Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.Zur Litteraturgeschichte gewisse Reihe von Jahren hinaus aushalten wird. Die Arbeit, so wichtig sie Nun ist es gar keine Frage, daß die hierin zu Tage tretende Tendenz Zur Litteraturgeschichte gewisse Reihe von Jahren hinaus aushalten wird. Die Arbeit, so wichtig sie Nun ist es gar keine Frage, daß die hierin zu Tage tretende Tendenz <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0616" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/222920"/> <fw type="header" place="top"> Zur Litteraturgeschichte</fw><lb/> <p xml:id="ID_1780" prev="#ID_1779"> gewisse Reihe von Jahren hinaus aushalten wird. Die Arbeit, so wichtig sie<lb/> ist, kann nur in den seltensten Fällen den Wünschen des Einzelnen dauernd<lb/> genügen, ihre Kontinuität wird hauptsächlich von der planvollen und über¬<lb/> schauenden Redaktion abhängen, der ja außerdem die Verteilung des Stoffs<lb/> obliegt, und die von Haus aus Hunderte von Zweifeln und kleine» Wider¬<lb/> sprüchen zu lösen und zu glätten hat, die sich aus der Teilung notwendiger¬<lb/> weise ergeben müssen. Im allgemeinen hat man den Eindruck, daß es den<lb/> Wert der „Jahresberichte" steigern und die Durchführung des Hauptgedankens<lb/> erleichtern würde, wenn größere Gebiete in einer Hand vereinigt wären. Das<lb/> Inhaltsverzeichnis des vierten Jahrgangs weist zunächst in dein allgemeinen Teil<lb/> dreizehn Kapitel über Litternturgeschichte 1892, 1893 (von Otto Harnack in<lb/> Rom), Geschichte der deutscheu Philologie (von Wolfgang Golther in Rostock),<lb/> Schrift- und Buchwesen (von Oskar von Hase in Leipzig), Kulturgeschichte<lb/> (von Georg Liebe in Magdeburg), Volkskunde (von Fr. Vogt in Breslau),<lb/> Geschichte des Unterrichts- und Erziehungswesens (von K. Kehrbach in Berlin),<lb/> die Litteratur in der Schule (von Paul Goldscheider in Elberfeld), Geschichte<lb/> der neuhochdeutschen Schriftsprache (von H. Wunderlich in Heidelberg), Ge¬<lb/> schichte der Metrik (von Jakob Minor in Wien), Stoffgeschichte (von Joh.<lb/> Bolle in Berlin), Kunstgeschichte (von Corn. Gurlitt in Dresden), Poetik und<lb/> ihre Geschichte (von Rich. Maria Werner in Lemberg), Musikgeschichte (von<lb/> Heinr. Neimann in Berlin) auf, und man ersieht schon hieraus, wie der un¬<lb/> geheure Stoff nach allen Seiten über alle Grenzen hinauszuschwellen droht.<lb/> Die Darstellung und Aufzählung der litterarhistorischen Spezialthätigkeit ge¬<lb/> schieht dann zunächst in sieben Berichten mit der gemeinsamen Überschrift:<lb/> Von der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts bis zum Anfang des siebzehnten<lb/> Jahrhunderts und den Unterabteilungen Allgemeines (von M. Osborn in<lb/> Berlin), Lyrik (von G. Ellinger in Berlin), Epos (von Adolf Hauffer in Prag),<lb/> Drama (von Wilhelm Creizenach in Krakau), Didaktik (von E. Jeep in Berlin),<lb/> Luther und die Reformation (von G. Kaweran in Breslau) und Humanisten<lb/> und Neulateiner (von G. Ellinger in Berlin).</p><lb/> <p xml:id="ID_1781" next="#ID_1782"> Nun ist es gar keine Frage, daß die hierin zu Tage tretende Tendenz<lb/> zur Zersplitterung und ausschließlichen Behandlung vereinzelter Entwicklungen<lb/> und Erscheinungen in dem litterargeschichtlichen Betrieb vorherrscht; ob es aber<lb/> nicht ein Gewinn wäre, wenn dieser Neigung in den Berichten entgegen¬<lb/> gearbeitet statt nachgegeben würde, dürfte doch wohl zu erwägen sein. Wer<lb/> die deutsche Litteratur des Reformationsjahrhunderts wirklich kennt und be¬<lb/> herrscht, kaun sich nicht auf „Epik" oder „Dramatik" beschränken, und da sich<lb/> Dichtergestalten wie Hans Sachs, Jörg Wickram, Rollenhagen oder Bartho-<lb/> lomäus Ringwall unmöglich nach ihren epischen oder dramatischen Leistungen<lb/> teilen lassen, so hat auch die Teilung der Gebiete ihr Bedenkliches und wird<lb/> zu Gewaltsamkeiten oder Wiederholungen zwingen. Immerhin läßt sich aus</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0616]
Zur Litteraturgeschichte
gewisse Reihe von Jahren hinaus aushalten wird. Die Arbeit, so wichtig sie
ist, kann nur in den seltensten Fällen den Wünschen des Einzelnen dauernd
genügen, ihre Kontinuität wird hauptsächlich von der planvollen und über¬
schauenden Redaktion abhängen, der ja außerdem die Verteilung des Stoffs
obliegt, und die von Haus aus Hunderte von Zweifeln und kleine» Wider¬
sprüchen zu lösen und zu glätten hat, die sich aus der Teilung notwendiger¬
weise ergeben müssen. Im allgemeinen hat man den Eindruck, daß es den
Wert der „Jahresberichte" steigern und die Durchführung des Hauptgedankens
erleichtern würde, wenn größere Gebiete in einer Hand vereinigt wären. Das
Inhaltsverzeichnis des vierten Jahrgangs weist zunächst in dein allgemeinen Teil
dreizehn Kapitel über Litternturgeschichte 1892, 1893 (von Otto Harnack in
Rom), Geschichte der deutscheu Philologie (von Wolfgang Golther in Rostock),
Schrift- und Buchwesen (von Oskar von Hase in Leipzig), Kulturgeschichte
(von Georg Liebe in Magdeburg), Volkskunde (von Fr. Vogt in Breslau),
Geschichte des Unterrichts- und Erziehungswesens (von K. Kehrbach in Berlin),
die Litteratur in der Schule (von Paul Goldscheider in Elberfeld), Geschichte
der neuhochdeutschen Schriftsprache (von H. Wunderlich in Heidelberg), Ge¬
schichte der Metrik (von Jakob Minor in Wien), Stoffgeschichte (von Joh.
Bolle in Berlin), Kunstgeschichte (von Corn. Gurlitt in Dresden), Poetik und
ihre Geschichte (von Rich. Maria Werner in Lemberg), Musikgeschichte (von
Heinr. Neimann in Berlin) auf, und man ersieht schon hieraus, wie der un¬
geheure Stoff nach allen Seiten über alle Grenzen hinauszuschwellen droht.
Die Darstellung und Aufzählung der litterarhistorischen Spezialthätigkeit ge¬
schieht dann zunächst in sieben Berichten mit der gemeinsamen Überschrift:
Von der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts bis zum Anfang des siebzehnten
Jahrhunderts und den Unterabteilungen Allgemeines (von M. Osborn in
Berlin), Lyrik (von G. Ellinger in Berlin), Epos (von Adolf Hauffer in Prag),
Drama (von Wilhelm Creizenach in Krakau), Didaktik (von E. Jeep in Berlin),
Luther und die Reformation (von G. Kaweran in Breslau) und Humanisten
und Neulateiner (von G. Ellinger in Berlin).
Nun ist es gar keine Frage, daß die hierin zu Tage tretende Tendenz
zur Zersplitterung und ausschließlichen Behandlung vereinzelter Entwicklungen
und Erscheinungen in dem litterargeschichtlichen Betrieb vorherrscht; ob es aber
nicht ein Gewinn wäre, wenn dieser Neigung in den Berichten entgegen¬
gearbeitet statt nachgegeben würde, dürfte doch wohl zu erwägen sein. Wer
die deutsche Litteratur des Reformationsjahrhunderts wirklich kennt und be¬
herrscht, kaun sich nicht auf „Epik" oder „Dramatik" beschränken, und da sich
Dichtergestalten wie Hans Sachs, Jörg Wickram, Rollenhagen oder Bartho-
lomäus Ringwall unmöglich nach ihren epischen oder dramatischen Leistungen
teilen lassen, so hat auch die Teilung der Gebiete ihr Bedenkliches und wird
zu Gewaltsamkeiten oder Wiederholungen zwingen. Immerhin läßt sich aus
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