Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Erstes Vierteljahr.Maßgebliches und Unmaßgebliches Die Schulden des deutschen Reiches betrugen: Daneben besteht noch eine unverzinsliche Reichsschuld in Gestalt von Reichstassenscheinen Die Zinsen für die Reichsschuld betrugen: Für Heer und Marine sind die Ausgaben lüll. Pensionsfonds seit 1872 gestiegen: In den 20 Jahren (1872--97) sind verausgabt: für das Reichsheer . ^ 12 050000000 Mk. " die Marine .... 15-31900000 " Eine Hausfrau mit einer sünfko'pfigen Familie inn Mithin hat die Familie jede Woche 1,04 Mk. oder im Jahre 85,28 Mark indirekte Steuern zu Was sollen nun diese Zahlen dem Volke sagen? Sie sollen ihm vorschwindeln, Maßgebliches und Unmaßgebliches Die Schulden des deutschen Reiches betrugen: Daneben besteht noch eine unverzinsliche Reichsschuld in Gestalt von Reichstassenscheinen Die Zinsen für die Reichsschuld betrugen: Für Heer und Marine sind die Ausgaben lüll. Pensionsfonds seit 1872 gestiegen: In den 20 Jahren (1872—97) sind verausgabt: für das Reichsheer . ^ 12 050000000 Mk. „ die Marine .... 15-31900000 „ Eine Hausfrau mit einer sünfko'pfigen Familie inn Mithin hat die Familie jede Woche 1,04 Mk. oder im Jahre 85,28 Mark indirekte Steuern zu Was sollen nun diese Zahlen dem Volke sagen? Sie sollen ihm vorschwindeln, <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0122" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/227024"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Unmaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_364"> Die Schulden des deutschen Reiches betrugen:</p><lb/> <table facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_226901/figures/grenzboten_341867_226901_227024_003.jpg"> <row> <cell> 1877<lb/> 1880<lb/> 1885.16300000 Mk,<lb/> 218057 000 „<lb/> 410000000 „1890<lb/> 1895<lb/> 18971118000000 Mk.<lb/> 2081219800 ..<lb/> 21V1902800 „</cell> </row> </table><lb/> <p xml:id="ID_365"> Daneben besteht noch eine unverzinsliche Reichsschuld in Gestalt von Reichstassenscheinen<lb/> (120000000 Mary.</p><lb/> <p xml:id="ID_366"> Die Zinsen für die Reichsschuld betrugen:</p><lb/> <table facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_226901/figures/grenzboten_341867_226901_227024_006.jpg"> <row> <cell> 1880/81 . . . 8941800 Mk. I 1890/91 . . .<lb/> 188(1/87 . . . 18025000 ., 1894/90 . . .<lb/> 1897/98 . . . 75.000300 Mk.48274100 Mk.<lb/> 08975 900 „</cell> </row> </table><lb/> <p xml:id="ID_367"> Für Heer und Marine sind die Ausgaben lüll. Pensionsfonds seit 1872 gestiegen:</p><lb/> <table facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_226901/figures/grenzboten_341867_226901_227024_008.jpg"> <row> <cell> ReichsheerMarine<lb/> 1872. . 355,0 Millionen Mk.31,2 Millionen Mk.<lb/> 4877/78 .> - 391,060,4<lb/> 1882/83 .. . 389,336,7<lb/> 1887/88 .. . 552,753,0 „<lb/> l892/93 .> - 618^8 "91,8<lb/> 1897/98 .- . 637,2 „119,7 ,,</cell> </row> </table><lb/> <p xml:id="ID_368"> In den 20 Jahren (1872—97) sind verausgabt:</p><lb/> <list> <item> für das Reichsheer . ^ 12 050000000 Mk.</item> <item> „ die Marine .... 15-31900000 „</item> </list><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_369" next="#ID_370"> Eine Hausfrau mit einer sünfko'pfigen Familie inn<lb/> Woche folgende indirekte Steuern bezahlen. Aufbeim Einkauf ihrer Bedürfnisse pro</p><lb/> <table facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_226901/figures/grenzboten_341867_226901_227024_014.jpg"> <row> <cell> >/„ Kilo Mehl.....2 Pfg.<lb/> 14 „ Brot<lb/> '/., „ Hülsenfrüchte . . .<lb/> '/I Kaffee.....<lb/> ^5. „ Zucker.....<lb/> „ Salz und Schmalz je<lb/> >/^, „ Gewürz . . . .841<lb/> 10<lb/> 46<lb/> 2V.Pfg-Kilo Reis . .<lb/> ,. Fleisch , .<lb/> '/„ „ Tabak . .<lb/> 2 Liter Bier . .<lb/> '/z „ Schnaps .<lb/> Vz „ Petroleum.<lb/> 3 Stück Heringe1<lb/> 20</cell> </row> </table><lb/> <p xml:id="ID_370" prev="#ID_369"> Mithin hat die Familie jede Woche 1,04 Mk. oder im Jahre 85,28 Mark indirekte Steuern zu<lb/> bezahlen bei einem Einkommen von 800 bis 900 Mark, also den zehnten Teil. — Wie schwer<lb/> diese indirekte Besteuerung hauptsächlich ans den ärmern Klassen lastet, zeigt folgende Zusammen¬<lb/> stellung. Es sind jährlich pro Kopf der Bevölkerung zu zahlen:</p><lb/> <table facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341867_226901/figures/grenzboten_341867_226901_227024_016.jpg"> <row> <cell> Kaffee und Kaffecsurrogatc<lb/> Wein und Obstwein . .<lb/> Reis .......<lb/> Heringe......<lb/> Thee.......<lb/> Bich.......<lb/> Getreide und Hülsenfrüchte, 208,894,0 Pfg.<lb/> 29,8 „<lb/> 8,4 „<lb/> 7,3 „<lb/> 4,9 „<lb/> 9,4Baumwollengarn . . , 15,7<lb/> Petroleum..... 108,4<lb/> Tabaksteuer und -Zoll . 112,0<lb/> Salzsteuer und -Zoll . . 92,0<lb/> Zuckersteuer und -Zoll . 193,0<lb/> Branntw einsteuer u. -Z o it. 288,0<lb/> Biersteuer und -Zoll . , 78,0Pfg.</cell> </row> </table><lb/> <p xml:id="ID_371" next="#ID_372"> Was sollen nun diese Zahlen dem Volke sagen? Sie sollen ihm vorschwindeln,<lb/> daß eine heillose Wirtschaft zu Ungunsten des werkthätigen Volks im Reiche herrsche —<lb/> den Text dazu liefern die Leitartikel. Die Zahlen der ersten Tabelle werden ja<lb/> wohl richtig sein, das Verlogne liegt darin, daß nur die eine Seite des Kontos<lb/> gezeigt wird, nicht die mit den Gegenwerten. Aber was sagen denn diese Schuld¬<lb/> summen und Ausgaben der ersten Tabelle an sich, wenn man sie zerlegt? Daß<lb/> auf „den Kopf" der Bevölkerung etwa ganze 400 Mark Neichsschulden kommen;<lb/> auf welche Beutel sie aber kommen, sagen die ehrlichen Sozialdemokraten dem<lb/> Werktätigen Volke nicht, und daß jedenfalls dessen Beutel dabei nicht in Betracht</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0122]
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Die Schulden des deutschen Reiches betrugen:
1877
1880
1885.16300000 Mk,
218057 000 „
410000000 „1890
1895
18971118000000 Mk.
2081219800 ..
21V1902800 „
Daneben besteht noch eine unverzinsliche Reichsschuld in Gestalt von Reichstassenscheinen
(120000000 Mary.
Die Zinsen für die Reichsschuld betrugen:
1880/81 . . . 8941800 Mk. I 1890/91 . . .
188(1/87 . . . 18025000 ., 1894/90 . . .
1897/98 . . . 75.000300 Mk.48274100 Mk.
08975 900 „
Für Heer und Marine sind die Ausgaben lüll. Pensionsfonds seit 1872 gestiegen:
ReichsheerMarine
1872. . 355,0 Millionen Mk.31,2 Millionen Mk.
4877/78 .> - 391,060,4
1882/83 .. . 389,336,7
1887/88 .. . 552,753,0 „
l892/93 .> - 618^8 "91,8
1897/98 .- . 637,2 „119,7 ,,
In den 20 Jahren (1872—97) sind verausgabt:
für das Reichsheer . ^ 12 050000000 Mk.
„ die Marine .... 15-31900000 „
Eine Hausfrau mit einer sünfko'pfigen Familie inn
Woche folgende indirekte Steuern bezahlen. Aufbeim Einkauf ihrer Bedürfnisse pro
>/„ Kilo Mehl.....2 Pfg.
14 „ Brot
'/., „ Hülsenfrüchte . . .
'/I Kaffee.....
^5. „ Zucker.....
„ Salz und Schmalz je
>/^, „ Gewürz . . . .841
10
46
2V.Pfg-Kilo Reis . .
,. Fleisch , .
'/„ „ Tabak . .
2 Liter Bier . .
'/z „ Schnaps .
Vz „ Petroleum.
3 Stück Heringe1
20
Mithin hat die Familie jede Woche 1,04 Mk. oder im Jahre 85,28 Mark indirekte Steuern zu
bezahlen bei einem Einkommen von 800 bis 900 Mark, also den zehnten Teil. — Wie schwer
diese indirekte Besteuerung hauptsächlich ans den ärmern Klassen lastet, zeigt folgende Zusammen¬
stellung. Es sind jährlich pro Kopf der Bevölkerung zu zahlen:
Kaffee und Kaffecsurrogatc
Wein und Obstwein . .
Reis .......
Heringe......
Thee.......
Bich.......
Getreide und Hülsenfrüchte, 208,894,0 Pfg.
29,8 „
8,4 „
7,3 „
4,9 „
9,4Baumwollengarn . . , 15,7
Petroleum..... 108,4
Tabaksteuer und -Zoll . 112,0
Salzsteuer und -Zoll . . 92,0
Zuckersteuer und -Zoll . 193,0
Branntw einsteuer u. -Z o it. 288,0
Biersteuer und -Zoll . , 78,0Pfg.
Was sollen nun diese Zahlen dem Volke sagen? Sie sollen ihm vorschwindeln,
daß eine heillose Wirtschaft zu Ungunsten des werkthätigen Volks im Reiche herrsche —
den Text dazu liefern die Leitartikel. Die Zahlen der ersten Tabelle werden ja
wohl richtig sein, das Verlogne liegt darin, daß nur die eine Seite des Kontos
gezeigt wird, nicht die mit den Gegenwerten. Aber was sagen denn diese Schuld¬
summen und Ausgaben der ersten Tabelle an sich, wenn man sie zerlegt? Daß
auf „den Kopf" der Bevölkerung etwa ganze 400 Mark Neichsschulden kommen;
auf welche Beutel sie aber kommen, sagen die ehrlichen Sozialdemokraten dem
Werktätigen Volke nicht, und daß jedenfalls dessen Beutel dabei nicht in Betracht
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |