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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Gin Kapitel von der Narrheit

es auch manchmal Unruhe und Ärger genug kostet. Ist er dann am Ziele und
wird von den andern bewundert und beneidet, dann kann das sogar die Wirkung
haben, daß er in seiner eignen Achtung steigt, was ein unsägliches Wohlbehagen
hervorbringt. Mancher freilich, der nach Früchten gesucht hat, überzeugt sich zu
seinem Mißvergnügen, daß er mir Schalen in der Hand hält; aber viele andre
siud mit solchen Schalen ganz zufrieden, sie freuen sich innig über das angenehme
Äußere, womit sie die Natur nach der allgemeinen oder mich nur nach ihrer eignen
Meinung ausgestattet hat, über den Rang, den Titel, den Orden, der ihnen zuteil
geworden ist, über den vornehmen Umgang, den sie gefunden haben, und sie
schreiben dergleichen eine sehr große Steigerung des Werth ihrer Persönlichkeit zu.
Diese glückliche Gemütsverfassung ist das, was man Eitelkeit im engern Sinne
nennt, und sie braucht nur in Worten oder Handlungen zum Ausdruck zu kommen,
um die allbekannte Erscheinung des eiteln Narren zu enthüllen.

Ein Tropfen von seinem Blute rinnt wohl auch in den Adern der sogenannten
Bergfexen, die ihre Lebensaufgabe dnriu finden, die höchsten Spitzen in der
kürzesten Zeit zu erklimmen. Zwar kann das Verlange", die körperliche Kraft und
Gewandtheit, sowie den Mut und die Ausdauer, die dazu nötig sind, zu bethätige"
und zu üben, an und für sich gewiß nicht als närrisch bezeichnet werden; da es
aber hier für einen Zweck geschieht, der weder wissenschaftlicher, noch sittlicher,
überhaupt nicht vernünftiger Art ist, so läßt sich den Bergfexen der Vorwurf der
Narrheit nicht ersparen. Wer sie beobachtet hat, muß allerdings zugeben, daß sie
dem Publikum gegenüber von ihren Großthaten wenig Aufhebens machen, sich
also insoweit von Eitelkeit frei zeigen; aber in dem verhältnismäßig kleinen Kreise
der Genossen von der Kraxlerznnft suchen sie die Befriedigung ihres Ehrgeizes;
da werden sie eigentlich auch allem verstanden und nach Gebühr gewürdigt, und
da sonnen sie sich in dem Ruhme, die kühnsten Bergsteiger zu sein, und nähren
von diesem Ruhm ihr Selbstgefühl. Es mag ja auch vorkommen, daß einer oder
der andre felbst auf diesen Ruhm keinen Wert legt; dann kann ihn nur das Motiv
treiben, seinen Willen gegenüber unüberwindlich scheinenden elementaren Schwierig¬
keiten durchzusetzen und mit der Gefahr zu spielen. Denn um heilsame Gymnastik
in ausreichendem Maße zu treiben, braucht er doch uicht lebensgefährliche Berg¬
besteigungen zu unternehmen. Und wie soll man dann sein Thun und Treibe"
anders als närrisch nennen, wenn mau nicht gar annehmen soll, daß es sich um
eine Gemütsstörnng handle? In der That wird man zu eiuer solchen Annahme
bisweile" fast gewaltsam gedrängt. In einem Berichte, den ein Mitglied des
deutsch-österreichischen Alpeuvereius im 24. Bande der Vereinszeitschrift über eine
von ihm im August 1892 zuerst und ohne Führer unternommene Besteigung der
bis dahin für unbezwinglich gehaltenen Nordwestwcmd des Groß-Venedigers er¬
stattet hat, heißt es wörtlich: "Ich war mir klar bewußt, daß ich die Gefahr zur
vierten Potenz erhob, wenn ich nicht angeheilt und allein des Nachts ein verwickeltes
Kluftnetz nach mächtigem Nenschneefall durchschritt." Dann weiter: "Den Pickel
ließ ich unausgesetzt tastend vorgreifen und rechts und links bohren; das Knie
hatte ich gebeugt, den Oberkörper fast horizontal gelegt, alle Nerven fieberhaft
angespannt. Und wenn ich dann mit dem Bein dennoch plötzlich versank, ohne
sogleich zu wissen, ob es das aufklaffende Grab sei, da Päckte mich das Grausen,
als würde mir ein Spiraldraht durch mein Rückenmark gerissen -- aber blitzschnell
hatte ich mich mit breiten Armen aufs Antlitz geworfen, und leise tastend schob
ich meinen Leib aus dem unheimlichen Rachen. Endlich kam es sanfter. Mögen
sie mich übrigens nach Lust verketzern, die langweiligen Theoretiker und Moralisten


Grenzboten 1 1896 72
Gin Kapitel von der Narrheit

es auch manchmal Unruhe und Ärger genug kostet. Ist er dann am Ziele und
wird von den andern bewundert und beneidet, dann kann das sogar die Wirkung
haben, daß er in seiner eignen Achtung steigt, was ein unsägliches Wohlbehagen
hervorbringt. Mancher freilich, der nach Früchten gesucht hat, überzeugt sich zu
seinem Mißvergnügen, daß er mir Schalen in der Hand hält; aber viele andre
siud mit solchen Schalen ganz zufrieden, sie freuen sich innig über das angenehme
Äußere, womit sie die Natur nach der allgemeinen oder mich nur nach ihrer eignen
Meinung ausgestattet hat, über den Rang, den Titel, den Orden, der ihnen zuteil
geworden ist, über den vornehmen Umgang, den sie gefunden haben, und sie
schreiben dergleichen eine sehr große Steigerung des Werth ihrer Persönlichkeit zu.
Diese glückliche Gemütsverfassung ist das, was man Eitelkeit im engern Sinne
nennt, und sie braucht nur in Worten oder Handlungen zum Ausdruck zu kommen,
um die allbekannte Erscheinung des eiteln Narren zu enthüllen.

Ein Tropfen von seinem Blute rinnt wohl auch in den Adern der sogenannten
Bergfexen, die ihre Lebensaufgabe dnriu finden, die höchsten Spitzen in der
kürzesten Zeit zu erklimmen. Zwar kann das Verlange», die körperliche Kraft und
Gewandtheit, sowie den Mut und die Ausdauer, die dazu nötig sind, zu bethätige»
und zu üben, an und für sich gewiß nicht als närrisch bezeichnet werden; da es
aber hier für einen Zweck geschieht, der weder wissenschaftlicher, noch sittlicher,
überhaupt nicht vernünftiger Art ist, so läßt sich den Bergfexen der Vorwurf der
Narrheit nicht ersparen. Wer sie beobachtet hat, muß allerdings zugeben, daß sie
dem Publikum gegenüber von ihren Großthaten wenig Aufhebens machen, sich
also insoweit von Eitelkeit frei zeigen; aber in dem verhältnismäßig kleinen Kreise
der Genossen von der Kraxlerznnft suchen sie die Befriedigung ihres Ehrgeizes;
da werden sie eigentlich auch allem verstanden und nach Gebühr gewürdigt, und
da sonnen sie sich in dem Ruhme, die kühnsten Bergsteiger zu sein, und nähren
von diesem Ruhm ihr Selbstgefühl. Es mag ja auch vorkommen, daß einer oder
der andre felbst auf diesen Ruhm keinen Wert legt; dann kann ihn nur das Motiv
treiben, seinen Willen gegenüber unüberwindlich scheinenden elementaren Schwierig¬
keiten durchzusetzen und mit der Gefahr zu spielen. Denn um heilsame Gymnastik
in ausreichendem Maße zu treiben, braucht er doch uicht lebensgefährliche Berg¬
besteigungen zu unternehmen. Und wie soll man dann sein Thun und Treibe»
anders als närrisch nennen, wenn mau nicht gar annehmen soll, daß es sich um
eine Gemütsstörnng handle? In der That wird man zu eiuer solchen Annahme
bisweile» fast gewaltsam gedrängt. In einem Berichte, den ein Mitglied des
deutsch-österreichischen Alpeuvereius im 24. Bande der Vereinszeitschrift über eine
von ihm im August 1892 zuerst und ohne Führer unternommene Besteigung der
bis dahin für unbezwinglich gehaltenen Nordwestwcmd des Groß-Venedigers er¬
stattet hat, heißt es wörtlich: „Ich war mir klar bewußt, daß ich die Gefahr zur
vierten Potenz erhob, wenn ich nicht angeheilt und allein des Nachts ein verwickeltes
Kluftnetz nach mächtigem Nenschneefall durchschritt." Dann weiter: „Den Pickel
ließ ich unausgesetzt tastend vorgreifen und rechts und links bohren; das Knie
hatte ich gebeugt, den Oberkörper fast horizontal gelegt, alle Nerven fieberhaft
angespannt. Und wenn ich dann mit dem Bein dennoch plötzlich versank, ohne
sogleich zu wissen, ob es das aufklaffende Grab sei, da Päckte mich das Grausen,
als würde mir ein Spiraldraht durch mein Rückenmark gerissen — aber blitzschnell
hatte ich mich mit breiten Armen aufs Antlitz geworfen, und leise tastend schob
ich meinen Leib aus dem unheimlichen Rachen. Endlich kam es sanfter. Mögen
sie mich übrigens nach Lust verketzern, die langweiligen Theoretiker und Moralisten


Grenzboten 1 1896 72
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[0577] Gin Kapitel von der Narrheit es auch manchmal Unruhe und Ärger genug kostet. Ist er dann am Ziele und wird von den andern bewundert und beneidet, dann kann das sogar die Wirkung haben, daß er in seiner eignen Achtung steigt, was ein unsägliches Wohlbehagen hervorbringt. Mancher freilich, der nach Früchten gesucht hat, überzeugt sich zu seinem Mißvergnügen, daß er mir Schalen in der Hand hält; aber viele andre siud mit solchen Schalen ganz zufrieden, sie freuen sich innig über das angenehme Äußere, womit sie die Natur nach der allgemeinen oder mich nur nach ihrer eignen Meinung ausgestattet hat, über den Rang, den Titel, den Orden, der ihnen zuteil geworden ist, über den vornehmen Umgang, den sie gefunden haben, und sie schreiben dergleichen eine sehr große Steigerung des Werth ihrer Persönlichkeit zu. Diese glückliche Gemütsverfassung ist das, was man Eitelkeit im engern Sinne nennt, und sie braucht nur in Worten oder Handlungen zum Ausdruck zu kommen, um die allbekannte Erscheinung des eiteln Narren zu enthüllen. Ein Tropfen von seinem Blute rinnt wohl auch in den Adern der sogenannten Bergfexen, die ihre Lebensaufgabe dnriu finden, die höchsten Spitzen in der kürzesten Zeit zu erklimmen. Zwar kann das Verlange», die körperliche Kraft und Gewandtheit, sowie den Mut und die Ausdauer, die dazu nötig sind, zu bethätige» und zu üben, an und für sich gewiß nicht als närrisch bezeichnet werden; da es aber hier für einen Zweck geschieht, der weder wissenschaftlicher, noch sittlicher, überhaupt nicht vernünftiger Art ist, so läßt sich den Bergfexen der Vorwurf der Narrheit nicht ersparen. Wer sie beobachtet hat, muß allerdings zugeben, daß sie dem Publikum gegenüber von ihren Großthaten wenig Aufhebens machen, sich also insoweit von Eitelkeit frei zeigen; aber in dem verhältnismäßig kleinen Kreise der Genossen von der Kraxlerznnft suchen sie die Befriedigung ihres Ehrgeizes; da werden sie eigentlich auch allem verstanden und nach Gebühr gewürdigt, und da sonnen sie sich in dem Ruhme, die kühnsten Bergsteiger zu sein, und nähren von diesem Ruhm ihr Selbstgefühl. Es mag ja auch vorkommen, daß einer oder der andre felbst auf diesen Ruhm keinen Wert legt; dann kann ihn nur das Motiv treiben, seinen Willen gegenüber unüberwindlich scheinenden elementaren Schwierig¬ keiten durchzusetzen und mit der Gefahr zu spielen. Denn um heilsame Gymnastik in ausreichendem Maße zu treiben, braucht er doch uicht lebensgefährliche Berg¬ besteigungen zu unternehmen. Und wie soll man dann sein Thun und Treibe» anders als närrisch nennen, wenn mau nicht gar annehmen soll, daß es sich um eine Gemütsstörnng handle? In der That wird man zu eiuer solchen Annahme bisweile» fast gewaltsam gedrängt. In einem Berichte, den ein Mitglied des deutsch-österreichischen Alpeuvereius im 24. Bande der Vereinszeitschrift über eine von ihm im August 1892 zuerst und ohne Führer unternommene Besteigung der bis dahin für unbezwinglich gehaltenen Nordwestwcmd des Groß-Venedigers er¬ stattet hat, heißt es wörtlich: „Ich war mir klar bewußt, daß ich die Gefahr zur vierten Potenz erhob, wenn ich nicht angeheilt und allein des Nachts ein verwickeltes Kluftnetz nach mächtigem Nenschneefall durchschritt." Dann weiter: „Den Pickel ließ ich unausgesetzt tastend vorgreifen und rechts und links bohren; das Knie hatte ich gebeugt, den Oberkörper fast horizontal gelegt, alle Nerven fieberhaft angespannt. Und wenn ich dann mit dem Bein dennoch plötzlich versank, ohne sogleich zu wissen, ob es das aufklaffende Grab sei, da Päckte mich das Grausen, als würde mir ein Spiraldraht durch mein Rückenmark gerissen — aber blitzschnell hatte ich mich mit breiten Armen aufs Antlitz geworfen, und leise tastend schob ich meinen Leib aus dem unheimlichen Rachen. Endlich kam es sanfter. Mögen sie mich übrigens nach Lust verketzern, die langweiligen Theoretiker und Moralisten Grenzboten 1 1896 72

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/577>, abgerufen am 01.09.2024.