause überhaupt gebraucht wurde.
Aus dem Einfluß der römischen Soldaten, die sich mit Weib und Kind in
Vyzcmz niederließen, erklärt sich auch die frühe Ersetzung des griechischen
Wortes für Familie durch das lateinische kg-initia. Sonst wäre dieser Vor¬
gang bei dem stark ausgebildeten Familiensinn der Griechen kaum zu ver¬
stehen. Übrigens sand ja dasselbe auch im Germanischen statt.
So kommt man überall, wo man den römischen Einfluß im Griechischen
verfolgt, auf das Militärwesen zurück, selbst im häuslichen Leben.
Um so geringer waren dagegen die römischen Entlehnungen auf maritimen
Gebiete; hier behaupteten eben die Griechen auch noch in byzantinischer Zeit
die Hegemonie. Zwar haben sich lateinische Wörter sür Boot, Kiel, Ballast,
Kanal bis in das Neugriechische erhalten, wie stark aber selbst noch in der
frühbyzantinischen Zeit die Überlegenheit der Griechen zur See gewesen ist,
und wie sehr sie für die jungen Völker des Westens hierin vorbildlich waren,
zeigt die maritime Terminologie der Franzosen und Italiener, in der sich bis
hente noch mehrere griechische Kunstausdrücke erhalten haben, z. B. französisch
sstoirs aus <ir«^»L, l'sseliar aus ig, 8g,rvia> aus ^«^>r,.«, sowie für
bestimmte Schiffsarteu wie olmllmä aus xgmxbM; ferner italienisch
Mlsa, LÄi'W, oalÄmiw, sowie 8'vllo und kaviilo.
Erst in der spätern byzantinischen Zeit wurde das anders. Unter den
vielen Bedrängnissen, in die das Reich durch den Ansturm der Nachbarvölker
geriet, wurde auch die Schiffahrt vernachlässigt, und die Gründe für das ge¬
ringe geographische Verständnis dieser Zeit beruhen nach Krumbacher u.a.
„in dem Verfalle des Seewesens, in dem die Byzantiner durch die Venetianer
und Genueser schon zur Zeit der ersten Kreuzzüge überflügelt wurden." In
dieser Zeit wurzeln die vielen italienischen Wörter des neugriechischen, be-
") Ebenfalls wohl durch römische Legionäre, und in derselben Bedeutung ist das Wort
»ach Gallien gekommen, in der Form Iivsxiwlo, woraus sich lautgcsetzlich das ncnfrauzösische
Kütol entwickelte. Neugriechisch s?r/-r- und französisch usent gehen also auf ein Stammivort
Zurück, Ebenso ist auch lat, xalatlum ins Neugriechische und i»S Französische übergegangen.
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |