Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Viertes Vierteljahr.Gretna-Green Namen Etincelle für den Figaro die enroniciues monäainss mit unvergleichlicher Sie war die Tochter eines Malers und hatte um 1. Juli 1863 einen Herrn Gretna-Green Namen Etincelle für den Figaro die enroniciues monäainss mit unvergleichlicher Sie war die Tochter eines Malers und hatte um 1. Juli 1863 einen Herrn <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0103" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/223687"/> <fw type="header" place="top"> Gretna-Green</fw><lb/> <p xml:id="ID_317" prev="#ID_316"> Namen Etincelle für den Figaro die enroniciues monäainss mit unvergleichlicher<lb/> Feinheit und Anmut geschrieben und sich dadurch einen weit über die Grenzen<lb/> Frankreichs hinausgehenden Namen gemacht hatte, wollte in den achtziger Jahren<lb/> auf weitere litterarische Lorbeeren verzichten und den reichen Baron Double heiraten.<lb/> Die Ausführung des Entschlusses war aber mit Schwierigkeiten verbunden, denn<lb/> die Dame hatte eine „Vergangenheit."</p><lb/> <p xml:id="ID_318"> Sie war die Tochter eines Malers und hatte um 1. Juli 1863 einen Herrn<lb/> Peyrvnny mit einem bestrittnen Vicomtetitel geheiratet. Peyromch bekleidete<lb/> damals ein bescheidnes Amt in der Finanzverwnltnng. Seine junge Frau ver¬<lb/> schaffte ihm durch ihre Verbindungen eine einträgliche Stelle in Pondicherh; sie<lb/> selbst zog es vor, in Paris zu bleibe». Dort widmete sie sich mit großem Erfolg<lb/> der Journalistik; sie wurde Mitarbeiterin des Figaro mit einem Monatsgehalt von<lb/> 2500 Franks und schrieb außerdem, für englische und amerikanische Blatter,<lb/> sodaß sie eine Jnhreseinnnhme von 50 000 Franks hatte. Im Jahre 1880 lernte<lb/> sie den Baron Double deu Älteren kennen, einen Mann, der als Sammler von Kunst-<lb/> gegenstände» Ruf hatte. Er faud Gefallen an ihr und wünschte, eine Heirat oder<lb/> ein Verhältnis zwischen ihr und seinem Sohne herbeizuführen. Der Sohn hatte<lb/> seit vier Jahren eine Liebschaft mit einer Wäscherin unterhalten, und der Vater<lb/> fürchtete, daß nach seinem Tode der Sohn seine Geliebte heiraten werde. Dem<lb/> Geiste und der Anmut Etincclles konnte der junge Baron Double nicht wider¬<lb/> stehen. Er verliebte sich sterblich in sie, obwohl sie damals nicht mehr ganz jung<lb/> gewesen sein kann. Von seiner Schwärmerei für sie legen seine Briefe Zeugnis<lb/> ab. -lo suis .saloax as I'air Pio vous rosuirW, av I'vini Mi vous touello, du ohne<lb/> qui souMo Zaus vos ebvvvux. Er verlangte Etincelle ganz und ausschließlich für<lb/> sich. Das ließ sich aber nur erreiche», wenn ihre Ehe mit dem Vicomte de<lb/> Peyronnh getrennt wurde. 1,6 monäs, si inäulxent nux aäultörss clisergts, ost,<lb/> impito^ablo xour lo eoneubiuAM at'dictis, bemerkte der Staatsanwalt in dem Prozesse.<lb/> Die Sache machte große Schwierigkeiten, denn das französische Recht kannte damals<lb/> die Ehescheidung noch nicht. Etincelle klagte zunächst gegen ihre» Mann auf be¬<lb/> ständige Treummg vo» Tisch und Bett (söparation av corps). Der Mann sah sich<lb/> nicht veranlaßt, sich zu verteidigen, und so wurde ihrem Verlangen gemäß erkannt.<lb/> Bon dem Zusammenleben mit ihrem Manne war sie nun frei, aber die Ehe bestand<lb/> fort, sie konnte also deu Baron nicht heirate». Wie un» zu einer Scheidung<lb/> kommen? In dieser Verlegenheit wandte sie sich an eine «Milch iotornationalL.<lb/> Diese empfahl ihr, sich in einem kleinen deutschen Staate, nämlich in dem Her¬<lb/> zogtum Sachsen-Altenburg, »atnralisiren zu lassen; die Gesetze dieses Staates ge¬<lb/> statteten den ssxaisss de oorps die Scheidung, wenn sie an prokt ä'uns su^sten<lb/> 8axonnv ausgesprochen werde. Etincelle entschloß sich, wie der Staatsanwalt sagte,<lb/> zu dem «tratagsino bien cornu der Naturalisation in Sachsen-Altenburg und trat<lb/> die Wallfahrt nach diesem Staate an. Hierbei begegnete ihr das kleine Mißgeschick,<lb/> den Weg zu verfehle»; sie kam statt nach Altenburg nach Apolda, das bekanntlich<lb/> im Grvßherzogtum Sachsen-Weimar liegt. Wie das möglich war, ob ihr die Stadt<lb/> aus dem Stndentenliede, das sie wegen ihres gelben Knasters feiert, oder wegen<lb/> ihrer Mauufakturwnren bekannt war, davon schweigt die Geschichte. Etincelle<lb/> war aber auch in Apolda gut aufgehoben, so gut, daß ma» es gar nicht bemerkt<lb/> hat, daß sie sich nicht in Altenburg, sondern in Weimar aufhielt. Sie wurde<lb/> sächsische Staatsangehörige, sowie eitoyonno d'^puläa, und die Iiibunaux ä'^nolclii<lb/> erklärte» ihre Ehe für geschieden. So wurde es ihr möglich, im April 1885 den<lb/> Barv» Dottble i» London zu heirate».</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0103]
Gretna-Green
Namen Etincelle für den Figaro die enroniciues monäainss mit unvergleichlicher
Feinheit und Anmut geschrieben und sich dadurch einen weit über die Grenzen
Frankreichs hinausgehenden Namen gemacht hatte, wollte in den achtziger Jahren
auf weitere litterarische Lorbeeren verzichten und den reichen Baron Double heiraten.
Die Ausführung des Entschlusses war aber mit Schwierigkeiten verbunden, denn
die Dame hatte eine „Vergangenheit."
Sie war die Tochter eines Malers und hatte um 1. Juli 1863 einen Herrn
Peyrvnny mit einem bestrittnen Vicomtetitel geheiratet. Peyromch bekleidete
damals ein bescheidnes Amt in der Finanzverwnltnng. Seine junge Frau ver¬
schaffte ihm durch ihre Verbindungen eine einträgliche Stelle in Pondicherh; sie
selbst zog es vor, in Paris zu bleibe». Dort widmete sie sich mit großem Erfolg
der Journalistik; sie wurde Mitarbeiterin des Figaro mit einem Monatsgehalt von
2500 Franks und schrieb außerdem, für englische und amerikanische Blatter,
sodaß sie eine Jnhreseinnnhme von 50 000 Franks hatte. Im Jahre 1880 lernte
sie den Baron Double deu Älteren kennen, einen Mann, der als Sammler von Kunst-
gegenstände» Ruf hatte. Er faud Gefallen an ihr und wünschte, eine Heirat oder
ein Verhältnis zwischen ihr und seinem Sohne herbeizuführen. Der Sohn hatte
seit vier Jahren eine Liebschaft mit einer Wäscherin unterhalten, und der Vater
fürchtete, daß nach seinem Tode der Sohn seine Geliebte heiraten werde. Dem
Geiste und der Anmut Etincclles konnte der junge Baron Double nicht wider¬
stehen. Er verliebte sich sterblich in sie, obwohl sie damals nicht mehr ganz jung
gewesen sein kann. Von seiner Schwärmerei für sie legen seine Briefe Zeugnis
ab. -lo suis .saloax as I'air Pio vous rosuirW, av I'vini Mi vous touello, du ohne
qui souMo Zaus vos ebvvvux. Er verlangte Etincelle ganz und ausschließlich für
sich. Das ließ sich aber nur erreiche», wenn ihre Ehe mit dem Vicomte de
Peyronnh getrennt wurde. 1,6 monäs, si inäulxent nux aäultörss clisergts, ost,
impito^ablo xour lo eoneubiuAM at'dictis, bemerkte der Staatsanwalt in dem Prozesse.
Die Sache machte große Schwierigkeiten, denn das französische Recht kannte damals
die Ehescheidung noch nicht. Etincelle klagte zunächst gegen ihre» Mann auf be¬
ständige Treummg vo» Tisch und Bett (söparation av corps). Der Mann sah sich
nicht veranlaßt, sich zu verteidigen, und so wurde ihrem Verlangen gemäß erkannt.
Bon dem Zusammenleben mit ihrem Manne war sie nun frei, aber die Ehe bestand
fort, sie konnte also deu Baron nicht heirate». Wie un» zu einer Scheidung
kommen? In dieser Verlegenheit wandte sie sich an eine «Milch iotornationalL.
Diese empfahl ihr, sich in einem kleinen deutschen Staate, nämlich in dem Her¬
zogtum Sachsen-Altenburg, »atnralisiren zu lassen; die Gesetze dieses Staates ge¬
statteten den ssxaisss de oorps die Scheidung, wenn sie an prokt ä'uns su^sten
8axonnv ausgesprochen werde. Etincelle entschloß sich, wie der Staatsanwalt sagte,
zu dem «tratagsino bien cornu der Naturalisation in Sachsen-Altenburg und trat
die Wallfahrt nach diesem Staate an. Hierbei begegnete ihr das kleine Mißgeschick,
den Weg zu verfehle»; sie kam statt nach Altenburg nach Apolda, das bekanntlich
im Grvßherzogtum Sachsen-Weimar liegt. Wie das möglich war, ob ihr die Stadt
aus dem Stndentenliede, das sie wegen ihres gelben Knasters feiert, oder wegen
ihrer Mauufakturwnren bekannt war, davon schweigt die Geschichte. Etincelle
war aber auch in Apolda gut aufgehoben, so gut, daß ma» es gar nicht bemerkt
hat, daß sie sich nicht in Altenburg, sondern in Weimar aufhielt. Sie wurde
sächsische Staatsangehörige, sowie eitoyonno d'^puläa, und die Iiibunaux ä'^nolclii
erklärte» ihre Ehe für geschieden. So wurde es ihr möglich, im April 1885 den
Barv» Dottble i» London zu heirate».
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