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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.

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Marinecrfahrungen aus dem Sezessionskriege ^86^ bis !^865

Während die sieben Schiffspaare etwas schräg an Backbord dahinter folgen
sollen. Hinter der Sperre liegen das Rammschiff Tennessee und die drei
füdstaatlichen Kanonenboote bereit, mit dem Fort Morgan die Schiffe zuerst
wirksam in deren Längsrichtung zu beschießen. Der Monitor Tecumseh an der
Spitze verfehlt die Sperrlücke und sinkt infolge mehrerer Minenexplosionen
etwa in 30 Sekunden mit 110 Mann seiner Besatzung- Die andern Monitors
kommen glücklich durch die Durchfahrt. Da sie durch ihre Form gegen das
Gerammtwerden geschützt sind, so wartet Tennessee auf die Hvlzschiffe. Von
diesen verfehlt die führende Brooklyn mit ihrem Beischiff die Richtung auf
die Durchfahrt, sieht scheinbar Minen voraus und läßt deshalb vor der Sperre
die Maschine rückwärts schlagen, wodurch sie quer zum Fahrwasser zu liegen
kommt und dem nachfolgenden Flaggschiff, der Hartford, den richtigen Weg
versperrt. Faragut fragt beim Passiren den Kommandanten der Brooklyn,
warum er rückwärts gegangen sei, und erhält zur Antwort: ?in'vscIoL8 n.l"zg.ä!
(Minen voraus!) Ohne zu zögern, mit den Worten paar tds torpeäoos! und
zum Kommandanten der Hartford 6o alroa-ä, La-Min ora^ton! läßt Faragnt
die Hartford über die Sperre laufen, nachdem er der Flotte das Signal gemacht
hat: "Dicht aufgeschlossen folgen!" Das Glück beschirmt den Tapfern. Wohl
hören die im untern Schiff in den Pulvermagazinen beschäftigten Leute die
Minen an den Schiffsseiten und dem Schiffsböden unheimlich anschlagen, aber
die Zünder der Minen versagen; die Hartsord und der Rest der Holzflotte
kommen glücklich jenseits von Sperren und Fort um. Dem schlecht steuernden
Tennessee gelingen die Nammstöße nicht recht, er wird arg zerschossen und auf
Befehl Faraguts mehrfach von den Sloops und Korvetten gerammt, die sich
innerhalb der Sperre teilweise ihrer Beischiffe entledigt haben. Der tapfere
Bucharen wird schwer verletzt, der Tennessee ergiebt sich um zehn Uhr vor¬
mittags als halbes Wrack, die feindlichen Kanonenboote werden genommen,
die Schiffe bleiben oberhalb des Fort Morgan, der Sieg ist errungen.

Fort Gaues und Fort Powell wurden am 6. beschossen und darauf
geräumt, Fort Morgan aber ergab sich erst, nachdem die Truppen des Generals
Granger nach Mohne Point übergesetzt waren und dort im Rücken des Forts
Batterien gebaut hatten. Nachdem am 22. August das Fort von den drei
Monitors, den andern Schiffen und den Landbatterien beschossen worden war,
strich es am 23. die Flagge. Die Verluste Faraguts waren groß, 162 Tote
und 170 Verwundete, aber er hatte seine Aufgabe erfüllt, der letzte Hasen der
Südstaaten am Golf war genommen. Daß die Seculum in Mobilebai recht
gefährlich waren, geht daraus hervor, daß nach dem Aufräumen der Bucht uoch
sieben Fahrzeuge durch das Explodiren nicht gefundner Minen zum Sinken
gebracht sind.

Bei der Wichtigkeit der durch Eisenbahnen mit dem Hinterkante ver-
bundnen Stadt Charleston sür die Südstaaten hatte die Union schon früh darnach


Marinecrfahrungen aus dem Sezessionskriege ^86^ bis !^865

Während die sieben Schiffspaare etwas schräg an Backbord dahinter folgen
sollen. Hinter der Sperre liegen das Rammschiff Tennessee und die drei
füdstaatlichen Kanonenboote bereit, mit dem Fort Morgan die Schiffe zuerst
wirksam in deren Längsrichtung zu beschießen. Der Monitor Tecumseh an der
Spitze verfehlt die Sperrlücke und sinkt infolge mehrerer Minenexplosionen
etwa in 30 Sekunden mit 110 Mann seiner Besatzung- Die andern Monitors
kommen glücklich durch die Durchfahrt. Da sie durch ihre Form gegen das
Gerammtwerden geschützt sind, so wartet Tennessee auf die Hvlzschiffe. Von
diesen verfehlt die führende Brooklyn mit ihrem Beischiff die Richtung auf
die Durchfahrt, sieht scheinbar Minen voraus und läßt deshalb vor der Sperre
die Maschine rückwärts schlagen, wodurch sie quer zum Fahrwasser zu liegen
kommt und dem nachfolgenden Flaggschiff, der Hartford, den richtigen Weg
versperrt. Faragut fragt beim Passiren den Kommandanten der Brooklyn,
warum er rückwärts gegangen sei, und erhält zur Antwort: ?in'vscIoL8 n.l«zg.ä!
(Minen voraus!) Ohne zu zögern, mit den Worten paar tds torpeäoos! und
zum Kommandanten der Hartford 6o alroa-ä, La-Min ora^ton! läßt Faragnt
die Hartford über die Sperre laufen, nachdem er der Flotte das Signal gemacht
hat: „Dicht aufgeschlossen folgen!" Das Glück beschirmt den Tapfern. Wohl
hören die im untern Schiff in den Pulvermagazinen beschäftigten Leute die
Minen an den Schiffsseiten und dem Schiffsböden unheimlich anschlagen, aber
die Zünder der Minen versagen; die Hartsord und der Rest der Holzflotte
kommen glücklich jenseits von Sperren und Fort um. Dem schlecht steuernden
Tennessee gelingen die Nammstöße nicht recht, er wird arg zerschossen und auf
Befehl Faraguts mehrfach von den Sloops und Korvetten gerammt, die sich
innerhalb der Sperre teilweise ihrer Beischiffe entledigt haben. Der tapfere
Bucharen wird schwer verletzt, der Tennessee ergiebt sich um zehn Uhr vor¬
mittags als halbes Wrack, die feindlichen Kanonenboote werden genommen,
die Schiffe bleiben oberhalb des Fort Morgan, der Sieg ist errungen.

Fort Gaues und Fort Powell wurden am 6. beschossen und darauf
geräumt, Fort Morgan aber ergab sich erst, nachdem die Truppen des Generals
Granger nach Mohne Point übergesetzt waren und dort im Rücken des Forts
Batterien gebaut hatten. Nachdem am 22. August das Fort von den drei
Monitors, den andern Schiffen und den Landbatterien beschossen worden war,
strich es am 23. die Flagge. Die Verluste Faraguts waren groß, 162 Tote
und 170 Verwundete, aber er hatte seine Aufgabe erfüllt, der letzte Hasen der
Südstaaten am Golf war genommen. Daß die Seculum in Mobilebai recht
gefährlich waren, geht daraus hervor, daß nach dem Aufräumen der Bucht uoch
sieben Fahrzeuge durch das Explodiren nicht gefundner Minen zum Sinken
gebracht sind.

Bei der Wichtigkeit der durch Eisenbahnen mit dem Hinterkante ver-
bundnen Stadt Charleston sür die Südstaaten hatte die Union schon früh darnach


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[0471] Marinecrfahrungen aus dem Sezessionskriege ^86^ bis !^865 Während die sieben Schiffspaare etwas schräg an Backbord dahinter folgen sollen. Hinter der Sperre liegen das Rammschiff Tennessee und die drei füdstaatlichen Kanonenboote bereit, mit dem Fort Morgan die Schiffe zuerst wirksam in deren Längsrichtung zu beschießen. Der Monitor Tecumseh an der Spitze verfehlt die Sperrlücke und sinkt infolge mehrerer Minenexplosionen etwa in 30 Sekunden mit 110 Mann seiner Besatzung- Die andern Monitors kommen glücklich durch die Durchfahrt. Da sie durch ihre Form gegen das Gerammtwerden geschützt sind, so wartet Tennessee auf die Hvlzschiffe. Von diesen verfehlt die führende Brooklyn mit ihrem Beischiff die Richtung auf die Durchfahrt, sieht scheinbar Minen voraus und läßt deshalb vor der Sperre die Maschine rückwärts schlagen, wodurch sie quer zum Fahrwasser zu liegen kommt und dem nachfolgenden Flaggschiff, der Hartford, den richtigen Weg versperrt. Faragut fragt beim Passiren den Kommandanten der Brooklyn, warum er rückwärts gegangen sei, und erhält zur Antwort: ?in'vscIoL8 n.l«zg.ä! (Minen voraus!) Ohne zu zögern, mit den Worten paar tds torpeäoos! und zum Kommandanten der Hartford 6o alroa-ä, La-Min ora^ton! läßt Faragnt die Hartford über die Sperre laufen, nachdem er der Flotte das Signal gemacht hat: „Dicht aufgeschlossen folgen!" Das Glück beschirmt den Tapfern. Wohl hören die im untern Schiff in den Pulvermagazinen beschäftigten Leute die Minen an den Schiffsseiten und dem Schiffsböden unheimlich anschlagen, aber die Zünder der Minen versagen; die Hartsord und der Rest der Holzflotte kommen glücklich jenseits von Sperren und Fort um. Dem schlecht steuernden Tennessee gelingen die Nammstöße nicht recht, er wird arg zerschossen und auf Befehl Faraguts mehrfach von den Sloops und Korvetten gerammt, die sich innerhalb der Sperre teilweise ihrer Beischiffe entledigt haben. Der tapfere Bucharen wird schwer verletzt, der Tennessee ergiebt sich um zehn Uhr vor¬ mittags als halbes Wrack, die feindlichen Kanonenboote werden genommen, die Schiffe bleiben oberhalb des Fort Morgan, der Sieg ist errungen. Fort Gaues und Fort Powell wurden am 6. beschossen und darauf geräumt, Fort Morgan aber ergab sich erst, nachdem die Truppen des Generals Granger nach Mohne Point übergesetzt waren und dort im Rücken des Forts Batterien gebaut hatten. Nachdem am 22. August das Fort von den drei Monitors, den andern Schiffen und den Landbatterien beschossen worden war, strich es am 23. die Flagge. Die Verluste Faraguts waren groß, 162 Tote und 170 Verwundete, aber er hatte seine Aufgabe erfüllt, der letzte Hasen der Südstaaten am Golf war genommen. Daß die Seculum in Mobilebai recht gefährlich waren, geht daraus hervor, daß nach dem Aufräumen der Bucht uoch sieben Fahrzeuge durch das Explodiren nicht gefundner Minen zum Sinken gebracht sind. Bei der Wichtigkeit der durch Eisenbahnen mit dem Hinterkante ver- bundnen Stadt Charleston sür die Südstaaten hatte die Union schon früh darnach

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_226901/471>, abgerufen am 09.01.2025.