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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Bismarck so große Furcht hatte, beiß der Verfasser mit der Drohung, sie heraus¬
zugeben, ein "Geschäft" machte, sind 1878 unter eifriger Teilnahme Bismarcks er¬
schienen, und welch ein Narr der seltensten Gattung müßte das "ganz schlaue
Kerlchen," für den Herr Delbrück Busch doch hält, gewesen sein, wenn er diese Er¬
pressungsgeschichte ohne alle Not erzählt hätte, falls sie wahr wäre! Eine Pension
von 1200 Thalern zu "erpressen" hatte er gar nicht nötig, denn sie berichte auf
seinem Dienstvertrnge vom Is. März 1870, wie groß und breit II, 395 zu lesen
steht. Wo haben Sie Ihre Augen gehabt, Herr Delbrück? Übrigens ging Busch
damals vor allem, weil er die ungeheure Anspannung seines Dienstes nicht mehr
aushalten konnte. Aber weiter, der Geschäftsmann und Gauner Busch ist auch ein
wahrer Mephistopheles; "mit mephistophelischer Freude" hat er das Postament
untergraben, ans dem die "Bismarckpfaffen" ihr Götzenbild aufzurichten wünschten,
der Manu, dem Bismarck der Gegenstand höchster Verehrung war und ist, der,
als er ihm das erstemal gegenüber trat, vor ihm stand "wie vor dem Altar"; einer
Verehrung, die in dem ganzen Werke so oft und so stark hervortritt, daß nicht
einmal der Scharfsinn eines Historikers dazu gehört, sie zu sehen, sondern nur ein
paar gesunde Angen!

Als Summe aller dieser ebenso tiefen wie geistvollen Erkenntnis seiner Per¬
sönlichkeit und seines schriftstellerischen Charakters nennt ihn Herr Delbrück, sich ein
schönes Wort aus der "Bismnrckpresse" von Herrn Paul Liman ohne Zitat an¬
eignend, einen "Buschklepper" und -- wir bitten die Leser dieser anständigen Zeit¬
schrift, die so geduldig gewesen sind, uns bis hierher zu folgen, um Entschuldigung,
aber das Wort ist eine charakteristische Originalleistung des Herrn Delbrück --
schließlich eine "Kanaille." Was wirft er denn nun eigentlich, abgesehen von seinen
angeblichen geschäftlichen Kniffen, dem Schriftsteller Busch vor, um derartige Verbal¬
injurien zu begründen? Er habe die "Nachtseiten" Bismarcks enthüllt, ihn ge¬
wissermaßen "nackt" gezeigt, "am Pfluge der Tagespolitik photographiert." Gewiß
auch das, aber nicht nur das, nicht einmal vorwiegend; Busch hat ein lebendiges
und farbenreiches Bild von Bismarck entworfen, wie kein andrer, er zeigt ihn in
seinen Menschlichkeiten und in seiner Kleinarbeit wie in seiner Große. Dafür hat Herr
Delbrück kein Wort, er giebt also den Lesern ein ganz verzeichnetes Bild von dem
Werke, das er würdigen will. Überdies klingt sein Vorwurf seltsam für einen
Historiker, der doch die Wahrheit sucht und nicht die Legende, der in Bismarck
einen "furchtbaren Königstiger" sieht, nicht die "zahme Hauskatze" Sybels. Ist
denn die Geschichte für kleine Kinder bestimmt, die nur gut und böse kennen, oder
für männliche und weibliche Backfische, die immer nur andächtig schwärmen müssen?
Herr Delbrück zitiert ein schönes Wort von Erich Marcks, allerdings ohne zu er¬
wähnen, daß es gerade in Bezug auf die Tagebuchblätter Buschs gesagt ist: "Wer
nicht mit männlicher Gelassenheit, mit offnem Blick für alles Menschliche die Wirk¬
lichkeit dieses Wesens anzuschaun vermag, wer sich ihrer Härte nur schwächlich zu
entziehn oder sie nnr feindselig auszubeuten weiß, der kommt für ehrliche historische
Erkenntnis überhaupt nicht in Betracht," und an einer andern Stelle sagt er selbst:
"Nicht Bismarck zu verherrlichen, sondern ihn richtig aufzufassen und zu erkennen
ist die Aufgabe der Bismarckhistoriogrnphie." Natürlich, ganz selbstverständlich, nnr
handelt er selbst ini geraden Widerspruch mit diesem seinem eignen Satze, wenn er
Busch vorrückt, daß er Bismarck "photographiert," also auch die Schattenseiten mit
ins Bild gebracht habe. Ist denn ein Bild ohne Schatten überhaupt denkbar?

Unter diesen "Nachtseiten" stehn "die Beschimpfungen und Verleumdungen der
Mitglieder der Dynastie und unsrer großen Heerführer" oben an. Nun, was


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Bismarck so große Furcht hatte, beiß der Verfasser mit der Drohung, sie heraus¬
zugeben, ein „Geschäft" machte, sind 1878 unter eifriger Teilnahme Bismarcks er¬
schienen, und welch ein Narr der seltensten Gattung müßte das „ganz schlaue
Kerlchen," für den Herr Delbrück Busch doch hält, gewesen sein, wenn er diese Er¬
pressungsgeschichte ohne alle Not erzählt hätte, falls sie wahr wäre! Eine Pension
von 1200 Thalern zu „erpressen" hatte er gar nicht nötig, denn sie berichte auf
seinem Dienstvertrnge vom Is. März 1870, wie groß und breit II, 395 zu lesen
steht. Wo haben Sie Ihre Augen gehabt, Herr Delbrück? Übrigens ging Busch
damals vor allem, weil er die ungeheure Anspannung seines Dienstes nicht mehr
aushalten konnte. Aber weiter, der Geschäftsmann und Gauner Busch ist auch ein
wahrer Mephistopheles; „mit mephistophelischer Freude" hat er das Postament
untergraben, ans dem die „Bismarckpfaffen" ihr Götzenbild aufzurichten wünschten,
der Manu, dem Bismarck der Gegenstand höchster Verehrung war und ist, der,
als er ihm das erstemal gegenüber trat, vor ihm stand „wie vor dem Altar"; einer
Verehrung, die in dem ganzen Werke so oft und so stark hervortritt, daß nicht
einmal der Scharfsinn eines Historikers dazu gehört, sie zu sehen, sondern nur ein
paar gesunde Angen!

Als Summe aller dieser ebenso tiefen wie geistvollen Erkenntnis seiner Per¬
sönlichkeit und seines schriftstellerischen Charakters nennt ihn Herr Delbrück, sich ein
schönes Wort aus der „Bismnrckpresse" von Herrn Paul Liman ohne Zitat an¬
eignend, einen „Buschklepper" und — wir bitten die Leser dieser anständigen Zeit¬
schrift, die so geduldig gewesen sind, uns bis hierher zu folgen, um Entschuldigung,
aber das Wort ist eine charakteristische Originalleistung des Herrn Delbrück —
schließlich eine „Kanaille." Was wirft er denn nun eigentlich, abgesehen von seinen
angeblichen geschäftlichen Kniffen, dem Schriftsteller Busch vor, um derartige Verbal¬
injurien zu begründen? Er habe die „Nachtseiten" Bismarcks enthüllt, ihn ge¬
wissermaßen „nackt" gezeigt, „am Pfluge der Tagespolitik photographiert." Gewiß
auch das, aber nicht nur das, nicht einmal vorwiegend; Busch hat ein lebendiges
und farbenreiches Bild von Bismarck entworfen, wie kein andrer, er zeigt ihn in
seinen Menschlichkeiten und in seiner Kleinarbeit wie in seiner Große. Dafür hat Herr
Delbrück kein Wort, er giebt also den Lesern ein ganz verzeichnetes Bild von dem
Werke, das er würdigen will. Überdies klingt sein Vorwurf seltsam für einen
Historiker, der doch die Wahrheit sucht und nicht die Legende, der in Bismarck
einen „furchtbaren Königstiger" sieht, nicht die „zahme Hauskatze" Sybels. Ist
denn die Geschichte für kleine Kinder bestimmt, die nur gut und böse kennen, oder
für männliche und weibliche Backfische, die immer nur andächtig schwärmen müssen?
Herr Delbrück zitiert ein schönes Wort von Erich Marcks, allerdings ohne zu er¬
wähnen, daß es gerade in Bezug auf die Tagebuchblätter Buschs gesagt ist: „Wer
nicht mit männlicher Gelassenheit, mit offnem Blick für alles Menschliche die Wirk¬
lichkeit dieses Wesens anzuschaun vermag, wer sich ihrer Härte nur schwächlich zu
entziehn oder sie nnr feindselig auszubeuten weiß, der kommt für ehrliche historische
Erkenntnis überhaupt nicht in Betracht," und an einer andern Stelle sagt er selbst:
„Nicht Bismarck zu verherrlichen, sondern ihn richtig aufzufassen und zu erkennen
ist die Aufgabe der Bismarckhistoriogrnphie." Natürlich, ganz selbstverständlich, nnr
handelt er selbst ini geraden Widerspruch mit diesem seinem eignen Satze, wenn er
Busch vorrückt, daß er Bismarck „photographiert," also auch die Schattenseiten mit
ins Bild gebracht habe. Ist denn ein Bild ohne Schatten überhaupt denkbar?

Unter diesen „Nachtseiten" stehn „die Beschimpfungen und Verleumdungen der
Mitglieder der Dynastie und unsrer großen Heerführer" oben an. Nun, was


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[0622] Maßgebliches und Unmaßgebliches Bismarck so große Furcht hatte, beiß der Verfasser mit der Drohung, sie heraus¬ zugeben, ein „Geschäft" machte, sind 1878 unter eifriger Teilnahme Bismarcks er¬ schienen, und welch ein Narr der seltensten Gattung müßte das „ganz schlaue Kerlchen," für den Herr Delbrück Busch doch hält, gewesen sein, wenn er diese Er¬ pressungsgeschichte ohne alle Not erzählt hätte, falls sie wahr wäre! Eine Pension von 1200 Thalern zu „erpressen" hatte er gar nicht nötig, denn sie berichte auf seinem Dienstvertrnge vom Is. März 1870, wie groß und breit II, 395 zu lesen steht. Wo haben Sie Ihre Augen gehabt, Herr Delbrück? Übrigens ging Busch damals vor allem, weil er die ungeheure Anspannung seines Dienstes nicht mehr aushalten konnte. Aber weiter, der Geschäftsmann und Gauner Busch ist auch ein wahrer Mephistopheles; „mit mephistophelischer Freude" hat er das Postament untergraben, ans dem die „Bismarckpfaffen" ihr Götzenbild aufzurichten wünschten, der Manu, dem Bismarck der Gegenstand höchster Verehrung war und ist, der, als er ihm das erstemal gegenüber trat, vor ihm stand „wie vor dem Altar"; einer Verehrung, die in dem ganzen Werke so oft und so stark hervortritt, daß nicht einmal der Scharfsinn eines Historikers dazu gehört, sie zu sehen, sondern nur ein paar gesunde Angen! Als Summe aller dieser ebenso tiefen wie geistvollen Erkenntnis seiner Per¬ sönlichkeit und seines schriftstellerischen Charakters nennt ihn Herr Delbrück, sich ein schönes Wort aus der „Bismnrckpresse" von Herrn Paul Liman ohne Zitat an¬ eignend, einen „Buschklepper" und — wir bitten die Leser dieser anständigen Zeit¬ schrift, die so geduldig gewesen sind, uns bis hierher zu folgen, um Entschuldigung, aber das Wort ist eine charakteristische Originalleistung des Herrn Delbrück — schließlich eine „Kanaille." Was wirft er denn nun eigentlich, abgesehen von seinen angeblichen geschäftlichen Kniffen, dem Schriftsteller Busch vor, um derartige Verbal¬ injurien zu begründen? Er habe die „Nachtseiten" Bismarcks enthüllt, ihn ge¬ wissermaßen „nackt" gezeigt, „am Pfluge der Tagespolitik photographiert." Gewiß auch das, aber nicht nur das, nicht einmal vorwiegend; Busch hat ein lebendiges und farbenreiches Bild von Bismarck entworfen, wie kein andrer, er zeigt ihn in seinen Menschlichkeiten und in seiner Kleinarbeit wie in seiner Große. Dafür hat Herr Delbrück kein Wort, er giebt also den Lesern ein ganz verzeichnetes Bild von dem Werke, das er würdigen will. Überdies klingt sein Vorwurf seltsam für einen Historiker, der doch die Wahrheit sucht und nicht die Legende, der in Bismarck einen „furchtbaren Königstiger" sieht, nicht die „zahme Hauskatze" Sybels. Ist denn die Geschichte für kleine Kinder bestimmt, die nur gut und böse kennen, oder für männliche und weibliche Backfische, die immer nur andächtig schwärmen müssen? Herr Delbrück zitiert ein schönes Wort von Erich Marcks, allerdings ohne zu er¬ wähnen, daß es gerade in Bezug auf die Tagebuchblätter Buschs gesagt ist: „Wer nicht mit männlicher Gelassenheit, mit offnem Blick für alles Menschliche die Wirk¬ lichkeit dieses Wesens anzuschaun vermag, wer sich ihrer Härte nur schwächlich zu entziehn oder sie nnr feindselig auszubeuten weiß, der kommt für ehrliche historische Erkenntnis überhaupt nicht in Betracht," und an einer andern Stelle sagt er selbst: „Nicht Bismarck zu verherrlichen, sondern ihn richtig aufzufassen und zu erkennen ist die Aufgabe der Bismarckhistoriogrnphie." Natürlich, ganz selbstverständlich, nnr handelt er selbst ini geraden Widerspruch mit diesem seinem eignen Satze, wenn er Busch vorrückt, daß er Bismarck „photographiert," also auch die Schattenseiten mit ins Bild gebracht habe. Ist denn ein Bild ohne Schatten überhaupt denkbar? Unter diesen „Nachtseiten" stehn „die Beschimpfungen und Verleumdungen der Mitglieder der Dynastie und unsrer großen Heerführer" oben an. Nun, was

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/622>, abgerufen am 28.09.2024.