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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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Unsre Zukunft liegt auf dem Wasser

er neue Reichstag steht vor handelspolitischen Aufgaben von
größter Bedeutung. Hart werden die Meinungen gegen einander
stoßen. Sonderinteressen, Vorurteile, Irrtümer, Übertreibungen
werden eine große Rolle spielen; die "Expvrtinteressen" und der
"innere Markt" bieten den brauchbaren Stoff dazu in Hülle
und Fülle. In nachstehenden Mitteilungen und Betrachtungen soll dieser
Stoff ein wenig beleuchtet werden.

Es ist bekannt, daß die Zunahme der Gewerbthütigkeit im Deutschen
Reiche nach den bisher veröffentlichten Ergebnissen der Berufs- und Gcwerbe-
zählung von 1895 seit 1882 sehr stark gewesen ist. Wie verhält sich dazu
die Entwicklung unsrer Ausfuhr, der Fortschritt unsrer "Exportinteressen"?
^'se es wahr, daß sie einseitig gepflegt worden und übermäßig ins Kraut ge¬
schossen sind? Ist es wahr, daß der "innere Markt" vernachlässigt worden
'se, und daß auf ihm der Schatz vergraben liegt, den die nächste Zukunft zu
heben berufen ist? Sehen wir zu, ob die Statistik uns erwünschte Aufschlüsse
darüber giebt.

Die Zahl der im Gewerbe -- einschließlich Handel, und Verkehr, aber
ohne den Eisenbahn- und Postdienst -- thätigen Personen ist von 1882 bis
1895 von 7340000 ans 10270000, also fast um drei Millionen oder vierzig
Prozent gewachsen. Die Zahl der Betriebe, in denen Elemcntarkrüfte durch
^genannte Motoren dem Gewerbfleiß dienstbar gemacht sind, hat in dem-
selben Verhältnis zugenommen, und die von den Betrieben durch diese Mo¬
iren wirklich ausgenutzte Elcmentarkraft war seit 1875 von 1 Million auf
3-4 Millionen Pferdekrüfte gestiegen. Rechnet man die im Jahre 1895 im
eigentlichen Gewerbe, d. h. ohne Handel und Verkehr, thätigen Pferdekräfte
u> üblicher Weise in Menschenkräfte um, so treten den von den 8 Millionen in


Grenzboten IV 18!)8 70


Unsre Zukunft liegt auf dem Wasser

er neue Reichstag steht vor handelspolitischen Aufgaben von
größter Bedeutung. Hart werden die Meinungen gegen einander
stoßen. Sonderinteressen, Vorurteile, Irrtümer, Übertreibungen
werden eine große Rolle spielen; die „Expvrtinteressen" und der
„innere Markt" bieten den brauchbaren Stoff dazu in Hülle
und Fülle. In nachstehenden Mitteilungen und Betrachtungen soll dieser
Stoff ein wenig beleuchtet werden.

Es ist bekannt, daß die Zunahme der Gewerbthütigkeit im Deutschen
Reiche nach den bisher veröffentlichten Ergebnissen der Berufs- und Gcwerbe-
zählung von 1895 seit 1882 sehr stark gewesen ist. Wie verhält sich dazu
die Entwicklung unsrer Ausfuhr, der Fortschritt unsrer „Exportinteressen"?
^'se es wahr, daß sie einseitig gepflegt worden und übermäßig ins Kraut ge¬
schossen sind? Ist es wahr, daß der „innere Markt" vernachlässigt worden
'se, und daß auf ihm der Schatz vergraben liegt, den die nächste Zukunft zu
heben berufen ist? Sehen wir zu, ob die Statistik uns erwünschte Aufschlüsse
darüber giebt.

Die Zahl der im Gewerbe — einschließlich Handel, und Verkehr, aber
ohne den Eisenbahn- und Postdienst — thätigen Personen ist von 1882 bis
1895 von 7340000 ans 10270000, also fast um drei Millionen oder vierzig
Prozent gewachsen. Die Zahl der Betriebe, in denen Elemcntarkrüfte durch
^genannte Motoren dem Gewerbfleiß dienstbar gemacht sind, hat in dem-
selben Verhältnis zugenommen, und die von den Betrieben durch diese Mo¬
iren wirklich ausgenutzte Elcmentarkraft war seit 1875 von 1 Million auf
3-4 Millionen Pferdekrüfte gestiegen. Rechnet man die im Jahre 1895 im
eigentlichen Gewerbe, d. h. ohne Handel und Verkehr, thätigen Pferdekräfte
u> üblicher Weise in Menschenkräfte um, so treten den von den 8 Millionen in


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[0564] [Abbildung] Unsre Zukunft liegt auf dem Wasser er neue Reichstag steht vor handelspolitischen Aufgaben von größter Bedeutung. Hart werden die Meinungen gegen einander stoßen. Sonderinteressen, Vorurteile, Irrtümer, Übertreibungen werden eine große Rolle spielen; die „Expvrtinteressen" und der „innere Markt" bieten den brauchbaren Stoff dazu in Hülle und Fülle. In nachstehenden Mitteilungen und Betrachtungen soll dieser Stoff ein wenig beleuchtet werden. Es ist bekannt, daß die Zunahme der Gewerbthütigkeit im Deutschen Reiche nach den bisher veröffentlichten Ergebnissen der Berufs- und Gcwerbe- zählung von 1895 seit 1882 sehr stark gewesen ist. Wie verhält sich dazu die Entwicklung unsrer Ausfuhr, der Fortschritt unsrer „Exportinteressen"? ^'se es wahr, daß sie einseitig gepflegt worden und übermäßig ins Kraut ge¬ schossen sind? Ist es wahr, daß der „innere Markt" vernachlässigt worden 'se, und daß auf ihm der Schatz vergraben liegt, den die nächste Zukunft zu heben berufen ist? Sehen wir zu, ob die Statistik uns erwünschte Aufschlüsse darüber giebt. Die Zahl der im Gewerbe — einschließlich Handel, und Verkehr, aber ohne den Eisenbahn- und Postdienst — thätigen Personen ist von 1882 bis 1895 von 7340000 ans 10270000, also fast um drei Millionen oder vierzig Prozent gewachsen. Die Zahl der Betriebe, in denen Elemcntarkrüfte durch ^genannte Motoren dem Gewerbfleiß dienstbar gemacht sind, hat in dem- selben Verhältnis zugenommen, und die von den Betrieben durch diese Mo¬ iren wirklich ausgenutzte Elcmentarkraft war seit 1875 von 1 Million auf 3-4 Millionen Pferdekrüfte gestiegen. Rechnet man die im Jahre 1895 im eigentlichen Gewerbe, d. h. ohne Handel und Verkehr, thätigen Pferdekräfte u> üblicher Weise in Menschenkräfte um, so treten den von den 8 Millionen in Grenzboten IV 18!)8 70

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/564>, abgerufen am 12.12.2024.