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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Bauerngüter und Großbetriebe in der Landwirtschaft

Klar springt hier der Unterschied zwischen Ost und West und Nord und
Süd zunächst für den Großbetrieb in die Augen. Oben an stehen die beiden
Mecklenburg, dann Pommern, Posen, Westpreußen, Ostpreußen, Schlesien und
die Provinz Sachsen; alle über dem Reichsdurchschnitt. Die andern Reichs¬
teile bleiben sämtlich darunter. Schleswig-Holstein und das Königreich Sachsen
sind unter ihnen noch am besten mit Großbetrieben versehen, dann kommen
die Reichslande, Hessen-Nassau, Hannover, Westfalen, Hessen, Rheinland, Olden¬
burg, Baden, zu drittletzt Bayern, zu vorletzt Württemberg und zuletzt Hohen-
zollern. Die Unterschiede sind ganz gewaltig. Der Großbetrieb ist ganz vor¬
wiegend für die altpreußische Landwirtschaft und die beiden Mecklenburg charakte¬
ristisch.

Die großbäuerlichen Betriebe sind am kräftigsten in Schleswig-Holstein,
dann kommt Oldenburg, Hannover, Ostpreußen, Westfalen, Provinz Sachsen,
Brandenburg, Westpreußen, zuletzt über dem Neichsdurchschnitt Bayern, zuerst
unter ihm das Königreich Sachsen, dann Mecklenburg-Strelitz und -Schwerin,
Pommern, Schlesien, Rheinland, Posen, Elsaß-Lotringen, Württemberg, Hohen-
zollern, Hessen-Nassau, Baden und Hessen.

Die Mittelbauern haben das meiste Land in Bewirtschaftung in Hohen-
zollern, außerdem über dem Neichsdurchschnitt in Hessen, Bayern, Württemberg,
Hessen-Nassau, Baden, Elsaß-Lotrigen, Westfalen, Hannover. Unter dem Reichs¬
durchschnitt in Oldenburg, Schlesien, Provinz Sachsen, Posen, Brandenburg,
Westpreußen, Pommern, Ostpreußen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Schwerin
und -Strelitz.

Die Kleinbauern endlich sind am ausgebreitetsten in Baden. Dann kommt
über dem Neichsdurchschnitt Württemberg, Hohenzollern, Elsaß-Lothringen,
Hessen, Hessen-Nassau, Rheinland, Westfalen, Oldenburg, Bayern, Hannover
und Schlesien. Unter dem Reichsdurchschnitt stehen das Königreich Sachsen,
die Provinz Sachsen, Brandenburg, Ostpreußen, Westpreußen, Schleswig-Hol¬
stein, Pommern, Posen, Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz.

Die Parzellenbetriebe umfassen, wie schon angedeutet ist, sehr verschiedne
Arten von Wirtschaften. Es sei hier hervorgehoben, daß in den preußischen
Ostprovinzen die Hälfte dieser Betriebe aus Deputatbetrieben besteht, während
diese im Süden und Westen sehr selten sind. Wenn ein ständiger Gutsarbeiter
oder Knecht den Ertrag von einigen Furchen Land als Teil des Lohnes zu¬
gewiesen erhält, so ist das wie jeder Naturallohn in der Landwirtschaft mit
Freuden zu begrüßen, aber ein selbständiger Betrieb im eigentlichen Sinne
wird dadurch in der Regel nicht begründet. Eine Würdigung der Parzellen¬
betriebe überhaupt ist, ohne daß man auf das Besitzverhültnis (ob Eigen- oder
Pachtland) und den Hauptberuf des Inhabers eingeht, nicht möglich. Dazu
fehlt hier der Raum, vielleicht wird sich später einmal Gelegenheit dazu für
alle Betriebe finden. Auch ein Vergleich mit dem Auslande wäre dabei an¬
gebracht und möglich.


Bauerngüter und Großbetriebe in der Landwirtschaft

Klar springt hier der Unterschied zwischen Ost und West und Nord und
Süd zunächst für den Großbetrieb in die Augen. Oben an stehen die beiden
Mecklenburg, dann Pommern, Posen, Westpreußen, Ostpreußen, Schlesien und
die Provinz Sachsen; alle über dem Reichsdurchschnitt. Die andern Reichs¬
teile bleiben sämtlich darunter. Schleswig-Holstein und das Königreich Sachsen
sind unter ihnen noch am besten mit Großbetrieben versehen, dann kommen
die Reichslande, Hessen-Nassau, Hannover, Westfalen, Hessen, Rheinland, Olden¬
burg, Baden, zu drittletzt Bayern, zu vorletzt Württemberg und zuletzt Hohen-
zollern. Die Unterschiede sind ganz gewaltig. Der Großbetrieb ist ganz vor¬
wiegend für die altpreußische Landwirtschaft und die beiden Mecklenburg charakte¬
ristisch.

Die großbäuerlichen Betriebe sind am kräftigsten in Schleswig-Holstein,
dann kommt Oldenburg, Hannover, Ostpreußen, Westfalen, Provinz Sachsen,
Brandenburg, Westpreußen, zuletzt über dem Neichsdurchschnitt Bayern, zuerst
unter ihm das Königreich Sachsen, dann Mecklenburg-Strelitz und -Schwerin,
Pommern, Schlesien, Rheinland, Posen, Elsaß-Lotringen, Württemberg, Hohen-
zollern, Hessen-Nassau, Baden und Hessen.

Die Mittelbauern haben das meiste Land in Bewirtschaftung in Hohen-
zollern, außerdem über dem Neichsdurchschnitt in Hessen, Bayern, Württemberg,
Hessen-Nassau, Baden, Elsaß-Lotrigen, Westfalen, Hannover. Unter dem Reichs¬
durchschnitt in Oldenburg, Schlesien, Provinz Sachsen, Posen, Brandenburg,
Westpreußen, Pommern, Ostpreußen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Schwerin
und -Strelitz.

Die Kleinbauern endlich sind am ausgebreitetsten in Baden. Dann kommt
über dem Neichsdurchschnitt Württemberg, Hohenzollern, Elsaß-Lothringen,
Hessen, Hessen-Nassau, Rheinland, Westfalen, Oldenburg, Bayern, Hannover
und Schlesien. Unter dem Reichsdurchschnitt stehen das Königreich Sachsen,
die Provinz Sachsen, Brandenburg, Ostpreußen, Westpreußen, Schleswig-Hol¬
stein, Pommern, Posen, Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz.

Die Parzellenbetriebe umfassen, wie schon angedeutet ist, sehr verschiedne
Arten von Wirtschaften. Es sei hier hervorgehoben, daß in den preußischen
Ostprovinzen die Hälfte dieser Betriebe aus Deputatbetrieben besteht, während
diese im Süden und Westen sehr selten sind. Wenn ein ständiger Gutsarbeiter
oder Knecht den Ertrag von einigen Furchen Land als Teil des Lohnes zu¬
gewiesen erhält, so ist das wie jeder Naturallohn in der Landwirtschaft mit
Freuden zu begrüßen, aber ein selbständiger Betrieb im eigentlichen Sinne
wird dadurch in der Regel nicht begründet. Eine Würdigung der Parzellen¬
betriebe überhaupt ist, ohne daß man auf das Besitzverhültnis (ob Eigen- oder
Pachtland) und den Hauptberuf des Inhabers eingeht, nicht möglich. Dazu
fehlt hier der Raum, vielleicht wird sich später einmal Gelegenheit dazu für
alle Betriebe finden. Auch ein Vergleich mit dem Auslande wäre dabei an¬
gebracht und möglich.


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[0162] Bauerngüter und Großbetriebe in der Landwirtschaft Klar springt hier der Unterschied zwischen Ost und West und Nord und Süd zunächst für den Großbetrieb in die Augen. Oben an stehen die beiden Mecklenburg, dann Pommern, Posen, Westpreußen, Ostpreußen, Schlesien und die Provinz Sachsen; alle über dem Reichsdurchschnitt. Die andern Reichs¬ teile bleiben sämtlich darunter. Schleswig-Holstein und das Königreich Sachsen sind unter ihnen noch am besten mit Großbetrieben versehen, dann kommen die Reichslande, Hessen-Nassau, Hannover, Westfalen, Hessen, Rheinland, Olden¬ burg, Baden, zu drittletzt Bayern, zu vorletzt Württemberg und zuletzt Hohen- zollern. Die Unterschiede sind ganz gewaltig. Der Großbetrieb ist ganz vor¬ wiegend für die altpreußische Landwirtschaft und die beiden Mecklenburg charakte¬ ristisch. Die großbäuerlichen Betriebe sind am kräftigsten in Schleswig-Holstein, dann kommt Oldenburg, Hannover, Ostpreußen, Westfalen, Provinz Sachsen, Brandenburg, Westpreußen, zuletzt über dem Neichsdurchschnitt Bayern, zuerst unter ihm das Königreich Sachsen, dann Mecklenburg-Strelitz und -Schwerin, Pommern, Schlesien, Rheinland, Posen, Elsaß-Lotringen, Württemberg, Hohen- zollern, Hessen-Nassau, Baden und Hessen. Die Mittelbauern haben das meiste Land in Bewirtschaftung in Hohen- zollern, außerdem über dem Neichsdurchschnitt in Hessen, Bayern, Württemberg, Hessen-Nassau, Baden, Elsaß-Lotrigen, Westfalen, Hannover. Unter dem Reichs¬ durchschnitt in Oldenburg, Schlesien, Provinz Sachsen, Posen, Brandenburg, Westpreußen, Pommern, Ostpreußen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. Die Kleinbauern endlich sind am ausgebreitetsten in Baden. Dann kommt über dem Neichsdurchschnitt Württemberg, Hohenzollern, Elsaß-Lothringen, Hessen, Hessen-Nassau, Rheinland, Westfalen, Oldenburg, Bayern, Hannover und Schlesien. Unter dem Reichsdurchschnitt stehen das Königreich Sachsen, die Provinz Sachsen, Brandenburg, Ostpreußen, Westpreußen, Schleswig-Hol¬ stein, Pommern, Posen, Mecklenburg-Schwerin und -Strelitz. Die Parzellenbetriebe umfassen, wie schon angedeutet ist, sehr verschiedne Arten von Wirtschaften. Es sei hier hervorgehoben, daß in den preußischen Ostprovinzen die Hälfte dieser Betriebe aus Deputatbetrieben besteht, während diese im Süden und Westen sehr selten sind. Wenn ein ständiger Gutsarbeiter oder Knecht den Ertrag von einigen Furchen Land als Teil des Lohnes zu¬ gewiesen erhält, so ist das wie jeder Naturallohn in der Landwirtschaft mit Freuden zu begrüßen, aber ein selbständiger Betrieb im eigentlichen Sinne wird dadurch in der Regel nicht begründet. Eine Würdigung der Parzellen¬ betriebe überhaupt ist, ohne daß man auf das Besitzverhültnis (ob Eigen- oder Pachtland) und den Hauptberuf des Inhabers eingeht, nicht möglich. Dazu fehlt hier der Raum, vielleicht wird sich später einmal Gelegenheit dazu für alle Betriebe finden. Auch ein Vergleich mit dem Auslande wäre dabei an¬ gebracht und möglich.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/162>, abgerufen am 28.07.2024.