Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Englische Zustände mich Svzicilisten gehörten, einstimmig dem Vorsitzenden, dem Herzog von Zunächst wird die Geschäftslage der letzten Jahre dargelegt. Das Jahr 1890 Grcnzbotcn IV 189V ^->,
Englische Zustände mich Svzicilisten gehörten, einstimmig dem Vorsitzenden, dem Herzog von Zunächst wird die Geschäftslage der letzten Jahre dargelegt. Das Jahr 1890 Grcnzbotcn IV 189V ^->,
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0505" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/224089"/> <fw type="header" place="top"> Englische Zustände</fw><lb/> <p xml:id="ID_1494" prev="#ID_1493"> mich Svzicilisten gehörten, einstimmig dem Vorsitzenden, dem Herzog von<lb/> Devonshire, ihre Anerkennung aus wegen der „großen Geschicklichkeit, absoluten<lb/> Unparteilichkeit und der unermüdlichen Ausdauer und Geduld," womit er die<lb/> Verhandlungen geleitet habe. Aus den UrProtokollen wurden Auszüge gemacht,<lb/> die das hauptsächlichste der Zeugenaussagen enthalten, und eine Übersetzung<lb/> dieser „Digests" bildet den Hauptinhalt des vorliegenden Buches.</p><lb/> <p xml:id="ID_1495" next="#ID_1496"> Zunächst wird die Geschäftslage der letzten Jahre dargelegt. Das Jahr 1890<lb/> war sehr gut und sür die Unternehmer gewinnbringend; die Arbeitslosigkeit<lb/> war gering, die Löhne standen über dem Durchschnitt. Die vier folgenden<lb/> Jahre waren schlecht. Ende 1892 waren über acht Prozent der Gewerkver-<lb/> einsmitglieder — die Streitenden abgerechnet — arbeitslos. Die Verminderung<lb/> der Arbeitereinkommeu, die übrigens weniger durch Lohnherabsetznngen als durch<lb/> Unterbrechungen der Beschäftigung bewirkt wurde, ward zum Glück einiger¬<lb/> maßen ausgeglichen durch Billigkeit der Waren, namentlich der Lebensmittel.<lb/> Bei der Untersuchung der Arbeitsverhältnisse sodann stimmen alle Aussagen<lb/> darin überein, daß in den organisirten Gewerken der Arbeitslohn gestiegen<lb/> und die Arbeitszeit kürzer geworden ist, namentlich gilt das von den north-<lb/> umbrischen Kohlengräbern. Mr. White und Mr. Corfield, Vertreter großer<lb/> Unternehmerverbände, sagen aus, daß die Arbeiter heute eine ganz andre<lb/> Menschenart seien als vor fünfzig Jahren; „hente nimmt der Arbeiter Interesse<lb/> an den Gemeindeangelegenheiten, er füllt seinen Platz aus aus der Werkstatt<lb/> und hat noch obendrein Zeit für Gegenstände^ der technischen Bildung."<lb/> Dergleichen Bemerkungen kommen vielfach vor, aber keinem der Zeugen ist es<lb/> eingefallen, die Änderung mit Tille (siehe Ur. 40 der Grenzboten) darauf<lb/> zurückzuführen, daß die heutigen Kohlengräber oder sonstigen Arbeiter die Söhne<lb/> oder Enkel von Handwerkern, Bauern, Seeleuten oder Kaufleuten waren,<lb/> sondern alle bekunden übereinstimmend, daß die Besserung der Lebenslage dnrch<lb/> die gewerkschaftliche Agitation sowohl die Körperbeschaffenheit als den Charakter<lb/> der Arbeiter gebessert habe. In dem „Resümee" des Berichts über die Abteilung:<lb/> Bergwerke und Steinbrüche heißt es: „Im letzten Vierteljahrhundert hat sich<lb/> der stÄnclgrä ol' IM der Arbeiter ersichtlich gehoben. Man bemerke, daß es<lb/> ^or fünfundzwanzig Jahren Bauern und tüchtige Handwerker, deren Söhne<lb/> die heutigen Kohlengräber sein konnten, in England gar nicht mehr gegeben<lb/> hat.1 Das danken die Arbeiter meist nicht den Wohlthaten der Unternehmer,<lb/> sondern ihrer eignen straffen Organisation. Die Streiks, in denen die Arbeiter<lb/> und die Unternehmer ungeheure Summen verloren, waren nicht immer<lb/> glücklich." Aber Streiks sind, wie der Vertreter des Kettenmachervereins<lb/> bemerkt, das einzige Mittel, die erkämpften Lohnsätze aufrecht zu erhalten.<lb/> Übrigens ist die Lvhnsteigerung in manchen Gewerben nicht eben übermäßig.<lb/> Ein «leer Schiffszimmermann sagt ans: „Seit der Zeuge in der Lehre<lb/> war, 1846, sind die Wochenlöhne von einundzwanzig Schilling auf sechsund-</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> Grcnzbotcn IV 189V ^->,</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0505]
Englische Zustände
mich Svzicilisten gehörten, einstimmig dem Vorsitzenden, dem Herzog von
Devonshire, ihre Anerkennung aus wegen der „großen Geschicklichkeit, absoluten
Unparteilichkeit und der unermüdlichen Ausdauer und Geduld," womit er die
Verhandlungen geleitet habe. Aus den UrProtokollen wurden Auszüge gemacht,
die das hauptsächlichste der Zeugenaussagen enthalten, und eine Übersetzung
dieser „Digests" bildet den Hauptinhalt des vorliegenden Buches.
Zunächst wird die Geschäftslage der letzten Jahre dargelegt. Das Jahr 1890
war sehr gut und sür die Unternehmer gewinnbringend; die Arbeitslosigkeit
war gering, die Löhne standen über dem Durchschnitt. Die vier folgenden
Jahre waren schlecht. Ende 1892 waren über acht Prozent der Gewerkver-
einsmitglieder — die Streitenden abgerechnet — arbeitslos. Die Verminderung
der Arbeitereinkommeu, die übrigens weniger durch Lohnherabsetznngen als durch
Unterbrechungen der Beschäftigung bewirkt wurde, ward zum Glück einiger¬
maßen ausgeglichen durch Billigkeit der Waren, namentlich der Lebensmittel.
Bei der Untersuchung der Arbeitsverhältnisse sodann stimmen alle Aussagen
darin überein, daß in den organisirten Gewerken der Arbeitslohn gestiegen
und die Arbeitszeit kürzer geworden ist, namentlich gilt das von den north-
umbrischen Kohlengräbern. Mr. White und Mr. Corfield, Vertreter großer
Unternehmerverbände, sagen aus, daß die Arbeiter heute eine ganz andre
Menschenart seien als vor fünfzig Jahren; „hente nimmt der Arbeiter Interesse
an den Gemeindeangelegenheiten, er füllt seinen Platz aus aus der Werkstatt
und hat noch obendrein Zeit für Gegenstände^ der technischen Bildung."
Dergleichen Bemerkungen kommen vielfach vor, aber keinem der Zeugen ist es
eingefallen, die Änderung mit Tille (siehe Ur. 40 der Grenzboten) darauf
zurückzuführen, daß die heutigen Kohlengräber oder sonstigen Arbeiter die Söhne
oder Enkel von Handwerkern, Bauern, Seeleuten oder Kaufleuten waren,
sondern alle bekunden übereinstimmend, daß die Besserung der Lebenslage dnrch
die gewerkschaftliche Agitation sowohl die Körperbeschaffenheit als den Charakter
der Arbeiter gebessert habe. In dem „Resümee" des Berichts über die Abteilung:
Bergwerke und Steinbrüche heißt es: „Im letzten Vierteljahrhundert hat sich
der stÄnclgrä ol' IM der Arbeiter ersichtlich gehoben. Man bemerke, daß es
^or fünfundzwanzig Jahren Bauern und tüchtige Handwerker, deren Söhne
die heutigen Kohlengräber sein konnten, in England gar nicht mehr gegeben
hat.1 Das danken die Arbeiter meist nicht den Wohlthaten der Unternehmer,
sondern ihrer eignen straffen Organisation. Die Streiks, in denen die Arbeiter
und die Unternehmer ungeheure Summen verloren, waren nicht immer
glücklich." Aber Streiks sind, wie der Vertreter des Kettenmachervereins
bemerkt, das einzige Mittel, die erkämpften Lohnsätze aufrecht zu erhalten.
Übrigens ist die Lvhnsteigerung in manchen Gewerben nicht eben übermäßig.
Ein «leer Schiffszimmermann sagt ans: „Seit der Zeuge in der Lehre
war, 1846, sind die Wochenlöhne von einundzwanzig Schilling auf sechsund-
Grcnzbotcn IV 189V ^->,
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