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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Prachtwerken greifen, wodurch ihm dann auch zugleich der Unterschied der Preise
klar werden wird. Der gebildete, einfache Leser wird froh sein, das; er nicht auf
sie allein angewiesen ist.

Es sei mir noch erlaubt, dus "Verlagsgebareu" der Firma Seemann an
einem bestimmten Beispiel darzulegen, meiner vorhin erwähnten "Kunst der Re¬
naissance." Für die Illustration trage ich selbst die Verantwortung! ich habe die
Abbildungen vorgeschlagen, die Vorlagen für die neu anzufertigende" größtenteils
ausgesucht, die Herstellung und Einstellung der Klischees mit überwacht. Von den
427 Abbildungen sind rund 320, also dreiviertel des Ganzen neu hergestellt worden,
die übrigen habe ich aus vvrhnnduen Werken, nicht nur des Seemnnnschen Verlags,
ausgesucht, weil sie gut waren oder doch genügten; nur von einigen kann mau das
nicht sagen, aber da waren bessere nicht zu erreichen, und die gegebnen immerhin
besser als nichts. Von den Mühen einer solchen sorgfältigen Illustration, wenn
oft um einer einzigen Abbildung Nullen mehrmals Briefe gewechselt werden müssen,
wenn der Druck wartet, weil die Vorlage uoch nicht da ist, die endlich eingetroffne
Photographie kein brauchbares Klischee ergiebt, und schließlich doch wieder auf eine
vorhandne Abbildung zurückgegriffen oder zu einem Überdrnckverfahren die Zuflucht
genommen werden muß -- von diesen Mühen hat unser Kritikus, als er leichten
Herzens seine Glossen stilisirte, schwerlich einen Schimmer gehabt. Ich bin meinem
Verleger für die Art, wie er meine Illustration betrieben hat, aufrichtig dankbar,
meine Leser sind, soviel ich erfahren habe, damit zufrieden, und die öffentlichen
Beurteiler haben beinahe ohne Ausnahme die Illustration meines Buches als zweck¬
mäßig und als billig anerkannt. Ich hebe die Wohlfeilheit mit Absicht hervor und
sage noch jetzt, wenn ich das Buch durchblättere: Wer mehr Illustration verlangt
für das Geld, der weiß nicht, was er will. Und dabei wird es wohl sein Be¬
wenden haben, trotz Herrn Professor Brandl. In dem Dehioschen Atlas aber wird
nicht nur, wie er meint, manches schöne Blatt geboten, das den Vergleich mit den
Abbildungen andrer Unternehmungen aushalten kann, sondern der Atlas ist über¬
haupt, wie ich oben hervorhob, ohne Konkurrenz, und der Seemannsche Verlag und
seine Mitarbeiter werden wahrscheinlich Sorge tragen, daß was von dieser zuerst
erschienenen Abteilung gilt, vou den folgenden erst recht wird gesagt werden können.


A. P.







Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marauart in Leipzig
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Prachtwerken greifen, wodurch ihm dann auch zugleich der Unterschied der Preise
klar werden wird. Der gebildete, einfache Leser wird froh sein, das; er nicht auf
sie allein angewiesen ist.

Es sei mir noch erlaubt, dus „Verlagsgebareu" der Firma Seemann an
einem bestimmten Beispiel darzulegen, meiner vorhin erwähnten „Kunst der Re¬
naissance." Für die Illustration trage ich selbst die Verantwortung! ich habe die
Abbildungen vorgeschlagen, die Vorlagen für die neu anzufertigende» größtenteils
ausgesucht, die Herstellung und Einstellung der Klischees mit überwacht. Von den
427 Abbildungen sind rund 320, also dreiviertel des Ganzen neu hergestellt worden,
die übrigen habe ich aus vvrhnnduen Werken, nicht nur des Seemnnnschen Verlags,
ausgesucht, weil sie gut waren oder doch genügten; nur von einigen kann mau das
nicht sagen, aber da waren bessere nicht zu erreichen, und die gegebnen immerhin
besser als nichts. Von den Mühen einer solchen sorgfältigen Illustration, wenn
oft um einer einzigen Abbildung Nullen mehrmals Briefe gewechselt werden müssen,
wenn der Druck wartet, weil die Vorlage uoch nicht da ist, die endlich eingetroffne
Photographie kein brauchbares Klischee ergiebt, und schließlich doch wieder auf eine
vorhandne Abbildung zurückgegriffen oder zu einem Überdrnckverfahren die Zuflucht
genommen werden muß — von diesen Mühen hat unser Kritikus, als er leichten
Herzens seine Glossen stilisirte, schwerlich einen Schimmer gehabt. Ich bin meinem
Verleger für die Art, wie er meine Illustration betrieben hat, aufrichtig dankbar,
meine Leser sind, soviel ich erfahren habe, damit zufrieden, und die öffentlichen
Beurteiler haben beinahe ohne Ausnahme die Illustration meines Buches als zweck¬
mäßig und als billig anerkannt. Ich hebe die Wohlfeilheit mit Absicht hervor und
sage noch jetzt, wenn ich das Buch durchblättere: Wer mehr Illustration verlangt
für das Geld, der weiß nicht, was er will. Und dabei wird es wohl sein Be¬
wenden haben, trotz Herrn Professor Brandl. In dem Dehioschen Atlas aber wird
nicht nur, wie er meint, manches schöne Blatt geboten, das den Vergleich mit den
Abbildungen andrer Unternehmungen aushalten kann, sondern der Atlas ist über¬
haupt, wie ich oben hervorhob, ohne Konkurrenz, und der Seemannsche Verlag und
seine Mitarbeiter werden wahrscheinlich Sorge tragen, daß was von dieser zuerst
erschienenen Abteilung gilt, vou den folgenden erst recht wird gesagt werden können.


A. P.







Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marauart in Leipzig
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[0451] Maßgebliches und Unmaßgebliches Prachtwerken greifen, wodurch ihm dann auch zugleich der Unterschied der Preise klar werden wird. Der gebildete, einfache Leser wird froh sein, das; er nicht auf sie allein angewiesen ist. Es sei mir noch erlaubt, dus „Verlagsgebareu" der Firma Seemann an einem bestimmten Beispiel darzulegen, meiner vorhin erwähnten „Kunst der Re¬ naissance." Für die Illustration trage ich selbst die Verantwortung! ich habe die Abbildungen vorgeschlagen, die Vorlagen für die neu anzufertigende» größtenteils ausgesucht, die Herstellung und Einstellung der Klischees mit überwacht. Von den 427 Abbildungen sind rund 320, also dreiviertel des Ganzen neu hergestellt worden, die übrigen habe ich aus vvrhnnduen Werken, nicht nur des Seemnnnschen Verlags, ausgesucht, weil sie gut waren oder doch genügten; nur von einigen kann mau das nicht sagen, aber da waren bessere nicht zu erreichen, und die gegebnen immerhin besser als nichts. Von den Mühen einer solchen sorgfältigen Illustration, wenn oft um einer einzigen Abbildung Nullen mehrmals Briefe gewechselt werden müssen, wenn der Druck wartet, weil die Vorlage uoch nicht da ist, die endlich eingetroffne Photographie kein brauchbares Klischee ergiebt, und schließlich doch wieder auf eine vorhandne Abbildung zurückgegriffen oder zu einem Überdrnckverfahren die Zuflucht genommen werden muß — von diesen Mühen hat unser Kritikus, als er leichten Herzens seine Glossen stilisirte, schwerlich einen Schimmer gehabt. Ich bin meinem Verleger für die Art, wie er meine Illustration betrieben hat, aufrichtig dankbar, meine Leser sind, soviel ich erfahren habe, damit zufrieden, und die öffentlichen Beurteiler haben beinahe ohne Ausnahme die Illustration meines Buches als zweck¬ mäßig und als billig anerkannt. Ich hebe die Wohlfeilheit mit Absicht hervor und sage noch jetzt, wenn ich das Buch durchblättere: Wer mehr Illustration verlangt für das Geld, der weiß nicht, was er will. Und dabei wird es wohl sein Be¬ wenden haben, trotz Herrn Professor Brandl. In dem Dehioschen Atlas aber wird nicht nur, wie er meint, manches schöne Blatt geboten, das den Vergleich mit den Abbildungen andrer Unternehmungen aushalten kann, sondern der Atlas ist über¬ haupt, wie ich oben hervorhob, ohne Konkurrenz, und der Seemannsche Verlag und seine Mitarbeiter werden wahrscheinlich Sorge tragen, daß was von dieser zuerst erschienenen Abteilung gilt, vou den folgenden erst recht wird gesagt werden können. A. P. Herausgegeben von Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marauart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/451>, abgerufen am 12.12.2024.