Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.Ausdehnung des Hochschulunterrichts schriftliche Lösungen von Aufgaben eingebürgert. Weit darüber hinaus, bis Auf einer andern Seite hat sich die Ausdehuungsbewegung an das hoch Auch in England, wo die Volksbibliotheken in einem mächtigen Aufschwung Ausdehnung des Hochschulunterrichts schriftliche Lösungen von Aufgaben eingebürgert. Weit darüber hinaus, bis Auf einer andern Seite hat sich die Ausdehuungsbewegung an das hoch Auch in England, wo die Volksbibliotheken in einem mächtigen Aufschwung <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0422" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/222726"/> <fw type="header" place="top"> Ausdehnung des Hochschulunterrichts</fw><lb/> <p xml:id="ID_1223" prev="#ID_1222"> schriftliche Lösungen von Aufgaben eingebürgert. Weit darüber hinaus, bis<lb/> ins nebelhafte, geht aber die Einrichtung des brieflichen Verkehrs zwischen<lb/> Lehrern und Schülern, wobei den Schülern eine Anleitung zu einem Stndien-<lb/> gnng von einigen Wochen oder Monaten mit Litteraturangabe und andern<lb/> Winken für das Studium gegeben wird und sie (gegen eine bestimmte Vergütung)<lb/> das Recht erhalten, über ihre Arbeiten mit dem Lehrer zu korrespondiren. Die<lb/> Universität Chicago bietet vollständige Kurse in g-theilten in allen Wissenschaften<lb/> an. Für ein festgesetztes Honorar kann der Schüler mit dem Lehrer korresvon¬<lb/> diren, sich seine schriftlichen Arbeiten beurteilen und verbessern lassen und sogar<lb/> Prüfungen ablegen. Viele von diesen Abwesenden finden sich dann wohl zu einem<lb/> der Ferienkurse ein, die sich in England und Amerika immer mehr einbürgern.<lb/> Sie waren schon früher üblich gewesen, haben aber erst durch Ausdehnung<lb/> des Hvchschulunterrichts eine große Ausdehnung gewonnen. Die eigentüm¬<lb/> lichen Verhältnisse in den Landschulen der Vereinigten Staaten, wo die Sommer¬<lb/> monate hindurch nicht gearbeitet wird, haben besonders viele Lehrer und<lb/> Lehrerinnen den Sommerkursen zugeführt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1224"> Auf einer andern Seite hat sich die Ausdehuungsbewegung an das hoch<lb/> entwickelte Bibliothekswesen der Vereinigten Staaten angeschlossen: die Bibliothek,<lb/> sagt man, hat nicht bloß Bücher auszuleihen, sie soll auch die Lernbegieriger<lb/> anleiten, was und wie sie zu lesen haben. Zu ihren ersten und eifrigsten<lb/> Förderern gehören die Leiter von Volksbibliotheken. Auch der erste Schritt,<lb/> der Bewegung einen amtlichen Charakter zu geben, wurde in dieser Richtung<lb/> gethan: die Anweisung des Staates Newyork auf 10000 Dollars für Popu-<lb/> larisirungsarbeiten ging aus einem Antrag hervor, von Staats wegen Bücher-<lb/> uud sonstige Lehrmittelsammlungen den volkstümlichen Kursen zur Verfügung<lb/> zu stellen. Der Unterrichtsrat des Staates Newhork hat über hundert Wander¬<lb/> bibliotheken ins Leben gerufen, Sammlungen von fünfzig bis hundert der<lb/> besten Bücher, die sür eine ganz unbedeutende Gebühr auf sechs Monate an<lb/> Lehrstellen und jede andre vertrauenswürdige Organisation innerhalb des<lb/> Staates verliehen werden. Unter denselben Bedingungen werden auch Lehr¬<lb/> mittel verliehen. Das Zentralorgan für diesen merkwürdigen Kreislauf von<lb/> Bildungsmitteln bildet die Newhorker Staatsbibliothek. In Chicago ist die<lb/> von Mr. Newberry mit drei Millionen Dollars dotirte Stadtbibliothek an die<lb/> Spitze der Bewegung getreten, unterstützt von der neubegrüudeteu Universität.</p><lb/> <p xml:id="ID_1225" next="#ID_1226"> Auch in England, wo die Volksbibliotheken in einem mächtigen Aufschwung<lb/> begriffen sind, bereitet sich ein ähnlicher Anschluß an die volkstümlichen Hoch-<lb/> schulknrse vor. Es ist, beiläufig gesagt, für uns eine bedauerliche Thatsache, daß<lb/> in den beiden anglokeltischen Ländern die Volksbibliotheken ungefähr zehnmal<lb/> soviel Bücher haben als in den deutschsprechenden Ländern, und daß ihre<lb/> Benutzung in einer Weise erleichtert ist, die mancher deutsche Bibliothekar nicht<lb/> für möglich halten würde. Die erwähnten Newhorker Wanderbibliotheken sind</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0422]
Ausdehnung des Hochschulunterrichts
schriftliche Lösungen von Aufgaben eingebürgert. Weit darüber hinaus, bis
ins nebelhafte, geht aber die Einrichtung des brieflichen Verkehrs zwischen
Lehrern und Schülern, wobei den Schülern eine Anleitung zu einem Stndien-
gnng von einigen Wochen oder Monaten mit Litteraturangabe und andern
Winken für das Studium gegeben wird und sie (gegen eine bestimmte Vergütung)
das Recht erhalten, über ihre Arbeiten mit dem Lehrer zu korrespondiren. Die
Universität Chicago bietet vollständige Kurse in g-theilten in allen Wissenschaften
an. Für ein festgesetztes Honorar kann der Schüler mit dem Lehrer korresvon¬
diren, sich seine schriftlichen Arbeiten beurteilen und verbessern lassen und sogar
Prüfungen ablegen. Viele von diesen Abwesenden finden sich dann wohl zu einem
der Ferienkurse ein, die sich in England und Amerika immer mehr einbürgern.
Sie waren schon früher üblich gewesen, haben aber erst durch Ausdehnung
des Hvchschulunterrichts eine große Ausdehnung gewonnen. Die eigentüm¬
lichen Verhältnisse in den Landschulen der Vereinigten Staaten, wo die Sommer¬
monate hindurch nicht gearbeitet wird, haben besonders viele Lehrer und
Lehrerinnen den Sommerkursen zugeführt.
Auf einer andern Seite hat sich die Ausdehuungsbewegung an das hoch
entwickelte Bibliothekswesen der Vereinigten Staaten angeschlossen: die Bibliothek,
sagt man, hat nicht bloß Bücher auszuleihen, sie soll auch die Lernbegieriger
anleiten, was und wie sie zu lesen haben. Zu ihren ersten und eifrigsten
Förderern gehören die Leiter von Volksbibliotheken. Auch der erste Schritt,
der Bewegung einen amtlichen Charakter zu geben, wurde in dieser Richtung
gethan: die Anweisung des Staates Newyork auf 10000 Dollars für Popu-
larisirungsarbeiten ging aus einem Antrag hervor, von Staats wegen Bücher-
uud sonstige Lehrmittelsammlungen den volkstümlichen Kursen zur Verfügung
zu stellen. Der Unterrichtsrat des Staates Newhork hat über hundert Wander¬
bibliotheken ins Leben gerufen, Sammlungen von fünfzig bis hundert der
besten Bücher, die sür eine ganz unbedeutende Gebühr auf sechs Monate an
Lehrstellen und jede andre vertrauenswürdige Organisation innerhalb des
Staates verliehen werden. Unter denselben Bedingungen werden auch Lehr¬
mittel verliehen. Das Zentralorgan für diesen merkwürdigen Kreislauf von
Bildungsmitteln bildet die Newhorker Staatsbibliothek. In Chicago ist die
von Mr. Newberry mit drei Millionen Dollars dotirte Stadtbibliothek an die
Spitze der Bewegung getreten, unterstützt von der neubegrüudeteu Universität.
Auch in England, wo die Volksbibliotheken in einem mächtigen Aufschwung
begriffen sind, bereitet sich ein ähnlicher Anschluß an die volkstümlichen Hoch-
schulknrse vor. Es ist, beiläufig gesagt, für uns eine bedauerliche Thatsache, daß
in den beiden anglokeltischen Ländern die Volksbibliotheken ungefähr zehnmal
soviel Bücher haben als in den deutschsprechenden Ländern, und daß ihre
Benutzung in einer Weise erleichtert ist, die mancher deutsche Bibliothekar nicht
für möglich halten würde. Die erwähnten Newhorker Wanderbibliotheken sind
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |