Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.Der goldne Lngel Außerdem ging Fräulein Flörke zum erstenmal zu Tanze. Mau muß nun nett sah aus wie Kraft und Jugend selber, keiner dachte bei ihrem Anblick Line sah den Bruder von Ackermaus Küche ans auf dem Bevbachtmigsposten Karl, sagte sie atemlos, aber nicht vom Laufen, geh mit zu Tanze! Mir Ware wie tanze". Sieh zu, wenn du dich nicht drehen magst. Das nun schon gar nicht! Laß mich in Frieden. Sie wollte weiter drängen, aber da kam Mutter Flörke augerauscht im höchsten Zu spät. Nachlaufen würde er ihnen sicher nicht, es war ihm eben mit Nur Karl und Professor Kilbnrg schauten noch uach dem Fleck, um nett ge¬ Karl sah verwirrt hinüber nach dem knarrende" Fenster. War er so leicht Die Frage quälte den jungen Luftschiffer den ganzen Nachmittag, aber unter¬ Kurz entschlossen trug er das Azaleenbäumchen, an dem die letzten Blüten Die Haspen und Reisen waren nicht mehr tot, Kobolde waren sie, die ihn in Line rief zum Abendbrot, er kam nicht; die Schmiedegäste lachten im Hofe, Um die zehnte Stunde kamen Flörkes zurück, die Mutter erzählte laut und stolz Die Reden verklangen die feiertagsmüden Leute ginge" schlafen, mich Jenny Der goldne Lngel Außerdem ging Fräulein Flörke zum erstenmal zu Tanze. Mau muß nun nett sah aus wie Kraft und Jugend selber, keiner dachte bei ihrem Anblick Line sah den Bruder von Ackermaus Küche ans auf dem Bevbachtmigsposten Karl, sagte sie atemlos, aber nicht vom Laufen, geh mit zu Tanze! Mir Ware wie tanze». Sieh zu, wenn du dich nicht drehen magst. Das nun schon gar nicht! Laß mich in Frieden. Sie wollte weiter drängen, aber da kam Mutter Flörke augerauscht im höchsten Zu spät. Nachlaufen würde er ihnen sicher nicht, es war ihm eben mit Nur Karl und Professor Kilbnrg schauten noch uach dem Fleck, um nett ge¬ Karl sah verwirrt hinüber nach dem knarrende» Fenster. War er so leicht Die Frage quälte den jungen Luftschiffer den ganzen Nachmittag, aber unter¬ Kurz entschlossen trug er das Azaleenbäumchen, an dem die letzten Blüten Die Haspen und Reisen waren nicht mehr tot, Kobolde waren sie, die ihn in Line rief zum Abendbrot, er kam nicht; die Schmiedegäste lachten im Hofe, Um die zehnte Stunde kamen Flörkes zurück, die Mutter erzählte laut und stolz Die Reden verklangen die feiertagsmüden Leute ginge» schlafen, mich Jenny <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0622" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/230308"/> <fw type="header" place="top"> Der goldne Lngel</fw><lb/> <p xml:id="ID_2584"> Außerdem ging Fräulein Flörke zum erstenmal zu Tanze. Mau muß nun<lb/> dran denken, hatte die Mutter gesagt und damit jedes Widerstreben der Tochter in<lb/> Grund und Bode» geredet.</p><lb/> <p xml:id="ID_2585"> nett sah aus wie Kraft und Jugend selber, keiner dachte bei ihrem Anblick<lb/> daran, ob sie reich oder schlicht gekleidet sei, und Karl stand oben an der Brüstung<lb/> und sah unverwandt auf das Mädchen hinab, das, ans die Mutter wartend, zwischeu<lb/> zwei Schmiedebnben im Hof stand.</p><lb/> <p xml:id="ID_2586"> Line sah den Bruder von Ackermaus Küche ans auf dem Bevbachtmigsposten<lb/> und lief, von einer plötzlichen Hoffnung berührt, hinauf.</p><lb/> <p xml:id="ID_2587"> Karl, sagte sie atemlos, aber nicht vom Laufen, geh mit zu Tanze!</p><lb/> <p xml:id="ID_2588"> Mir Ware wie tanze».</p><lb/> <p xml:id="ID_2589"> Sieh zu, wenn du dich nicht drehen magst.</p><lb/> <p xml:id="ID_2590"> Das nun schon gar nicht! Laß mich in Frieden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2591"> Sie wollte weiter drängen, aber da kam Mutter Flörke augerauscht im höchsten<lb/> Staat, und die beiden Frauen gingen, nach allen Hoffenstern grüßend, zum Hanse<lb/> hinaus.</p><lb/> <p xml:id="ID_2592"> Zu spät. Nachlaufen würde er ihnen sicher nicht, es war ihm eben mit<lb/> nichts Vernünftigem beizukommen. Auch Line ging verstimmt wieder in die<lb/> Küche hinab.</p><lb/> <p xml:id="ID_2593"> Nur Karl und Professor Kilbnrg schauten noch uach dem Fleck, um nett ge¬<lb/> standen hatte. Dann hob Kilbnrg den Kopf, nickte Karl freundlich zu und sagte:</p><lb/> <lg xml:id="POEMID_10" type="poem"> <l/> </lg><lb/> <p xml:id="ID_2594"> Karl sah verwirrt hinüber nach dem knarrende» Fenster. War er so leicht<lb/> zu durchschauen, oder brachte der alte Herr nnr eine allgemeine Weisheit an, die<lb/> ihm die schöne Jugend da unten in Erinnerung gebracht hatte?</p><lb/> <p xml:id="ID_2595"> Die Frage quälte den jungen Luftschiffer den ganzen Nachmittag, aber unter¬<lb/> kriegen lassen wollte er sich nicht, ini Gegenteil, um gabs einen guten Kampf, den»<lb/> der Feind war erkannt. Jetzt wußte er, was ihn ans den Versuchergedanken ge¬<lb/> bracht hatte, er werde den goldnen Engel nie flügge bekommen: die Liebe zu nett<lb/> wurf gewesen, die ihn frei haben wollte und untreu gegen seine Pflichten. Nichts<lb/> dn! jetzt war der Verstand wieder obenauf.</p><lb/> <p xml:id="ID_2596"> Kurz entschlossen trug er das Azaleenbäumchen, an dem die letzten Blüten<lb/> standen, in die Werkstatt hinüber, die jetzt nicht viel mehr war als Durchgang, und<lb/> begab sich wieder an seine „Feierabendarbeit."</p><lb/> <p xml:id="ID_2597"> Die Haspen und Reisen waren nicht mehr tot, Kobolde waren sie, die ihn in<lb/> die Irre lockten, und mit heißem Kopfe quälte er sich durch eine endlose Frühlings¬<lb/> nacht dem Morgen entgegen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2598"> Line rief zum Abendbrot, er kam nicht; die Schmiedegäste lachten im Hofe,<lb/> aus der Apotheke klang Polternbeudlärm herüber, der alte Professor versuchte sich<lb/> auf Ackermanns Flöte, Leierkasten und Harmonika sangen hinter der Stadtmauer<lb/> dem ersten warmen Abend ihr Loblied, Karl blieb in seiner Höhle.</p><lb/> <p xml:id="ID_2599"> Um die zehnte Stunde kamen Flörkes zurück, die Mutter erzählte laut und stolz<lb/> von den Erfolgen der Tochter, Karl deckte die Hände über die Ohren und starrte<lb/> auf den widerspenstigen Reifen: du mußt, du mußt!</p><lb/> <p xml:id="ID_2600" next="#ID_2601"> Die Reden verklangen die feiertagsmüden Leute ginge» schlafen, mich Jenny</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0622]
Der goldne Lngel
Außerdem ging Fräulein Flörke zum erstenmal zu Tanze. Mau muß nun
dran denken, hatte die Mutter gesagt und damit jedes Widerstreben der Tochter in
Grund und Bode» geredet.
nett sah aus wie Kraft und Jugend selber, keiner dachte bei ihrem Anblick
daran, ob sie reich oder schlicht gekleidet sei, und Karl stand oben an der Brüstung
und sah unverwandt auf das Mädchen hinab, das, ans die Mutter wartend, zwischeu
zwei Schmiedebnben im Hof stand.
Line sah den Bruder von Ackermaus Küche ans auf dem Bevbachtmigsposten
und lief, von einer plötzlichen Hoffnung berührt, hinauf.
Karl, sagte sie atemlos, aber nicht vom Laufen, geh mit zu Tanze!
Mir Ware wie tanze».
Sieh zu, wenn du dich nicht drehen magst.
Das nun schon gar nicht! Laß mich in Frieden.
Sie wollte weiter drängen, aber da kam Mutter Flörke augerauscht im höchsten
Staat, und die beiden Frauen gingen, nach allen Hoffenstern grüßend, zum Hanse
hinaus.
Zu spät. Nachlaufen würde er ihnen sicher nicht, es war ihm eben mit
nichts Vernünftigem beizukommen. Auch Line ging verstimmt wieder in die
Küche hinab.
Nur Karl und Professor Kilbnrg schauten noch uach dem Fleck, um nett ge¬
standen hatte. Dann hob Kilbnrg den Kopf, nickte Karl freundlich zu und sagte:
Karl sah verwirrt hinüber nach dem knarrende» Fenster. War er so leicht
zu durchschauen, oder brachte der alte Herr nnr eine allgemeine Weisheit an, die
ihm die schöne Jugend da unten in Erinnerung gebracht hatte?
Die Frage quälte den jungen Luftschiffer den ganzen Nachmittag, aber unter¬
kriegen lassen wollte er sich nicht, ini Gegenteil, um gabs einen guten Kampf, den»
der Feind war erkannt. Jetzt wußte er, was ihn ans den Versuchergedanken ge¬
bracht hatte, er werde den goldnen Engel nie flügge bekommen: die Liebe zu nett
wurf gewesen, die ihn frei haben wollte und untreu gegen seine Pflichten. Nichts
dn! jetzt war der Verstand wieder obenauf.
Kurz entschlossen trug er das Azaleenbäumchen, an dem die letzten Blüten
standen, in die Werkstatt hinüber, die jetzt nicht viel mehr war als Durchgang, und
begab sich wieder an seine „Feierabendarbeit."
Die Haspen und Reisen waren nicht mehr tot, Kobolde waren sie, die ihn in
die Irre lockten, und mit heißem Kopfe quälte er sich durch eine endlose Frühlings¬
nacht dem Morgen entgegen.
Line rief zum Abendbrot, er kam nicht; die Schmiedegäste lachten im Hofe,
aus der Apotheke klang Polternbeudlärm herüber, der alte Professor versuchte sich
auf Ackermanns Flöte, Leierkasten und Harmonika sangen hinter der Stadtmauer
dem ersten warmen Abend ihr Loblied, Karl blieb in seiner Höhle.
Um die zehnte Stunde kamen Flörkes zurück, die Mutter erzählte laut und stolz
von den Erfolgen der Tochter, Karl deckte die Hände über die Ohren und starrte
auf den widerspenstigen Reifen: du mußt, du mußt!
Die Reden verklangen die feiertagsmüden Leute ginge» schlafen, mich Jenny
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |