Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Madlene den Text blasen konnten, sonst wäre es mit der Andacht des Schlesingers fraglich Still wars wieder. Tick--tack-- --tack--tick--tack. Das hats wie mein Schnell- Vom Plan herüber drang das grollende Selbstgespräch des. Brunnens: Wie So predigen die Verlassenen von ihrem Schicksal in den stillen Morgen des Guten Morgen! Bist schon auf, Großer? Kann sein. Guten Morgen, Madlene! Der Große blieb am offnen Fenster stehen, während Madlene von ihren häus¬ Heut abend gehst dn doch einmal mit uns ins Wirtshaus? Mußt doch einmal S Kätterle! Madlene. s Kätterle langt nit hin! Im ganzen Leb" nit! Nie S langt nit hin? Wohin denn? Wo du bist. Das muß ich kenn! Weiß nit, wie dus meinst. Wir sind ganz einig und gut mit einander. Einen Schnellstuhl? Wegen dem Kätterle? Wegen dir und wegen dem Kätterle. Weils nit hinlangt, wo du bist, 's Madlene begab sich in die Küche, nach der Porlam und wieder zurück in die Ich muß dir was gestehn, Großer! Gestern wollt ich schon, und dn gings Madlene den Text blasen konnten, sonst wäre es mit der Andacht des Schlesingers fraglich Still wars wieder. Tick—tack— —tack—tick—tack. Das hats wie mein Schnell- Vom Plan herüber drang das grollende Selbstgespräch des. Brunnens: Wie So predigen die Verlassenen von ihrem Schicksal in den stillen Morgen des Guten Morgen! Bist schon auf, Großer? Kann sein. Guten Morgen, Madlene! Der Große blieb am offnen Fenster stehen, während Madlene von ihren häus¬ Heut abend gehst dn doch einmal mit uns ins Wirtshaus? Mußt doch einmal S Kätterle! Madlene. s Kätterle langt nit hin! Im ganzen Leb» nit! Nie S langt nit hin? Wohin denn? Wo du bist. Das muß ich kenn! Weiß nit, wie dus meinst. Wir sind ganz einig und gut mit einander. Einen Schnellstuhl? Wegen dem Kätterle? Wegen dir und wegen dem Kätterle. Weils nit hinlangt, wo du bist, 's Madlene begab sich in die Küche, nach der Porlam und wieder zurück in die Ich muß dir was gestehn, Großer! Gestern wollt ich schon, und dn gings <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0616" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227518"/> <fw type="header" place="top"> Madlene</fw><lb/> <p xml:id="ID_2197" prev="#ID_2196"> den Text blasen konnten, sonst wäre es mit der Andacht des Schlesingers fraglich<lb/> bestellt gewesen. Aber so that es gut für ihn. Er faltete wahrlich die Hände<lb/> beim Morgenscgen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2198"> Still wars wieder. Tick—tack— —tack—tick—tack. Das hats wie mein Schnell-<lb/> schützeuzeug in Schlesingen. Da war eher Zug drin als in dem Sackdrillichstuhl.<lb/> Werd mir einen Schnellschützen einrichten und Baumwollenzeug arbeiten. Da bring<lb/> ichs höher und hab auch mehr Freud, wenn ich wieder hantir wie in meiner<lb/> Schlesinger Zeit. Und mein Meisterstück mach ich. Und nachher nehm ich große<lb/> Warenlieferungen an und halt mir Stühl außerhalb wie mein seliger Meister<lb/> Zacharias in Schlesingeu. Denn die Madlene — — die wird den Frieder doch<lb/> frein und ins Rödershaus ziehn. Und sie wird halt gar sehr schilt. Und wenn<lb/> ich nach der Ofenblasen hiuguck, und das Döhlerskätterle sitzt seit: da wird mirs<lb/> halt ein'n Stich ins Herz gebn. S Kätterle! Ich leurs Wohl uit so genau wie<lb/> der Kleine — es soll halt brav sein. Muß mirs heut doch einmal ordentlich aufs<lb/> Korn »eben. Aber halt die Madlene — unser Madlene! Ja! — Und wenn sie<lb/> fort ist, muß ich was anders dafür krieg; denn 's Kätterle wird uit hin langen —<lb/> Gott bewahr mich! Gott bewahr! Im ganzen Lehm nit: es muß ein Schnell-<lb/> schützeu her, sonst thuts uit gut mit mir. Denn in den heiligen Stand der Ehe<lb/> hinein gehts nit mit mir! Ich kenn die Welt, die vermaledeite Welt!</p><lb/> <p xml:id="ID_2199"> Vom Plan herüber drang das grollende Selbstgespräch des. Brunnens: Wie<lb/> ein Vergessener steh ich da. Auch das Weibsvolk läßt mich im Stich in deu tollen<lb/> Tagen. Sonst um die Zeit des Morgens hatten sich schon mit mir. S läßt sich<lb/> keine Schindmäre sehn. Und der Hans-Hasenfuß dahinten, der geputzte Schlaraff<lb/> reckt seine Nase immer höher nach dem Himmel zu. Bei mir gehts immer hinunter-<lb/> wa'res; das ist ein Unterschied. Aber es wird auch einmal wieder anders. Es ist<lb/> alle Jahr noch Pfingsten kommen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2200"> So predigen die Verlassenen von ihrem Schicksal in den stillen Morgen des<lb/> zweiten Kirmestages hinein.</p><lb/> <p xml:id="ID_2201"> Guten Morgen! Bist schon auf, Großer?</p><lb/> <p xml:id="ID_2202"> Kann sein. Guten Morgen, Madlene!</p><lb/> <p xml:id="ID_2203"> Der Große blieb am offnen Fenster stehen, während Madlene von ihren häus¬<lb/> lichen Morgenverrichtnngcn bald zur Küche, bald zur Porlam, bald wieder zur<lb/> Stube gezogen ward. 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Madlene
den Text blasen konnten, sonst wäre es mit der Andacht des Schlesingers fraglich
bestellt gewesen. Aber so that es gut für ihn. Er faltete wahrlich die Hände
beim Morgenscgen.
Still wars wieder. Tick—tack— —tack—tick—tack. Das hats wie mein Schnell-
schützeuzeug in Schlesingen. Da war eher Zug drin als in dem Sackdrillichstuhl.
Werd mir einen Schnellschützen einrichten und Baumwollenzeug arbeiten. Da bring
ichs höher und hab auch mehr Freud, wenn ich wieder hantir wie in meiner
Schlesinger Zeit. Und mein Meisterstück mach ich. Und nachher nehm ich große
Warenlieferungen an und halt mir Stühl außerhalb wie mein seliger Meister
Zacharias in Schlesingeu. Denn die Madlene — — die wird den Frieder doch
frein und ins Rödershaus ziehn. Und sie wird halt gar sehr schilt. Und wenn
ich nach der Ofenblasen hiuguck, und das Döhlerskätterle sitzt seit: da wird mirs
halt ein'n Stich ins Herz gebn. S Kätterle! Ich leurs Wohl uit so genau wie
der Kleine — es soll halt brav sein. Muß mirs heut doch einmal ordentlich aufs
Korn »eben. Aber halt die Madlene — unser Madlene! Ja! — Und wenn sie
fort ist, muß ich was anders dafür krieg; denn 's Kätterle wird uit hin langen —
Gott bewahr mich! Gott bewahr! Im ganzen Lehm nit: es muß ein Schnell-
schützeu her, sonst thuts uit gut mit mir. Denn in den heiligen Stand der Ehe
hinein gehts nit mit mir! Ich kenn die Welt, die vermaledeite Welt!
Vom Plan herüber drang das grollende Selbstgespräch des. Brunnens: Wie
ein Vergessener steh ich da. Auch das Weibsvolk läßt mich im Stich in deu tollen
Tagen. Sonst um die Zeit des Morgens hatten sich schon mit mir. S läßt sich
keine Schindmäre sehn. Und der Hans-Hasenfuß dahinten, der geputzte Schlaraff
reckt seine Nase immer höher nach dem Himmel zu. Bei mir gehts immer hinunter-
wa'res; das ist ein Unterschied. Aber es wird auch einmal wieder anders. Es ist
alle Jahr noch Pfingsten kommen.
So predigen die Verlassenen von ihrem Schicksal in den stillen Morgen des
zweiten Kirmestages hinein.
Guten Morgen! Bist schon auf, Großer?
Kann sein. Guten Morgen, Madlene!
Der Große blieb am offnen Fenster stehen, während Madlene von ihren häus¬
lichen Morgenverrichtnngcn bald zur Küche, bald zur Porlam, bald wieder zur
Stube gezogen ward. Und wenn sie in die Stube trat, hatte sie jedesmal einige
Worte für deu Großen.
Heut abend gehst dn doch einmal mit uns ins Wirtshaus? Mußt doch einmal
sehn, wie 's Kätterle hübsch tanzt!
'
S Kätterle! Madlene. s Kätterle langt nit hin! Im ganzen Leb» nit! Nie
uit! Kein Gedanke nit!
S langt nit hin? Wohin denn?
Wo du bist. Das muß ich kenn!
Weiß nit, wie dus meinst. Wir sind ganz einig und gut mit einander.
Ich auch; warum das nit? Aber 's Kätterle langt halt nit hin. Ich muß
mir einen Schnellstuhl eiuricht.
Einen Schnellstuhl? Wegen dem Kätterle?
Wegen dir und wegen dem Kätterle. Weils nit hinlangt, wo du bist, 's
Kätterle. Nit!
Madlene begab sich in die Küche, nach der Porlam und wieder zurück in die
Stube. Es war in ihr eine Ahnung vom Zustand des Großen aufgestiegen.
Ich muß dir was gestehn, Großer! Gestern wollt ich schon, und dn gings
nit. Aber es muß halt einmal sein. Am Heiligabend war der Frieder da und
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