Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Bibliophil!" erzählt: "Die Offizin druckte im Jahre 1655 in Lehden eine neue Ausgabe Die Familie der Eticnnes, oder wie sie mit ihrem latinisirten Namen Aber nicht nnr die Zeit der Entstehung und der Druckort, sondern auch Bibliophil!« erzählt: „Die Offizin druckte im Jahre 1655 in Lehden eine neue Ausgabe Die Familie der Eticnnes, oder wie sie mit ihrem latinisirten Namen Aber nicht nnr die Zeit der Entstehung und der Druckort, sondern auch <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0098" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223682"/> <fw type="header" place="top"> Bibliophil!«</fw><lb/> <p xml:id="ID_301" prev="#ID_300"> erzählt: „Die Offizin druckte im Jahre 1655 in Lehden eine neue Ausgabe<lb/> eines damals ganz unbedeutenden Buches, betitelt: I^s ?Asti88ihr üanyms<lb/> (VI und 232 Seiten). Dies Buch, das kein Sammler des siebzehnten oder<lb/> achtzehnten Jahrhunderts in seine Bibliothek aufgenommen Hütte, wurde von<lb/> den Leuten, für die es bestimmt war, den Pastetenbäckern, völlig aufgebraucht<lb/> und wurde nicht man gedruckt. Es wurde infolge dessen selten, und so<lb/> kam man zu der Ansicht, daß es keine Elzevier-Sammlung vou einiger Be¬<lb/> deutung entbehren könne. Dieser Ruf der Seltenheit hat sich freilich vermindert,<lb/> nachdem Willens in seinem Werke 1,08 ZÄMvisr. Hi8t,0ire se animier t^pog'iÄ-<lb/> xv.iquö8 (LruxsIIes, 1880) ungefähr dreißig Exemplare des Buches mit An¬<lb/> gabe der gegenwärtigen Besitzer nachgewiesen hat. Aber ehe dies bekannt<lb/> wurde, haben um das Werk, so oft es vorkam, erbitterte Kämpfe unter den<lb/> Bibliophilen stattgefunden. So erreichte ein Exemplar, das von Monteffvn<lb/> abstammt, in der Auktion der Buchhandlung von L. Potier in Paris (im<lb/> März 1870) deu Preis von 2910 Franks, dann in der Auktion Bentzon (im<lb/> April 1875) 3255 Franks und im März 1877 in Paris nochmals 2200 Franks.<lb/> Ein andres Exemplar aus der Bibliothek vou La Villestreux wurde im<lb/> April 1872 mit 1200 Franks bezahlt, war im Kataloge von Fontaine in<lb/> Paris 1874 mit 3000 Franks angesetzt und befindet sich heute im Besitze<lb/> des Herzogs von Chartres. Ein drittes Exemplar wurde im April 1847 in<lb/> Paris für 325 Franks verkauft; nachdem es reich eingebunden worden war,<lb/> ging es auf der Auktion Gemenitz (1867) an den Londoner Buchhändler<lb/> Boon für 1050 Franks über. Ein viertes Exemplar war von Fontaine<lb/> 1875 in seinem Kataloge mit 4500 Franks angesetzt worden. Ein fünftes<lb/> wurde von der Firma Bachelin-Deflorenne in Paris im November 1876 für<lb/> 5500 Franks verkauft, und endlich hatte die Firma Morgandet Fatout noch<lb/> ein Exemplar in Italien entdeckt, das in ihrem Kataloge mit 10 000 Franks<lb/> angesetzt und dafür verkauft wurde. Wohlgemerkt: ein inhaltlich ganz gleich-<lb/> giltiges Buch, etwa im Range unsrer bessern Kochbücher! Aber es war<lb/> „sehr selten," und man bedürfte seiner für die Elzeviersammlungen.</p><lb/> <p xml:id="ID_302"> Die Familie der Eticnnes, oder wie sie mit ihrem latinisirten Namen<lb/> hießen: der Stephanus, ist wie die der Manutius besonders dnrch den Druck<lb/> philologischer Werke berühmt, die an Korrektheit alle zeitgenössischen Ausgaben<lb/> übertreffen. Für England ist William Caxtou von großer Bedeutung, weil<lb/> er die erste englische Druckerei in der Westminster Abtei in London errichtete,<lb/> nachdem er in Köln die Kunst erlernt hatte. Die Erzeugnisse seiner Pressen,<lb/> die überdies insgesamt unter die Inkunabeln gehören, werden von Liebhabern<lb/> sehr hoch geschätzt und demgemäß bezahlt.</p><lb/> <p xml:id="ID_303" next="#ID_304"> Aber nicht nnr die Zeit der Entstehung und der Druckort, sondern auch<lb/> die spätern Schicksale eines Buches sind oft für den Wert oder vielmehr für<lb/> den Preis bestimmend. Bücher, die nachweislich dnrch die Hände berühmter</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0098]
Bibliophil!«
erzählt: „Die Offizin druckte im Jahre 1655 in Lehden eine neue Ausgabe
eines damals ganz unbedeutenden Buches, betitelt: I^s ?Asti88ihr üanyms
(VI und 232 Seiten). Dies Buch, das kein Sammler des siebzehnten oder
achtzehnten Jahrhunderts in seine Bibliothek aufgenommen Hütte, wurde von
den Leuten, für die es bestimmt war, den Pastetenbäckern, völlig aufgebraucht
und wurde nicht man gedruckt. Es wurde infolge dessen selten, und so
kam man zu der Ansicht, daß es keine Elzevier-Sammlung vou einiger Be¬
deutung entbehren könne. Dieser Ruf der Seltenheit hat sich freilich vermindert,
nachdem Willens in seinem Werke 1,08 ZÄMvisr. Hi8t,0ire se animier t^pog'iÄ-
xv.iquö8 (LruxsIIes, 1880) ungefähr dreißig Exemplare des Buches mit An¬
gabe der gegenwärtigen Besitzer nachgewiesen hat. Aber ehe dies bekannt
wurde, haben um das Werk, so oft es vorkam, erbitterte Kämpfe unter den
Bibliophilen stattgefunden. So erreichte ein Exemplar, das von Monteffvn
abstammt, in der Auktion der Buchhandlung von L. Potier in Paris (im
März 1870) deu Preis von 2910 Franks, dann in der Auktion Bentzon (im
April 1875) 3255 Franks und im März 1877 in Paris nochmals 2200 Franks.
Ein andres Exemplar aus der Bibliothek vou La Villestreux wurde im
April 1872 mit 1200 Franks bezahlt, war im Kataloge von Fontaine in
Paris 1874 mit 3000 Franks angesetzt und befindet sich heute im Besitze
des Herzogs von Chartres. Ein drittes Exemplar wurde im April 1847 in
Paris für 325 Franks verkauft; nachdem es reich eingebunden worden war,
ging es auf der Auktion Gemenitz (1867) an den Londoner Buchhändler
Boon für 1050 Franks über. Ein viertes Exemplar war von Fontaine
1875 in seinem Kataloge mit 4500 Franks angesetzt worden. Ein fünftes
wurde von der Firma Bachelin-Deflorenne in Paris im November 1876 für
5500 Franks verkauft, und endlich hatte die Firma Morgandet Fatout noch
ein Exemplar in Italien entdeckt, das in ihrem Kataloge mit 10 000 Franks
angesetzt und dafür verkauft wurde. Wohlgemerkt: ein inhaltlich ganz gleich-
giltiges Buch, etwa im Range unsrer bessern Kochbücher! Aber es war
„sehr selten," und man bedürfte seiner für die Elzeviersammlungen.
Die Familie der Eticnnes, oder wie sie mit ihrem latinisirten Namen
hießen: der Stephanus, ist wie die der Manutius besonders dnrch den Druck
philologischer Werke berühmt, die an Korrektheit alle zeitgenössischen Ausgaben
übertreffen. Für England ist William Caxtou von großer Bedeutung, weil
er die erste englische Druckerei in der Westminster Abtei in London errichtete,
nachdem er in Köln die Kunst erlernt hatte. Die Erzeugnisse seiner Pressen,
die überdies insgesamt unter die Inkunabeln gehören, werden von Liebhabern
sehr hoch geschätzt und demgemäß bezahlt.
Aber nicht nnr die Zeit der Entstehung und der Druckort, sondern auch
die spätern Schicksale eines Buches sind oft für den Wert oder vielmehr für
den Preis bestimmend. Bücher, die nachweislich dnrch die Hände berühmter
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