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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

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land bereiste, so ward sie früh mit der großen Welt fast ganz Europas bekannt.
Ihre Familie war vornehm, und der Zuschnitt ihres Lebens für unsre Verhältnisse
sehr reich. Ihr aber genügte er nicht, denn was uns als Luxus erscheint, war
ihr selbstverständlich und unerläßlich, und ohne daß man sie genußsüchtig oder ver¬
schwenderisch nennen könnte, sängt doch ihre Unbefriedigung bei den äußern Dingen
ein: "Wie viele glückliche Leute es doch giebt, und wie wenig glücklich ich bin,
obwohl ick/ eigentlich alles besitze, um es zu sein." Oder: "Ich brauchte zuviel,
um glücklich zu sein, und das Schicksal hat es mit sich gebracht, daß mir alles
fehlt." Unter diesem "alles" versteht sie zwei Möglichkeiten, eine Heirat oder
einen Lebensberuf, deun das Gesellschaftsleben und das bloße Genießen immer
neuer Eindrücke, wenn auch noch so erlesener, sieht sie schon früh als wertloses
Nichtsthun an. Heiratsgelegenheiteu trifft sie mehrere, aber der Mann, den sie
braucht, muß vornehm, sehr reich, beachtenswert, in seinem Berufe tüchtig und
geistig bedeutend sein, außerdem muß er sie um ihrer selbst willen begehren, nicht
ihrer Mitgift wegen, kann aber von Charakter ein Teufel sein, denn sie wird schon
mit ihm fertig werden. Weil sie aber immer etwas komisches, etwas lächerliches,
dummes, ungeschicktes, langweiliges im Manne entdeckt, und weil dann alles aus
ist, so zweiselt sie, ob sie sich jemals ernstlich verlieben und ihren Herrn und
Meister finden werde. Darum zieht sie es zunächst vor, "die Hochzeit ihrer
Träume" zu feiern. Glückt ihr das nicht, so kann sie sich ja immer noch, wie das
so Sitte ist, mit Hilfe ihrer Mitgift verheiraten. Sie kann also einstweilen ruhig
sein. Es zieht nun eine große Menge bunter Bilder an uns vorüber, worin der
ausgesuchte Glanz eines vornehmen Lebens alltäglicher Zierat ist, Menschen aus
allen höhern Lebenskreisen vorkommen, und Erlebnisse vom Range kleiner Aben¬
teuer mit unterlaufen. Es ist in diesen zwei Bänden reichlich soviel Inhalt wie
w einem guterfundnen Roman, sie haben aber noch den besondern Vorzug, daß
sie uns erlebte und wahr erzählte Dinge geben. Einer dieser Hochzeitsträume,
ein Verhältnis mit einem jungen Römer, dessen angesehene Familie durch eine
reiche Heirat ihre Vermögensverhältnisse aufzubessern gesucht hatte, wühlte ihr
Inneres auf und ließ in der Erinnerung einen gerade für sie besonders schmerz¬
lichen Stachel zurück, insofern sie sich als die Verschmähte anzusehen hatte. Sie
zergliedert ihre Empfindungen und seine Natur, so wie sie ihr erscheint. Man
wird das mit großem Anteil lesen. Aber es ist tieftraurig. Das Weib ist zum
Leiden geschaffen, selbst wenn sie den besten Mann bekommt, meint ihre Mutter.
"Das Weib vor der Ehe, sagte ich, ist Pompeji vor dem Ausbruch. Und das
Weib nach der Heirat ist Pompeji nach dem Ausbruch des Vesuvs. Ich habe
vielleicht Recht." Nun ergreift sie oft eine groß? Niedergeschlagenheit über die
Leere ihres Lebens: "Zu sterben, o Gott, zu sterben, ohne etwas zurückgelassen
zu haben! Zu sterben wie ein Hund! Zu sterben, wie hunderttausend andre
Frauen gestorben sind, deren Namen kaum auf dem Grabstein zu lesen ist. Ich
bin eine Thörin, die nicht sieht, was Gott beabsichtigt. Gott will, daß ich auf
alles verzichte und mich der Kunst widme." Interesse und Talent dafür hat sie
immer gehabt, aber nun soll das zu etwas anderm führen. Die Männer haben
sechsunddreißig Karrieren, das Weib nur eine, die Heirat. Gleichheit zweier so
verschiedner Wesen zu verlangen, findet sie dumm, auch verlangt sie nichts, denn
das Weib hat alles, was es haben soll, aber sie grollt, daß sie ein Weib ist, weil
sie vom Weibe nur das Äußere hat. Ein andermal meint sie, wenn man die
Weiber genau so erzöge wie die Männer, so wäre die von ihr beklagte Ungleichheit
nicht vorhanden, und nur die, die in der Natur des Weibes selbst liege, bliebe


land bereiste, so ward sie früh mit der großen Welt fast ganz Europas bekannt.
Ihre Familie war vornehm, und der Zuschnitt ihres Lebens für unsre Verhältnisse
sehr reich. Ihr aber genügte er nicht, denn was uns als Luxus erscheint, war
ihr selbstverständlich und unerläßlich, und ohne daß man sie genußsüchtig oder ver¬
schwenderisch nennen könnte, sängt doch ihre Unbefriedigung bei den äußern Dingen
ein: „Wie viele glückliche Leute es doch giebt, und wie wenig glücklich ich bin,
obwohl ick/ eigentlich alles besitze, um es zu sein." Oder: „Ich brauchte zuviel,
um glücklich zu sein, und das Schicksal hat es mit sich gebracht, daß mir alles
fehlt." Unter diesem „alles" versteht sie zwei Möglichkeiten, eine Heirat oder
einen Lebensberuf, deun das Gesellschaftsleben und das bloße Genießen immer
neuer Eindrücke, wenn auch noch so erlesener, sieht sie schon früh als wertloses
Nichtsthun an. Heiratsgelegenheiteu trifft sie mehrere, aber der Mann, den sie
braucht, muß vornehm, sehr reich, beachtenswert, in seinem Berufe tüchtig und
geistig bedeutend sein, außerdem muß er sie um ihrer selbst willen begehren, nicht
ihrer Mitgift wegen, kann aber von Charakter ein Teufel sein, denn sie wird schon
mit ihm fertig werden. Weil sie aber immer etwas komisches, etwas lächerliches,
dummes, ungeschicktes, langweiliges im Manne entdeckt, und weil dann alles aus
ist, so zweiselt sie, ob sie sich jemals ernstlich verlieben und ihren Herrn und
Meister finden werde. Darum zieht sie es zunächst vor, „die Hochzeit ihrer
Träume" zu feiern. Glückt ihr das nicht, so kann sie sich ja immer noch, wie das
so Sitte ist, mit Hilfe ihrer Mitgift verheiraten. Sie kann also einstweilen ruhig
sein. Es zieht nun eine große Menge bunter Bilder an uns vorüber, worin der
ausgesuchte Glanz eines vornehmen Lebens alltäglicher Zierat ist, Menschen aus
allen höhern Lebenskreisen vorkommen, und Erlebnisse vom Range kleiner Aben¬
teuer mit unterlaufen. Es ist in diesen zwei Bänden reichlich soviel Inhalt wie
w einem guterfundnen Roman, sie haben aber noch den besondern Vorzug, daß
sie uns erlebte und wahr erzählte Dinge geben. Einer dieser Hochzeitsträume,
ein Verhältnis mit einem jungen Römer, dessen angesehene Familie durch eine
reiche Heirat ihre Vermögensverhältnisse aufzubessern gesucht hatte, wühlte ihr
Inneres auf und ließ in der Erinnerung einen gerade für sie besonders schmerz¬
lichen Stachel zurück, insofern sie sich als die Verschmähte anzusehen hatte. Sie
zergliedert ihre Empfindungen und seine Natur, so wie sie ihr erscheint. Man
wird das mit großem Anteil lesen. Aber es ist tieftraurig. Das Weib ist zum
Leiden geschaffen, selbst wenn sie den besten Mann bekommt, meint ihre Mutter.
„Das Weib vor der Ehe, sagte ich, ist Pompeji vor dem Ausbruch. Und das
Weib nach der Heirat ist Pompeji nach dem Ausbruch des Vesuvs. Ich habe
vielleicht Recht." Nun ergreift sie oft eine groß? Niedergeschlagenheit über die
Leere ihres Lebens: „Zu sterben, o Gott, zu sterben, ohne etwas zurückgelassen
zu haben! Zu sterben wie ein Hund! Zu sterben, wie hunderttausend andre
Frauen gestorben sind, deren Namen kaum auf dem Grabstein zu lesen ist. Ich
bin eine Thörin, die nicht sieht, was Gott beabsichtigt. Gott will, daß ich auf
alles verzichte und mich der Kunst widme." Interesse und Talent dafür hat sie
immer gehabt, aber nun soll das zu etwas anderm führen. Die Männer haben
sechsunddreißig Karrieren, das Weib nur eine, die Heirat. Gleichheit zweier so
verschiedner Wesen zu verlangen, findet sie dumm, auch verlangt sie nichts, denn
das Weib hat alles, was es haben soll, aber sie grollt, daß sie ein Weib ist, weil
sie vom Weibe nur das Äußere hat. Ein andermal meint sie, wenn man die
Weiber genau so erzöge wie die Männer, so wäre die von ihr beklagte Ungleichheit
nicht vorhanden, und nur die, die in der Natur des Weibes selbst liege, bliebe


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/407>, abgerufen am 23.07.2024.