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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

zu behalten, was auf dem Gebiete sozialer Reformen in Deutschland geschehen ist
und geschieht. Schauderhaft, höchst schauderhaft! Gleichzeitig giebt der Tod eines
Wiener Kunstschriststellers den Anlaß zu bittern Klagen über die ungerechte, gering¬
schätzige Behandlung der österreichischen Kunst von Seiten der deutschen Wissenschaft.
Stehen solche Reibereien im Zusammenhang mit dem von der Regierung vorgelegten
und vom Abgeordnetenhause angenommnen Gesetz über die Aufhebung des Kollegien-
gcldes? Von dieser Maßregel behaupteten zahlreiche Redner im Reichsrate, sie
habe vielleicht nicht den Zweck, werde aber gewiß die Folge haben, die Gemein¬
samkeit in der wissenschaftlichen Arbeit in Deutschland und Österreich zu stören
und die österreichischen Hochschulen wieder auf den Standpunkt von Beamten-
drillcmstalten hinabzudrücken, wie sie aus der Jesniteiizeit bis in die fünfziger Jahre
bestanden.

Sollte sich wirklich eine neue Grenzsperre vorbereiten? Hoffentlich sieht
man im Lande zu schwarz, und mißt einzelnen Symptomen zu große Bedeutung
bei; doch verdienen sie insofern wohl Beachtung, als es dort, wie überall, einen
journalistischen Janhagel giebt, der gierig jede Gelegenheit ergreift, populäre Vor¬
urteile zu Schure". Es mögen vor allen Slawen sein, die Deutschland hassen, weil
es dem Deutschtum in Österreich einen gewissen Rückhalt gewährt. Zwar hat es
ihnen noch nicht glücken wollen, die Existenz einer deutschen Jrredenta glaublich zu
machen; aber wie sollten Nationalitäten, die von der Hoffnung auf ein neues
polnisches Reich vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee zehren, oder deren Ideal
das heilige Nußland ist, oder die ihre Sehnsucht, mit dem Königreich Italien ver¬
einigt zu werden, gar nicht verbergen können -- wie sollten sie Nationalgefühl ohne
Hintergedanken für möglich halten? Und verdächtigende Ausstreuungen finden in
dem alten Mißtrauen gegen die preußische Politik und der alten Abneigung gegen
preußisches Wesen auch bei den Dcntschösterreichcrn leicht fruchtbaren Boden. Diese
tiefgehende Abneigung, die zunächst auf Stammeseigenschaften beruht, ist keinem
Kenner Österreichs unbekant. Als wir zum erstenmal Wien besuchten, sprach uns
ein übrigens ganz friedfertiger Bürger mitten in der gemütlichsten Bierunterhallung
das tiefste Bedauern darüber aus, daß es 1850 uicht zum Kriege gekommen sei.
"Gegen die Preußen -- da hätten unsre Deutschmeister dreingehancn!" rief er
ganz begeistert, und auf die Frage, was sie ihm denn angethan hätten: "Wir
mögen sie halt nicht!" Und ähnliches kann man bekanntlich anch jetzt noch, trotz
Waffenbrüderschaft und neuem Reich, in Baiern und Württemberg zu hören be¬
kommen. Der Unparteiische wird nicht leugnen, daß Schneidigkeit an unpassendem
Orte, rücksichtsloses, oft auch einsichtsloses Absprechen über alle Einrichtungen und
Zustände innerhalb der schwarzgelben Grenzpfähle mit dem stehenden Nachsätze "bei
uns!" solcher Volksstimmmuug mannichfach neue Nahrung geben. "Das ist unsre
Art, daran müssen sie sich gewöhnen," meinte der Herausgeber einer einflußreichen
Zeitung, als ihm vorgehalten wurde, daß die hochmütige Sprache gegen die Süd¬
deutschen wenig geeignet sei, diese in das Lager der damaligen Kleindeutschen
hinüberzulocken; und wir wisse", daß Bismarck 1870/71 gege" solche Anschauungen
anzukämpfen hatte. Religiöse Überzeugungen und geschichtliche Erinnerungen kommen
hinzu. Den Österreichern namentlich scheint die unbefangne Beurteilung der Haupt¬
gründe der gegenseitigen Entfremdung "och immer sehr schwer zu fallen: ohne den
unseligen Wahn der Habsburger, von Gott zur Ausrottung der Ketzerei berufen
zu sein, wäre es vielleicht nie zu einer politischen Mainlinie gekommen, hätten
wahrscheinlich die "struppigen Karhatidenhnupter" (wie Hebbel in seinem Gedicht
an Kaiser Wilhelm I, sagt) nicht zu solcher Stärke und Größe heranwachsen können.
Oder weshalb sollten die angegliederten Völkerschaften nicht ebenso wie Provenzalen,


Maßgebliches und Unmaßgebliches

zu behalten, was auf dem Gebiete sozialer Reformen in Deutschland geschehen ist
und geschieht. Schauderhaft, höchst schauderhaft! Gleichzeitig giebt der Tod eines
Wiener Kunstschriststellers den Anlaß zu bittern Klagen über die ungerechte, gering¬
schätzige Behandlung der österreichischen Kunst von Seiten der deutschen Wissenschaft.
Stehen solche Reibereien im Zusammenhang mit dem von der Regierung vorgelegten
und vom Abgeordnetenhause angenommnen Gesetz über die Aufhebung des Kollegien-
gcldes? Von dieser Maßregel behaupteten zahlreiche Redner im Reichsrate, sie
habe vielleicht nicht den Zweck, werde aber gewiß die Folge haben, die Gemein¬
samkeit in der wissenschaftlichen Arbeit in Deutschland und Österreich zu stören
und die österreichischen Hochschulen wieder auf den Standpunkt von Beamten-
drillcmstalten hinabzudrücken, wie sie aus der Jesniteiizeit bis in die fünfziger Jahre
bestanden.

Sollte sich wirklich eine neue Grenzsperre vorbereiten? Hoffentlich sieht
man im Lande zu schwarz, und mißt einzelnen Symptomen zu große Bedeutung
bei; doch verdienen sie insofern wohl Beachtung, als es dort, wie überall, einen
journalistischen Janhagel giebt, der gierig jede Gelegenheit ergreift, populäre Vor¬
urteile zu Schure». Es mögen vor allen Slawen sein, die Deutschland hassen, weil
es dem Deutschtum in Österreich einen gewissen Rückhalt gewährt. Zwar hat es
ihnen noch nicht glücken wollen, die Existenz einer deutschen Jrredenta glaublich zu
machen; aber wie sollten Nationalitäten, die von der Hoffnung auf ein neues
polnisches Reich vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee zehren, oder deren Ideal
das heilige Nußland ist, oder die ihre Sehnsucht, mit dem Königreich Italien ver¬
einigt zu werden, gar nicht verbergen können — wie sollten sie Nationalgefühl ohne
Hintergedanken für möglich halten? Und verdächtigende Ausstreuungen finden in
dem alten Mißtrauen gegen die preußische Politik und der alten Abneigung gegen
preußisches Wesen auch bei den Dcntschösterreichcrn leicht fruchtbaren Boden. Diese
tiefgehende Abneigung, die zunächst auf Stammeseigenschaften beruht, ist keinem
Kenner Österreichs unbekant. Als wir zum erstenmal Wien besuchten, sprach uns
ein übrigens ganz friedfertiger Bürger mitten in der gemütlichsten Bierunterhallung
das tiefste Bedauern darüber aus, daß es 1850 uicht zum Kriege gekommen sei.
„Gegen die Preußen — da hätten unsre Deutschmeister dreingehancn!" rief er
ganz begeistert, und auf die Frage, was sie ihm denn angethan hätten: „Wir
mögen sie halt nicht!" Und ähnliches kann man bekanntlich anch jetzt noch, trotz
Waffenbrüderschaft und neuem Reich, in Baiern und Württemberg zu hören be¬
kommen. Der Unparteiische wird nicht leugnen, daß Schneidigkeit an unpassendem
Orte, rücksichtsloses, oft auch einsichtsloses Absprechen über alle Einrichtungen und
Zustände innerhalb der schwarzgelben Grenzpfähle mit dem stehenden Nachsätze „bei
uns!" solcher Volksstimmmuug mannichfach neue Nahrung geben. „Das ist unsre
Art, daran müssen sie sich gewöhnen," meinte der Herausgeber einer einflußreichen
Zeitung, als ihm vorgehalten wurde, daß die hochmütige Sprache gegen die Süd¬
deutschen wenig geeignet sei, diese in das Lager der damaligen Kleindeutschen
hinüberzulocken; und wir wisse», daß Bismarck 1870/71 gege» solche Anschauungen
anzukämpfen hatte. Religiöse Überzeugungen und geschichtliche Erinnerungen kommen
hinzu. Den Österreichern namentlich scheint die unbefangne Beurteilung der Haupt¬
gründe der gegenseitigen Entfremdung »och immer sehr schwer zu fallen: ohne den
unseligen Wahn der Habsburger, von Gott zur Ausrottung der Ketzerei berufen
zu sein, wäre es vielleicht nie zu einer politischen Mainlinie gekommen, hätten
wahrscheinlich die „struppigen Karhatidenhnupter" (wie Hebbel in seinem Gedicht
an Kaiser Wilhelm I, sagt) nicht zu solcher Stärke und Größe heranwachsen können.
Oder weshalb sollten die angegliederten Völkerschaften nicht ebenso wie Provenzalen,


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[0647] Maßgebliches und Unmaßgebliches zu behalten, was auf dem Gebiete sozialer Reformen in Deutschland geschehen ist und geschieht. Schauderhaft, höchst schauderhaft! Gleichzeitig giebt der Tod eines Wiener Kunstschriststellers den Anlaß zu bittern Klagen über die ungerechte, gering¬ schätzige Behandlung der österreichischen Kunst von Seiten der deutschen Wissenschaft. Stehen solche Reibereien im Zusammenhang mit dem von der Regierung vorgelegten und vom Abgeordnetenhause angenommnen Gesetz über die Aufhebung des Kollegien- gcldes? Von dieser Maßregel behaupteten zahlreiche Redner im Reichsrate, sie habe vielleicht nicht den Zweck, werde aber gewiß die Folge haben, die Gemein¬ samkeit in der wissenschaftlichen Arbeit in Deutschland und Österreich zu stören und die österreichischen Hochschulen wieder auf den Standpunkt von Beamten- drillcmstalten hinabzudrücken, wie sie aus der Jesniteiizeit bis in die fünfziger Jahre bestanden. Sollte sich wirklich eine neue Grenzsperre vorbereiten? Hoffentlich sieht man im Lande zu schwarz, und mißt einzelnen Symptomen zu große Bedeutung bei; doch verdienen sie insofern wohl Beachtung, als es dort, wie überall, einen journalistischen Janhagel giebt, der gierig jede Gelegenheit ergreift, populäre Vor¬ urteile zu Schure». Es mögen vor allen Slawen sein, die Deutschland hassen, weil es dem Deutschtum in Österreich einen gewissen Rückhalt gewährt. Zwar hat es ihnen noch nicht glücken wollen, die Existenz einer deutschen Jrredenta glaublich zu machen; aber wie sollten Nationalitäten, die von der Hoffnung auf ein neues polnisches Reich vom Schwarzen Meer bis zur Ostsee zehren, oder deren Ideal das heilige Nußland ist, oder die ihre Sehnsucht, mit dem Königreich Italien ver¬ einigt zu werden, gar nicht verbergen können — wie sollten sie Nationalgefühl ohne Hintergedanken für möglich halten? Und verdächtigende Ausstreuungen finden in dem alten Mißtrauen gegen die preußische Politik und der alten Abneigung gegen preußisches Wesen auch bei den Dcntschösterreichcrn leicht fruchtbaren Boden. Diese tiefgehende Abneigung, die zunächst auf Stammeseigenschaften beruht, ist keinem Kenner Österreichs unbekant. Als wir zum erstenmal Wien besuchten, sprach uns ein übrigens ganz friedfertiger Bürger mitten in der gemütlichsten Bierunterhallung das tiefste Bedauern darüber aus, daß es 1850 uicht zum Kriege gekommen sei. „Gegen die Preußen — da hätten unsre Deutschmeister dreingehancn!" rief er ganz begeistert, und auf die Frage, was sie ihm denn angethan hätten: „Wir mögen sie halt nicht!" Und ähnliches kann man bekanntlich anch jetzt noch, trotz Waffenbrüderschaft und neuem Reich, in Baiern und Württemberg zu hören be¬ kommen. Der Unparteiische wird nicht leugnen, daß Schneidigkeit an unpassendem Orte, rücksichtsloses, oft auch einsichtsloses Absprechen über alle Einrichtungen und Zustände innerhalb der schwarzgelben Grenzpfähle mit dem stehenden Nachsätze „bei uns!" solcher Volksstimmmuug mannichfach neue Nahrung geben. „Das ist unsre Art, daran müssen sie sich gewöhnen," meinte der Herausgeber einer einflußreichen Zeitung, als ihm vorgehalten wurde, daß die hochmütige Sprache gegen die Süd¬ deutschen wenig geeignet sei, diese in das Lager der damaligen Kleindeutschen hinüberzulocken; und wir wisse», daß Bismarck 1870/71 gege» solche Anschauungen anzukämpfen hatte. Religiöse Überzeugungen und geschichtliche Erinnerungen kommen hinzu. Den Österreichern namentlich scheint die unbefangne Beurteilung der Haupt¬ gründe der gegenseitigen Entfremdung »och immer sehr schwer zu fallen: ohne den unseligen Wahn der Habsburger, von Gott zur Ausrottung der Ketzerei berufen zu sein, wäre es vielleicht nie zu einer politischen Mainlinie gekommen, hätten wahrscheinlich die „struppigen Karhatidenhnupter" (wie Hebbel in seinem Gedicht an Kaiser Wilhelm I, sagt) nicht zu solcher Stärke und Größe heranwachsen können. Oder weshalb sollten die angegliederten Völkerschaften nicht ebenso wie Provenzalen,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_223583/647>, abgerufen am 06.01.2025.