Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.Das war ein schwarzer Hund, der -- nein, ich will es Ihnen nicht erzählen, Nein, wie können Sie das denken? Ja, lachen Sie meinetwegen, aber ich glaube nun doch einmal daran! An Endlich kam der Leutnant zu Bett, aber es wahrte lange, lange, bis er schlief. Wahnsinn! sagte er dann. Wenn ich mich auch wirklich auf mich verlassen Endlich, gegen Morgen, schlief er ein, und in seinen Träumen war es ihn,, 6 Das war doch ein furchtbarer Donnerschlag diese Nacht, sagte der Doktor am Nein, der Leutnant war noch gar nicht aufgestanden -- aber da kam er ja. , Sonst war ihm Ellen des Morgens entgegen gestürmt -- jetzt ging sie, ging Und es schien fast, als sei ein andrer Ausdruck über sie gekommen -- als uiss Jägermeister war eifrig damit beschäftigt, alle Spuren von den Ereig¬ Das war ein schwarzer Hund, der — nein, ich will es Ihnen nicht erzählen, Nein, wie können Sie das denken? Ja, lachen Sie meinetwegen, aber ich glaube nun doch einmal daran! An Endlich kam der Leutnant zu Bett, aber es wahrte lange, lange, bis er schlief. Wahnsinn! sagte er dann. Wenn ich mich auch wirklich auf mich verlassen Endlich, gegen Morgen, schlief er ein, und in seinen Träumen war es ihn,, 6 Das war doch ein furchtbarer Donnerschlag diese Nacht, sagte der Doktor am Nein, der Leutnant war noch gar nicht aufgestanden — aber da kam er ja. , Sonst war ihm Ellen des Morgens entgegen gestürmt — jetzt ging sie, ging Und es schien fast, als sei ein andrer Ausdruck über sie gekommen — als uiss Jägermeister war eifrig damit beschäftigt, alle Spuren von den Ereig¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0614" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/229563"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_2025"> Das war ein schwarzer Hund, der — nein, ich will es Ihnen nicht erzählen,<lb/> denn Sie lachen mich ja natürlich nur aus!</p><lb/> <p xml:id="ID_2026"> Nein, wie können Sie das denken?</p><lb/> <p xml:id="ID_2027"> Ja, lachen Sie meinetwegen, aber ich glaube nun doch einmal daran! An<lb/> dem Tage, als meine Frau starb — das war am Vormittag —, kam der Hund<lb/> am Abend auf den Hof gelaufen — niemand wußte woher —, und er sah mich<lb/> mit denselben Augen an wie — ja, Sie glauben natürlich, daß ich lüge, aber das<lb/> thue ich nicht: ich lüge niemals so in der Nacht —, und der folgte mir, wo ich<lb/> ging und stand, und solange der mich ansah, konnte ich nichts Unrechtes thun.<lb/> Aber dann eines Morgens vor nenn Jahren, als ich Harriet traf, und als ich in<lb/> meiner Heftigkeit — nnn ja, das mag einerlei sein, aber ich glaubte, daß ich in<lb/> meinem guten Rechte sei —, an dem Morgen verschwand Als und kam nie wieder,<lb/> und dann wurde ich so! Aber das Merkwürdigste bei der ganzen Geschichte ist<lb/> Mi Grnnde, daß ich vorhin, als es im Kamin losknallte und es so dunkel wurde,<lb/> das Gefühl hatte, daß Als wieder im Zimmer sei, und es war mir, als spürte ich<lb/> seinen Atem auf meiner einen Hand. Na, ich habe ja den ganzen Tag gehörig<lb/> getrunken, und da kann man wohl Gesichte und Gefühle haben. Gute Nacht, Herr<lb/> Leutnant. ,</p><lb/> <p xml:id="ID_2028"> Endlich kam der Leutnant zu Bett, aber es wahrte lange, lange, bis er schlief.<lb/> Nach welcher Seite er sich auch herumdrehte, immer sah er eine schlanke Gestalt,<lb/> die sich in ihrem Weißen Nnchtgewand vertrauensvoll wie ein Kind an ihn an¬<lb/> schmiegte; er sah sie im Mondlicht entfliehen, und er hörte ihre nackten Füße auf<lb/> dem steinernen Fußboden.</p><lb/> <p xml:id="ID_2029"> Wahnsinn! sagte er dann. Wenn ich mich auch wirklich auf mich verlassen<lb/> könnte — aber sie! Die Gefühle einer Fünfzehnjähriger halten nicht für das ganze<lb/> ^eben vor, und sie, die noch nie etwas von der Welt, die noch keinen andern Mann<lb/> "is mich gesehen hat — Wahnsinn! Und was würde die Garde dazu sagen! — Und<lb/> Meine Tante, die Knmmerherrin! — Wahnsinn!</p><lb/> <p xml:id="ID_2030"> Endlich, gegen Morgen, schlief er ein, und in seinen Träumen war es ihn,,<lb/> "^s wenn die ganze Zeit ein paar klare, seelenvolle Augen über ihm wachten —<lb/> aber ol> es Elleus Augen oder die des schwarzen Hundes waren, darüber war er<lb/> undt rin sich im reinen.</p><lb/> <div n="2"> <head> 6</head><lb/> <p xml:id="ID_2031"> Das war doch ein furchtbarer Donnerschlag diese Nacht, sagte der Doktor am<lb/> Morgen zu Ellen. Ich erwachte davon und wurde ganz ängstlich bei dem Ge-<lb/> mikeu, daß es einschlagen und zünden könnte, sodaß das Manuskript mitsamt<lb/> gauzeu Schloß verbrennte. Der Leutnant ist doch wohl nicht allein auf Unter-<lb/> Mchungm ausgegangen?</p><lb/> <p xml:id="ID_2032"> Nein, der Leutnant war noch gar nicht aufgestanden — aber da kam er ja.</p><lb/> <p xml:id="ID_2033"> , Sonst war ihm Ellen des Morgens entgegen gestürmt — jetzt ging sie, ging<lb/> "'e jede andre, und als sie ihn sah, errötete sie und senkte den Blick; wo sie ging<lb/> «ud stund, fühlte sie sich in seinen Augen noch im Nachtgewand.</p><lb/> <p xml:id="ID_2034"> Und es schien fast, als sei ein andrer Ausdruck über sie gekommen — als<lb/> M etwas weggeglitten, oder als habe sich etwas entfaltet — ihre Augen hatten<lb/> sui K ""^ eigentümlichen thränenfeuchten Glanz erhalten. 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Das war ein schwarzer Hund, der — nein, ich will es Ihnen nicht erzählen,
denn Sie lachen mich ja natürlich nur aus!
Nein, wie können Sie das denken?
Ja, lachen Sie meinetwegen, aber ich glaube nun doch einmal daran! An
dem Tage, als meine Frau starb — das war am Vormittag —, kam der Hund
am Abend auf den Hof gelaufen — niemand wußte woher —, und er sah mich
mit denselben Augen an wie — ja, Sie glauben natürlich, daß ich lüge, aber das
thue ich nicht: ich lüge niemals so in der Nacht —, und der folgte mir, wo ich
ging und stand, und solange der mich ansah, konnte ich nichts Unrechtes thun.
Aber dann eines Morgens vor nenn Jahren, als ich Harriet traf, und als ich in
meiner Heftigkeit — nnn ja, das mag einerlei sein, aber ich glaubte, daß ich in
meinem guten Rechte sei —, an dem Morgen verschwand Als und kam nie wieder,
und dann wurde ich so! Aber das Merkwürdigste bei der ganzen Geschichte ist
Mi Grnnde, daß ich vorhin, als es im Kamin losknallte und es so dunkel wurde,
das Gefühl hatte, daß Als wieder im Zimmer sei, und es war mir, als spürte ich
seinen Atem auf meiner einen Hand. Na, ich habe ja den ganzen Tag gehörig
getrunken, und da kann man wohl Gesichte und Gefühle haben. Gute Nacht, Herr
Leutnant. ,
Endlich kam der Leutnant zu Bett, aber es wahrte lange, lange, bis er schlief.
Nach welcher Seite er sich auch herumdrehte, immer sah er eine schlanke Gestalt,
die sich in ihrem Weißen Nnchtgewand vertrauensvoll wie ein Kind an ihn an¬
schmiegte; er sah sie im Mondlicht entfliehen, und er hörte ihre nackten Füße auf
dem steinernen Fußboden.
Wahnsinn! sagte er dann. Wenn ich mich auch wirklich auf mich verlassen
könnte — aber sie! Die Gefühle einer Fünfzehnjähriger halten nicht für das ganze
^eben vor, und sie, die noch nie etwas von der Welt, die noch keinen andern Mann
"is mich gesehen hat — Wahnsinn! Und was würde die Garde dazu sagen! — Und
Meine Tante, die Knmmerherrin! — Wahnsinn!
Endlich, gegen Morgen, schlief er ein, und in seinen Träumen war es ihn,,
"^s wenn die ganze Zeit ein paar klare, seelenvolle Augen über ihm wachten —
aber ol> es Elleus Augen oder die des schwarzen Hundes waren, darüber war er
undt rin sich im reinen.
6
Das war doch ein furchtbarer Donnerschlag diese Nacht, sagte der Doktor am
Morgen zu Ellen. Ich erwachte davon und wurde ganz ängstlich bei dem Ge-
mikeu, daß es einschlagen und zünden könnte, sodaß das Manuskript mitsamt
gauzeu Schloß verbrennte. Der Leutnant ist doch wohl nicht allein auf Unter-
Mchungm ausgegangen?
Nein, der Leutnant war noch gar nicht aufgestanden — aber da kam er ja.
, Sonst war ihm Ellen des Morgens entgegen gestürmt — jetzt ging sie, ging
"'e jede andre, und als sie ihn sah, errötete sie und senkte den Blick; wo sie ging
«ud stund, fühlte sie sich in seinen Augen noch im Nachtgewand.
Und es schien fast, als sei ein andrer Ausdruck über sie gekommen — als
M etwas weggeglitten, oder als habe sich etwas entfaltet — ihre Augen hatten
sui K ""^ eigentümlichen thränenfeuchten Glanz erhalten. Und der Leutnant
> h das sehr wohl, aber der Leutnant wußte uicht, ob er froh oder ängstlich über
""s sei, was er sah.
uiss Jägermeister war eifrig damit beschäftigt, alle Spuren von den Ereig¬
nen der Nacht zu verwischen, ehe die Tochter heimkehrte — sie konnte ja ebenso
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