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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.

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Die imperialistische Bewegung in England
Wilhelm Wetz vonin
(Fortsetzung"
3. (Lecil Rhodes

een Rhodes, unleugbar eine der machtvollsten Gestalten, die
heute im Vordergrunde der Weltbühne stehen, ist der bedeutendste
praktische Vertreter des imperialistischen Gedankens. Er stellt eine
merkwürdige Vereinigung von Finanzgenie und weit schauenden
Politiker und Staateugrüuder dar. Aber das ist nicht das einzige
Interessante an dem Manne.

Mit neunzehn Jahren besucht Rhodes zum erstenmale Afrika, von dem
milden Klima Natals, wo sein Bruder Herbert lebte, angezogen, um seine
schwache Gesundheit zu kräftigen. Im Jahre 1872 tritt er in Oriöl volley
in Oxford ein; ein Lungenleiden, das von einer beim Rudern geholten Er¬
kältung zurückgeblieben war, veranlaßt ihn jedoch, abermals nach Südafrika
zu gehen. Dort finden wir ihn im nächsten Jahre als Diamantensucher in
Griqualcmd, wo er, vom Glück begünstigt, vermöge seiner rastlosen Energie
den Grund zu seinem spätern ungeheuern Reichtum legt. Die vielen Pläne,
die sich in dem Kopfe des ideenreichen Jünglings drängen, scheinen zunächst
rein finanzieller Art gewesen zu sein, und die Aufregung, die im Gelderwerb
liegt, hat ihn wohl anfangs ganz erfüllt. Seine erste große finanzielle Ope¬
ration hat er mit zähester Ausdauer verfolgt und nach beinahe zwanzigjährigen
Anstrengungen im Jahre 1888 glücklich zu Ende geführt. Ursprünglich arbeitete
auf den Diamantenfeldern eine große Zahl selbständiger Unternehmer neben
einander; Rhodes war von Anfang an bedacht, sie alle in einer einzigen großen
Gesellschaft zu vereinigen. Im Jahre 1880 ist er endlich so weit, daß er die
Ds ZZssrs Loinxg"^ gründen konnte, die nach und nach alle übrigen Gesell¬
schaften und Eigentumsrechte erwarb. Welche Schwierigkeiten dabei zu über¬
winden waren, ersieht man daraus, daß 1885, als schon über tausend Privat¬
unternehmungen zu Gesellschaften verschmolzen waren, noch mehr als vierzig
Gesellschaften und fünfzig Privatunternehmungen bestanden. Die schließliche
Vereinigung gab der Gesellschaft ein thatsächliches Monopol und setzte sie


Grenzboten I 1899 II


Die imperialistische Bewegung in England
Wilhelm Wetz vonin
(Fortsetzung»
3. (Lecil Rhodes

een Rhodes, unleugbar eine der machtvollsten Gestalten, die
heute im Vordergrunde der Weltbühne stehen, ist der bedeutendste
praktische Vertreter des imperialistischen Gedankens. Er stellt eine
merkwürdige Vereinigung von Finanzgenie und weit schauenden
Politiker und Staateugrüuder dar. Aber das ist nicht das einzige
Interessante an dem Manne.

Mit neunzehn Jahren besucht Rhodes zum erstenmale Afrika, von dem
milden Klima Natals, wo sein Bruder Herbert lebte, angezogen, um seine
schwache Gesundheit zu kräftigen. Im Jahre 1872 tritt er in Oriöl volley
in Oxford ein; ein Lungenleiden, das von einer beim Rudern geholten Er¬
kältung zurückgeblieben war, veranlaßt ihn jedoch, abermals nach Südafrika
zu gehen. Dort finden wir ihn im nächsten Jahre als Diamantensucher in
Griqualcmd, wo er, vom Glück begünstigt, vermöge seiner rastlosen Energie
den Grund zu seinem spätern ungeheuern Reichtum legt. Die vielen Pläne,
die sich in dem Kopfe des ideenreichen Jünglings drängen, scheinen zunächst
rein finanzieller Art gewesen zu sein, und die Aufregung, die im Gelderwerb
liegt, hat ihn wohl anfangs ganz erfüllt. Seine erste große finanzielle Ope¬
ration hat er mit zähester Ausdauer verfolgt und nach beinahe zwanzigjährigen
Anstrengungen im Jahre 1888 glücklich zu Ende geführt. Ursprünglich arbeitete
auf den Diamantenfeldern eine große Zahl selbständiger Unternehmer neben
einander; Rhodes war von Anfang an bedacht, sie alle in einer einzigen großen
Gesellschaft zu vereinigen. Im Jahre 1880 ist er endlich so weit, daß er die
Ds ZZssrs Loinxg«^ gründen konnte, die nach und nach alle übrigen Gesell¬
schaften und Eigentumsrechte erwarb. Welche Schwierigkeiten dabei zu über¬
winden waren, ersieht man daraus, daß 1885, als schon über tausend Privat¬
unternehmungen zu Gesellschaften verschmolzen waren, noch mehr als vierzig
Gesellschaften und fünfzig Privatunternehmungen bestanden. Die schließliche
Vereinigung gab der Gesellschaft ein thatsächliches Monopol und setzte sie


Grenzboten I 1899 II
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[0089] [Abbildung] Die imperialistische Bewegung in England Wilhelm Wetz vonin (Fortsetzung» 3. (Lecil Rhodes een Rhodes, unleugbar eine der machtvollsten Gestalten, die heute im Vordergrunde der Weltbühne stehen, ist der bedeutendste praktische Vertreter des imperialistischen Gedankens. Er stellt eine merkwürdige Vereinigung von Finanzgenie und weit schauenden Politiker und Staateugrüuder dar. Aber das ist nicht das einzige Interessante an dem Manne. Mit neunzehn Jahren besucht Rhodes zum erstenmale Afrika, von dem milden Klima Natals, wo sein Bruder Herbert lebte, angezogen, um seine schwache Gesundheit zu kräftigen. Im Jahre 1872 tritt er in Oriöl volley in Oxford ein; ein Lungenleiden, das von einer beim Rudern geholten Er¬ kältung zurückgeblieben war, veranlaßt ihn jedoch, abermals nach Südafrika zu gehen. Dort finden wir ihn im nächsten Jahre als Diamantensucher in Griqualcmd, wo er, vom Glück begünstigt, vermöge seiner rastlosen Energie den Grund zu seinem spätern ungeheuern Reichtum legt. Die vielen Pläne, die sich in dem Kopfe des ideenreichen Jünglings drängen, scheinen zunächst rein finanzieller Art gewesen zu sein, und die Aufregung, die im Gelderwerb liegt, hat ihn wohl anfangs ganz erfüllt. Seine erste große finanzielle Ope¬ ration hat er mit zähester Ausdauer verfolgt und nach beinahe zwanzigjährigen Anstrengungen im Jahre 1888 glücklich zu Ende geführt. Ursprünglich arbeitete auf den Diamantenfeldern eine große Zahl selbständiger Unternehmer neben einander; Rhodes war von Anfang an bedacht, sie alle in einer einzigen großen Gesellschaft zu vereinigen. Im Jahre 1880 ist er endlich so weit, daß er die Ds ZZssrs Loinxg«^ gründen konnte, die nach und nach alle übrigen Gesell¬ schaften und Eigentumsrechte erwarb. Welche Schwierigkeiten dabei zu über¬ winden waren, ersieht man daraus, daß 1885, als schon über tausend Privat¬ unternehmungen zu Gesellschaften verschmolzen waren, noch mehr als vierzig Gesellschaften und fünfzig Privatunternehmungen bestanden. Die schließliche Vereinigung gab der Gesellschaft ein thatsächliches Monopol und setzte sie Grenzboten I 1899 II

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_229685/89>, abgerufen am 23.07.2024.