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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Litteratur

spricht nicht nur die warm geschriebne Vorrede, in der er kurz und gut auf die
nationale, wissenschaftliche und soziale Bedeutuug der vvlksknndlichen Studien hin¬
weist, sondern die Art und Weise, wie er gesammelt hat, indem er auch bei längst
bekannten Sitten und Bräuchen, die, ein volkstümliches Erbe unsrer Vorzeit, im
deutschen Vaterlande Hingeben, feststellt, daß sie anch in Leipzig oder sonstwo in
Sachsen im Schwange sind. Da gerade bei Sammlungen von Volkstümlichem nur
zu oft Unechtes mit unterläuft, ist für das, was von minder Bekannten schon ver¬
öffentlicht ist, jede neue Bestätigung höchst willkommen. Aber Dähnhardt hat die
ihm zugeflossenen Mitteilungen nicht nach dem Reize eingeschätzt, den ihnen in den
Augen vieler nur die Altertümlichkeit, sei es des Inhalts oder der Form, verleiht,
auch nicht, wie der Herausgeber eiuer poetischen Anthologie, sich durch ästhetische
Rücksichten bestimmen lassen -- an Trivialem und auch Niedrigen fehlt es uicht --,
sondern alles eingeheimst, was für die Kenntnis der Volksseele und der Volkssitte
von irgend welchem Wert ist, eingedenk der Mahnung Ludwig Uhlands, lieber zu
viel als zu wenig zu retten. Denn auch in geschmacklosen Reimereien, wie sie der
witzlose Gassenhauer neuesten Datums bietet, der an alte Formen anknüpft, birgt
sich bisweilen ein Restchen von dem Geiste auch der guten alten Zeit; und die
Wandlung des Geschmacks zu beobachten, die sich in der Art zeigt, wie alles um¬
gemodelt wird, ist nach vielen Seiten lehrreich. Daß Dähnhardt zunächst darauf
verzichtet hat, Ähnliches und Verwandtes aus den übrigen deutschen Landschaften
beizufügen, ist zu billigen, da die wissenschaftliche Bearbeitung des gesamten volks¬
kundlichen Stoffes mit vollem Erfolge doch erst der Verein sür sächsische Volks¬
kunde ins Auge fasse" kann. Freilich, dem praktischen Zwecke dieses Probeheftes
würde es entsprochen haben, wenn der Herausgeber dem Laien, den er für die
Mitarbeit erwärmen will, den tiefern Sinn und Wert der vielfach so dunkeln Volks¬
überlieferung an einigen bestimmten Beispielen gedeutet oder dem Gefühle nahe¬
gebracht hätte, daß z. B. im Rhythmus eines schlichten Kinderliedes uralte angeborne
Kunstgesetze festgehalten sind, oder an einem ziemlich sinnlos scheinenden Abzählreim
u. tgi. der Nachweis wäre geführt worden, daß darin wirklich "altehrwürdige Vor¬
stellungen fortleben." Das Alte in so arg getrübter und entstellter Überlieferung
wiederzuerkennen, erfordert uicht nur große Gelehrsamkeit und Belesenheit, sondern
spürenden Scharfsinn und die Gabe feinsinnigen An- und Nachempfindens, wie sie,
auch auf diesem Gebiete, ein Manu wie Rudolf Hildebrand hatte. Hat Dähnhardt,
der auf diesem Arbeitsfelde doch noch erst enthusiastischer Anfänger ist, nur zwei
von den prächtigen Aufsätzen gelesen, in denen der genannte Gelehrte, anscheinend
ohne alle Gelehrsamkeit, gleichsam spielend und doch gründlich durch vielfach über-
sehene oder gar mißachtete Kleinigkeiten und Alltäglichkeiten die überraschendsten
wissenschaftlichen Entdeckungen macht, dann hätte er sichs doch bei einem Schriftchen
von dem Charakter und der Bestimmung des vorliegenden nicht dürfen entgehen
lassen, die dort von einem Meister geübte Behandlung und Betrachtungsweise zur
Erläuterung dessen, was er selbst im Vorwort über den Wert solcher Sammlungen
bemerkt hat, anzuwenden. Der bloße Stoff, Wie er hier in dem Hefte geboten wird,
befriedigt doch höchstens den gelehrten Forscher oder die Leser, die angesammelt
haben; der Gebildete, der dem Volkstümlichen Teilnahme entgegenbringen soll, hat
ein Recht zu fordern, daß man ihm die Hieroglyphen der Volksüberlieferung deute
oder aus dem, was für ihn schwarze Schlacken sind, die blitzenden Goldkörner auf¬
weise. Vielleicht benutzt der Herausgeber zum Vorworte eines zweiten Heftes
solche Ausführungen, wie sie Rudolf Hildebrand z. B. in den geistvollen Aufsätzen
"Ein Kinderlied mit altem Hintergründe" oder "Metrisches ans dem Kinderliede"
bietet.


Litteratur

spricht nicht nur die warm geschriebne Vorrede, in der er kurz und gut auf die
nationale, wissenschaftliche und soziale Bedeutuug der vvlksknndlichen Studien hin¬
weist, sondern die Art und Weise, wie er gesammelt hat, indem er auch bei längst
bekannten Sitten und Bräuchen, die, ein volkstümliches Erbe unsrer Vorzeit, im
deutschen Vaterlande Hingeben, feststellt, daß sie anch in Leipzig oder sonstwo in
Sachsen im Schwange sind. Da gerade bei Sammlungen von Volkstümlichem nur
zu oft Unechtes mit unterläuft, ist für das, was von minder Bekannten schon ver¬
öffentlicht ist, jede neue Bestätigung höchst willkommen. Aber Dähnhardt hat die
ihm zugeflossenen Mitteilungen nicht nach dem Reize eingeschätzt, den ihnen in den
Augen vieler nur die Altertümlichkeit, sei es des Inhalts oder der Form, verleiht,
auch nicht, wie der Herausgeber eiuer poetischen Anthologie, sich durch ästhetische
Rücksichten bestimmen lassen — an Trivialem und auch Niedrigen fehlt es uicht —,
sondern alles eingeheimst, was für die Kenntnis der Volksseele und der Volkssitte
von irgend welchem Wert ist, eingedenk der Mahnung Ludwig Uhlands, lieber zu
viel als zu wenig zu retten. Denn auch in geschmacklosen Reimereien, wie sie der
witzlose Gassenhauer neuesten Datums bietet, der an alte Formen anknüpft, birgt
sich bisweilen ein Restchen von dem Geiste auch der guten alten Zeit; und die
Wandlung des Geschmacks zu beobachten, die sich in der Art zeigt, wie alles um¬
gemodelt wird, ist nach vielen Seiten lehrreich. Daß Dähnhardt zunächst darauf
verzichtet hat, Ähnliches und Verwandtes aus den übrigen deutschen Landschaften
beizufügen, ist zu billigen, da die wissenschaftliche Bearbeitung des gesamten volks¬
kundlichen Stoffes mit vollem Erfolge doch erst der Verein sür sächsische Volks¬
kunde ins Auge fasse» kann. Freilich, dem praktischen Zwecke dieses Probeheftes
würde es entsprochen haben, wenn der Herausgeber dem Laien, den er für die
Mitarbeit erwärmen will, den tiefern Sinn und Wert der vielfach so dunkeln Volks¬
überlieferung an einigen bestimmten Beispielen gedeutet oder dem Gefühle nahe¬
gebracht hätte, daß z. B. im Rhythmus eines schlichten Kinderliedes uralte angeborne
Kunstgesetze festgehalten sind, oder an einem ziemlich sinnlos scheinenden Abzählreim
u. tgi. der Nachweis wäre geführt worden, daß darin wirklich „altehrwürdige Vor¬
stellungen fortleben." Das Alte in so arg getrübter und entstellter Überlieferung
wiederzuerkennen, erfordert uicht nur große Gelehrsamkeit und Belesenheit, sondern
spürenden Scharfsinn und die Gabe feinsinnigen An- und Nachempfindens, wie sie,
auch auf diesem Gebiete, ein Manu wie Rudolf Hildebrand hatte. Hat Dähnhardt,
der auf diesem Arbeitsfelde doch noch erst enthusiastischer Anfänger ist, nur zwei
von den prächtigen Aufsätzen gelesen, in denen der genannte Gelehrte, anscheinend
ohne alle Gelehrsamkeit, gleichsam spielend und doch gründlich durch vielfach über-
sehene oder gar mißachtete Kleinigkeiten und Alltäglichkeiten die überraschendsten
wissenschaftlichen Entdeckungen macht, dann hätte er sichs doch bei einem Schriftchen
von dem Charakter und der Bestimmung des vorliegenden nicht dürfen entgehen
lassen, die dort von einem Meister geübte Behandlung und Betrachtungsweise zur
Erläuterung dessen, was er selbst im Vorwort über den Wert solcher Sammlungen
bemerkt hat, anzuwenden. Der bloße Stoff, Wie er hier in dem Hefte geboten wird,
befriedigt doch höchstens den gelehrten Forscher oder die Leser, die angesammelt
haben; der Gebildete, der dem Volkstümlichen Teilnahme entgegenbringen soll, hat
ein Recht zu fordern, daß man ihm die Hieroglyphen der Volksüberlieferung deute
oder aus dem, was für ihn schwarze Schlacken sind, die blitzenden Goldkörner auf¬
weise. Vielleicht benutzt der Herausgeber zum Vorworte eines zweiten Heftes
solche Ausführungen, wie sie Rudolf Hildebrand z. B. in den geistvollen Aufsätzen
„Ein Kinderlied mit altem Hintergründe" oder „Metrisches ans dem Kinderliede"
bietet.


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[0437] Litteratur spricht nicht nur die warm geschriebne Vorrede, in der er kurz und gut auf die nationale, wissenschaftliche und soziale Bedeutuug der vvlksknndlichen Studien hin¬ weist, sondern die Art und Weise, wie er gesammelt hat, indem er auch bei längst bekannten Sitten und Bräuchen, die, ein volkstümliches Erbe unsrer Vorzeit, im deutschen Vaterlande Hingeben, feststellt, daß sie anch in Leipzig oder sonstwo in Sachsen im Schwange sind. Da gerade bei Sammlungen von Volkstümlichem nur zu oft Unechtes mit unterläuft, ist für das, was von minder Bekannten schon ver¬ öffentlicht ist, jede neue Bestätigung höchst willkommen. Aber Dähnhardt hat die ihm zugeflossenen Mitteilungen nicht nach dem Reize eingeschätzt, den ihnen in den Augen vieler nur die Altertümlichkeit, sei es des Inhalts oder der Form, verleiht, auch nicht, wie der Herausgeber eiuer poetischen Anthologie, sich durch ästhetische Rücksichten bestimmen lassen — an Trivialem und auch Niedrigen fehlt es uicht —, sondern alles eingeheimst, was für die Kenntnis der Volksseele und der Volkssitte von irgend welchem Wert ist, eingedenk der Mahnung Ludwig Uhlands, lieber zu viel als zu wenig zu retten. Denn auch in geschmacklosen Reimereien, wie sie der witzlose Gassenhauer neuesten Datums bietet, der an alte Formen anknüpft, birgt sich bisweilen ein Restchen von dem Geiste auch der guten alten Zeit; und die Wandlung des Geschmacks zu beobachten, die sich in der Art zeigt, wie alles um¬ gemodelt wird, ist nach vielen Seiten lehrreich. Daß Dähnhardt zunächst darauf verzichtet hat, Ähnliches und Verwandtes aus den übrigen deutschen Landschaften beizufügen, ist zu billigen, da die wissenschaftliche Bearbeitung des gesamten volks¬ kundlichen Stoffes mit vollem Erfolge doch erst der Verein sür sächsische Volks¬ kunde ins Auge fasse» kann. Freilich, dem praktischen Zwecke dieses Probeheftes würde es entsprochen haben, wenn der Herausgeber dem Laien, den er für die Mitarbeit erwärmen will, den tiefern Sinn und Wert der vielfach so dunkeln Volks¬ überlieferung an einigen bestimmten Beispielen gedeutet oder dem Gefühle nahe¬ gebracht hätte, daß z. B. im Rhythmus eines schlichten Kinderliedes uralte angeborne Kunstgesetze festgehalten sind, oder an einem ziemlich sinnlos scheinenden Abzählreim u. tgi. der Nachweis wäre geführt worden, daß darin wirklich „altehrwürdige Vor¬ stellungen fortleben." Das Alte in so arg getrübter und entstellter Überlieferung wiederzuerkennen, erfordert uicht nur große Gelehrsamkeit und Belesenheit, sondern spürenden Scharfsinn und die Gabe feinsinnigen An- und Nachempfindens, wie sie, auch auf diesem Gebiete, ein Manu wie Rudolf Hildebrand hatte. Hat Dähnhardt, der auf diesem Arbeitsfelde doch noch erst enthusiastischer Anfänger ist, nur zwei von den prächtigen Aufsätzen gelesen, in denen der genannte Gelehrte, anscheinend ohne alle Gelehrsamkeit, gleichsam spielend und doch gründlich durch vielfach über- sehene oder gar mißachtete Kleinigkeiten und Alltäglichkeiten die überraschendsten wissenschaftlichen Entdeckungen macht, dann hätte er sichs doch bei einem Schriftchen von dem Charakter und der Bestimmung des vorliegenden nicht dürfen entgehen lassen, die dort von einem Meister geübte Behandlung und Betrachtungsweise zur Erläuterung dessen, was er selbst im Vorwort über den Wert solcher Sammlungen bemerkt hat, anzuwenden. Der bloße Stoff, Wie er hier in dem Hefte geboten wird, befriedigt doch höchstens den gelehrten Forscher oder die Leser, die angesammelt haben; der Gebildete, der dem Volkstümlichen Teilnahme entgegenbringen soll, hat ein Recht zu fordern, daß man ihm die Hieroglyphen der Volksüberlieferung deute oder aus dem, was für ihn schwarze Schlacken sind, die blitzenden Goldkörner auf¬ weise. Vielleicht benutzt der Herausgeber zum Vorworte eines zweiten Heftes solche Ausführungen, wie sie Rudolf Hildebrand z. B. in den geistvollen Aufsätzen „Ein Kinderlied mit altem Hintergründe" oder „Metrisches ans dem Kinderliede" bietet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/437>, abgerufen am 27.07.2024.