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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr.

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Wandlungen des Ich im Zeitenstrome

sagen lassen müssen, daß man "sehr edel" gehandelt, aber doch eigentlich eine Dumm¬
heit begangen habe, bei keinem Menschen wirksame Unterstützung finden, ohne An¬
schluß an jemand, ohne einen Pfennig Geld in der Tasche und ohne die geringste
Aussicht auf eine Existenz herumlaufen. Das alles indes hätte ich gern ertragen,
wenn ich allein gestanden hätte. Ich wurde unausgesetzt vou meinen Verwandten
bestürmt. Meine kränkliche Mutter hing ganz von mir ab. Sie betrachtete zudem
gleich den meisten Katholiken eine Trennung von der Hierarchie als einen Abfall
von Gott. Eine ihr mißfällige Entscheidung konnte sie aufs Krankenlager werfen,
Was dann anfangen? Ich mußte also zunächst eine relative Sicherheit suchen in
einer selbständigen Stellung. Ich erhielt die hiesige Kuratie. Das geistliche Amt
aber machte die Zusendung des Dekrets von meiner Erklärung abhängig, "daß ich
mich den Entscheidungen des Vatikcmums rückhaltlos unterwerfe." Unter dem Druck
der oben dargestellten Verhältnisse, hermetisch abgeschlossen von jeder sympathischen
Einwirkung, in einem an Unzurechnungsfähigkeit grenzenden Zustande der Ver¬
wirrung gab ich die verlangte Erklärung ab. Sie war eine Lüge. Ich habe es
mir nie verhehlt und habe sie bitter bereut. Es fehlte nicht an Material zu So¬
phismen, um die Lüge hinwegzudisputiren. Ich wußte, daß es den Breslauer
Herren nicht um meinen Glauben, sondern bloß um meine Unterschrist zu thun
sei. Ich wußte, daß in meiner nächsten Nähe mehrere Geistlichen die sogenannten
Adhäsionserkläruugeu unterschrieben hatten, ohne an die Unfehlbarkeit zu glauben;
daß die Protestbischöfe sich unterworfen und nach der Unterwerfung so wenig ge¬
glaubt haben als vorher, daß demnach "sich unterwerfen" und "glauben" im ultra¬
montanen Sprachgebrauch nicht identisch sind. Ich wußte, daß der Herr Fürst¬
bischof vou Breslau noch immer "sehr schlecht auf Rom zu sprechen" sei, und daß
darum seinem ultramontanen Sekretär "der Boden unter den Füßen brenne." Ich
durfte demnach hoffen, daß sich der genannte Herr noch zum Widerstande gegen
Rom ermannen werde; dann hätte meine Unterwerfung nichts andres als ein vor¬
läufiges Schweigen bedeutet. Aber ich habe das alles mir felbst gegenüber nicht
zur Beschönigung meines Fehltritts benutzt. Ich habe seitdem ein böses Gewissen
gehabt. "Und jetzt erst, nach beiläufig vier Jahren, riskirt Jentsch den offnen
Abfall von der Kirche; wahrscheinlich erscheint es ihm jetzt gefahrloser für die eigne
teure Person." Erstens giebt es jetzt eine kirchliche Organisation, der ich mich
""schließen kann, damals gab es keine. Zweitens ist jede Aussicht auf eine Reaktion
gegen Rom unter legaler Führung (legal im juridischen Sinne genommen; vor
dem Gewissen ist die gegenwärtige Führung gerechtfertigt) geschwunden. Drittens
ist es mir jetzt eher möglich als damals, die Existenz meiner Mutter zu sichern.
"Wahrscheinlich hat er bereits eine "altkatholische" Sinekure bei Herrn Reinkens
in Aussicht." Natürlich habe ich den altkatholischen Bischof, Herrn Reinkens, ersucht,
mir zu einer altkatholischen Pfarrei zu verhelfen. Was in aller Welt sonst sollte
denn ein Geistlicher thun, der nie einen andern Glauben als den altkatholischen
gehabt hat, wenn es altkatholische Pfarreien giebt? Ob ich eine erhalten werde,
weiß ich noch nicht; auch uicht, ob es im bejahende" Falle eine Sinekure sein wird.
Nur das weiß ich, daß meine hiesige Stelle eine Sinekure ist, daß fast alle
Stellen, die ich innegehabt habe, solche gewesen sind ^Liegnitz machte eine Aus¬
nahme^, daß unter alle" Qualen, die ich im Leben kennen gelernt, die Qual er-
zwungner Unthätigkeit die größte ist, und daß ich sehnlichst wünsche, mir mein Brot,
""statt wie bisher mit Müßiggang, endlich einmal mit ehrlicher Arbeit zu ver¬
dienen. "Unserm Gewissen und unsrer Mannesehre wäre eine solche Situation
unerträglich." Meinem auch; eben deswegen mache ich ihr ein Ende.


Wandlungen des Ich im Zeitenstrome

sagen lassen müssen, daß man „sehr edel" gehandelt, aber doch eigentlich eine Dumm¬
heit begangen habe, bei keinem Menschen wirksame Unterstützung finden, ohne An¬
schluß an jemand, ohne einen Pfennig Geld in der Tasche und ohne die geringste
Aussicht auf eine Existenz herumlaufen. Das alles indes hätte ich gern ertragen,
wenn ich allein gestanden hätte. Ich wurde unausgesetzt vou meinen Verwandten
bestürmt. Meine kränkliche Mutter hing ganz von mir ab. Sie betrachtete zudem
gleich den meisten Katholiken eine Trennung von der Hierarchie als einen Abfall
von Gott. Eine ihr mißfällige Entscheidung konnte sie aufs Krankenlager werfen,
Was dann anfangen? Ich mußte also zunächst eine relative Sicherheit suchen in
einer selbständigen Stellung. Ich erhielt die hiesige Kuratie. Das geistliche Amt
aber machte die Zusendung des Dekrets von meiner Erklärung abhängig, „daß ich
mich den Entscheidungen des Vatikcmums rückhaltlos unterwerfe." Unter dem Druck
der oben dargestellten Verhältnisse, hermetisch abgeschlossen von jeder sympathischen
Einwirkung, in einem an Unzurechnungsfähigkeit grenzenden Zustande der Ver¬
wirrung gab ich die verlangte Erklärung ab. Sie war eine Lüge. Ich habe es
mir nie verhehlt und habe sie bitter bereut. Es fehlte nicht an Material zu So¬
phismen, um die Lüge hinwegzudisputiren. Ich wußte, daß es den Breslauer
Herren nicht um meinen Glauben, sondern bloß um meine Unterschrist zu thun
sei. Ich wußte, daß in meiner nächsten Nähe mehrere Geistlichen die sogenannten
Adhäsionserkläruugeu unterschrieben hatten, ohne an die Unfehlbarkeit zu glauben;
daß die Protestbischöfe sich unterworfen und nach der Unterwerfung so wenig ge¬
glaubt haben als vorher, daß demnach „sich unterwerfen" und „glauben" im ultra¬
montanen Sprachgebrauch nicht identisch sind. Ich wußte, daß der Herr Fürst¬
bischof vou Breslau noch immer „sehr schlecht auf Rom zu sprechen" sei, und daß
darum seinem ultramontanen Sekretär „der Boden unter den Füßen brenne." Ich
durfte demnach hoffen, daß sich der genannte Herr noch zum Widerstande gegen
Rom ermannen werde; dann hätte meine Unterwerfung nichts andres als ein vor¬
läufiges Schweigen bedeutet. Aber ich habe das alles mir felbst gegenüber nicht
zur Beschönigung meines Fehltritts benutzt. Ich habe seitdem ein böses Gewissen
gehabt. „Und jetzt erst, nach beiläufig vier Jahren, riskirt Jentsch den offnen
Abfall von der Kirche; wahrscheinlich erscheint es ihm jetzt gefahrloser für die eigne
teure Person." Erstens giebt es jetzt eine kirchliche Organisation, der ich mich
««schließen kann, damals gab es keine. Zweitens ist jede Aussicht auf eine Reaktion
gegen Rom unter legaler Führung (legal im juridischen Sinne genommen; vor
dem Gewissen ist die gegenwärtige Führung gerechtfertigt) geschwunden. Drittens
ist es mir jetzt eher möglich als damals, die Existenz meiner Mutter zu sichern.
"Wahrscheinlich hat er bereits eine »altkatholische« Sinekure bei Herrn Reinkens
in Aussicht." Natürlich habe ich den altkatholischen Bischof, Herrn Reinkens, ersucht,
mir zu einer altkatholischen Pfarrei zu verhelfen. Was in aller Welt sonst sollte
denn ein Geistlicher thun, der nie einen andern Glauben als den altkatholischen
gehabt hat, wenn es altkatholische Pfarreien giebt? Ob ich eine erhalten werde,
weiß ich noch nicht; auch uicht, ob es im bejahende» Falle eine Sinekure sein wird.
Nur das weiß ich, daß meine hiesige Stelle eine Sinekure ist, daß fast alle
Stellen, die ich innegehabt habe, solche gewesen sind ^Liegnitz machte eine Aus¬
nahme^, daß unter alle» Qualen, die ich im Leben kennen gelernt, die Qual er-
zwungner Unthätigkeit die größte ist, und daß ich sehnlichst wünsche, mir mein Brot,
«"statt wie bisher mit Müßiggang, endlich einmal mit ehrlicher Arbeit zu ver¬
dienen. „Unserm Gewissen und unsrer Mannesehre wäre eine solche Situation
unerträglich." Meinem auch; eben deswegen mache ich ihr ein Ende.


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[0383] Wandlungen des Ich im Zeitenstrome sagen lassen müssen, daß man „sehr edel" gehandelt, aber doch eigentlich eine Dumm¬ heit begangen habe, bei keinem Menschen wirksame Unterstützung finden, ohne An¬ schluß an jemand, ohne einen Pfennig Geld in der Tasche und ohne die geringste Aussicht auf eine Existenz herumlaufen. Das alles indes hätte ich gern ertragen, wenn ich allein gestanden hätte. Ich wurde unausgesetzt vou meinen Verwandten bestürmt. Meine kränkliche Mutter hing ganz von mir ab. Sie betrachtete zudem gleich den meisten Katholiken eine Trennung von der Hierarchie als einen Abfall von Gott. Eine ihr mißfällige Entscheidung konnte sie aufs Krankenlager werfen, Was dann anfangen? Ich mußte also zunächst eine relative Sicherheit suchen in einer selbständigen Stellung. Ich erhielt die hiesige Kuratie. Das geistliche Amt aber machte die Zusendung des Dekrets von meiner Erklärung abhängig, „daß ich mich den Entscheidungen des Vatikcmums rückhaltlos unterwerfe." Unter dem Druck der oben dargestellten Verhältnisse, hermetisch abgeschlossen von jeder sympathischen Einwirkung, in einem an Unzurechnungsfähigkeit grenzenden Zustande der Ver¬ wirrung gab ich die verlangte Erklärung ab. Sie war eine Lüge. Ich habe es mir nie verhehlt und habe sie bitter bereut. Es fehlte nicht an Material zu So¬ phismen, um die Lüge hinwegzudisputiren. Ich wußte, daß es den Breslauer Herren nicht um meinen Glauben, sondern bloß um meine Unterschrist zu thun sei. Ich wußte, daß in meiner nächsten Nähe mehrere Geistlichen die sogenannten Adhäsionserkläruugeu unterschrieben hatten, ohne an die Unfehlbarkeit zu glauben; daß die Protestbischöfe sich unterworfen und nach der Unterwerfung so wenig ge¬ glaubt haben als vorher, daß demnach „sich unterwerfen" und „glauben" im ultra¬ montanen Sprachgebrauch nicht identisch sind. Ich wußte, daß der Herr Fürst¬ bischof vou Breslau noch immer „sehr schlecht auf Rom zu sprechen" sei, und daß darum seinem ultramontanen Sekretär „der Boden unter den Füßen brenne." Ich durfte demnach hoffen, daß sich der genannte Herr noch zum Widerstande gegen Rom ermannen werde; dann hätte meine Unterwerfung nichts andres als ein vor¬ läufiges Schweigen bedeutet. Aber ich habe das alles mir felbst gegenüber nicht zur Beschönigung meines Fehltritts benutzt. Ich habe seitdem ein böses Gewissen gehabt. „Und jetzt erst, nach beiläufig vier Jahren, riskirt Jentsch den offnen Abfall von der Kirche; wahrscheinlich erscheint es ihm jetzt gefahrloser für die eigne teure Person." Erstens giebt es jetzt eine kirchliche Organisation, der ich mich ««schließen kann, damals gab es keine. Zweitens ist jede Aussicht auf eine Reaktion gegen Rom unter legaler Führung (legal im juridischen Sinne genommen; vor dem Gewissen ist die gegenwärtige Führung gerechtfertigt) geschwunden. Drittens ist es mir jetzt eher möglich als damals, die Existenz meiner Mutter zu sichern. "Wahrscheinlich hat er bereits eine »altkatholische« Sinekure bei Herrn Reinkens in Aussicht." Natürlich habe ich den altkatholischen Bischof, Herrn Reinkens, ersucht, mir zu einer altkatholischen Pfarrei zu verhelfen. Was in aller Welt sonst sollte denn ein Geistlicher thun, der nie einen andern Glauben als den altkatholischen gehabt hat, wenn es altkatholische Pfarreien giebt? Ob ich eine erhalten werde, weiß ich noch nicht; auch uicht, ob es im bejahende» Falle eine Sinekure sein wird. Nur das weiß ich, daß meine hiesige Stelle eine Sinekure ist, daß fast alle Stellen, die ich innegehabt habe, solche gewesen sind ^Liegnitz machte eine Aus¬ nahme^, daß unter alle» Qualen, die ich im Leben kennen gelernt, die Qual er- zwungner Unthätigkeit die größte ist, und daß ich sehnlichst wünsche, mir mein Brot, «"statt wie bisher mit Müßiggang, endlich einmal mit ehrlicher Arbeit zu ver¬ dienen. „Unserm Gewissen und unsrer Mannesehre wäre eine solche Situation unerträglich." Meinem auch; eben deswegen mache ich ihr ein Ende.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_221645/383>, abgerufen am 01.09.2024.