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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

Würden, Brinckmann noch nicht verloren zu geben sei, und auch sonst wird in der
Abhandlung der Meinung Ausdruck gegeben, daß Brinckman nur wenig gelesen
werde. Wenn auch diese Behauptungen für die Gedichtsammlung "Vagel Griep"
zutreffen, so gelten sie doch nicht von den Prosaschriften Brinckmcms, die erst nach
dem Tode des Dichters in meinen Verlag übergegangen sind. Diese sind schon
längst (der "Kaspar-Ohm" schon bei der dritten Auflage -- jetzt ist die sechste im
Handel --) in eine der Reuterschen Orthographie angepaßte und dem hochdeutschen
Leser leicht verständliche Schreibweise ungeschrieben und haben schon seit Jahren,
nachdem Johannes Trojan, Heinrich Seidel, Rudolf von Gottschall, P. von Kügelgen,
Hermann Jahnke u. a. für deu hohen Wert John Brinckmcms als plattdeutschen
Schriftstellers und Humoristen eingetreten sind, in ganz Deutschland und weit
darüber hinaus einen sehr erfreulichen Absatz. Was Klaus Groth in den siebziger
Jahren sagte: "Kaspar-Ohm ist von eiuer Vollendung, daß man prophezeien darf,
man wird ihn lesen, so lange man Plattdeutsch liest, und die Zahl seiner Freunde
und Verehrer wird wachsen mit den Jahren," ist, soweit bisher möglich, längst
in Erfüllung gegangen.

Um der hohen und vielseitigen dichterischen Begabung Brinckmcms ganz gerecht
zu werden, hätte Herr Dr. Brandes aber auch der hochdeutschen Dichtung ,,Die
Tochter Shakespeares" Erwähnung thun müssen. Über dieses dem Nachlasse des
Dichters entnommne Werk urteilte u. c>. Gottschall in den Blättern für litterarische
Unterhaltung: "Es ist ein herzbewegendes, wundervolles Gedicht. Eine besondre
Freude ist es uns, dies Zeugnis dem Sänger, der leider unser Wort nicht mehr
hört, ausstellen zu dürfen. Wir verweisen verständnisvolle Leser einfach auf den
Inhalt. Dmi Dufte einer solchen Blüte, wie Brinckmcms letztes poetisches Werk,
könnten weitere prosaische Expektorationen nnr schaden, wie die Nase des Philisters
dem Rosenkelch."

Schließlich möchte ich noch erwähnen, daß die drei Schriften Brinckmcins:
,,De Generalrheder," ,,Moleche Spinkus un de Pelz" und ,,Höger up" nicht von
Brinckman selbst, sondern erst nach seinem Tode von mir veröffentlicht worden sind,
und daß John Brinckman den ,,Kaspar-Ohm" nicht als Roman, sondern als
,,Schiemannsgarn" (Schiffergeschichten) bezeichnet hat. So will er beurteilt sein.


with. werther


Litteratur
Fürst Bismarck nach seiner Entlassung. Leben und Politik des Fürsten seit seinem
Scheiden aus dem Amte nuf Grund aller nuthentischeu Kundgebungen. Von Jobs. Penzler.
1. Band: 20. März 1"!X) bis 11. Februar 1891. 2. Band: 12. Februar bis 5. Dezember 1801.
Leipzig, W. Fiedler, 1897

Im Unterschiede von den Arbeiten Poschingers stellt dieses Werk, das jedenfalls
einen sehr beträchtlichen Umfang annehmen wird, alle Kundgebungen des Fürsten und
für den Fürsten, soweit sie in der Presse veröffentlicht worden sind, in streng chrono¬
logischer, sachlich also sehr bunter Reihenfolge zusammen und verbindet sie zuweilen
durch orientirende Bemerkungen. Daß eine solche Stoffsammlung auch in dieser


Litteratur

Würden, Brinckmann noch nicht verloren zu geben sei, und auch sonst wird in der
Abhandlung der Meinung Ausdruck gegeben, daß Brinckman nur wenig gelesen
werde. Wenn auch diese Behauptungen für die Gedichtsammlung „Vagel Griep"
zutreffen, so gelten sie doch nicht von den Prosaschriften Brinckmcms, die erst nach
dem Tode des Dichters in meinen Verlag übergegangen sind. Diese sind schon
längst (der „Kaspar-Ohm" schon bei der dritten Auflage — jetzt ist die sechste im
Handel —) in eine der Reuterschen Orthographie angepaßte und dem hochdeutschen
Leser leicht verständliche Schreibweise ungeschrieben und haben schon seit Jahren,
nachdem Johannes Trojan, Heinrich Seidel, Rudolf von Gottschall, P. von Kügelgen,
Hermann Jahnke u. a. für deu hohen Wert John Brinckmcms als plattdeutschen
Schriftstellers und Humoristen eingetreten sind, in ganz Deutschland und weit
darüber hinaus einen sehr erfreulichen Absatz. Was Klaus Groth in den siebziger
Jahren sagte: „Kaspar-Ohm ist von eiuer Vollendung, daß man prophezeien darf,
man wird ihn lesen, so lange man Plattdeutsch liest, und die Zahl seiner Freunde
und Verehrer wird wachsen mit den Jahren," ist, soweit bisher möglich, längst
in Erfüllung gegangen.

Um der hohen und vielseitigen dichterischen Begabung Brinckmcms ganz gerecht
zu werden, hätte Herr Dr. Brandes aber auch der hochdeutschen Dichtung ,,Die
Tochter Shakespeares" Erwähnung thun müssen. Über dieses dem Nachlasse des
Dichters entnommne Werk urteilte u. c>. Gottschall in den Blättern für litterarische
Unterhaltung: „Es ist ein herzbewegendes, wundervolles Gedicht. Eine besondre
Freude ist es uns, dies Zeugnis dem Sänger, der leider unser Wort nicht mehr
hört, ausstellen zu dürfen. Wir verweisen verständnisvolle Leser einfach auf den
Inhalt. Dmi Dufte einer solchen Blüte, wie Brinckmcms letztes poetisches Werk,
könnten weitere prosaische Expektorationen nnr schaden, wie die Nase des Philisters
dem Rosenkelch."

Schließlich möchte ich noch erwähnen, daß die drei Schriften Brinckmcins:
,,De Generalrheder," ,,Moleche Spinkus un de Pelz" und ,,Höger up" nicht von
Brinckman selbst, sondern erst nach seinem Tode von mir veröffentlicht worden sind,
und daß John Brinckman den ,,Kaspar-Ohm" nicht als Roman, sondern als
,,Schiemannsgarn" (Schiffergeschichten) bezeichnet hat. So will er beurteilt sein.


with. werther


Litteratur
Fürst Bismarck nach seiner Entlassung. Leben und Politik des Fürsten seit seinem
Scheiden aus dem Amte nuf Grund aller nuthentischeu Kundgebungen. Von Jobs. Penzler.
1. Band: 20. März 1«!X) bis 11. Februar 1891. 2. Band: 12. Februar bis 5. Dezember 1801.
Leipzig, W. Fiedler, 1897

Im Unterschiede von den Arbeiten Poschingers stellt dieses Werk, das jedenfalls
einen sehr beträchtlichen Umfang annehmen wird, alle Kundgebungen des Fürsten und
für den Fürsten, soweit sie in der Presse veröffentlicht worden sind, in streng chrono¬
logischer, sachlich also sehr bunter Reihenfolge zusammen und verbindet sie zuweilen
durch orientirende Bemerkungen. Daß eine solche Stoffsammlung auch in dieser


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[0445] Litteratur Würden, Brinckmann noch nicht verloren zu geben sei, und auch sonst wird in der Abhandlung der Meinung Ausdruck gegeben, daß Brinckman nur wenig gelesen werde. Wenn auch diese Behauptungen für die Gedichtsammlung „Vagel Griep" zutreffen, so gelten sie doch nicht von den Prosaschriften Brinckmcms, die erst nach dem Tode des Dichters in meinen Verlag übergegangen sind. Diese sind schon längst (der „Kaspar-Ohm" schon bei der dritten Auflage — jetzt ist die sechste im Handel —) in eine der Reuterschen Orthographie angepaßte und dem hochdeutschen Leser leicht verständliche Schreibweise ungeschrieben und haben schon seit Jahren, nachdem Johannes Trojan, Heinrich Seidel, Rudolf von Gottschall, P. von Kügelgen, Hermann Jahnke u. a. für deu hohen Wert John Brinckmcms als plattdeutschen Schriftstellers und Humoristen eingetreten sind, in ganz Deutschland und weit darüber hinaus einen sehr erfreulichen Absatz. Was Klaus Groth in den siebziger Jahren sagte: „Kaspar-Ohm ist von eiuer Vollendung, daß man prophezeien darf, man wird ihn lesen, so lange man Plattdeutsch liest, und die Zahl seiner Freunde und Verehrer wird wachsen mit den Jahren," ist, soweit bisher möglich, längst in Erfüllung gegangen. Um der hohen und vielseitigen dichterischen Begabung Brinckmcms ganz gerecht zu werden, hätte Herr Dr. Brandes aber auch der hochdeutschen Dichtung ,,Die Tochter Shakespeares" Erwähnung thun müssen. Über dieses dem Nachlasse des Dichters entnommne Werk urteilte u. c>. Gottschall in den Blättern für litterarische Unterhaltung: „Es ist ein herzbewegendes, wundervolles Gedicht. Eine besondre Freude ist es uns, dies Zeugnis dem Sänger, der leider unser Wort nicht mehr hört, ausstellen zu dürfen. Wir verweisen verständnisvolle Leser einfach auf den Inhalt. Dmi Dufte einer solchen Blüte, wie Brinckmcms letztes poetisches Werk, könnten weitere prosaische Expektorationen nnr schaden, wie die Nase des Philisters dem Rosenkelch." Schließlich möchte ich noch erwähnen, daß die drei Schriften Brinckmcins: ,,De Generalrheder," ,,Moleche Spinkus un de Pelz" und ,,Höger up" nicht von Brinckman selbst, sondern erst nach seinem Tode von mir veröffentlicht worden sind, und daß John Brinckman den ,,Kaspar-Ohm" nicht als Roman, sondern als ,,Schiemannsgarn" (Schiffergeschichten) bezeichnet hat. So will er beurteilt sein. with. werther Litteratur Fürst Bismarck nach seiner Entlassung. Leben und Politik des Fürsten seit seinem Scheiden aus dem Amte nuf Grund aller nuthentischeu Kundgebungen. Von Jobs. Penzler. 1. Band: 20. März 1«!X) bis 11. Februar 1891. 2. Band: 12. Februar bis 5. Dezember 1801. Leipzig, W. Fiedler, 1897 Im Unterschiede von den Arbeiten Poschingers stellt dieses Werk, das jedenfalls einen sehr beträchtlichen Umfang annehmen wird, alle Kundgebungen des Fürsten und für den Fürsten, soweit sie in der Presse veröffentlicht worden sind, in streng chrono¬ logischer, sachlich also sehr bunter Reihenfolge zusammen und verbindet sie zuweilen durch orientirende Bemerkungen. Daß eine solche Stoffsammlung auch in dieser

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_226231/445>, abgerufen am 29.06.2024.