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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (^?98)

Bedürfnis, sich selbst aufzurichten, als er am Schlüsse der trüben Schilderung,
die er von dem unheilvollen Walten des Naturalismus in der deutschen Kunst
zu entwerfen sich gedrängt sah, die Worte niederschrieb: "Alle Gewandtheit,
in Tagesströmungen mitzuplantschen, alle Zeitungsreklamen und Kunsthändler¬
taktik, aller Kliquenschutz und die Protektion sensationslüsterner Galeriedirek¬
toren -- das alles nützt auf die Dauer doch nichts: die Unnatur wird schließlich
doch zu Schanden an der der Menschheit innewohnenden Sehnsucht nach Wahr¬
heit und Schönheit, an der immer wieder durchbrechenden Erkenntnis der
apostolischen Predigt: "Wir sind göttlichen Geschlechts!""

Der wackre Streiter ist zugleich ein tapfrer Vekenner, und wir schätzen
den Mut seines Bekenntnisses besonders hoch, weil er und wir genau wissen,
daß in den Kreisen, gegen die er sich wendet, nichts so sehr mißachtet und
Adolf Rosenberg bespöttelt wird wie sittliches Pathos.




Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (^?98)
Tory Aelter von

I^Sohn as Müslis! I^ovou av Mtriotsn! Hot larict is an vus!

untere Jcihre sind verflossen
, seitdem sich Scharen von Bauern in
Belgien und in Luxemburg gegen die französische Fremdherrschaft
erhoben und mit Flinten, Knütteln und Sensen die Ohnehosen zu
vertreiben suchten. Bis ins westliche Deutschland, bis nach Prüm
und Malmedy dehnten sich die Kämpfe dieser heldenmütigen Bauern
aus, die ihr Leben daran setzten, um ihre Heimat von fremdem
Joche zu befreien. Vaterlandsliebe und Anhänglichkeit an ihren Glauben waren
es, die die Bauern begeisterten. On?s ^onZ-Ens hießen die Soldaten im Bauern¬
kittel bei den Vlamen, xatriotos bei den Wallonen, während die Franzosen sie nicht
"liders als Rnnber (bli^nah) bezeichneten. Es war ja auch kein regelrechter
Krieg, es war ein "Klöppelkrieg," wie ihn die Luxemburger nannten, ein Kampf
schlecht bewaffneter Haufen gegen einen gut gerüsteten, geschulten Feind. Herz-
erhebend ist es aber noch heute, die Thaten dieser Männer zu lesen, die für ihr
Volk und für die Erhaltung ihrer Sitten ihr Blut geopfert haben.

In Belgien sind vom August bis Oktober dieses Jahres an allen Orten, um
denen vor hundert Jahren Kämpfe stattgefunden haben, Gedenkfeiern veranstaltet
worden. In Hnsselt, Moll, Meerhout, Hülfe, Mecheln, Conrtrai, Zele usw. werden
Denkmäler zu Ehren der gefallnen Bauern errichtet. Auch in Luxemburg hat die
Presse das Gedächtnis der Helden aus dem Ösling gefeiert, und dnrch eine öffentliche
Sammlung, an deren Spitze sich die großherzvgliche Familie und das Ministerium ein¬
gezeichnet haben, sind die Mittel zur Errichtung eines Denkmals in Clerf, einem


Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (^?98)

Bedürfnis, sich selbst aufzurichten, als er am Schlüsse der trüben Schilderung,
die er von dem unheilvollen Walten des Naturalismus in der deutschen Kunst
zu entwerfen sich gedrängt sah, die Worte niederschrieb: „Alle Gewandtheit,
in Tagesströmungen mitzuplantschen, alle Zeitungsreklamen und Kunsthändler¬
taktik, aller Kliquenschutz und die Protektion sensationslüsterner Galeriedirek¬
toren — das alles nützt auf die Dauer doch nichts: die Unnatur wird schließlich
doch zu Schanden an der der Menschheit innewohnenden Sehnsucht nach Wahr¬
heit und Schönheit, an der immer wieder durchbrechenden Erkenntnis der
apostolischen Predigt: »Wir sind göttlichen Geschlechts!«"

Der wackre Streiter ist zugleich ein tapfrer Vekenner, und wir schätzen
den Mut seines Bekenntnisses besonders hoch, weil er und wir genau wissen,
daß in den Kreisen, gegen die er sich wendet, nichts so sehr mißachtet und
Adolf Rosenberg bespöttelt wird wie sittliches Pathos.




Bilder aus dem vlämischen Bauernkrieg (^?98)
Tory Aelter von

I^Sohn as Müslis! I^ovou av Mtriotsn! Hot larict is an vus!

untere Jcihre sind verflossen
, seitdem sich Scharen von Bauern in
Belgien und in Luxemburg gegen die französische Fremdherrschaft
erhoben und mit Flinten, Knütteln und Sensen die Ohnehosen zu
vertreiben suchten. Bis ins westliche Deutschland, bis nach Prüm
und Malmedy dehnten sich die Kämpfe dieser heldenmütigen Bauern
aus, die ihr Leben daran setzten, um ihre Heimat von fremdem
Joche zu befreien. Vaterlandsliebe und Anhänglichkeit an ihren Glauben waren
es, die die Bauern begeisterten. On?s ^onZ-Ens hießen die Soldaten im Bauern¬
kittel bei den Vlamen, xatriotos bei den Wallonen, während die Franzosen sie nicht
"liders als Rnnber (bli^nah) bezeichneten. Es war ja auch kein regelrechter
Krieg, es war ein „Klöppelkrieg," wie ihn die Luxemburger nannten, ein Kampf
schlecht bewaffneter Haufen gegen einen gut gerüsteten, geschulten Feind. Herz-
erhebend ist es aber noch heute, die Thaten dieser Männer zu lesen, die für ihr
Volk und für die Erhaltung ihrer Sitten ihr Blut geopfert haben.

In Belgien sind vom August bis Oktober dieses Jahres an allen Orten, um
denen vor hundert Jahren Kämpfe stattgefunden haben, Gedenkfeiern veranstaltet
worden. In Hnsselt, Moll, Meerhout, Hülfe, Mecheln, Conrtrai, Zele usw. werden
Denkmäler zu Ehren der gefallnen Bauern errichtet. Auch in Luxemburg hat die
Presse das Gedächtnis der Helden aus dem Ösling gefeiert, und dnrch eine öffentliche
Sammlung, an deren Spitze sich die großherzvgliche Familie und das Ministerium ein¬
gezeichnet haben, sind die Mittel zur Errichtung eines Denkmals in Clerf, einem


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/326>, abgerufen am 12.12.2024.