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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

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Die imperialistische Bewegung in Lngland

Ziele kommen. ... Ich war so glücklich, in einer Lcige zu sein, die wenigen
zufällt, nämlich eine Idee zu haben und Geld zum besten dieser Idee auf¬
treiben zu können."

Man mag als Deutscher nicht mit den freundlichsten Empfindungen auf
die Thätigkeit von Rhodes Hinblicken, und doch wird niemand seine Bewunde¬
rung einem Manne versagen können, der seinem Volke so große Dienste er¬
wiesen, ihm ein wertvolles, sich rasch bevölkerndes Ländergebiet geschenkt und
für seine Idee mit einer Thatkraft, einer Hingebung und Opferfreudigkeit ge¬
wirkt hat, die nicht ihresgleichen hat. Nicht genug ist namentlich die gro߬
artige Freigebigkeit zu rühmen, mit der er als Privatmann wie als Leiter
großer Gesellschaften die ihm zur Verfügung stehenden Mittel zur Förderung
dessen einsetzte, was seinem weitblickenden und unbeirrbaren Geiste für seine
Zwecke notwendig schien. Auf eigne Verantwortung hat er zumeist die großen
Gebiete erworben, die heute als ein unschätzbarer Besitz Englands gelten. Und
es kann kühnlich gesagt werden, daß ihre glänzende Entwicklung wesentlich sein
Werk ist. Das Parnell gemachte große Geschenk, wo es sich doch nur um
eine allgemeine politische Frage handelte, giebt uns schon einen Maßstab für
das, was er zu opfern bereit sein würde, wo seine Lebensideale in Frage
kämen.

Als im Jahre 1888 über die Verschmelzung der letzten selbständigen
Diamantengesellschaften mit den ä"z Lhu-s verhandelt wurde, hatten die drei
Vertreter der beteiligten Gesellschaften jeder besondre Wünsche. Die der Herren
Beit und Barnato waren bald erledigt. Rhodes verlangte dagegen, daß die
"Zv Lösis zehn Millionen Mark für die zu gründende Südafrikanische Gesell¬
schaft, die spätere Odg-rtorsÄ, zeichnen sollten. Hiergegen war namentlich
Barnato, und die Verhandlungen zogen sich bis vier Uhr morgens hin, bis
endlich Barnato nachgab, der, ebenso wie die übrigen Aktionäre, die Überzeugung
hatte, daß man für das Steckenpferd eines andern ein unverhältnismäßig
großes Opfer gebracht habe. Die Befürchtungen waren grundlos, und die as
LösrL haben hier ein glänzendes Geschäft gemacht.

Das Arbeitsfeld der neugegründeten Gesellschaft sollte zuerst auf das Land
südlich vom Zambesi beschränkt sein; Rhodes erwirkte, daß sie sich auch nach
dem Norden ausdehnen durfte, um der Afrikanischen Seengesellschaft die Hand
zu reichen. Nicht zufrieden damit, setzte er es durch, daß die Gründer der
0ort,ör6ä 400000 Mark in die leeren Kassen jener Gesellschaft, die ihre Mittel
erschöpft hatte, einschossen, und daß die (Amrtsrscl jährlich 180000 Mark zu
den Verwaltungskosten der Seengesellschaft beisteuerte. Dank dieser Voraussicht
war die Thätigkeit dieser Gesellschaft nicht verloren, und die lülrartörsck besitzt
heute den größern Teil ihres Landes. Nebenbei sei nur erwähnt, daß Rhodes
für die Züchtigung eines hier sein Unwesen treibenden Sklavenjägers, der
einen englischen Offizier ermordet hatte, aus seiner Tasche 200000 Mark her-


Die imperialistische Bewegung in Lngland

Ziele kommen. ... Ich war so glücklich, in einer Lcige zu sein, die wenigen
zufällt, nämlich eine Idee zu haben und Geld zum besten dieser Idee auf¬
treiben zu können."

Man mag als Deutscher nicht mit den freundlichsten Empfindungen auf
die Thätigkeit von Rhodes Hinblicken, und doch wird niemand seine Bewunde¬
rung einem Manne versagen können, der seinem Volke so große Dienste er¬
wiesen, ihm ein wertvolles, sich rasch bevölkerndes Ländergebiet geschenkt und
für seine Idee mit einer Thatkraft, einer Hingebung und Opferfreudigkeit ge¬
wirkt hat, die nicht ihresgleichen hat. Nicht genug ist namentlich die gro߬
artige Freigebigkeit zu rühmen, mit der er als Privatmann wie als Leiter
großer Gesellschaften die ihm zur Verfügung stehenden Mittel zur Förderung
dessen einsetzte, was seinem weitblickenden und unbeirrbaren Geiste für seine
Zwecke notwendig schien. Auf eigne Verantwortung hat er zumeist die großen
Gebiete erworben, die heute als ein unschätzbarer Besitz Englands gelten. Und
es kann kühnlich gesagt werden, daß ihre glänzende Entwicklung wesentlich sein
Werk ist. Das Parnell gemachte große Geschenk, wo es sich doch nur um
eine allgemeine politische Frage handelte, giebt uns schon einen Maßstab für
das, was er zu opfern bereit sein würde, wo seine Lebensideale in Frage
kämen.

Als im Jahre 1888 über die Verschmelzung der letzten selbständigen
Diamantengesellschaften mit den ä«z Lhu-s verhandelt wurde, hatten die drei
Vertreter der beteiligten Gesellschaften jeder besondre Wünsche. Die der Herren
Beit und Barnato waren bald erledigt. Rhodes verlangte dagegen, daß die
«Zv Lösis zehn Millionen Mark für die zu gründende Südafrikanische Gesell¬
schaft, die spätere Odg-rtorsÄ, zeichnen sollten. Hiergegen war namentlich
Barnato, und die Verhandlungen zogen sich bis vier Uhr morgens hin, bis
endlich Barnato nachgab, der, ebenso wie die übrigen Aktionäre, die Überzeugung
hatte, daß man für das Steckenpferd eines andern ein unverhältnismäßig
großes Opfer gebracht habe. Die Befürchtungen waren grundlos, und die as
LösrL haben hier ein glänzendes Geschäft gemacht.

Das Arbeitsfeld der neugegründeten Gesellschaft sollte zuerst auf das Land
südlich vom Zambesi beschränkt sein; Rhodes erwirkte, daß sie sich auch nach
dem Norden ausdehnen durfte, um der Afrikanischen Seengesellschaft die Hand
zu reichen. Nicht zufrieden damit, setzte er es durch, daß die Gründer der
0ort,ör6ä 400000 Mark in die leeren Kassen jener Gesellschaft, die ihre Mittel
erschöpft hatte, einschossen, und daß die (Amrtsrscl jährlich 180000 Mark zu
den Verwaltungskosten der Seengesellschaft beisteuerte. Dank dieser Voraussicht
war die Thätigkeit dieser Gesellschaft nicht verloren, und die lülrartörsck besitzt
heute den größern Teil ihres Landes. Nebenbei sei nur erwähnt, daß Rhodes
für die Züchtigung eines hier sein Unwesen treibenden Sklavenjägers, der
einen englischen Offizier ermordet hatte, aus seiner Tasche 200000 Mark her-


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[0095] Die imperialistische Bewegung in Lngland Ziele kommen. ... Ich war so glücklich, in einer Lcige zu sein, die wenigen zufällt, nämlich eine Idee zu haben und Geld zum besten dieser Idee auf¬ treiben zu können." Man mag als Deutscher nicht mit den freundlichsten Empfindungen auf die Thätigkeit von Rhodes Hinblicken, und doch wird niemand seine Bewunde¬ rung einem Manne versagen können, der seinem Volke so große Dienste er¬ wiesen, ihm ein wertvolles, sich rasch bevölkerndes Ländergebiet geschenkt und für seine Idee mit einer Thatkraft, einer Hingebung und Opferfreudigkeit ge¬ wirkt hat, die nicht ihresgleichen hat. Nicht genug ist namentlich die gro߬ artige Freigebigkeit zu rühmen, mit der er als Privatmann wie als Leiter großer Gesellschaften die ihm zur Verfügung stehenden Mittel zur Förderung dessen einsetzte, was seinem weitblickenden und unbeirrbaren Geiste für seine Zwecke notwendig schien. Auf eigne Verantwortung hat er zumeist die großen Gebiete erworben, die heute als ein unschätzbarer Besitz Englands gelten. Und es kann kühnlich gesagt werden, daß ihre glänzende Entwicklung wesentlich sein Werk ist. Das Parnell gemachte große Geschenk, wo es sich doch nur um eine allgemeine politische Frage handelte, giebt uns schon einen Maßstab für das, was er zu opfern bereit sein würde, wo seine Lebensideale in Frage kämen. Als im Jahre 1888 über die Verschmelzung der letzten selbständigen Diamantengesellschaften mit den ä«z Lhu-s verhandelt wurde, hatten die drei Vertreter der beteiligten Gesellschaften jeder besondre Wünsche. Die der Herren Beit und Barnato waren bald erledigt. Rhodes verlangte dagegen, daß die «Zv Lösis zehn Millionen Mark für die zu gründende Südafrikanische Gesell¬ schaft, die spätere Odg-rtorsÄ, zeichnen sollten. Hiergegen war namentlich Barnato, und die Verhandlungen zogen sich bis vier Uhr morgens hin, bis endlich Barnato nachgab, der, ebenso wie die übrigen Aktionäre, die Überzeugung hatte, daß man für das Steckenpferd eines andern ein unverhältnismäßig großes Opfer gebracht habe. Die Befürchtungen waren grundlos, und die as LösrL haben hier ein glänzendes Geschäft gemacht. Das Arbeitsfeld der neugegründeten Gesellschaft sollte zuerst auf das Land südlich vom Zambesi beschränkt sein; Rhodes erwirkte, daß sie sich auch nach dem Norden ausdehnen durfte, um der Afrikanischen Seengesellschaft die Hand zu reichen. Nicht zufrieden damit, setzte er es durch, daß die Gründer der 0ort,ör6ä 400000 Mark in die leeren Kassen jener Gesellschaft, die ihre Mittel erschöpft hatte, einschossen, und daß die (Amrtsrscl jährlich 180000 Mark zu den Verwaltungskosten der Seengesellschaft beisteuerte. Dank dieser Voraussicht war die Thätigkeit dieser Gesellschaft nicht verloren, und die lülrartörsck besitzt heute den größern Teil ihres Landes. Nebenbei sei nur erwähnt, daß Rhodes für die Züchtigung eines hier sein Unwesen treibenden Sklavenjägers, der einen englischen Offizier ermordet hatte, aus seiner Tasche 200000 Mark her-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/95>, abgerufen am 23.07.2024.