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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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Die Landwirtschaft im preußischen Gsten

denn doch auch eine Rolle. Jedenfalls könnte man mit genan demselben Recht
nach diesen Zahlen auch den Satz aufstellen, der Osten sei überreichlich mit
Eisenbahnen versehen.

Dazu kommt, was die Untersuchungen hinsichtlich der "Leistungen der
Eisenbahnen" ergeben haben. Diese stellen sich nämlich wie folgt:

Einnahme aus dem
Güterverkehr aufAnzahl der Tonnen¬
kilometer aufEinnahme uns dem
Personenverkehr auf
I IiM1 Jan1 Ku
Kontrollbezirk Bromberg 9 043 MarkWZ 2444597
Preußische Staatsbnhnen 25918 "70900"10382

Der Verfasser sagt dazu: "Es ergiebt sich hieraus, daß die Bahnen im
preußischen Osten im allgemeinen zur Zeit in den Leistungen weit hinter dem
Westen zurückstehen." Dann weist er darauf hin, "daß einzelne Bahnen des
Ostens, wie z. B. die Ostpreußische Südbahn im Güterverkehr, die Königsberg-
Cranzer Bahn im Personenverkehr ebenso viel und noch mehr leisten als
Privatbahnen des Westens und selbst mehr als die angeführten Stnatsbahnen
des Ostens," und gelangt schließlich zu dem Schlüsse: "Man darf hiernach
behaupten, daß neue Eisenbahnen vielfach im Osten eine Berechtigung haben,
resp, der Staat nicht allzugroße Bedenken betreffs der Frequenz neuer Bahnen
tragen sollte." Wohin man mit solchen Folgerungen gelangt, liegt auf
der Hand.

Auch bezüglich der Wasserstraßen wird über eine Vernachlässigung oder
doch Rückstündigkeit des Ostens geklagt, und es wird den Landwirten geraten,
deren Ausbau und Vermehrung nicht entgegen zu treten, da ja gegen die
Gefahr, die Einfuhr russischer Produkte zu fördern, "durch Zollschranken
genügender Schutz geschaffen werden kann." Der Thatsache, daß man durch
die Agrarzölle den blühenden Handel Ost- und Westpreußens gelähmt und
damit neben sonstigem Unheil für diese Provinzen auch die natürliche Ent¬
wicklung der Verkehrswege unterbunden hat, ist mit keinem Worte gedacht.

Eine besonders wertvolle Beleuchtung findet diese Frage durch das, was
über die "Absatzverhültnisse," oder besser gesagt über das eigne Absatz¬
bedürfnis, der betreffenden Provinzen mitgeteilt wird.

Trotz der geringen Volksdichtigkeit, trotz des geringen Waldbestands und
trotz des hohen Prozentsatzes an Ackerland ergeben sich nämlich sür die Pro¬
duktion und den Bedarf an Brodgetreide folgende Zahlen:

Gesäme- Aussant-
crtrag menge
(1000 Icx) (1000'l^')Bedarf der Überschuß -s-
Einwohnerschaft Mehrbedarf --
(1000 Jag) (1000 Jag)
Ostpreußen,447 098 88210301204 -- 231V
Westpreußen388104 78072208985 -s- 40547
Pommern .43513S 70190283347 -s- 75599
Pose" . .504896 108980329158 -!- 120700

dagegen

85471485739Sachsen , ,057 739-j- 80529
02781919080Rheinland .490012-- 491849

Die Landwirtschaft im preußischen Gsten

denn doch auch eine Rolle. Jedenfalls könnte man mit genan demselben Recht
nach diesen Zahlen auch den Satz aufstellen, der Osten sei überreichlich mit
Eisenbahnen versehen.

Dazu kommt, was die Untersuchungen hinsichtlich der „Leistungen der
Eisenbahnen" ergeben haben. Diese stellen sich nämlich wie folgt:

Einnahme aus dem
Güterverkehr aufAnzahl der Tonnen¬
kilometer aufEinnahme uns dem
Personenverkehr auf
I IiM1 Jan1 Ku
Kontrollbezirk Bromberg 9 043 MarkWZ 2444597
Preußische Staatsbnhnen 25918 „70900»10382

Der Verfasser sagt dazu: „Es ergiebt sich hieraus, daß die Bahnen im
preußischen Osten im allgemeinen zur Zeit in den Leistungen weit hinter dem
Westen zurückstehen." Dann weist er darauf hin, „daß einzelne Bahnen des
Ostens, wie z. B. die Ostpreußische Südbahn im Güterverkehr, die Königsberg-
Cranzer Bahn im Personenverkehr ebenso viel und noch mehr leisten als
Privatbahnen des Westens und selbst mehr als die angeführten Stnatsbahnen
des Ostens," und gelangt schließlich zu dem Schlüsse: „Man darf hiernach
behaupten, daß neue Eisenbahnen vielfach im Osten eine Berechtigung haben,
resp, der Staat nicht allzugroße Bedenken betreffs der Frequenz neuer Bahnen
tragen sollte." Wohin man mit solchen Folgerungen gelangt, liegt auf
der Hand.

Auch bezüglich der Wasserstraßen wird über eine Vernachlässigung oder
doch Rückstündigkeit des Ostens geklagt, und es wird den Landwirten geraten,
deren Ausbau und Vermehrung nicht entgegen zu treten, da ja gegen die
Gefahr, die Einfuhr russischer Produkte zu fördern, „durch Zollschranken
genügender Schutz geschaffen werden kann." Der Thatsache, daß man durch
die Agrarzölle den blühenden Handel Ost- und Westpreußens gelähmt und
damit neben sonstigem Unheil für diese Provinzen auch die natürliche Ent¬
wicklung der Verkehrswege unterbunden hat, ist mit keinem Worte gedacht.

Eine besonders wertvolle Beleuchtung findet diese Frage durch das, was
über die „Absatzverhültnisse," oder besser gesagt über das eigne Absatz¬
bedürfnis, der betreffenden Provinzen mitgeteilt wird.

Trotz der geringen Volksdichtigkeit, trotz des geringen Waldbestands und
trotz des hohen Prozentsatzes an Ackerland ergeben sich nämlich sür die Pro¬
duktion und den Bedarf an Brodgetreide folgende Zahlen:

Gesäme- Aussant-
crtrag menge
(1000 Icx) (1000'l^')Bedarf der Überschuß -s-
Einwohnerschaft Mehrbedarf —
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[0138] Die Landwirtschaft im preußischen Gsten denn doch auch eine Rolle. Jedenfalls könnte man mit genan demselben Recht nach diesen Zahlen auch den Satz aufstellen, der Osten sei überreichlich mit Eisenbahnen versehen. Dazu kommt, was die Untersuchungen hinsichtlich der „Leistungen der Eisenbahnen" ergeben haben. Diese stellen sich nämlich wie folgt: Einnahme aus dem Güterverkehr aufAnzahl der Tonnen¬ kilometer aufEinnahme uns dem Personenverkehr auf I IiM1 Jan1 Ku Kontrollbezirk Bromberg 9 043 MarkWZ 2444597 Preußische Staatsbnhnen 25918 „70900»10382 Der Verfasser sagt dazu: „Es ergiebt sich hieraus, daß die Bahnen im preußischen Osten im allgemeinen zur Zeit in den Leistungen weit hinter dem Westen zurückstehen." Dann weist er darauf hin, „daß einzelne Bahnen des Ostens, wie z. B. die Ostpreußische Südbahn im Güterverkehr, die Königsberg- Cranzer Bahn im Personenverkehr ebenso viel und noch mehr leisten als Privatbahnen des Westens und selbst mehr als die angeführten Stnatsbahnen des Ostens," und gelangt schließlich zu dem Schlüsse: „Man darf hiernach behaupten, daß neue Eisenbahnen vielfach im Osten eine Berechtigung haben, resp, der Staat nicht allzugroße Bedenken betreffs der Frequenz neuer Bahnen tragen sollte." Wohin man mit solchen Folgerungen gelangt, liegt auf der Hand. Auch bezüglich der Wasserstraßen wird über eine Vernachlässigung oder doch Rückstündigkeit des Ostens geklagt, und es wird den Landwirten geraten, deren Ausbau und Vermehrung nicht entgegen zu treten, da ja gegen die Gefahr, die Einfuhr russischer Produkte zu fördern, „durch Zollschranken genügender Schutz geschaffen werden kann." Der Thatsache, daß man durch die Agrarzölle den blühenden Handel Ost- und Westpreußens gelähmt und damit neben sonstigem Unheil für diese Provinzen auch die natürliche Ent¬ wicklung der Verkehrswege unterbunden hat, ist mit keinem Worte gedacht. Eine besonders wertvolle Beleuchtung findet diese Frage durch das, was über die „Absatzverhültnisse," oder besser gesagt über das eigne Absatz¬ bedürfnis, der betreffenden Provinzen mitgeteilt wird. Trotz der geringen Volksdichtigkeit, trotz des geringen Waldbestands und trotz des hohen Prozentsatzes an Ackerland ergeben sich nämlich sür die Pro¬ duktion und den Bedarf an Brodgetreide folgende Zahlen: Gesäme- Aussant- crtrag menge (1000 Icx) (1000'l^')Bedarf der Überschuß -s- Einwohnerschaft Mehrbedarf — (1000 Jag) (1000 Jag) Ostpreußen,447 098 88210301204 — 231V Westpreußen388104 78072208985 -s- 40547 Pommern .43513S 70190283347 -s- 75599 Pose» . .504896 108980329158 -!- 120700 dagegen 85471485739Sachsen , ,057 739-j- 80529 02781919080Rheinland .490012— 491849

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/138>, abgerufen am 04.07.2024.