Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Drittes Vierteljahr.Litteratur Handbuch der Kunstgeschichte zu schreiben und auf diese Weise einen Ersatz zu bieten. Damit hatten wir endlich das, was uns so lange gefehlt hatte; jetzt war dem Litteratur Handbuch der Kunstgeschichte zu schreiben und auf diese Weise einen Ersatz zu bieten. Damit hatten wir endlich das, was uns so lange gefehlt hatte; jetzt war dem <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0055" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/222997"/> <fw type="header" place="top"> Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_141" prev="#ID_140"> Handbuch der Kunstgeschichte zu schreiben und auf diese Weise einen Ersatz zu bieten.<lb/> Es waren kleine Anfänge, mit denen er begann. E. A. Seemann, der lange Zeit<lb/> fast allein nnter den Buchhändlern Deutschlands eine wissenschaftliche Pflege der<lb/> Kunstgeschichte gefördert hatte, war auf Springers Anregung dem Plane näher ge¬<lb/> treten, die zahlreichen Holzschnitte, die er zur Illustrirung der verschiedensten Ver-<lb/> öffentlichungen hatte anfertigen lassen, planmäßig zusammenzustellen und als „Kunst¬<lb/> historische Bilderbogen" auf den Markt zu bringen. Sie sollten durch ihren wohl¬<lb/> feilen Preis die Kenntnis der wichtigsten Kunstwerke in die weitesten Kreise tragen<lb/> und zugleich beim Unterrichte, wenn die Beschränktheit der Mittel die Anschaffung<lb/> wertvollern Anschauungsmaterials verbot, das Wort des Lehrers beleben. Man<lb/> konnte damals noch nicht ahnen, welche Umwälzungen im Illustrationswesen die<lb/> Photographie in kürzester Frist hervorrufen würde, und so war das Erscheinen der<lb/> Bilderbogen ein Ereignis, das allerorten mit der lebhaftesten Freude, ja mit Be¬<lb/> geisterung begrüßt wurde und ohne Zweifel auch große» Nutzen geschafft hat. Zu<lb/> diesen „Bilderbogen" nun schrieb Springer als Erläuterung ein „Textbuch" (Leipzig,<lb/> 1879), und zwar ohne Nennung seines Namens, um die Wirkung und die Taug¬<lb/> lichkeit der Schrift desto besser prttfeu und beurteilen zu können. Der Erfolg war<lb/> derart, daß er bei der bald nötig werdenden zweiten Auflage mit seinem Namen<lb/> hervortrat, womit er freilich nur die überraschte, die der Kunstwissenschaft fern<lb/> standen; denn jedem Kundigen war es von vornherein offenbar gewesen, daß ein<lb/> mit so meisterhafter Beherrschung des Stoffes geschriebner Leitfaden niemand anders<lb/> als Springer zum Verfasser haben konnte. Doch beruhigte er sich nicht bei der<lb/> äußern Anerkennung, die ihm zu teil wurde; es drängte ihn, sein Werk zu ver¬<lb/> tiefen und an Stelle eines immerhin auf mehr oder weniger zufällig zusammen¬<lb/> gebrachten Material sich aufbauenden Textbuches ein allen Anforderungen der Wissen¬<lb/> schaft genügendes Handbuch der Kunstgeschichte zu verfassen. Das veröffentlichte<lb/> er 1889 als dritte Auflage des Textbuchs ungefähr in doppeltem Umfange nnter<lb/> dem Titel „Grundzüge der Kunstgeschichte," indem er dabei für die ihm ferner<lb/> liegende Antike die Sachkunde seines Freundes Adolf Michaelis in Straßburg zu<lb/> Rate zog.</p><lb/> <p xml:id="ID_142" next="#ID_143"> Damit hatten wir endlich das, was uns so lange gefehlt hatte; jetzt war dem<lb/> Belehrung suchende» Publikum ein Buch geboten, worin es wirklich dem Wesen<lb/> der Kunst und der wahren Erkenntnis ihrer Geschichte näher geführt wurde. Aber<lb/> auch der Fachmann konnte genug daraus lernen; viele, die sich der Kunstgeschichte<lb/> »aber zuwandten, haben es oft und gern zur Hand genommen und sich an dem<lb/> großen Zuge, der das Ganze beherrscht, erbaut, selbst wenn sie hie und da auf<lb/> Grund genauerer Einzelstudien andrer Meinung waren. Aber die geplante völlige<lb/> ^vstrennnng des Werkes von den „Kunsthistorischen Bilderbogen" sollte Springer<lb/> uicht mehr erleben; diese hat die Hand seines Sohnes, wiederum unter der Bei¬<lb/> hilfe des Straßburger Freundes, vollzogen, und so liegt nun die vierte Auflage in<lb/> ^'llig neuer und doch das gute Alte treulich währender Form vor. Ans dem<lb/> kleinen Textbuche in Oktav sind vier Quartbände geworden, in die die Ab-<lb/> ^dungen an den geeigneten Stellen eingefügt sind, doch so, daß man einen Teil<lb/> "er unbrauchbar gewordnen Klischees ans der Sammlung der „Bilderbogen" beseitigt<lb/> ""d.mie beträchtliche Zahl »euer, meist auf photographischem Wege hergestellter<lb/> Abbildungen hinzugefügt hat. Der Wert der „Bilderbogen," der ursprünglichen<lb/> ^nelle, ist hierdurch uicht vermindert, sie werden ihre Bedeutung und Brauchbar¬<lb/> en ni den oben angegebnen Fällen, innerhalb gewisser Grenzen, behaupten und<lb/> 1° ten eigentlich dnrch Ergänzuugsliefcruugeu zeitgemäß fortgeführt werden. Das</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0055]
Litteratur
Handbuch der Kunstgeschichte zu schreiben und auf diese Weise einen Ersatz zu bieten.
Es waren kleine Anfänge, mit denen er begann. E. A. Seemann, der lange Zeit
fast allein nnter den Buchhändlern Deutschlands eine wissenschaftliche Pflege der
Kunstgeschichte gefördert hatte, war auf Springers Anregung dem Plane näher ge¬
treten, die zahlreichen Holzschnitte, die er zur Illustrirung der verschiedensten Ver-
öffentlichungen hatte anfertigen lassen, planmäßig zusammenzustellen und als „Kunst¬
historische Bilderbogen" auf den Markt zu bringen. Sie sollten durch ihren wohl¬
feilen Preis die Kenntnis der wichtigsten Kunstwerke in die weitesten Kreise tragen
und zugleich beim Unterrichte, wenn die Beschränktheit der Mittel die Anschaffung
wertvollern Anschauungsmaterials verbot, das Wort des Lehrers beleben. Man
konnte damals noch nicht ahnen, welche Umwälzungen im Illustrationswesen die
Photographie in kürzester Frist hervorrufen würde, und so war das Erscheinen der
Bilderbogen ein Ereignis, das allerorten mit der lebhaftesten Freude, ja mit Be¬
geisterung begrüßt wurde und ohne Zweifel auch große» Nutzen geschafft hat. Zu
diesen „Bilderbogen" nun schrieb Springer als Erläuterung ein „Textbuch" (Leipzig,
1879), und zwar ohne Nennung seines Namens, um die Wirkung und die Taug¬
lichkeit der Schrift desto besser prttfeu und beurteilen zu können. Der Erfolg war
derart, daß er bei der bald nötig werdenden zweiten Auflage mit seinem Namen
hervortrat, womit er freilich nur die überraschte, die der Kunstwissenschaft fern
standen; denn jedem Kundigen war es von vornherein offenbar gewesen, daß ein
mit so meisterhafter Beherrschung des Stoffes geschriebner Leitfaden niemand anders
als Springer zum Verfasser haben konnte. Doch beruhigte er sich nicht bei der
äußern Anerkennung, die ihm zu teil wurde; es drängte ihn, sein Werk zu ver¬
tiefen und an Stelle eines immerhin auf mehr oder weniger zufällig zusammen¬
gebrachten Material sich aufbauenden Textbuches ein allen Anforderungen der Wissen¬
schaft genügendes Handbuch der Kunstgeschichte zu verfassen. Das veröffentlichte
er 1889 als dritte Auflage des Textbuchs ungefähr in doppeltem Umfange nnter
dem Titel „Grundzüge der Kunstgeschichte," indem er dabei für die ihm ferner
liegende Antike die Sachkunde seines Freundes Adolf Michaelis in Straßburg zu
Rate zog.
Damit hatten wir endlich das, was uns so lange gefehlt hatte; jetzt war dem
Belehrung suchende» Publikum ein Buch geboten, worin es wirklich dem Wesen
der Kunst und der wahren Erkenntnis ihrer Geschichte näher geführt wurde. Aber
auch der Fachmann konnte genug daraus lernen; viele, die sich der Kunstgeschichte
»aber zuwandten, haben es oft und gern zur Hand genommen und sich an dem
großen Zuge, der das Ganze beherrscht, erbaut, selbst wenn sie hie und da auf
Grund genauerer Einzelstudien andrer Meinung waren. Aber die geplante völlige
^vstrennnng des Werkes von den „Kunsthistorischen Bilderbogen" sollte Springer
uicht mehr erleben; diese hat die Hand seines Sohnes, wiederum unter der Bei¬
hilfe des Straßburger Freundes, vollzogen, und so liegt nun die vierte Auflage in
^'llig neuer und doch das gute Alte treulich währender Form vor. Ans dem
kleinen Textbuche in Oktav sind vier Quartbände geworden, in die die Ab-
^dungen an den geeigneten Stellen eingefügt sind, doch so, daß man einen Teil
"er unbrauchbar gewordnen Klischees ans der Sammlung der „Bilderbogen" beseitigt
""d.mie beträchtliche Zahl »euer, meist auf photographischem Wege hergestellter
Abbildungen hinzugefügt hat. Der Wert der „Bilderbogen," der ursprünglichen
^nelle, ist hierdurch uicht vermindert, sie werden ihre Bedeutung und Brauchbar¬
en ni den oben angegebnen Fällen, innerhalb gewisser Grenzen, behaupten und
1° ten eigentlich dnrch Ergänzuugsliefcruugeu zeitgemäß fortgeführt werden. Das
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