Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Marineerfcchrimgen aus dem Sezessionskriege ^36^ bis ^365 Da in den Häfen der Südstaaten nur wenige Schiffe waren, die Der erste dieser im Auslande gebauten Kreuzer war die Florida, die in Marineerfcchrimgen aus dem Sezessionskriege ^36^ bis ^365 Da in den Häfen der Südstaaten nur wenige Schiffe waren, die Der erste dieser im Auslande gebauten Kreuzer war die Florida, die in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0410" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227312"/> <fw type="header" place="top"> Marineerfcchrimgen aus dem Sezessionskriege ^36^ bis ^365</fw><lb/> <p xml:id="ID_1447"> Da in den Häfen der Südstaaten nur wenige Schiffe waren, die<lb/> sich zu Handelszerstörern eigneten, so ließen die Leiter der Konföderation<lb/> durch ihre Agenten und Zwischenhändler in England passende Schiffe bauen<lb/> und kaufen. Diese verließen ohne Kriegsausrüstung den englischen Hafen,<lb/> trafen dann stets in See oder an gewissen, abseits von den Hauptverkehrs¬<lb/> straßen gelegnen Plätzen ein andres Schiff mit Kanonen, Munition und Vor¬<lb/> räten und überzähliger Mannschaft und wurden dort Kreuzer der Südstaaten.<lb/> Der Hauptagent für derartige Geschäfte der Südstaaten war in England<lb/> Kapitän I. D. Bullock, während der Commodore S. Barron die Interessen<lb/> der Südstaaten in Frankreich vertrat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1448" next="#ID_1449"> Der erste dieser im Auslande gebauten Kreuzer war die Florida, die in<lb/> Liverpool im Winter 1861—62 völlig nach dem Muster der besten damaligen<lb/> englischen Kanonenboote unter dem Namen Oreto gebaut wurde. Am<lb/> 3. März 1862 wurde sie als Kauffahrteischiff auf den Namen einer sizilianischen<lb/> Firma eingetragen und am 22. März trotz des Protestes des Gesandten der<lb/> Union, Mr. Adams, in England für die Reise nach Palermo, dem Mittel¬<lb/> meer und Jamaika von den Hafenbehörden in Liverpool abgefertigt. Sie lief<lb/> jedoch direkt nach Nassau ans den Bahamainseln, wo man zum Schein über<lb/> ihre Echtheit als Kauffahrteischiff ein Gericht abhielt. Am 7. Angust 1862<lb/> erhielt die Florida ihre richtige Besatzung und bei einer kleinen Insel Green<lb/> Key von dem englischen Dampfer Bahama aus Hartepool ihre volle aus<lb/> England stammende Armirung. Ihr neuer Kommandant wurde John Newland<lb/> Maffitt, ein früherer Seeoffizier der Union. Um die Mannschaft vollzählig zu<lb/> machen, dampfte Maffitt, der auf die Ähnlichkeit seines Schiffes mit einem<lb/> englischen Kanonenboot vertraute, mit gehißter englischer Flagge bei Tage durch<lb/> die Blockadeschiffe vor Mohne, die zu spät die Täuschung merkten, und deren<lb/> Schüsse dann nicht trafen. Mit großer Kühnheit wurde die Florida von<lb/> Maffitt geführt; sie nahm während der Zeit von fünf Monaten siebzehn<lb/> Prisen, worauf das Schiff in Brest einer gründlichen Reparatur unterzogen<lb/> wurde. Während dieser Zeit kreuzte einer der Offiziere der Florida, Leutnant<lb/> Charles W. Read, mit einer Prise, der Clarence. und später mit dem gleich¬<lb/> falls gekaperten Segelschiff Archer im nordatlantischen Ozean. Er nahm im<lb/> ganzen fünfzehn Schiffe und verbrannte an der Küste von Maine einen Zoll¬<lb/> kutter, den er in kühnster Weise mit seinen Schiffsbooten nachts aus dem<lb/> Hafen von Portland herausgeholt hatte, worauf er aber von Dampfern der<lb/> Nordstaaten eingeholt und mitsamt dem Archer gefangen wurde. Die Florida<lb/> lief nach beendeter Reparatur unter einem neuen Kommandanten, dem Kapitän<lb/> Charles M. Morris, nach weitern Fahrten vom Februar bis Oktober 1863<lb/> in den brasilianischen Hafen von Bahia ein und wurde dort am 7. Oktober<lb/> unter Verletzung der Neutralität Brasiliens im Hafen von dem Kriegsschiff<lb/> der Union Wachusett weggenommen, wobei allerdings bedacht werden muß,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0410]
Marineerfcchrimgen aus dem Sezessionskriege ^36^ bis ^365
Da in den Häfen der Südstaaten nur wenige Schiffe waren, die
sich zu Handelszerstörern eigneten, so ließen die Leiter der Konföderation
durch ihre Agenten und Zwischenhändler in England passende Schiffe bauen
und kaufen. Diese verließen ohne Kriegsausrüstung den englischen Hafen,
trafen dann stets in See oder an gewissen, abseits von den Hauptverkehrs¬
straßen gelegnen Plätzen ein andres Schiff mit Kanonen, Munition und Vor¬
räten und überzähliger Mannschaft und wurden dort Kreuzer der Südstaaten.
Der Hauptagent für derartige Geschäfte der Südstaaten war in England
Kapitän I. D. Bullock, während der Commodore S. Barron die Interessen
der Südstaaten in Frankreich vertrat.
Der erste dieser im Auslande gebauten Kreuzer war die Florida, die in
Liverpool im Winter 1861—62 völlig nach dem Muster der besten damaligen
englischen Kanonenboote unter dem Namen Oreto gebaut wurde. Am
3. März 1862 wurde sie als Kauffahrteischiff auf den Namen einer sizilianischen
Firma eingetragen und am 22. März trotz des Protestes des Gesandten der
Union, Mr. Adams, in England für die Reise nach Palermo, dem Mittel¬
meer und Jamaika von den Hafenbehörden in Liverpool abgefertigt. Sie lief
jedoch direkt nach Nassau ans den Bahamainseln, wo man zum Schein über
ihre Echtheit als Kauffahrteischiff ein Gericht abhielt. Am 7. Angust 1862
erhielt die Florida ihre richtige Besatzung und bei einer kleinen Insel Green
Key von dem englischen Dampfer Bahama aus Hartepool ihre volle aus
England stammende Armirung. Ihr neuer Kommandant wurde John Newland
Maffitt, ein früherer Seeoffizier der Union. Um die Mannschaft vollzählig zu
machen, dampfte Maffitt, der auf die Ähnlichkeit seines Schiffes mit einem
englischen Kanonenboot vertraute, mit gehißter englischer Flagge bei Tage durch
die Blockadeschiffe vor Mohne, die zu spät die Täuschung merkten, und deren
Schüsse dann nicht trafen. Mit großer Kühnheit wurde die Florida von
Maffitt geführt; sie nahm während der Zeit von fünf Monaten siebzehn
Prisen, worauf das Schiff in Brest einer gründlichen Reparatur unterzogen
wurde. Während dieser Zeit kreuzte einer der Offiziere der Florida, Leutnant
Charles W. Read, mit einer Prise, der Clarence. und später mit dem gleich¬
falls gekaperten Segelschiff Archer im nordatlantischen Ozean. Er nahm im
ganzen fünfzehn Schiffe und verbrannte an der Küste von Maine einen Zoll¬
kutter, den er in kühnster Weise mit seinen Schiffsbooten nachts aus dem
Hafen von Portland herausgeholt hatte, worauf er aber von Dampfern der
Nordstaaten eingeholt und mitsamt dem Archer gefangen wurde. Die Florida
lief nach beendeter Reparatur unter einem neuen Kommandanten, dem Kapitän
Charles M. Morris, nach weitern Fahrten vom Februar bis Oktober 1863
in den brasilianischen Hafen von Bahia ein und wurde dort am 7. Oktober
unter Verletzung der Neutralität Brasiliens im Hafen von dem Kriegsschiff
der Union Wachusett weggenommen, wobei allerdings bedacht werden muß,
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