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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Lin Kapitel von der Narrheit

vulvo sse äLsipors in looo, d. h. es ist ganz nett, am richtigen Orte einmal närrisch
zu sein. Es kommt mir darauf an, den richtigen Ort zu finden. Wo z. B. von
der Thätigkeit eines Menschen das Wohl und Wehe andrer abhängt, da ist die
Narrheit nicht angebracht. Darum müsse" sich die Fürsten und Herren vor ihr
hüten. Heutzutage kommt ihnen ja die Volksvertretung und die Presse, die ihre
Handlungen ans Schritt und Tritt bewachen, sehr dabei zu Hilfe. Aber in alter
Zeit, wo man diese wohlthätigen Einrichtungen noch nicht kannte, und die Herrscher
also ganz auf sich allein gestellt waren, hatten sie es nicht so leicht. Zwar konnten
sie sich verständige Männer zu Ratgebern wählen; aber das genügte nicht, es
mußten anch charaktervolle Männer sein, die sich nicht scheuten, dem Gebieter offen
und ehrlich die Wahrheit zu sagen, und das war schwer, weil es ungnädig aufge¬
nommen werden konnte, da die Wahrheit, wenn sie unangenehm ist, von niemand
gern gehört wird. Etwas andres ist es, wenn sie in der anmutigen Hülle des
Scherzes vorgetragen wird: das kann dem, der sich belehren lassen will, ebenso
gut Aufklärung geben und braucht ihn, wenn er überhaupt Spaß versteht, nicht zu
verletzen, weil er es äußerlich, als Spaß behandeln und den ernsten Kern für sich
im Stillen herausschälen kann. Darum sagt wieder Horaz: liiclsuclo ctiesre. vsrum
a.uiä vet^t? d. h. warum soll man nicht mit lachendem Munde gründlich die Wahr¬
heit sagen? Gewiß; in der Sache bleibt es sich gleich, die Form aber macht einen
gewaltigen Unterschied. Ans diese Erkenntnis ist die Einrichtung der Hofnarren
zurückzuführen, wie sie sich in alten Zeiten regelmäßig im Gefolge regierender Per¬
sönlichkeiten fanden. Sie waren nichts weniger als Narren, sondern im Gegenteil
Leute von sehr gesundem Urteil und praktischer Lebenserfahrung, die außerdem noch
Witz und Takt haben mußten. Denn sie hatten unter anderen die Aufgabe, deu
Narren zu spielen und dabei insbesondre in dem vergrößernden Spiegelbilde ihres
närrischen Gebahrens ihrem Herrn seine eigne Handlungsweise zu zeigen und ihn
dadurch auf Fehler aufmerksam zu machen. Das erforderte ohne Zweifel eine nicht
geringe geistige Befähigung, und so finden wir in der That, z. B. in den Shake-
spearischen Dramen, daß gerade die Narren oft die tiefsinnigsten Anschauungen des
Dichters vortragen und seine geistreichsten Gedanken aussprechen. Takt aber hatten
sie deshalb nötig, weil sie mit der menschlichen Schwäche und den Launen des Ge¬
bieters zu rechnen hatten, der leicht finden konnte, daß der Scherz zu weit ge¬
trieben sei, und das dann dem armen, ehrlichen Narren übel vergalt. Gerade des¬
halb aber mußte dieser bei allem Takt auch ein freimütiger, unerschrockner Mann
sein und durste sich bei einem Herrn von edler Sinnesart um so eher etwas
hercinsuehmeu, wen" er diesem in herzlicher Treue zugethan war. Beispiele von
solchen treue" Hofnarren siud aus der Geschichte verschiedne bekannt; es sei an
Kaiser Maximilians des Ersten Narren Kunz von der Rosen erinnert, von dem
Züge der rührendsten Liebe und Anhänglichkeit an seineu Herrn berichtet werden.

Diese Hofnarren waren also Narren aus Absicht und Beruf, freiwillige Nnrreu.
Seitdem sie aus der Mode gekommen sind, giebt es nur noch unfreiwillige, wie
solche zu alleu Zeiten auf Gottes Erdboden gewandelt sind und wahrscheinlich bis
ans Ende, der Tage wandeln werden. Die Narrheit stirbt nicht aus, heißt, es ja.

Das klassische Vorbild dieser unfreiwilligen Narren ist, die allbekannte Schöpfung
des spanischen Dichters Cervantes, der sinnreiche Junker Don Quixote de la Mancha.
Seine Narrheit besteht darin, daß er, der sich durch eifriges und anhaltendes Roman¬
lesen in den hohen, edeln Geist der alte" Nitterzeiteu versenkt und verliebt hat,
von diesem Geist erfüllt, in der ihn umgebenden gemeinen Wirklichkeit die Welt
seiner Ritterromane erkennt und sich dieser Anschauung gemäß in seiner Umgebung


Lin Kapitel von der Narrheit

vulvo sse äLsipors in looo, d. h. es ist ganz nett, am richtigen Orte einmal närrisch
zu sein. Es kommt mir darauf an, den richtigen Ort zu finden. Wo z. B. von
der Thätigkeit eines Menschen das Wohl und Wehe andrer abhängt, da ist die
Narrheit nicht angebracht. Darum müsse» sich die Fürsten und Herren vor ihr
hüten. Heutzutage kommt ihnen ja die Volksvertretung und die Presse, die ihre
Handlungen ans Schritt und Tritt bewachen, sehr dabei zu Hilfe. Aber in alter
Zeit, wo man diese wohlthätigen Einrichtungen noch nicht kannte, und die Herrscher
also ganz auf sich allein gestellt waren, hatten sie es nicht so leicht. Zwar konnten
sie sich verständige Männer zu Ratgebern wählen; aber das genügte nicht, es
mußten anch charaktervolle Männer sein, die sich nicht scheuten, dem Gebieter offen
und ehrlich die Wahrheit zu sagen, und das war schwer, weil es ungnädig aufge¬
nommen werden konnte, da die Wahrheit, wenn sie unangenehm ist, von niemand
gern gehört wird. Etwas andres ist es, wenn sie in der anmutigen Hülle des
Scherzes vorgetragen wird: das kann dem, der sich belehren lassen will, ebenso
gut Aufklärung geben und braucht ihn, wenn er überhaupt Spaß versteht, nicht zu
verletzen, weil er es äußerlich, als Spaß behandeln und den ernsten Kern für sich
im Stillen herausschälen kann. Darum sagt wieder Horaz: liiclsuclo ctiesre. vsrum
a.uiä vet^t? d. h. warum soll man nicht mit lachendem Munde gründlich die Wahr¬
heit sagen? Gewiß; in der Sache bleibt es sich gleich, die Form aber macht einen
gewaltigen Unterschied. Ans diese Erkenntnis ist die Einrichtung der Hofnarren
zurückzuführen, wie sie sich in alten Zeiten regelmäßig im Gefolge regierender Per¬
sönlichkeiten fanden. Sie waren nichts weniger als Narren, sondern im Gegenteil
Leute von sehr gesundem Urteil und praktischer Lebenserfahrung, die außerdem noch
Witz und Takt haben mußten. Denn sie hatten unter anderen die Aufgabe, deu
Narren zu spielen und dabei insbesondre in dem vergrößernden Spiegelbilde ihres
närrischen Gebahrens ihrem Herrn seine eigne Handlungsweise zu zeigen und ihn
dadurch auf Fehler aufmerksam zu machen. Das erforderte ohne Zweifel eine nicht
geringe geistige Befähigung, und so finden wir in der That, z. B. in den Shake-
spearischen Dramen, daß gerade die Narren oft die tiefsinnigsten Anschauungen des
Dichters vortragen und seine geistreichsten Gedanken aussprechen. Takt aber hatten
sie deshalb nötig, weil sie mit der menschlichen Schwäche und den Launen des Ge¬
bieters zu rechnen hatten, der leicht finden konnte, daß der Scherz zu weit ge¬
trieben sei, und das dann dem armen, ehrlichen Narren übel vergalt. Gerade des¬
halb aber mußte dieser bei allem Takt auch ein freimütiger, unerschrockner Mann
sein und durste sich bei einem Herrn von edler Sinnesart um so eher etwas
hercinsuehmeu, wen» er diesem in herzlicher Treue zugethan war. Beispiele von
solchen treue« Hofnarren siud aus der Geschichte verschiedne bekannt; es sei an
Kaiser Maximilians des Ersten Narren Kunz von der Rosen erinnert, von dem
Züge der rührendsten Liebe und Anhänglichkeit an seineu Herrn berichtet werden.

Diese Hofnarren waren also Narren aus Absicht und Beruf, freiwillige Nnrreu.
Seitdem sie aus der Mode gekommen sind, giebt es nur noch unfreiwillige, wie
solche zu alleu Zeiten auf Gottes Erdboden gewandelt sind und wahrscheinlich bis
ans Ende, der Tage wandeln werden. Die Narrheit stirbt nicht aus, heißt, es ja.

Das klassische Vorbild dieser unfreiwilligen Narren ist, die allbekannte Schöpfung
des spanischen Dichters Cervantes, der sinnreiche Junker Don Quixote de la Mancha.
Seine Narrheit besteht darin, daß er, der sich durch eifriges und anhaltendes Roman¬
lesen in den hohen, edeln Geist der alte» Nitterzeiteu versenkt und verliebt hat,
von diesem Geist erfüllt, in der ihn umgebenden gemeinen Wirklichkeit die Welt
seiner Ritterromane erkennt und sich dieser Anschauung gemäß in seiner Umgebung


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[0532] Lin Kapitel von der Narrheit vulvo sse äLsipors in looo, d. h. es ist ganz nett, am richtigen Orte einmal närrisch zu sein. Es kommt mir darauf an, den richtigen Ort zu finden. Wo z. B. von der Thätigkeit eines Menschen das Wohl und Wehe andrer abhängt, da ist die Narrheit nicht angebracht. Darum müsse» sich die Fürsten und Herren vor ihr hüten. Heutzutage kommt ihnen ja die Volksvertretung und die Presse, die ihre Handlungen ans Schritt und Tritt bewachen, sehr dabei zu Hilfe. Aber in alter Zeit, wo man diese wohlthätigen Einrichtungen noch nicht kannte, und die Herrscher also ganz auf sich allein gestellt waren, hatten sie es nicht so leicht. Zwar konnten sie sich verständige Männer zu Ratgebern wählen; aber das genügte nicht, es mußten anch charaktervolle Männer sein, die sich nicht scheuten, dem Gebieter offen und ehrlich die Wahrheit zu sagen, und das war schwer, weil es ungnädig aufge¬ nommen werden konnte, da die Wahrheit, wenn sie unangenehm ist, von niemand gern gehört wird. Etwas andres ist es, wenn sie in der anmutigen Hülle des Scherzes vorgetragen wird: das kann dem, der sich belehren lassen will, ebenso gut Aufklärung geben und braucht ihn, wenn er überhaupt Spaß versteht, nicht zu verletzen, weil er es äußerlich, als Spaß behandeln und den ernsten Kern für sich im Stillen herausschälen kann. Darum sagt wieder Horaz: liiclsuclo ctiesre. vsrum a.uiä vet^t? d. h. warum soll man nicht mit lachendem Munde gründlich die Wahr¬ heit sagen? Gewiß; in der Sache bleibt es sich gleich, die Form aber macht einen gewaltigen Unterschied. Ans diese Erkenntnis ist die Einrichtung der Hofnarren zurückzuführen, wie sie sich in alten Zeiten regelmäßig im Gefolge regierender Per¬ sönlichkeiten fanden. Sie waren nichts weniger als Narren, sondern im Gegenteil Leute von sehr gesundem Urteil und praktischer Lebenserfahrung, die außerdem noch Witz und Takt haben mußten. Denn sie hatten unter anderen die Aufgabe, deu Narren zu spielen und dabei insbesondre in dem vergrößernden Spiegelbilde ihres närrischen Gebahrens ihrem Herrn seine eigne Handlungsweise zu zeigen und ihn dadurch auf Fehler aufmerksam zu machen. Das erforderte ohne Zweifel eine nicht geringe geistige Befähigung, und so finden wir in der That, z. B. in den Shake- spearischen Dramen, daß gerade die Narren oft die tiefsinnigsten Anschauungen des Dichters vortragen und seine geistreichsten Gedanken aussprechen. Takt aber hatten sie deshalb nötig, weil sie mit der menschlichen Schwäche und den Launen des Ge¬ bieters zu rechnen hatten, der leicht finden konnte, daß der Scherz zu weit ge¬ trieben sei, und das dann dem armen, ehrlichen Narren übel vergalt. Gerade des¬ halb aber mußte dieser bei allem Takt auch ein freimütiger, unerschrockner Mann sein und durste sich bei einem Herrn von edler Sinnesart um so eher etwas hercinsuehmeu, wen» er diesem in herzlicher Treue zugethan war. Beispiele von solchen treue« Hofnarren siud aus der Geschichte verschiedne bekannt; es sei an Kaiser Maximilians des Ersten Narren Kunz von der Rosen erinnert, von dem Züge der rührendsten Liebe und Anhänglichkeit an seineu Herrn berichtet werden. Diese Hofnarren waren also Narren aus Absicht und Beruf, freiwillige Nnrreu. Seitdem sie aus der Mode gekommen sind, giebt es nur noch unfreiwillige, wie solche zu alleu Zeiten auf Gottes Erdboden gewandelt sind und wahrscheinlich bis ans Ende, der Tage wandeln werden. Die Narrheit stirbt nicht aus, heißt, es ja. Das klassische Vorbild dieser unfreiwilligen Narren ist, die allbekannte Schöpfung des spanischen Dichters Cervantes, der sinnreiche Junker Don Quixote de la Mancha. Seine Narrheit besteht darin, daß er, der sich durch eifriges und anhaltendes Roman¬ lesen in den hohen, edeln Geist der alte» Nitterzeiteu versenkt und verliebt hat, von diesem Geist erfüllt, in der ihn umgebenden gemeinen Wirklichkeit die Welt seiner Ritterromane erkennt und sich dieser Anschauung gemäß in seiner Umgebung

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/532>, abgerufen am 01.09.2024.