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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

worden zu sein. Wiederholt habe ich darauf hingewiesen, daß dieser Realismus,
wie ich ihn verstehe, das eigentlich leitende Kunstprinzip aller großen Meister aller
Zeiten gewesen ist, insbesondre aller germanischen Meister, von den van Eyck über
Dürer und Holbein hinaus bis zu Rembrandt und Frans Hals, denen sich hierin
noch Velazqnez anreiht. Und gerade diese Meister sind es. die von den jüngern
Realisten wie Trübner als vorbildlich anerkannt werden. Es ist nur zu bedauern,
daß Trübner. der als Künstler das Wahre wohl fühlt, aber nicht in Worte fassen
kann, immerfort mit allgemeinen Begriffen wie dem ..Reinkünstlerischen." dem
"Akademisch-konventionellen," dem "Populärküustlcrischen" usw. operirt, statt der
Sache energisch auf den Leib zu gehen und das Prinzip der Illusion, das ihm überall
dunkel vorschwebt, in seiner Bedeutung klar herauszustellen. Wenn nun Seidlitz das
Wesen der malerischen Wirkung darin erkennen will, daß ein Bild "eine persönliche
Anschauung zur Geltung bringt," so gestehe ich nicht einzusehen, inwiefern sich dann
die Wirkung eines Bildes von der eines Briefes, einer Predigt, einer Wahlrede
unterscheiden soll, in denen allen doch ebenfalls eine persönliche Anschauung zur
Geltung zu kommen pflegt. Nein, das spezifische Wesen der Kunst beruht eben
auf der Illusion, was übrigens auch Seidlitz zugiebt, wenn er sagt, daß Tizian.
der doch uicht immer die Natur direkt kopire, die "vollkommenste Täuschung" er¬
reicht habe. Wann wird man endlich einsehen lernen, daß eben diese vollkommenste
Täuschung, d. h. natürlich die spielende künstlerische Täuschung, das vornehmste
Ziel aller großen Maler gewesen ist, wobei es ganz gleichgiltig erscheint, ob sie
ein bestimmtes Natnrvorbild oder ein aus intensiver Naturnuschauuug entstaudues
inneres Bild der Natur auf die Leinwand bringen. Ich muß mich in meiner
"bewußten Selbsttäuschung" sehr unklar ausgedrückt haben, wenn selbst die mir
nahestehenden Fachgenossen, die die Schrift gelesen haben, durchaus nicht verstehen
Wollen, was ich mit "Illusion" meine. Daß die Fähigkeit, eine starke Illusion
zu erzengen, in der ich das Wesen der künstlerischen Begabung erkenne, sich sehr
gut mit der starken Ausprägung des persönlichen Empfindens verträgt, ist doch
ganz selbstverständlich. Nur hat es nicht den geringsten Zweck, dies immer hervor¬
zuheben, ebenso wenig wie es dem Verfasser einer Violinschule einfallen wird, an
die Spitze seines Buches den Satz zu stellen: "Der Violinspieler muß vor allen
Dingen eine stark ausgeprägte künstlerische Individualität sein." Derartig allgemeine
Phrasen dienen nur dazu, den Kern der Sache zu verhüllen und untergeordnete
Künstler zur Originalitätssucht zu verleiten. Wenn Seidlitz aber als die zweite Be¬
dingung der künstlerischen Wirkung die "Erfüllung eines dekorativen Zwecks" hin¬
stellt, so verwechselt er damit Kunstgewerbe und Malerei, zwei Dinge, die z. B.
Trübner zu meiner Freude sehr scharf auseinanderhält. Diese Verwechslung,
überhaupt die Neigung, die Grenzen der Künste zu verwischen, ist überhaupt der
eine wichtige Punkt, durch den sich die Auffassung von Seidlitz von der meinigen
unterscheidet. Ein zweiter ist seine weitgehende Nachsicht gegen die vom Ausland zu
uns gekommnen Kunstmvden. Symbolismus, Japanismus, Plakatismus, Archaismus,
Primitivismus usw., die gegenwärtig eine so große Rolle spielen, und die natür¬
liche Entwicklung des Jllusiousprinzips ebenso unterbrechen, wie einst die dekorativen
Tendenzen des Manierismns, des Barock und Rokoko, sowie die klassizistischen
Tendenzen des Zopf nud Klassizismus die realistische Entwicklung der Renaissance
und der holländischen Malerei unterbrochen, haben. Ohne diese Unterbrechungen
würde die Kontinuität zwischen dem alten klassischen und dem modernen Realismus
noch klarer ans der Hand liegen, als es schon jetzt der Fall ist. Jedenfalls giebt
uus nur die Illusion den richtigen Maßstab der Wertschätzung für die verschiednen
Epochen und Meister. Wir wissen ganz genau, wer höher steht, Boucher oder


Maßgebliches und Unmaßgebliches

worden zu sein. Wiederholt habe ich darauf hingewiesen, daß dieser Realismus,
wie ich ihn verstehe, das eigentlich leitende Kunstprinzip aller großen Meister aller
Zeiten gewesen ist, insbesondre aller germanischen Meister, von den van Eyck über
Dürer und Holbein hinaus bis zu Rembrandt und Frans Hals, denen sich hierin
noch Velazqnez anreiht. Und gerade diese Meister sind es. die von den jüngern
Realisten wie Trübner als vorbildlich anerkannt werden. Es ist nur zu bedauern,
daß Trübner. der als Künstler das Wahre wohl fühlt, aber nicht in Worte fassen
kann, immerfort mit allgemeinen Begriffen wie dem ..Reinkünstlerischen." dem
„Akademisch-konventionellen," dem „Populärküustlcrischen" usw. operirt, statt der
Sache energisch auf den Leib zu gehen und das Prinzip der Illusion, das ihm überall
dunkel vorschwebt, in seiner Bedeutung klar herauszustellen. Wenn nun Seidlitz das
Wesen der malerischen Wirkung darin erkennen will, daß ein Bild „eine persönliche
Anschauung zur Geltung bringt," so gestehe ich nicht einzusehen, inwiefern sich dann
die Wirkung eines Bildes von der eines Briefes, einer Predigt, einer Wahlrede
unterscheiden soll, in denen allen doch ebenfalls eine persönliche Anschauung zur
Geltung zu kommen pflegt. Nein, das spezifische Wesen der Kunst beruht eben
auf der Illusion, was übrigens auch Seidlitz zugiebt, wenn er sagt, daß Tizian.
der doch uicht immer die Natur direkt kopire, die „vollkommenste Täuschung" er¬
reicht habe. Wann wird man endlich einsehen lernen, daß eben diese vollkommenste
Täuschung, d. h. natürlich die spielende künstlerische Täuschung, das vornehmste
Ziel aller großen Maler gewesen ist, wobei es ganz gleichgiltig erscheint, ob sie
ein bestimmtes Natnrvorbild oder ein aus intensiver Naturnuschauuug entstaudues
inneres Bild der Natur auf die Leinwand bringen. Ich muß mich in meiner
„bewußten Selbsttäuschung" sehr unklar ausgedrückt haben, wenn selbst die mir
nahestehenden Fachgenossen, die die Schrift gelesen haben, durchaus nicht verstehen
Wollen, was ich mit „Illusion" meine. Daß die Fähigkeit, eine starke Illusion
zu erzengen, in der ich das Wesen der künstlerischen Begabung erkenne, sich sehr
gut mit der starken Ausprägung des persönlichen Empfindens verträgt, ist doch
ganz selbstverständlich. Nur hat es nicht den geringsten Zweck, dies immer hervor¬
zuheben, ebenso wenig wie es dem Verfasser einer Violinschule einfallen wird, an
die Spitze seines Buches den Satz zu stellen: „Der Violinspieler muß vor allen
Dingen eine stark ausgeprägte künstlerische Individualität sein." Derartig allgemeine
Phrasen dienen nur dazu, den Kern der Sache zu verhüllen und untergeordnete
Künstler zur Originalitätssucht zu verleiten. Wenn Seidlitz aber als die zweite Be¬
dingung der künstlerischen Wirkung die „Erfüllung eines dekorativen Zwecks" hin¬
stellt, so verwechselt er damit Kunstgewerbe und Malerei, zwei Dinge, die z. B.
Trübner zu meiner Freude sehr scharf auseinanderhält. Diese Verwechslung,
überhaupt die Neigung, die Grenzen der Künste zu verwischen, ist überhaupt der
eine wichtige Punkt, durch den sich die Auffassung von Seidlitz von der meinigen
unterscheidet. Ein zweiter ist seine weitgehende Nachsicht gegen die vom Ausland zu
uns gekommnen Kunstmvden. Symbolismus, Japanismus, Plakatismus, Archaismus,
Primitivismus usw., die gegenwärtig eine so große Rolle spielen, und die natür¬
liche Entwicklung des Jllusiousprinzips ebenso unterbrechen, wie einst die dekorativen
Tendenzen des Manierismns, des Barock und Rokoko, sowie die klassizistischen
Tendenzen des Zopf nud Klassizismus die realistische Entwicklung der Renaissance
und der holländischen Malerei unterbrochen, haben. Ohne diese Unterbrechungen
würde die Kontinuität zwischen dem alten klassischen und dem modernen Realismus
noch klarer ans der Hand liegen, als es schon jetzt der Fall ist. Jedenfalls giebt
uus nur die Illusion den richtigen Maßstab der Wertschätzung für die verschiednen
Epochen und Meister. Wir wissen ganz genau, wer höher steht, Boucher oder


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[0535] Maßgebliches und Unmaßgebliches worden zu sein. Wiederholt habe ich darauf hingewiesen, daß dieser Realismus, wie ich ihn verstehe, das eigentlich leitende Kunstprinzip aller großen Meister aller Zeiten gewesen ist, insbesondre aller germanischen Meister, von den van Eyck über Dürer und Holbein hinaus bis zu Rembrandt und Frans Hals, denen sich hierin noch Velazqnez anreiht. Und gerade diese Meister sind es. die von den jüngern Realisten wie Trübner als vorbildlich anerkannt werden. Es ist nur zu bedauern, daß Trübner. der als Künstler das Wahre wohl fühlt, aber nicht in Worte fassen kann, immerfort mit allgemeinen Begriffen wie dem ..Reinkünstlerischen." dem „Akademisch-konventionellen," dem „Populärküustlcrischen" usw. operirt, statt der Sache energisch auf den Leib zu gehen und das Prinzip der Illusion, das ihm überall dunkel vorschwebt, in seiner Bedeutung klar herauszustellen. Wenn nun Seidlitz das Wesen der malerischen Wirkung darin erkennen will, daß ein Bild „eine persönliche Anschauung zur Geltung bringt," so gestehe ich nicht einzusehen, inwiefern sich dann die Wirkung eines Bildes von der eines Briefes, einer Predigt, einer Wahlrede unterscheiden soll, in denen allen doch ebenfalls eine persönliche Anschauung zur Geltung zu kommen pflegt. Nein, das spezifische Wesen der Kunst beruht eben auf der Illusion, was übrigens auch Seidlitz zugiebt, wenn er sagt, daß Tizian. der doch uicht immer die Natur direkt kopire, die „vollkommenste Täuschung" er¬ reicht habe. Wann wird man endlich einsehen lernen, daß eben diese vollkommenste Täuschung, d. h. natürlich die spielende künstlerische Täuschung, das vornehmste Ziel aller großen Maler gewesen ist, wobei es ganz gleichgiltig erscheint, ob sie ein bestimmtes Natnrvorbild oder ein aus intensiver Naturnuschauuug entstaudues inneres Bild der Natur auf die Leinwand bringen. Ich muß mich in meiner „bewußten Selbsttäuschung" sehr unklar ausgedrückt haben, wenn selbst die mir nahestehenden Fachgenossen, die die Schrift gelesen haben, durchaus nicht verstehen Wollen, was ich mit „Illusion" meine. Daß die Fähigkeit, eine starke Illusion zu erzengen, in der ich das Wesen der künstlerischen Begabung erkenne, sich sehr gut mit der starken Ausprägung des persönlichen Empfindens verträgt, ist doch ganz selbstverständlich. Nur hat es nicht den geringsten Zweck, dies immer hervor¬ zuheben, ebenso wenig wie es dem Verfasser einer Violinschule einfallen wird, an die Spitze seines Buches den Satz zu stellen: „Der Violinspieler muß vor allen Dingen eine stark ausgeprägte künstlerische Individualität sein." Derartig allgemeine Phrasen dienen nur dazu, den Kern der Sache zu verhüllen und untergeordnete Künstler zur Originalitätssucht zu verleiten. Wenn Seidlitz aber als die zweite Be¬ dingung der künstlerischen Wirkung die „Erfüllung eines dekorativen Zwecks" hin¬ stellt, so verwechselt er damit Kunstgewerbe und Malerei, zwei Dinge, die z. B. Trübner zu meiner Freude sehr scharf auseinanderhält. Diese Verwechslung, überhaupt die Neigung, die Grenzen der Künste zu verwischen, ist überhaupt der eine wichtige Punkt, durch den sich die Auffassung von Seidlitz von der meinigen unterscheidet. Ein zweiter ist seine weitgehende Nachsicht gegen die vom Ausland zu uns gekommnen Kunstmvden. Symbolismus, Japanismus, Plakatismus, Archaismus, Primitivismus usw., die gegenwärtig eine so große Rolle spielen, und die natür¬ liche Entwicklung des Jllusiousprinzips ebenso unterbrechen, wie einst die dekorativen Tendenzen des Manierismns, des Barock und Rokoko, sowie die klassizistischen Tendenzen des Zopf nud Klassizismus die realistische Entwicklung der Renaissance und der holländischen Malerei unterbrochen, haben. Ohne diese Unterbrechungen würde die Kontinuität zwischen dem alten klassischen und dem modernen Realismus noch klarer ans der Hand liegen, als es schon jetzt der Fall ist. Jedenfalls giebt uus nur die Illusion den richtigen Maßstab der Wertschätzung für die verschiednen Epochen und Meister. Wir wissen ganz genau, wer höher steht, Boucher oder

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/535>, abgerufen am 27.07.2024.