Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Erstes Vierteljahr.Die litterarische Bildung am Rhein im vorigen Jahrhundert einen Hain mit Lessings Grabmal im Hintergrunde dar. Zwei Musen standen Sehen wir uns nun auf dem Gebiete der schöpferischen litterarischen Unter den etwa 200 Schriften,**) die zwischen 1700 und 1750 in Köln Köln hatte 1770 schon vier Buchhandlungen mit eignen Druckereien, außerdem noch zehn Druckereien. Während der Mainzer Revolution 1790--!)3 zur Zeit der Klubbisten erschienen in Mainz in zwei Jahren (1702 und 1703) mehr als 120 Flugschriften und Abhandlungen poli¬ tischer Natur. Ein Beweis, daß man dort litterarisch sehr rege gewesen ist, wenn auch nicht gerade auf schöngeistigen Gebiete, Doktor der Philosophie, geb. ", Juni 171L,
Die litterarische Bildung am Rhein im vorigen Jahrhundert einen Hain mit Lessings Grabmal im Hintergrunde dar. Zwei Musen standen Sehen wir uns nun auf dem Gebiete der schöpferischen litterarischen Unter den etwa 200 Schriften,**) die zwischen 1700 und 1750 in Köln Köln hatte 1770 schon vier Buchhandlungen mit eignen Druckereien, außerdem noch zehn Druckereien. Während der Mainzer Revolution 1790—!)3 zur Zeit der Klubbisten erschienen in Mainz in zwei Jahren (1702 und 1703) mehr als 120 Flugschriften und Abhandlungen poli¬ tischer Natur. Ein Beweis, daß man dort litterarisch sehr rege gewesen ist, wenn auch nicht gerade auf schöngeistigen Gebiete, Doktor der Philosophie, geb. », Juni 171L,
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Die litterarische Bildung am Rhein im vorigen Jahrhundert
einen Hain mit Lessings Grabmal im Hintergrunde dar. Zwei Musen standen
klagend angelehnt, der Genius der Unsterblichkeit vollendete mit dem Griffel
die Inschrift: ^.et astra,. Im Jahre 1788 übernahm Karl August Dobler mit
der „hochfürstlich Fürstenbergischen Hofschauspielergesellschaft" das Kölner
Theater. Ihre erste Vorstellung war Lessings Miß Sara Sampson. Schon
zehn Jahre vorher machte die Metternichsche Buchhandlung*) bekannt, daß der
Theater-Kalender von Gotha bei ihr zu kaufen sei, ein Beweis, daß sich die
Bewohner Kölns für das Theater sehr interessiert haben, und das künstlerische
Leben dort nicht so trostlos gewesen sein muß, wie man bei den bewegten
politischen Zeiten vermuten sollte. Das ständige Schauspielrepertoire brachte
Stücke von Schiller, Goethe und Lessing. Es ist also damals in Köln so ganz
dunkel nicht gewesen.
Sehen wir uns nun auf dem Gebiete der schöpferischen litterarischen
Thätigkeit der Kölner um.
Unter den etwa 200 Schriften,**) die zwischen 1700 und 1750 in Köln
gedruckt wurden, waren in deutscher Sprache nur einige Gelegenheitsgedichte,
darunter der „Kölnische Diogenes." Nach 1753 finden wir die ersten in
deutscher Sprache geschriebnen Schulbücher, die erste biblische Geschichte, 1761
eine kleine Weltgeschichte usw. Im Jahre 1742 erschien bei G. A. Schauberg
der „Kölnische Diogenes" des Liederdichters und Satirikers Heinrich Linden¬
born,***) ein Buch, dem man bei objektiver Würdigung einen ehrenvollen
Platz in der deutschen Litteraturgeschichte nicht wird versagen können. Man
hatte sich damals in die Ansicht hineingelebt, daß der katholischen Welt jede
Berechtigung auf dem Gebiete der erwachenden deutschen Litteratur abgesprochen
werden müsse. Die Leipziger Messe hatte den ganzen Norden Deutschlands für
sich in Beschlag genommen und dadurch den Schriften Lindenborns die Ver¬
breitung im Norden abgeschnitten. Sein Name ist daher über die Mauern seiner
Vaterstadt hinaus unbekannt geblieben. Er steckt noch teilweise in dem Schmutze
der schlechten satirischen Schriften des siebzehnten Jahrhunderts, die Sprache
ist mitunter rauh und holprig. Wir müssen geradezu die große Belesenheit
dieses Schriftstellers in den griechischen und römischen Klassikern bewundern.
Seine Prosa gewann auf die damalige Schreibart großen Einfluß. Er war
ein Schriftsteller, der aus dem Stegreif schaffte; es wird von ihm berichtet,
daß er sonar nicht selten sein von ihm redigiertes Wochenblatt „Der Kölnische
Köln hatte 1770 schon vier Buchhandlungen mit eignen Druckereien, außerdem noch
zehn Druckereien.
Während der Mainzer Revolution 1790—!)3 zur Zeit der Klubbisten erschienen in
Mainz in zwei Jahren (1702 und 1703) mehr als 120 Flugschriften und Abhandlungen poli¬
tischer Natur. Ein Beweis, daß man dort litterarisch sehr rege gewesen ist, wenn auch nicht
gerade auf schöngeistigen Gebiete,
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