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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.

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Agrarische Sünden vor hundert Jahren

des neunzehnten Jahrhunderts geworden und hat für diese Leistung noch im
Frühjahre 1814 eine Kritik erfahren, wie sie das, was er damit ins Leben ge¬
rufen hat, verdient. Am 13. April 1814 schickte der Minister Graf Alexander
zu Dohna-Schlobitten an seinen Freund und Landsmann Theodor von Schön
von Berlin aus das Bülowsche Buch mit folgendem Begleitschreiben:

Anbei folgt ferner ein erbärmliches Machwerk des Herr von Bülow auf
Cummerow, das deshalb wichtig ist, weil es auf offizielle Veranlassung erschienen
zu sein scheint, und weil es in Berlin ungeheuern Beifall findet. Es ist doch gar
zu hübsch, so ohne alles Zuthun, gleichsam im Schlafe, in einem Nu alle seine
Schulden los zu werden. Übrigens gewahrt die Mauscherei mit den Domänen-
Vorwerken und Forsten, sowie alle Operationen der Nationalbank für die Herren,
die solche zwischen die Finger bekommen, eine erwünschte Gelegenheit zum Jubeln,
Filouteriren und Trivoteriren.

Darauf antwortete Schön am 5. Mai 1814:

Das Werk des politischen Husaren ist in seiner Art merkwürdig. Goldkörner
sind mehrere da, recht herrliche Körner, und dann wieder Berge von Wust und
Unrat, daß man lachen muß. Gottes Ordnung ist der Hauptgegenstand der Wut.
Daß es dem Himmel nur um Menschen und deren Entwicklung zu thun und es
ihm dabei ganz gleich ist, ob der Scheffel Weizen 3 Thaler oder 8 Groschen gilt,
und daß es dabei dem Himmel auf Einige der lebenden Generation nicht ankommen
kann, davon weiß er nichts, und davon, daß man diese Einige nur zu retten suchen
muß, weiß er gar nichts. Geld ist sein Abgott, ohne daß er weiß, was es ist.
Die Vorsehung soll in dem Verhältnis zwischen Silber und Produkt durchaus nicht
Recht behalten, dieses Verhältnis soll von Cummerow aus bestimmt werden. Gott
sei uns gnädig! Das Wort soll zu Schanden werden, als ob das Wort nicht die
Basis des Adels wäre. Es ist hohe Gotteslästerung. Und dagegen wieder die
herrlichen Hiebe auf das Beamtengetriebe und andre Silberblicke.

Am 19. Mai 1814 schreibt dann wieder Dohna an Schön:

Die Bülowsche Schrift findet den höchst möglichen Beifall bei der unendlich
zahlreichen und über alles mächtigen Klasse von Bmckerottcurs und Glücksuchern;
erstere wollen urplötzlich alle ihre Schulden quitt und los sein; letztere hoffen bei
Ausführung des Bülowschen Gewebes, wie solches auch nicht fehlen kann, sich artig
zu bereichern.

Eines weiteren Kommentars bedarf eine solche Kritik von solcher
Seite nicht.




Agrarische Sünden vor hundert Jahren

des neunzehnten Jahrhunderts geworden und hat für diese Leistung noch im
Frühjahre 1814 eine Kritik erfahren, wie sie das, was er damit ins Leben ge¬
rufen hat, verdient. Am 13. April 1814 schickte der Minister Graf Alexander
zu Dohna-Schlobitten an seinen Freund und Landsmann Theodor von Schön
von Berlin aus das Bülowsche Buch mit folgendem Begleitschreiben:

Anbei folgt ferner ein erbärmliches Machwerk des Herr von Bülow auf
Cummerow, das deshalb wichtig ist, weil es auf offizielle Veranlassung erschienen
zu sein scheint, und weil es in Berlin ungeheuern Beifall findet. Es ist doch gar
zu hübsch, so ohne alles Zuthun, gleichsam im Schlafe, in einem Nu alle seine
Schulden los zu werden. Übrigens gewahrt die Mauscherei mit den Domänen-
Vorwerken und Forsten, sowie alle Operationen der Nationalbank für die Herren,
die solche zwischen die Finger bekommen, eine erwünschte Gelegenheit zum Jubeln,
Filouteriren und Trivoteriren.

Darauf antwortete Schön am 5. Mai 1814:

Das Werk des politischen Husaren ist in seiner Art merkwürdig. Goldkörner
sind mehrere da, recht herrliche Körner, und dann wieder Berge von Wust und
Unrat, daß man lachen muß. Gottes Ordnung ist der Hauptgegenstand der Wut.
Daß es dem Himmel nur um Menschen und deren Entwicklung zu thun und es
ihm dabei ganz gleich ist, ob der Scheffel Weizen 3 Thaler oder 8 Groschen gilt,
und daß es dabei dem Himmel auf Einige der lebenden Generation nicht ankommen
kann, davon weiß er nichts, und davon, daß man diese Einige nur zu retten suchen
muß, weiß er gar nichts. Geld ist sein Abgott, ohne daß er weiß, was es ist.
Die Vorsehung soll in dem Verhältnis zwischen Silber und Produkt durchaus nicht
Recht behalten, dieses Verhältnis soll von Cummerow aus bestimmt werden. Gott
sei uns gnädig! Das Wort soll zu Schanden werden, als ob das Wort nicht die
Basis des Adels wäre. Es ist hohe Gotteslästerung. Und dagegen wieder die
herrlichen Hiebe auf das Beamtengetriebe und andre Silberblicke.

Am 19. Mai 1814 schreibt dann wieder Dohna an Schön:

Die Bülowsche Schrift findet den höchst möglichen Beifall bei der unendlich
zahlreichen und über alles mächtigen Klasse von Bmckerottcurs und Glücksuchern;
erstere wollen urplötzlich alle ihre Schulden quitt und los sein; letztere hoffen bei
Ausführung des Bülowschen Gewebes, wie solches auch nicht fehlen kann, sich artig
zu bereichern.

Eines weiteren Kommentars bedarf eine solche Kritik von solcher
Seite nicht.




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[0064] Agrarische Sünden vor hundert Jahren des neunzehnten Jahrhunderts geworden und hat für diese Leistung noch im Frühjahre 1814 eine Kritik erfahren, wie sie das, was er damit ins Leben ge¬ rufen hat, verdient. Am 13. April 1814 schickte der Minister Graf Alexander zu Dohna-Schlobitten an seinen Freund und Landsmann Theodor von Schön von Berlin aus das Bülowsche Buch mit folgendem Begleitschreiben: Anbei folgt ferner ein erbärmliches Machwerk des Herr von Bülow auf Cummerow, das deshalb wichtig ist, weil es auf offizielle Veranlassung erschienen zu sein scheint, und weil es in Berlin ungeheuern Beifall findet. Es ist doch gar zu hübsch, so ohne alles Zuthun, gleichsam im Schlafe, in einem Nu alle seine Schulden los zu werden. Übrigens gewahrt die Mauscherei mit den Domänen- Vorwerken und Forsten, sowie alle Operationen der Nationalbank für die Herren, die solche zwischen die Finger bekommen, eine erwünschte Gelegenheit zum Jubeln, Filouteriren und Trivoteriren. Darauf antwortete Schön am 5. Mai 1814: Das Werk des politischen Husaren ist in seiner Art merkwürdig. Goldkörner sind mehrere da, recht herrliche Körner, und dann wieder Berge von Wust und Unrat, daß man lachen muß. Gottes Ordnung ist der Hauptgegenstand der Wut. Daß es dem Himmel nur um Menschen und deren Entwicklung zu thun und es ihm dabei ganz gleich ist, ob der Scheffel Weizen 3 Thaler oder 8 Groschen gilt, und daß es dabei dem Himmel auf Einige der lebenden Generation nicht ankommen kann, davon weiß er nichts, und davon, daß man diese Einige nur zu retten suchen muß, weiß er gar nichts. Geld ist sein Abgott, ohne daß er weiß, was es ist. Die Vorsehung soll in dem Verhältnis zwischen Silber und Produkt durchaus nicht Recht behalten, dieses Verhältnis soll von Cummerow aus bestimmt werden. Gott sei uns gnädig! Das Wort soll zu Schanden werden, als ob das Wort nicht die Basis des Adels wäre. Es ist hohe Gotteslästerung. Und dagegen wieder die herrlichen Hiebe auf das Beamtengetriebe und andre Silberblicke. Am 19. Mai 1814 schreibt dann wieder Dohna an Schön: Die Bülowsche Schrift findet den höchst möglichen Beifall bei der unendlich zahlreichen und über alles mächtigen Klasse von Bmckerottcurs und Glücksuchern; erstere wollen urplötzlich alle ihre Schulden quitt und los sein; letztere hoffen bei Ausführung des Bülowschen Gewebes, wie solches auch nicht fehlen kann, sich artig zu bereichern. Eines weiteren Kommentars bedarf eine solche Kritik von solcher Seite nicht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222941/64>, abgerufen am 26.11.2024.